Die Ilztalbahn ist eine 49,6 km lange Eisenbahnstrecke in Niederbayern zwischen Passau und der im Bayerischem Wald gelegenen Kreisstadt Freyung. Sie ist seit April 2005 stillgelegt, eine Entwidmung konnte mittels Veto durch den Freyunger Stadtrat jedoch abgewendet werden.
Verlauf
Die Ilztalbahn beginnt auf Gleis 1a, dem sogenannten Waidlergleis, des Passauer Hauptbahnhofs. Von dort führt sie nach Westen über die heutige Kursbuchstrecke 880, zweigt nach etwa einem Kilometer nach Norden ab und überquert auf einer Brücke unweit des Kachlet-Wasserkraftwerkes die Donau. Danach führt sie entlang der Ilz stetig nach Norden über Waldkirchen nach Freyung.
An ihr liegen die
Bahnhöfe und Haltepunkte
Bahnhöfe und Haltepunkte | Streckenkilometer | |
---|---|---|
Passau Hauptbahnhof | 0,0 | |
Tiefenbach (bei Passau) | 9,3 | |
Kalteneck | 20,3 | ehem. Abzweig nach Deggendorf |
Fürsteneck | 24,5 | |
Röhrnbach | 30,6 | |
Waldkirchen | 38,0 | ehem. Abzweig nach Haidmühle |
Freyung | 49,5 |
Bau
Erbaut wurde die am 13. Januar 1886 genehmigte Ilztalbahn von 1887 bis zum 15. Oktober 1892. Seit dem 6. Dezember 1890 konnte bereits das Teilstück bis Röhrnbach befahren werden. Ihre Errichtungskosten beliefen sich auf fast 6 Millionen Reichsmark. Sie war vor allem für den Transport von Granit und Holz gedacht. So verkehrten in den Anfangsjahren Personenzüge oft mit sogenannte Güterzüge mit Personenbeförderung (GmP), was zu einer Fahrzeit von bis zu drei Stunden führte.
Abzweig nach Haidmühle
Seit dem 15. Oktober 1910 zweigte in Waldkirchen die Strecke nach Haidmühle und weiter nach Böhmen zum Bahnknotenpunkt "Schwarzes Kreuz" (tschechisch: Černý Kříž) ab, was zur Folge hatte, dass kaum mehr durchgängige Züge Freyung mit Passau verbanden. Erst 1928 änderte sich der Fahrplan dahingehend, dass nun der Verkehr nach Freyung durchgängig war und nach Haidmühle ein Anschlusszug bestand.
Diese Strecke wurde 1976 zwischen Haidmühle und Jandelsbrunn, und 2001 zwischen Jandelsbrunn und Waldkirchen abgebaut.
Auf ihr wurde nach dem Rückbau der Adalbert Stifter-Radweg erbaut.
Abzweig nach Deggendorf
In Kalteneck zweigte eine Strecke in Richtung Deggendorf ab, wo sie Anschluss an die Bayerische Waldbahn hatte. Auch diese Strecke ist bis auf die Teilstrecke Hengersberg–Deggendorf stillgelegt und wurde 2005 demontiert . Im Frühjahr 2006 wurde auf dieser Trasse der Donauradweg eröffnet.
Während der Besetzung des Sudetenlandes 1938 kam der Verbindung nach Tschechien eine größere Bedeutung zu, und somit wurde der Abzweig nach Freyung gegenüber einer Direktverbindung Passau–Prachatitz zurückgestellt.
1945 bis 1979
Der 2. Weltkrieg ging auch an der Ilztalbahn nicht spurlos vorüber. Die Kachletbrücke war am 30. April 1945 gesprengt worden, sowie der Tunnel bei Tiefenbach eingestürzt. Seit dem 3. Februar 1947 konnte der Tunnel, und seit dem 29. April 1948 nach Reparatur der Brücke die gesamte Strecke befahren werden.
Durch die Auswirkungen des Eisernen Vorhangs sank die Bedeutung des Abzweiges Waldkirchen–Haidmühle schnell, so dass hier nur noch Pendelfahrten stattfanden und alle Züge von Passau nach Freyung fuhren. 1963 wurde auf der Strecke nach Haidmühle der Personenverkehr eingestellt.
Seit den 1960er Jahren verkehrten im Personenverkehr meist Schienenbusse. 1979 bei der Einführung der Urlauber-Expresse kam im Sommer sogar der Trans-Europ-Express von Dortmund nach Freyung.
Stillegung und Verfall
Von 1980 an wurde der Verkehr auf der Ilztalbahn dann Stück für Stück zurückgefahren. Der Sonntagsverkehr wurde eingestellt, sowie der Verkehr auf vier Zugpaare reduziert. Am 30. April 1982 schließlich wurde der Personenverkehr endgültig eingestellt. Als Begründung für die Stilllegung wurde der marode Zustand der Kachletbrücke über die Donau genannt. Diese Brücke wurde bis November 1982 für 3,6 Millionen DM sowie die weitere Strecke bis Kalteneck für weitere 1 Million DM saniert, da die Zahnradfabrik in Patriching bei Passau und die Bundeswehr in Freyung für ein weiterhin starkes Güteraufkommen sorgten.
Anschließend verkehrten bis 2002 nur noch Güterzüge, meist Panzertransporte der Bundeswehr (bis April 2001) sowie Gütertransporte der Wohnwagenfirma Knaus aus Jandelsbrunn und der oben erwähnten Zahnradfabrik. Im Personenverkehr kam es noch zu vereinzelten Sonderfahrten der Passauer Eisenbahnfreunde.
Diskussionen um Weiternutung
Hochwasserschäden im Jahr 2002 machten die Strecke unbefahrbar. Nach anfänglichen Plänen für eine Reaktivierung wurde am 31. März 2005 vom Eisenbahnbundesamt die Genehmigung zur Gesamtstilllegung erteilt. Mittlerweile haben die Anliegergemeinden im Landkreis Passau sowie der dortige Kreisrat und die Gemeinde Röhrnbach beschlossen, einen Radweg auf der Bahntrasse anzulegen, welcher die oben genannten Radwege ,,Adalbert-Stifert`` und ,,Donauradweg`` verbinden und verlängern würde.
Gegen diese Pläne gründete sich der Verein "Förderverein Ilztalbahn" , dessen Ziel eine Reaktivierung der Ilztalbahn sowie der Bau eines Radweges auf alternativer Trasse war. Dieser Verein sammelte innerhalb kurzer Zeit über 1.500 Unterschriften und 300 Mitglieder. Im Frühjahr 2006 legte er ein Betriebskonzept vor, welches einen Wochenendverkehr mit Fahrzeugen des Vereins Passauer Eisenbahnfreunde vorsah. Dieses Konzept wird derzeit auf Fördermöglichkeiten überprüft, da sich die Kosten einer Reaktivierung weit unter denen eines Radweges bewegen würden. Im Waldkirchener Stadtrat wurde mittlerweile im Haushaltsplan die Klausel, das bereitgestellte Geld für den Erwerb der Bahngrundstücke diene zur Errichtung eines Geh-und Radweges, zugunsten des bloßen Ankaufs der Strecke geändert, um alternative Handlungsoptionen offen zu halten.
Um diese Ziele durchzusetzten wurde in den Städten Freyung und Waldkirchen Unterschriften für ein Bürgerbegehren gestartet, welches die beiden Stadträte auffordert alles in ihrer Macht stehende zu tun eine Wiederinbetriebnahme der Ilztalbahn zu ermöglichen. Diese beiden Bürgerbegehren werden am 8. Oktober 2006 abgehalten.