Großer Preis von Spanien 1934

Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. April 2020 um 19:44 Uhr durch Erika39 (Diskussion | Beiträge) (Weblinks: Korr.). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der IX. Große Preis von Spanien fand am 23. September 1934 auf dem Circuito Lasarte bei San Sebastián statt. Das Rennen zählte zur Kategorie der Grandes Épreuves und wurde nach den bestimmungen der Internationalen Grand-Prix-Formel (Rennwagen bis maximal 750 kg Leergewicht; 85 cm Mindestbreite; Renndistanz mindestens 500 km) über 30 Runden à 17,315 km ausgetragen, was einer Gesamtdistanz von 519,5 km entsprach.

Sieger wurde Luigi Fagioli auf einem Mercedes-Benz W 25.

Rennen

Obwohl zwischen dem Rennen in Spanien und dem nachfolgenden Großen Preis der Tschechoslowakei auf dem Masaryk-Ring bei Brünn eine Zeitspanne von nur einer Woche lag, waren bei diesem letzten Grande Épreuve der Saison die Teams aller fünf Grand-Prix-Hersteller vertreten. Vor allem Bugatti zeigte nach zuletzt beschämenden Auftritten hier klare Entschlossenheit und hatte den bereits etwas altmodisch wirkenden Rennwagen Bugatti Type 59 endlich einmal eine gründliche technische Feinabstimmung angedeihen lassen. Dazu war man sogar mit einem vierköpfigen Fahrerteam angereist, dem neben den Stammfahrern René Dreyfus, Jean-Pierre Wimille und Antonio Brivio nach längerer Unterbrechung auch wieder der italienische Spitzenpilot Tazio Nuvolari angehörte.

Obwohl das Quartett im Training überraschend gute Zeiten erzielte, waren nach den Ergebnissen der letzten Rennen dennoch die beiden deutschen Teams klar in der Favoritenrolle und schickten je zwei Wagen für Luigi Fagioli und Rudolf Caracciola (Mercedes-Benz W 25) sowie Hans Stuck und Hermann zu Leiningen (Auto Union Typ A[1]) ins Rennen. Außenseiterchancen besaßen daneben auch die beiden Fahrer der Scuderia Ferrari, Achille Varzi und Louis Chiron mit ihren offiziell vom Werk zur Verfügung gestellten Alfa Romeo Tipo B, während Maserati nur mit Privatfahrern vertreten war. Ganz besonderes Pech widerfuhr außerdem dem norwegischen Fahrer Eugen Bjørnstad, der mit seinem alten Alfa Romeo Typ „Monza“ ganze 2500 km Anreiseweg zurückgelegt hatte, um dann wegen Überschreitung des Maximalgewichts keine Starterlaubnis zu bekommen.

Wie schon bei den letzten Rennen zuvor kam Stuck mit seinem heckgetriebenen Auto-Union-Rennwagen vom Start am besten davon. Seine Führung währte aber dieses Mal nur drei Runden, bevor er sein Auto mit gerissener Ölleitung auf der Strecke abstellen musste. An seine Stelle rückte dann Caracciola auf Mercedes-Benz, hinter dem sich der erstaunlich schnelle Wimille vor dem zweiten Mercedes von Fagioli auf dem zweiten Rang behaupten konnte, obwohl sein immer noch zweisitzig ausgelegter und mit Seilzugbremsen versehener Bugatti zwischen den deutschen Silberpfeilen wie ein Relikt aus den 1920er Jahren wirkte. Wenig später kam sogar auch noch Nuvolari mit seinem Bugatti für einige Runden an Fagioli vorbei, bis zur zwölften Runde konnte sich der Mercedes-Fahrer dann jedoch auf die zweite Position nach vorne arbeiten.

Kurz nach Halbzeit des Rennens hatte der Italiener in Mercedes-Diensten schließlich den Rückstand auf seinen Stallgefährten an der Spitze aufgeholt und konnte ihn in der 18. Runde die Führung übernehmen. Caracciola, der immer noch unter den körperlichen Spätfolgen seines Unfalls von Monaco in 1933 litt, gab sich mit seiner zweiten Position im Anschluss zufrieden, so dass es Fagioli nun ruhiger angehen lassen konnte. Als Wimille mit dem bis dahin bestplatzierten Bugatti auf Rang drei für eine längere Reparatur die Boxen aufsuchen musste, war der Mercedes-Doppelsieg damit gesichert. Dennoch war Nuvolaris dritter Platz mit nur etwas mehr als einer Minute Rückstand auf den Sieger für Bugatti am Ende eine beachtliche Leistung.

Das Abschneiden von Alfa Romeo war dagegen enttäuschend. Chiron, der zwischenzeitlich auf Varzis Auto gewechselt hatte, wurde am Ende sogar noch von Stuck vom vierten Platz verdrängt, der seinerseits nach seinem frühen Ausfall ein Taxi genommen hatte, um zur Box zurückzukehren, wo er das Rennen dann mit dem Auto von zu Leiningen, allerdings mit schon erheblichem Rückstand, wieder aufnehmen konnte.

Ergebnisse

Meldeliste

Nr. Fahrer Konstrukteur Fahrzeug Team Bemerkung
02 NS-Staat  Rudolf Caracciola NS-Staat  Mercedes-Benz Mercedes-Benz W 25 Daimler-Benz AG
04 Italien 1861  Jean-Pierre Wimille Dritte Französische Republik  Bugatti Bugatti T59 Automobiles Ettore Bugatti
06 NS-Staat  Hans Stuck NS-Staat  Auto Union Auto Union Typ A Auto Union AG
08 Italien 1861  Achille Varzi Italien 1861  Alfa Romeo Alfa Romeo Tipo B/P3 Scuderia Ferrari
08 Italien 1861  Carlo Felice Trossi Italien 1861  Alfa Romeo Alfa Romeo Tipo B/P3 Scuderia Ferrari nicht gestartet (Reservefahrer)
10 Italien 1861  Luigi Soffietti Italien 1861  Maserati Maserati 8CM Scuderia Siena
12 Italien 1861  Tazio Nuvolari Dritte Französische Republik  Bugatti Bugatti T59 Automobiles Ettore Bugatti
14 Dritte Französische Republik  René Dreyfus Dritte Französische Republik  Bugatti Bugatti T59 Automobiles Ettore Bugatti
16 Monaco  Louis Chiron Italien 1861  Alfa Romeo Alfa Romeo Tipo B/P3 Scuderia Ferrari
18 Italien 1861  Luigi Fagioli NS-Staat  Mercedes-Benz Mercedes-Benz W 25 Daimler-Benz AG
20 Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux Italien 1861  Maserati Maserati 8CM Whitney Straight Ltd
20 Vereinigte Staaten 48  Vereinigtes Konigreich  Whitney Straight Italien 1861  Maserati Maserati 8CM Whitney Straight Ltd nicht gestartet (Reservefahrer)
22 NS-Staat  Hermann zu Leiningen NS-Staat  Auto Union Auto Union Typ A Auto Union AG
22 NS-Staat  August Momberger NS-Staat  Auto Union Auto Union Typ A Auto Union AG nicht gestartet (Reservefahrer)
22 Italien 1861  Tazio Nuvolari NS-Staat  Auto Union Auto Union Typ A Auto Union AG nicht gestartet (Testfahrer)
24 Dritte Französische Republik  Robert Brunet Italien 1861  Maserati Maserati 8CM Ecuire Braillard
26 Dritte Französische Republik  Benoît Falchetto Italien 1861  Maserati Maserati 8CM Ecuire Braillard
28 Italien 1861  Antonio Brivio Dritte Französische Republik  Bugatti Bugatti T59 Automobiles Ettore Bugatti
30 Norwegen  Eugen Bjørnstad Italien 1861  Alfa Romeo Alfa Romeo Monza E. Bjørnstad nicht gestartet (Wagen zu schwer)
NS-Staat  Ernst Jakob Henne NS-Staat  Mercedes-Benz Mercedes-Benz W 25 Daimler-Benz AG nicht gestartet (Reservefahrer, nur Training)

Startaufstellung

1 2 3
NS-Staat  Caracciola Dritte Französische Republik  Wimille NS-Staat  Stuck
4 5
Italien 1861  Varzi Italien 1861  Soffietti
6 7 8
Italien 1861  Nuvolari Dritte Französische Republik  Dreyfus Monaco  Chiron
9 10
Italien 1861  Fagioli Dritte Französische Republik  Lehoux
11 12 13
NS-Staat  Leiningen Dritte Französische Republik  Brunet Dritte Französische Republik  Falchetto
14
Italien 1861  Brivio

Rennergebnis

Pos. Nr. Fahrer Konstrukteur Runden Zeit Ausfallgrund
1 18 Italien 1861  Luigi Fagioli NS-Staat  Mercedes-Benz 30 3:19:41,6 h
2 02 NS-Staat  Rudolf Caracciola NS-Staat  Mercedes-Benz 30 + 42,8 s
3 12 Italien 1861  Tazio Nuvolari Dritte Französische Republik  Bugatti 30 + 01:07,4 min
4 22 NS-Staat  Hermann zu Leiningen /
NS-Staat  Hans Stuck
NS-Staat  Auto Union 30 + 01:22,4 min
5 08 Italien 1861  Achille Varzi Italien 1861  Alfa Romeo 30 + 02:08,5 min
6 04 Italien 1861  Jean-Pierre Wimille Dritte Französische Republik  Bugatti 30 + 06:41,2 min
7 14 Dritte Französische Republik  René Dreyfus Dritte Französische Republik  Bugatti 29 + 1 Runde
8 20 Dritte Französische Republik  Marcel Lehoux Italien 1861  Maserati 29 + 1 Runde
9 10 Italien 1861  Luigi Soffietti Italien 1861  Maserati 29 + 1 Runde
10 24 Monaco  Louis Chiron /
Italien 1861  Gianfranco Comotti
Italien 1861  Alfa Romeo 29? + 1 Runde?
11 28 Italien 1861  Antonio Brivio Dritte Französische Republik  Bugatti 28 + 2 Runden
DNF 24 Dritte Französische Republik  Robert Brunet Italien 1861  Maserati 25 Unfall
DNF 26 Dritte Französische Republik  Benoît Falchetto Italien 1861  Maserati 23
DNF 06 NS-Staat  Hans Stuck NS-Staat  Auto Union 3 Ölleitung

Schnellste Rennrunde: NS-Staat  Hans Stuck (Auto Union), 6:20,0 min = 164,0 km/h

Commons: Großer Preis von Spanien 1934 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. die Typenbezeichnung der Auto-Union-Rennwagen wurde von Fachautoren erst nachträglich zur Unterscheidung der einzelnen Modelle eingeführt