Tunesien

Staat in Nordafrika
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Die Tunesische Republik ist ein Staat in Nordafrika, der im Norden und Osten an das Mittelmeer, im Westen an Algerien und im Süden an Libyen grenzt. Sein Name ist von dem Namen seiner Hauptstadt Tunis abgeleitet. Tunesien ist das östlichste der Maghreb-Länder. Die größte vorgelagerte Insel ist Djerba (514 km²).

Geographie

 
Mittelmeerküste bei Kelibia

Hauptartikel: Geographie Tunesiens

Tunesien ist das nördlichste Land Afrikas und nur 140 Kilometer von Sizilien entfernt. Es erstreckt sich zwischen dem Mittelmeer und der Sahara, zwischen 37° 20’ und 30° 10’ nördlicher Breite sowie zwischen 7° 30’ und 12° östlicher Länge. Die größte Nord-Süd-Ausdehnung zwischen Cap Blanc und der Grenzstation Bordj el Khadra beträgt rund 780 km, die größte Ost-West-Ausdehnung zwischen der Insel Djerba und Nefta etwa 380 km. Die Mittelmeerküste mißt ungefähr 1.300 km Länge.

 
Hochland bei Metlaoui in Zentraltunesien

Der Nordwesten Tunesiens wird vom Tell-Atlas bestimmt. Parallel zur Nordküste verlaufen von der algerischen Grenze bis zur Bucht von Bizerte die Gebirgszüge der Kroumirie (700-800 m Höhe). Daran schließt sich nordöstlich das Mogod-Bergland (300-400 m Höhe) an, welches zum Beispiel im Cap Blanc in einer meist steilen Felsküste ins Mittelmeer abfällt. Auf der dem Wind abgewandten Seite des Gebirges schließt sich das Talbecken des ganzjährig wasserführenden Medjerda an, dessen Unterlauf zur wichtigsten Agrarzone des Landes gehört.

Die Bergrücken der Dorsale verlaufen von Nordost (Cap Bon) nach Südwest mit dem höchsten Berg Tunesiens (Djebel Chambi, 1.544 m) in einer Länge von 220 km. Östlich der Dorsale entlang der Mittelmeerküste zwischen Hammamet und Skhira, Sousse und Sfax umschließend, liegt der Sahel (arabisch für "Ebene") genannte Küstenstreifen, der durch regenbringende Ostwinde sehr fruchtbar ist und unter anderem große Olivenbaumkulturen ermöglicht.

Südlich der Dorsale schließt sich die steppenhafte Schottsenke (Chott el Djerid, Salzsee) an, die noch weiter südlich in die Wüste Sahara mit dem Östlichen Großen Erg übergeht. Entlang des Mittelmeeres, etwa von Gafsa im Westen bis zur libyschen Grenze erstreckt sich die Djeffara-Ebene, welche durch das bis zu 600 m hohe Kalksteinplateau Dahar vom Erg getrennt ist und über sandige Flachküsten, Lagunen und vorgelagerte Inseln verfügt.

Klima

In Tunesien stoßen mediterranes und arides Klima aufeinander. Die Niederschläge nehmen von Nord nach Süd ab und von West nach Ost leicht zu. Es lassen sich unterscheiden der winterfeucht-sommertrockene Norden, die vom wechselhaften Klima bestimmte zentraltunesische Steppenregion mit heißen Sommern, kalten Wintern und abnehmenden Niederschlägen, die vom Meer beeinflusste Mittelmeerküste mit ausgeglichenerem Klima und das Wüstenklima südlich der Schotts.

Mit zunehmender Entfernung vom Mittelmeer weicht sein ausgleichender Einfluss einem kontinentalen Klima. Die Mitteltemperaturen liegen im Januar bei 10° C, im August bei 26° C (Tunis). Südlich des Atlas herrscht ganzjährig trockenheißes Wüstenrandklima mit sehr unregelmäßigen Niederschlägen. Die Temperaturen erreichen hier Maximalwerte bis 45° C. Die extremsten Unterschiede werden in der Sahara mit sommerlichen Temperaturen von 50° C und Bodenfrösten im Winter erreicht. Unerträgliche Hitze kann der in Tunesien Chehili genannte Saharawind Schirokko bringen.

Niederschläge fallen fast nur in den Wintermonaten und werden meistens von Tiefausläufern des weiter nördlich gelegenen Westwinddrifts herangeführt. Im Sommer liegt das gesamte Land im Bereich der subtropischen Hochdruckzone, welche die Tiefdruckgebiete der Westwinddrift um das Mittelmeer herumleitet. Jedoch kann es in Ausnahmefällen auch im Sommer zu heftigen Regenfällen kommen, die vorher ausgetrocknete Oueds (Wadi) in reißende Ströme verwandeln. Während im Norden die jährliche Niederschlagsmenge bei 500-1.000 mm an der Nordküste und 1.500 mm im Gebirge liegt und damit für einen erfolgreichen Regenfeldbau ausreicht, ist im Süden die Verdunstung stärker als die unregelmäßige Niederschlagsmenge von allenfalls 200 mm pro Jahr.

Flora und Fauna

An der Nordküste und im Atlasgebirge wächst mediterraner Laub- und Buschwald (Macchie) mit Steineichen, Korkeichen und Aleppokiefern, wo neben Kleinwild auch Wildschweine Nahrung finden. Zwischen 1990 und 2000 hat der Waldbestand um 0,2 % zugenommen. In den sich anschließenden südlichen Steppen leben Gazellen. In den Wüstengebieten kommen vor allem Heuschrecken, Skorpione, Schlangen und Bussarde vor.

Bevölkerung

 
Traditionell gekleidete Frau

siehe Tunesier (Araber, Berber und arabisierte Berber)

Zirka 98 % der Tunesier sind Araber und arabisierte Berber und 1,2 % Berber. Daneben gibt es Minderheiten von Franzosen, Italienern und Maltesern. Tunesien ist sehr ungleich besiedelt; 70 % der Einwohner leben im Norden des Landes, vor allem an der Küste. 67,4 % wohnen bereits in Städten. Obwohl das Bevölkerungswachstum (2003: 1,2 %) aufgrund intensiver Familienplanungskampagnen sinkt, lag 2003 der Anteil der Einwohner unter 15 Jahren noch bei 27,5 %. Tunesien gehört zu den wohlhabenderen Ländern Afrikas. Arbeitsgesetze bestehen bereits seit 1910; das Sozialversicherungssystem wird weiter ausgebaut. Die Arbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren gesunken (2004: 13,9 %). Die Inflationsrate lag 2004 bei 3,6 %. Das relativ gut entwickelte staatliche Gesundheitswesen versucht, das bestehende Stadt-Land-Gefälle abzubauen. Die Lebenserwartung lag 2003 bei 73 Jahren. Schulpflicht besteht vom 6. bis 14. Lebensjahr; etwa 17 % aller Männer und 37 % aller Frauen waren 2002 noch Analphabeten. Bereits 1674 wurde die Universität von Tunis gegründet.

Rund 300.000-500.000 Tunesier leben in Frankreich und sind wichtige Vertreter des Islam in Frankreich.

Religion

Der Islam ist in Tunesien Staatsreligion, etwa 99 % der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Die wenigen Christen (18.000, überwiegend Katholiken) sind meist europäischer Abstammung. Daneben gibt es rund 2.000 Juden im Land. Auf Djerba leben noch einige muslimische Kharidjiten.

Auf der Insel Djerba steht seit wahrscheinlich über 1.000 Jahren die Synagoge "La Ghriba". "La Ghriba" heißt übersetzt so viel wie "Die Bizarre". Der Legende nach ist sie eine der ältesten Synagogen des Judentums. Jedes Jahr, am 33. Tag nach dem Pessach-Fest (zeitgleich mit dem westkirchlichen Ostertermin), findet hier die größte jüdische Wallfahrt Nordafrikas statt. Zu dieser Wallfahrt werden Gläubige aus der ganzen Welt erwartet.

Sprache

Staatssprache ist Arabisch. Französisch wird als Handels- und Bildungssprache gebraucht. Als Umgangssprache wird in Tunesien überwiegend tunesisch-arabisch gesprochen, außer im Süden des Landes, wo noch in einigen Dörfern sowie auf der Insel Djerba berberische Dialekte benutzt werden.

Geschichte

 
Punische Stele in Karthago
 
Die Sidi-Oqba-Moschee von Kairouan, die älteste Moschee Tunesiens

Hauptartikel: Geschichte Tunesiens

Tunesien wurde im 1. Jahrtausend v. Chr. von Berbern bewohnt. Um 1100 v. Chr. landeten die Phönizier an der tunesischen Küste. Das von ihnen 814 v. Chr. gegründete Karthago entwickelte sich zum Zentrum eines mächtigen Handelsimperiums im westlichen Mittelmeer. Nachdem die Römer am Ende des Dritten Punischen Krieges (149-146 v. Chr.) Karthago zerstört hatten, wurde das Gebiet als Teil der römischen Provinz Africa neben Ägypten der bedeutendste Getreidelieferant Roms.

Die Völkerwanderung beendete die römische Herrschaft: Von 439 bis 534 n. Chr. bildete Tuneisen bis zu dessen Eroberung durch oströmische Truppen das Kerngebiet des Vandalenreiches und wurde dann für ein Jahrhundert Teil des Byzantinischen Reiches.

Von 647 an eroberten die Araber von Ägypten aus das Land und machten die 670 gegründete Stadt Kairouan zur Hauptstadt ihrer Provinz Ifriqiya (Afrika). Die einheimischen Berber, die hartnäckigen Widerstand leisteten, wurden unterworfen, der Islam und die arabische Sprache breiteten sich aus. Unter der Dynastie der Aghlabiden (800-909) entwickelte sich Tunesien zu einem Machtfaktor in Nordafrika: Die Herrschaft erstreckte sich auch auf Malta, Sizilien und Teile Unteritaliens.

Den Aghlabiden folgten die Fatimiden und schließlich die Ziriden, unter denen das Land von der Mitte des 11. Jh. an in Kämpfe mit Beduinenstämmen verwickelt war. Vom 12. bis 16. Jh. erlebte Tunesien unter der Herrschaft der Almohaden und Hafsiden eine neue Blütezeit durch Handel.

Nach jahrzehntelangen Auseinandersetzungen zwischen Spaniern und Osmanen um die Vorherrschaft in diesem Gebiet behielten schließlich 1574 mit Hilfe der verbündeten Korsaren die Osmanen die Oberhand. Das Land wurde als Teil des Osmanischen Reiches von Beys (Provinzstatthaltern) beherrscht. Die von Hussein ibn Ali (1705-1749) gegründete Dynastie der Husseiniden regierte bis 1957.

Im 19. Jh. führten die Öffnung des Landes gegenüber europäischen Einflüssen und der damit verbundene Rückgang der seit Jahrhunderten betriebenen Seeräuberei zur Zerrüttung der Staatsfinanzen und machten Tunesien immer mehr abhängig von den europäischen Mächten. 1881 wurde Tunesien zum französischen Protektorat erklärt. Nachdem das Land während des Zweiten Weltkrieges Schauplatz heftiger Kämpfe geworden war, gewährte Frankreich auf Druck der in der ersten Hälfte des 20. Jh. entstandenen "Liberalen Verfassungspartei" (Destour) am 1. Juni 1954 die innere Autonomie und 1956 die volle staatliche Unabhängigkeit.

siehe Liste der französischen Ministerresidenten, Generalresidenten und Hochkommissare

Der Bey nahm den Königstitel an, wurde jedoch schon 1957 von Habib Burgiba, dem aus jahrelanger französischer Haft entlassenen Führer der 1934 gegründeten Neo-Destour-Partei, zum Thronverzicht gezwungen. Tunesien wurde Republik, Burgiba Staatspräsident. Nach dem Zwischenfall von Bizerte zogen am 15 Okt. 1963 auch die letzten französischen Truppen ab. 1964 wurde der ausländische Grundbesitz im Sinne des "tuneischen Sozialismus" verstaatlicht. Habib Bourguiba entpuppte sich als westlich geprägter Visionär und führte mit der Staatsgründung sogleich das Frauenwahlrecht ein – als erstes arabisches Land überhaupt. Er forderte eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion, trennte die Gesetzgebung weitestgehend von der Scharia ab und übernahm bewusst große Teile der französischen Staats- und Verwaltungsstrukturen.

Seine autoritäre Herrschaft, unpopuläre Maßnahmen wie die Erhöhung der Brotpreise 1984, aber auch sein scharfes Vorgehen gegen islamische Fundamentalisten führten im November 1987 allerdings zu seiner Absetzung. Neuer Staatspräsident wurde General Zine el-Abidine Ben Ali, der durch soziale und politische Reformen (Demokratisierung des Wahlrechts 1994) den Zulauf zu den Fundamentalisten besonders aus den unteren und mittleren Schichten bremsen will. Sowohl unter Bourguiba als auch unter Ben Ali wurden mehrere Programme erwirkt, um die Beschäftigungsquote bei Frauen auf europäisches Niveau zu steigern (derzeit: 33 %), um die gesellschaftliche Gleichstellung stärker voranzutreiben. Das Land schloss zudem mit der Europäischen Union ein Assoziationsabkommen ab, das 2008 in Kraft treten wird und eine Sicherung von Grundrechten für die gesamte Bevölkerung voraussetzt.

Aus den Präsidentschaftswahlen am 24. Oktober 2004 ging Ben Ali mit 94,5 % der Stimmen als Sieger hervor. Er wurde damit für eine vierte fünfjährige Amtszeit gewählt. Eine Verfassungsänderung hatte 2002 die bisherige Beschränkung der Wiederwahl eines Präsidenten abgeschafft. Die Präsidentenpartei Rassemblement Constitutionnel Democratique (RCD) gewann bei den gleichzeitig ausgetragenen Paramentswahlen eine überragende Mehrheit in der Nationalversammlung. Die einzige echte Oppositionspartei Ettajdid beklagte allerdings verschiedene Formen der Benachteiligung und warf der Regierung Wahlfälschung vor. Die führende Oppositionspartei Parti Democratique Progressiste (PDP) hatte die Wahl von vornherein boykottiert und eine "Farce" genannt. Weitere wichtige Oppositionsparteien durften nicht teilnehmen, weil sie offiziell verboten sind. Unabhängige Wahlbeobachter wurden nicht zugelassen.

Politisches System

Gemäß der Verfassung von 1959, zuletzt geändert 2002, ist Tunesien eine Präsidialrepublik. Der direkt vom Volk für fünf Jahre gewählte Staatspräsident ist zugleich Oberbefehlshaber der Streitkräfte und ernennt den Ministerpräsidenten. Regionale Gouverneure und lokale Verwalter werden ebenfalls durch die Zentralregierung ernannt; beratende Bürgermeister und städtische Räte werden gewählt. Legislative ist die Nationalversammlung mit für fünf Jahre gewählten 189 Mitgliedern. Bei den Wahlen vom 24. Oktober 2004 entfielen davon 152 Sitze auf den Rassemblement Constitutionnel Democratique (RCD), auf die Mouvement des Democrates Socialistes (MDS) 14, die Parti de l'Unite Populaire (PUP) 11, die Union Democratique Unioniste (UDU) 7, die Mouvement de la Renovation Ettajdid (MR) 3 und die Parti Social-Liberal (PSL) 2 Sitze. Das politische Leben wird fast vollständig vom RCD beherrscht. Er war 25 Jahre lang auch die einzig zugelassene Partei.

Die Justizgewalt ist unabhängig, reagiert aber auf Empfehlungen der Exekutive, besonders in politischen Fällen. Sie orientiert sich am französischen Vorbild, bezieht aber auch islamisches Recht mit ein. Es gibt verschiedene beratende Körperschaften: Staatsrat, Sozial- und Wirtschaftsrat, Konstitutionsrat und den höheren islamischen Rat.

siehe Mitgliedschaft Tunesiens in internationalen Organisationen

Militär

Tunesien verfügt nur über ein schwaches Militärwesen, das überwiegend mit der Überwachung der Grenzen des Landes betraut ist. Als Absicherung des Landes gilt ein Abkommen mit Frankreich, Tunesien in einem Angriffsfall zu verteidigen. Diese Verfahrensweise entstand aus der Einschätzung, dass Tunesiens Hauptbedrohung im Inland liege. Tunesien verfügt über ein sehr gut ausgebautes Netz aus regionalen Polizeibehörden und polizeilichen Sondereinheiten, die direkt dem Innenministerium unterstellt sind: ein Kennzeichen dafür, dass Tunesien ein Polizeistaat ist. Tunesiens offene, europäisch orientierte Politik und die auf Tourismus fixierte Wirtschaft sind vielen Islamisten ein Dorn im Auge und bereits Ziel eines islamistischen Anschlages auf Djerba gewesen.

Menschenrechte

Menschenrechtsaktivisten beklagen weiter die politische Repression in Tunesien. Ein Bericht von Human Rights Watch (HRW) warf der Regierung im Juli 2004 unmenschliche Behandlung zahlreicher politischer Gefangener vor: Vierzig unter ihnen, ausnahmslos Islamisten, die keinerlei Gewalttaten begangen hätten, würden zum Teil seit Jahren in Isolationshaft gehalten. Seit 1991 die Tunesische Menschenrechtsliga (LTDH) einen einzigen Gefängnisbesuch machen durfte, wurde keiner unabhängigen Menschenrechtsorganisation der Zugang zu den Haftanstalten gewährt. Die Regierung reagierte auf den Bericht mit einer Einladung an den HRW und dem Versprechen, keinen Häftling länger als zehn Tage in Einzelhaft zu halten. Am 13. März 2005 starb der regimekritische Journalist Zouhair Yahyaoui, der die satirische Internetzeitschrift TuneZine gegründet hatte, überraschend im Alter von 36 Jahren an einem Herzinfarkt. Er war 2002 zu 18 Monaten Haft verurteilt worden, weil er angeblich "falsche Informationen verbreitet" hätte, war mehrmals in Hungerstreik getreten und soll gefoltert worden sein. Tunesien hat ein ausgereiftes System für Internetzensur aufgebaut. Vertreter internationaler NGOs berichteten von zahlreichen Übergriffen der Geheimpolizei während des World Summit on Information Society 2005 in Tunis. So seien beispielsweise Veranstaltungen gestört, Räumlichkeiten blockiert und Teilnehmer von NGO-Treffen ausgesperrt worden.

Verwaltungsgliederung

Tunesien ist in 24 Gouvernorate gegliedert, deren geographische Größe ihrer Einwohnerzahl angepasst ist:

Tunis تونس (Tunes), Ariana أريانة (Ariana), Ben Arous بن عروس (Ben 'Arus), Manouba منوبة (Mannuba), Beja باجة (Bescha)
Jendouba جندوبة (Tschenduba) / Tabarka, Le Kef الكاف (El-Kef), Siliana سليانة (Siliena), Bizerte بنزرت (Bisert), Nabeul, نابل (Naböl)
Zaghouan زغوان (Saghuan), Gafsa قفصة (Gafsa), Kairouan القيروان (Qruen), Kasserine القصرين (Gassrin)
Mahdia المهدية (Mehdia), Monastir المنستير (Monastir), Sfax صفاقس (Sfax), Sidi Bou Zid سيدي بوزيد (Sidi Bu Zid)
Sousse سوسة (Suss), Gabès قابس (Gebess), Kebili قبلي (Qibili), Medenine مدنين (Mednin), Tataouine تطاوين (Tatauin)
Tozeur توزر (Tuzer)

Wirtschaft

Allgemeines

Das hohe BIP-Wachstum der Vorjahre (2003: 5,6 %), das im wesentlichen auf den Agrarsektor und eine Rekordernte zurückzuführen gewesen war, hielt nicht an. Ausländische Invesitionen gingen unter anderem aufgrund von Korruption dramatisch zurück (2003: - 35,6 %). Zwischen 1999 und 2002 lag der Anteil der Staatsausgaben für das Gesundheitswesen bei 6 %, für das Bildungswesen bei 20 % und für das Militär bei 5 %.

Landwirtschaft

Etwa 50 % der Landesfläche werden für intensive Landwirtschaft genutzt. 16,3 % der Beschäftigten arbeiten 2004 in der Landwirtschaft, die 2003 einen Anteil von 12 % am BIP ausmacht. Im nördlichen Landesteil werden vor allem Getreide (Weizen, Gerste), Zitrusfrüchte und Gemüse angebaut sowie Rinder gehalten. Charakteristisch sind die ausgedehnten Olivenkulturen; Tunesien ist einer der bedeutendsten Exporteure von Olivenöl. Bedeutend ist auch der Weinbau. Im Süden gibt es vereinzelt Oasenwirtschaft und extensive Viehzucht (Schafe, Ziegen).

Bodenschätze, Energie, Industrie

Die wichtigsten Bodenschätze sind Erdöl und Erdgas sowie Phosphate, die in zunehmendem Maße zu Phosphorsäure und Düngemitteln verarbeitet werden. Die Energieversorgung beruht auf den heimischen Brennstoffen. Führende Industriezweige sind die Textil- und Lederbranche, Nahrungs- und Genußmittelindustrie sowie chemische Industrie. Der Industriesektor machte 2003 28 % am BIP aus und 34,4 % aller Erwerbstätigen sind hier beschäftigt.

Verkehr, Tourismus

Das Straßennetz (rund 29.000 km) ist zu 60 % befestigt und konzentriert sich wie das Eisenbahnnetz (2.200 km) auf den Norden. Internationale Flughäfen liegen bei Tunis, Al Munastir (Monastir) und auf der Insel Djerba. Der Tourismus hat sich seit Anfang der 70er Jahre zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt. Jährlich rund 4 Mio. vor allem Auslandsgäste suchen in den Küstenorten wie Hammamet, Nabeul, Sousse und Port El-Kantaoui, Monastir) sowie der Insel Djerba Erholung. Von hier aus werden die Wüste Sahara im Süden erkundet oder archäologische Fundstellen wie Karthago, nahe der im Norden des Landes gelegenen Hauptstadt Tunis, besichtigt. 49,4 % aller Erwerbstätigen sind im Dienstleistungssektor beschäftigt, der 60 % am BIP ausmacht.

Handel

Eingeführt wurden 2004 Waren im Wert von insgesamt 11,6 Mrd. US-$, und zwar zu 32 % Konsumgüter, 31 % Roh- und Halbwaren, 21 % Maschinen, 9 % Ölprodukte und 6 % Lebensmittel zu 25 % aus Frankreich, 19 % Italien, 9 % Deutschland, 5 % Spanien, 3 % Libyen, 3 % Belgien und 3 % den USA.

Exportprodukte waren 2004 Waren im Wert von insgesamt 9 Mrd. US-$, und zwar zu 37 % Textilien, Schuhe und Strickwaren, 5 % Öl und 4 % elektrische Leitungen und Kabel zu 33 % nach Frankreich, 25 % Italien, 9 % Deutschland, 6 % Spanien, 4 % Libyen und 3 % Belgien.

Kultur

Tunesien ist bekannt für die große Zahl der erhaltenen römischen Mosaiken. Die bedeutendsten archäologischen Fundstücke werden im Museum Le Bardo aufbewahrt. In Tunesien befindet sich El Djem, das besterhaltene römische Amphitheater. Es hat ein Fassungsvermögen von 45.000 Zuschauern und wird noch heute für Konzerte genutzt.

Da Tunesien über die Jahrhunderte mehrere Einwanderungswellen aus Arabien, Spanien, Frankreich, der Türkei, Westafrika, den Berber-Reichen und sogar aus Skandinavien erlebte, unterscheiden sich die Tunesier in ihrem Aussehen und Kulturleben etwas von anderen arabischen Kulturnationen, wie z.B. Saudi-Arabien, Jemen oder Libyen. Dies äußert sich im Stadtbild (z.B. Place de Barcelone in Tunis oder besonders das andalusische Viertel Sidi Bou Said, Straßenbeschilderungen und Geschäftsschilder sind meistens auf französisch), in der Töpferei- und Keramikkunst (z.B. in Nabeul), zahlreichen Bauten verschiedenster Epochen (z.B. das Fort im Golf von Hammamet), der tunesischen Küche (z. B. Baguette, Frommage, Croissant sowie einigen Berbergerichten und dem beliebten "Makkarona" aus Italien).

Musik

Tunesien ist vor allem bekannt für die Musikrichtung des Malouf, welche andalusische Flüchtlinge nach der spanischen Eroberung im 15. Jahrhundert mitbrachten. Malouf wird von kleinen Orchestern gespielt, bestehend aus Violine, Trommel, Sitar und Laute (Oud). Modernes Malouf hat einige Elemente der Berber-Musik im Rhythmus. Baron Erlanger ist eine wichtige Figur der modernen tunesischen Musik. Er sammelte die Regeln und Geschichte des Malouf, welches 6 Bände füllte, und gründete eine Rachidija, ein wichtiges Konservatorium, welches heute noch genutzt wird.

Zu den Künstlern des 20. Jahrhunderts zählen Anouar Brahem, ein Oud-Spieler; El Azifet, ein seltenes reines Frauen-Orchester; Khemais Tarnane; Raoul Journou; Saliha; Saleh Mehdi; Ali Riahi; Hedi Jouini sowie Fethia Khairi.

Bekannte Musikinstrumente sind unter anderem die Darbouka (Trommel), welche man in Tunesien eigentlich in jedem Haushalt findet.

Kunsthandwerk

Teppiche, Webereien, Trachten, Lederverarbeitung, Holzverarbeitung, Metallverarbeitung (Schmieden,Kupfer), Schmuck, Korallen, Silber, Keramik, Töpferei, Glas, Mosaiken, Korbwaren aus Halfagras etc.

Sport

Tunesien ist besonders bekannt für:

Feiertage

Feiertage
Datum Deutscher Name Lokaler Name Bemerkung
1. Januar Neujahr السنة الجديدة  
20. März Unabhängigkeitstag عيد الإستقلال Gedenktag an den 20. März 1956
21. März Tag der Jugend عيد الشباب  
9. April Tag der Märtyrer عيد الشهداء Gedenktag des vergossenen Blutes der Märtyrer des 9. April 1938
1. Mai Tag der Arbeit عيد الشغل Internationaler Tag der Arbeit
25. Juli Tag der Republik عيد الجمهورية Gedenktag der Erklärung der Republik am 25. Juli 1957
13. August Nationaler Tag der Frau   Célébration de la promulgation du code du statut personnel durch Habib Bourguiba
7. November Tag der Erneuerung   Erinnerung an den Wechsel des 7. November 1987

Siehe auch

Commons: Tunesien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Tunesien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen


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