Harald Juhnke
Harald Juhnke (* 10. Juni 1929 in Berlin-Wedding; † 1. April 2005 in Rüdersdorf bei Berlin; eigentlich Harry Heinz Herbert Juhnke) war ein deutscher Entertainer, Film- und Bühnenschauspieler. Der Publikumsliebling galt als eines der letzten großen Berliner Originale. Schlagzeilen machte er mit seiner jahrzehntelangen Alkoholkrankheit.
Karriere
Juhnke wurde als Sohn eines Polizeibeamten geboren, seine Mutter stammte aus einer Bäckerfamilie. Er wuchs in einer Mietskaserne im Arbeiterbezirk Wedding in Berlin auf.
1948 trat er in Berlin erstmals auf einer Bühne auf. 1950 engagierte ihn das Theater Neustrelitz, dann die Freie Volksbühne Berlin. In den 1950er und 1960er Jahren wurde er als Filmschauspieler bekannt. Man engagierte ihn als jugendlichen Liebhaber oder als lustigen Berliner. Er selbst maß diesen Filmen keine allzu große Bedeutung bei:
- „Wenn das Telefon klingelte und irgend eine halbseidene Figur bot mir eine Filmrolle an, interessierten mich in den fünfziger Jahren nur drei Fragen: Wie hoch ist die Gage für den Quatsch? Wie hübsch sind meine Partnerinnen? Wo wird der Heuler heruntergespult, wie sonnig ist es dort?“ (Harald Juhnke: "Meine sieben Leben", 1998, S.182)
Zwischen 1952 und 1994 war Juhnke in der Synchronisation tätig. So synchronisierte er Marlon Brando (u.a. in Die Faust im Nacken, Morituri oder Sayonara), Charles Bronson (Ein Mann ohne Furcht), Peter Falk (Eine Leiche zum Dessert) und Peter Sellers (Der rosarote Panther).
Ab 1977 trat er verstärkt im Fernsehen auf: Zunächst mit Grit Böttcher in der ZDF-Serie Ein verrücktes Paar, dann mit Eddie Arent in der Sketchserie Harald und Eddie, später moderierte er im ZDF die Sendung Musik ist Trumpf. Letztere erreichte bis zu 30 Millionen Zuschauer. Als Showmaster eiferte er in Smoking und Lackschuhen seinem Vorbild Frank Sinatra nach. Sein populärstes Lied war eine deutsche Version von My Way.
Ab 1985 übernahm er die Rolle des Trödelhändlers Ottmar Kinkel in der seit 1977 laufenden TV-Vorabendserie Drei Damen vom Grill.
1992 hatte er ein Comeback als Filmschauspieler. In den Filmen Schtonk!, Der Papagei und Der Hauptmann von Köpenick glänzte er in Charakterrollen und erwarb sich bei den Kritikern großes Lob. 1995 spielte er die Hauptrolle im Film Der Trinker nach Hans Fallada. Darin arbeitete er seine eigene Alkoholerkrankung auf.
Privatleben
Die Öffentlichkeit nahm an seinem in der Boulevardpresse breitgetretenen Kampf gegen den Alkohol regen Anteil. Sein Alkoholkonsum wurde 1959 erstmals öffentlich. Juhnke war wegen Trunkenheit am Steuer, Widerstandes gegen die Staatsgewalt, Körperverletzung und Beleidigung zu sieben Monaten Gefängnis ohne Bewährung verurteilt worden. Nach vier Monaten wurde er wegen guter Führung entlassen. Auf einen Führerschein verzichtete er fortan. Es kam seither immer wieder zu schweren Alkoholabstürzen, die seine Phasen mit phänomenalen Erfolgen oft unterbrachen, zu Regressforderungen seiner Arbeitgeber führten und die Engagements des "Mannes für alle Fälle". wie er sich selbst stilisierte, gefährdeten oder beendeten. Sein letzter Absturz im Jahr 2001 - er wurde in einem Hotel in Wien gefunden - führte dazu, dass er am Korsakow-Syndrom erkrankte und daher ab Dezember 2001 im Pflegeheim Katharinenhof für Demenzkranke in Fredersdorf (Brandenburg) lebte.
Juhnke war in erster Ehe mit der Schauspielerin und Tänzerin Sybil Werden verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Kinder: Tochter Barbara (1953-1955) und Sohn Peer (* 1956) (der seit 2002 Doktor der Medizin und Chirurg in München ist). Die Ehe ging 1962 auseinander. Von 1963 bis 1971 war er mit Chariklia Baxevanos liiert. Am 8. April 1971 heiratete Juhnke die Schauspielerin Susanne Hsiao. Sie ist die Tochter eines chinesischen Gastronomen und einer Ostpreußin. 1972 wurde Sohn Oliver Marlon geboren.
Ende Februar 2005 wurde Harald Juhnke mit akutem Flüssigkeitsverlust in das Krankenhaus Rüdersdorf bei Berlin eingeliefert und musste künstlich ernährt werden. Am 1. April 2005 starb der Schauspieler im Alter von 75 Jahren an den Folgen seiner Krankheit. Nach einer Trauerfeier in der Berliner Gedächtniskirche wurde er am 9. April 2005 auf dem Waldfriedhof Dahlem beigesetzt. Der Ruhe und Bescheidenheit des Friedfhofs entsprechend fand die Beisetzung des vielleicht letzten großen „Berliner Originals“ im engsten Familienkreis statt. Der Löwenanteil der 800 Gäste, die zuvor in der Gedächtniskirche mit Trauerreden unter anderem des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit und des TV-Moderators Thomas Gottschalk Abschied von Juhnke genommen hatten, blieb von der Beisetzung ausgeschlossen.
Zu Ehren Juhnkes wurde am 23. Oktober 2005 im Berliner Stadtteil Wedding in der Fordoner Straße ein Gedenkstein enthüllt. Der Gedenkstein ist 1,70 m hoch und zeigt ein Relief des Schauspielers. Entworfen wurde er von der Bildhauerin Elke Stielow.
Diskografie
- 1962 - „Die Dame mit dem giftgrünen Schleier“ / „Der schwarze Joe aus Idaho“
- 1962 - „Mr. Brown Madison“ / „Was nützt das schlechte Leben“
- 1962 - „Eine schöner als die andere“ / „Die Dolly von den Folies Bergère“
- 1963 - „Was mir an Paris so gefällt" / „Ach lass' doch bloß den blonden Pianisten“
- 1964 - „Ich versetze Berge"/ „Mich nennen alle Frauen Casanova“
- 1968 - „Mit beiden Händen in den Taschen“
- 1976 - „Aber vor allem würde ich trinken!“ Harald Juhnke singt Lieder von Carl M. Bellman
- 1979 - „Ein Mann für alle Fälle“ (Zwölf Lieder mit dem Fernsehstar)
- 1979 - „Wir Männer sind wirklich das Letzte“ / "Zwei linke Hände"
- 1981 - „Harald Juhnke“
- 1982 - „Schuld sind nur die Frau'n“
- 1983 - „Goodbye Madame“
- 1984 - „Das gibt es nur bei Mutti" / "Ich wünsch' euch eine gute Nacht“
- 1984 - Harald Juhnke & Dalida: „Nein, zärtlich bist du nicht“
- 1987 - „Ick liebe dir, ick liebe dich, ick lieb' euch alle beede“
- 1989 - „Barfuß oder Lackschuh“ / „Eine Nacht mit einem Fremden“
- 1989 - Harald Juhnke & Veronika Fischer: „Barfuß oder Lackschuh“ / „Darum liebe ich dich so“
- 1998 - „His Way“ – Juhnke singt Sinatra
- 1998 - „Manchmal ein Clown sein“
- 2005 - „Unvergesslich“ - Die 20 besten Lieder von Harald
Filmografie
- 1950 Drei Mädchen spinnen / Komplott auf Erlenhof
- 1953 Die blaue Stunde
- 1953 Die Stärkere
- 1953 Wenn am Sonntagabend die Dorfmusik spielt
- 1953 Das tanzende Herz
- 1953 Schlagerparade
- 1954 Gitarren der Liebe
- 1955 Oberarzt Dr. Solm
- 1955 Heldentum nach Ladenschluss
- 1955 Wie werde ich Filmstar?
- 1955 Wunschkonzert
- 1955 Wenn die Alpenrosen blüh'n
- 1955 Der Frontgockel
- 1955 Parole Heimat
- 1955 Ihr Leibregiment
- 1956 IA in Oberbayern
- 1956 Der Glockengießer von Tirol
- 1956 Kann ein Mann sooo treu sein
- 1957 Jede Nacht in einem anderen Bett
- 1957 Tolle Nacht
- 1957 Unter Palmen am blauen Meer
- 1957 Der tolle Bomberg
- 1957 Mit Rosen fängt die Liebe an
- 1957 Gruß und Kuss vom Tegernsee
- 1957 Almenrausch und Edelweiß
- 1958 Die grünen Teufel von Monte Cassino
- 1958 Bühne frei für Marika
- 1958 U 47 - Kapitänleutnant Prien
- 1958 Piefke, der Schrecken der Kompanie
- 1958 Wenn Mädchen in's Manöver zieh'n / Zauber der Montur
- 1959 Skandal um Dodo
- 1959 Hula-Hopp, Conny
- 1959 La Paloma
- 1959 Tausend Sterne leuchten
- 1959 Bei der blonden Kathrein
- 1959 Mein Schatz, komm mit ans blaue Meer
- 1960 Das hab ich in Paris gelernt
- 1960 Schick deiner Frau nicht rote Rosen
- 1960 Der letzte Zeuge
- 1961 Schön ist die Liebe am Königssee
- 1961 Davon träumen alle Mädchen
- 1961 Am Sonntag will mein Süßer mit mir segeln geh'n
- 1961 Isola Bella
- 1961 So liebt und küsst man in Tirol
- 1962 Der verkaufte Großvater
- 1962 So toll wie anno dazumal
- 1962 Das Testament des Dr. Mabuse
- 1962 Ohne Krimi geht die Mimi nie ins Bett
- 1963 Allotria in Zell am See
- 1964 Die goldene Göttin vom Rio Beni
- 1964 Die drei Scheinheiligen
- 1965 Das Geheimnis der drei Dschunken
- 1965 Die letzten Drei der Albatros
- 1966 Der Mörder mit dem Seidenschal
- 1969 Die Lümmel von der ersten Bank - Pepe, der Paukerschreck
- 1969 Klein Erna auf dem Jungfernstieg
- 1969 Die Lümmel von der ersten Bank - Hurra, die Schule brennt
- 1969 Ludwig auf Freiersfüßen
- 1973 Mit der Liebe spielt man nicht
- 1974 Auch ich war nur ein mittelmäßiger Schüler
- 1977 Ein verrücktes Paar (TV-Serie, bis 1980)
- 1978 Café Wernicke (TV-Serie)
- 1978 Ein Mann will nach oben (TV-Serie)
- 1978 Ein Mann für alle Fälle (mini TV Serie)
- 1979 Musik ist Trumpf (TV-Serie, bis 1981)
- 1984 Sigi der Straßenfeger
- 1985 Drei Damen vom Grill (TV-Serie)
- 1987 Harald und Eddi (TV Serie)
- 1988 Drei Damen vom Grill (TV-Serie, bis 1992)
- 1989 Jenseits von Blau
- 1990 Die Hallo-Sisters
- 1992 Der Papagei
- 1992 Schtonk!
- 1994 Zwei alte Hasen (TV-Serie)
- 1994 Des Kaisers neue Kleider
- 1994 Alles auf Anfang
- 1995 Der Trinker
- 1997 Gespräch mit dem Bett
- 1997 Der Hauptmann von Köpenick (TV-Film)
- 1997 Klinik unter Palmen (TV-Serie)
- 2000 Vor Sonnenuntergang
Auszeichnungen
- 1978 - Goldener Vorhang des Theaterclubs Berlin
- 1980 - Goldene Kamera der Zeitschrift Hörzu
- 1990 - Goldene Europa - Ehrung als „Entertainer der 80er und 90er Jahre“
- 1992 - Deutscher Filmpreis
- 1992 - Bambi des Zeitschriftenverlags Burda
- 1993 - Ernst-Lubitsch-Preis für die Rolle des Ressortleiters Kummer im Film Schtonk!
- 1993 - Bayerischer Fernsehpreis für die Rolle des Stricker im Film Der Papagei
- 1993 - Karl-Valentin-Orden
- 1993 - Romy (ORF) - Ehrung der beliebtesten Fernsehstars des Jahres
- 1995 - Kritikerpreis der Berliner Zeitung für das Gesamtwerk
- 1996 - Goldene Kamera der Zeitschrift Hörzu
- 1997 - Telestar 96 (ARD / ZDF) für das Lebenswerk
- 1998 - Goldener Löwe (RTL)
- 2000 - Goldene Kamera (Hörzu)
Literatur
- Harald Juhnke, Inge Dombrowski: Die Kunst, ein Mensch zu sein – Erinnerungen. Herbig-Verlag, München 1980. ISBN 3-7766-1043-3
- Harald Juhnke, Willibald Eser : Was ich Ihnen noch sagen wollte... Herold-Verlag, A - 1080 Wien, Strozzigasse, 1974 und auch im Heyne-Verlag, München 1994. ISBN 3-453-08020-3
- Harald Juhnke, Harald Wieser: Meine sieben Leben. Rowohlt-Verlag, Reinbek bei Hamburg 1998. ISBN 3-498-03331-X
- Susanne Juhnke, Beate Wedekind: In guten und in schlechten Tagen. Droemer-Verlag, München 2003. ISBN 3-426-27305-5
Weblinks
- Harald Juhnke Gedenkbuch
- Harald Juhnke Fanpage [Noch im Aufbau]
- Onlinekondolenzbuch für Harald Juhnke
Personendaten | |
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NAME | Juhnke, Harald |
ALTERNATIVNAMEN | Juhnke, Harry Heinz Herbert [wirkl. Name] |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Entertainer, Film- und Bühnenschauspieler |
GEBURTSDATUM | 10. Juni 1929 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 1. April 2005 |
STERBEORT | Rüdersdorf bei Berlin |