Dativ

Fall
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Der Dativ (v. lat.: datum = Gegebenes) gehört in der Grammatik zu den Kasus (dt. Fälle). Er bezeichnet in indogermanischen, weiterhin synthetischen Sprachen das indirekte Objekt. Er kann darüber hinaus weitere Funktionen haben. Der Dativ heißt in der deutschen Grammatik auch 3. Fall oder Wemfall.

Dativ als indirektes Objekt

Der Dativ wird von einigen Verben (jemandem helfen), Adjektiven (jemandem treu sein) und Präpositionen (aus dem Haus) verlangt.

Die wichtigsten und am häufigsten gebrauchten Verben in der deutschen Sprache, die den Dativ verlangen, lassen sich in zwei Gruppen einteilen:

1. Verben des Gebens und Nehmens: geben, bringen, schenken, leihen, schicken, helfen, ...

2. Verben der Mitteilung: sagen, antworten, empfehlen, zeigen, erklären, ...

Diese und ähnliche Dativ-Verben bezeichnen eine Interaktion zwischen zwei oder mehr Personen. Bsp.: Ich empfehle dir die Wikipedia. Das Subjekt im Nominativ ich empfiehlt der Person im Dativ dir das Objekt im Akkusativ Wikipedia. Weil alle diese Verben mit Dativ eine Handlung bezeichnen, die an eine Person gerichtet ist, ist das indirekte Objekt eigentlich der Partner in der jeweiligen Interaktion. Der Partner erhält etwas, ihm wird etwas gegeben, gebracht, geschenkt, ...

Eine dritte Gruppe sind Verben, die eine Beziehung bezeichnen: gehören, schmecken, ähneln.

Dativ bei Präpositionen

Einige Präpositionen erzwingen den Gebrauch des Dativs. Etwa die Präposition mit zieht im Deutschen stets den Dativ nach sich (Bsp. „mit dem Hund“, „mit der Nase“). Weitere Präpositionen, die stets den Dativ nach sich ziehen sind: aus, außer, bei, nach, nebst, seit, von, zu.

Bei einigen Präpositionen des Ortes können sowohl Dativ als auch Akkusativ stehen. Der Dativ gibt dann den aktuellen Ort an, während der Akkusativ die Richtung bezeichnet. So verhält es sich mit in (Bsp. „wir schlafen in dem Bett“, „wir gehen in das Bett“, nicht *„wir schlafen in das Bett“ oder *„wir gehen in dem Bett“). Weitere Präpositionen, bei denen sowohl Dativ als auch Akkusativ stehen kann, sind: an, auf, hinter, neben, über, unter, vor, zwischen.

Bei wenigen Präpositionen wird umgangssprachlich der Dativ als Ersatzform für den Genitiv verwendet. Der Gebrauch des Dativs ist bei Genitiv-Präpositionen dann obligatorisch, wenn das Nomen (Substantiv) nicht von einem Artikel oder einem Adjektiv mit Kasusendung begleitet wird.

Beispiel:

  • mit Genitiv: während vieler Tage
  • nur mit Dativ: während Tagen

Aber auch da, wo eine Präposition schriftsprachlich den Genitiv fordert, ist der Dativ in der Umgangssprache häufig (z.B. wegen dem schlechten Wetter statt wegen des schlechten Wetters). Diesen Umstand beschreibt Bastian Sick mit dem ironischen Ausdruck "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" in seinem gleichnamigen Buch. Die Ironie dieses Satzes liegt darin, dass hier genau der gleiche Fehler zur Anwendung kommt, da es korrekt "Der Dativ ist des Genitivs Tod" heißen müsste.

Der Duden gestattet jedoch mittlerweile auch die falsche Schreibweise - jedoch mit dem Vermerk, dass es sich um Umgangssprache handelt.

Typen

Es werden verschiedene Dativbedeutungen unterschieden. Es folgt eine unvollständige Liste der Dativbenutzungen.

dativus commodi bzw. incommodi

Der Dativ bezeichnet, zu wessen Vorteil bzw. Nachteil etwas geschieht (auch Dativ des Interesses, Dativ der Beteiligung).

Bsp.: „Er trägt ihr den Koffer.“

dativus ethicus

Der Dativ bezeichnet die innere Teilnahme (meist 1. oder 2. Person).

Er ist im Standarddeutsch unüblich (aber: „Macht mir keinen Lärm!“). Im Kölschen steht er in der 2. Person Singular oder Plural, Beispiel: „Dat wor üch enen Käuverzäll" (Das war ihnen ein unsinniges Gequatsche.)

dativus possessivus

Der Dativ bezeichnet eine Person oder Sache, auf die ein Teil bezogen wird (auch dativus possessoris, Pertinenzdativ).

Bsp.: „Ihm schmerzen die Beine.“

dativus iudicantis

Der Dativ bezeichnet den Standpunkt, von dem aus eine Aussage gültig ist.

Bsp.: „Der Schwamm war ihm zu nass.“, „Der Moderator ist mir zu nervös.“

dativus finalis

Der Dativ drückt einen Zweck aus. Er ist im heutigen Deutsch selten und wirkt gespreizt.

Bsp.: „Er lebt nur seiner Arbeit.“ (Quelle: Duden Grammatik, 4. Aufl., 1984, Rdn. 1061.)

Im Lateinischen existiert er insbesondere als doppelter Dativ (Bsp. „tibi laetitiae“ = „dir zur Freude“ = „um dir eine Freude zu machen“.)

Andere

Das Altgriechische und das Lateinische kennen den dativus auctoris (handelnde Person bei Passivkonstruktionen wie auch beim Verbaladjektiv auf -teos im Griechischen und bei Gerundiv-Konstruktionen im Lateinischen). Das Altgriechische kennt darüber hinaus noch den dativus instrumenti (Werkzeug oder Mittel), den dativus modi (Art und Weise), den dativus mensurae (er gibt den Unterschied bei Vergleichen an) sowie einige andere.

Besonderheiten der Dativbildung: Dativ-e

Vielen sächlichen (neutrum) und männlichen (maskulinen) Hauptwörtern kann man im 3. Falle ein e anhängen. Allerdings ist das Dativ-e in der heutigen deutschen Standardsprache selten geworden und wird meist nur in festen Redewendungen und in der gehobenen Sprache gebraucht (z.B. „in diesem Sinne“, „aus dem Hause Davids“ oder „im Jahre“).

Siehe auch

Wiktionary: Dativ – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen