Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend
Die Sozialistische Deutsche Arbeiterjugend (SDAJ) ist ein marxistisch orientierter Jugendverband und steht den marxistisch und antifaschistisch orientierten Strömungen, unter Anderem der DKP, der VVN-BdA und der Assoziation Marxistischer Studenten nahe.
Inhaltliches Profil
Der politische Schwerpunkt der SDAJ ist "Arbeiterjugendpolitik", d.h. Öffentlichkeitsarbeit und Aktionen zur Situation der Azubis in Deutschland. Dazu kommen verschiedene Themenfelder antikapitalistischer Politik, unter anderem der Antifaschismus. Die Mitglieder im Alter von 14 bis 30 Jahre bekennen sich zum kommunistisch orientierten Programm der SDAJ. International ist die SDAJ Mitglied im Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ).
Struktur
Die SDAJ gliedert sich in Ortsgruppen, Kreisverbände und Landesverbände, wobei die SDAJ nicht in jedem Bundesland vertreten ist. Insbesondere in der ehemaligen DDR ist die SDAJ kaum verwurzelt.
Vor dem Zusammenbruch der DDR, bestanden enge Kontakte zwischen der SDAJ und der FDJ, die als "Bruderorganisation" betrachtet wurde. So hatte z.B. jeder Landesverband der SDAJ einen direkten "Partnerbezirk" in der DDR, in den regelmäßige Fahrten ("Delegationen") unternommen wurde, um unter dem Motto "Sozialismus live", das Leben in der DDR näher kennen zu lernen. Ausserdem wurde ein Großteil der Printmaterialien sowie Fahnen und Infrastruktur über Gelder aus der DDR finanziert oder dort hergestellt.
Die Mitglieder sind zwischen 14 bis 30 Jahre alt.
Auf dem letzten Bundeskongress der SDAJ in Hannover im Oktober 2004 wurde die Führung der SDAJ einer kollektiven Leitung übertragen, die bis auf weiteres die Geschäfte weiterführt. Der Bundesvorsitz wurde dabei abgeschafft.
Neben einigen dem Verband zuzurechnenden Kleinzeitungen (jeweils Auflagen um 2.000 Exemplare) ist das offizielle Magazin der SDAJ die POSITION.
Geschichte
Gründung und erste Jahre
Die SDAJ wurde am 5.Mai 1968, dem 150. Geburtstag von Karl Marx von Jugendlichen aus einem vom Verfassungsschutz als „linksextremistisch“ eingeschätzten Umfeld gegründet. Seit der Gründung der DKP kooperiert die SDAJ mit dieser Partei ohne ihre Eigenständigkeit als Jugendverband aufzugeben. Berührungspunkte hatte die SDAJ jedoch auch mit anderen Parteien, wie in den 80er mit den Grünen und später mit der PDS. Die SDAJ wurde schnell zu einem der führenden linken Jugendverbände in Deutschland und war in der Öffentlichkeit in etlichen Feldern wahrnehmbar politisch aktiv. Eigenen Angaben zufolge hatte sie zeitweise mehr als 35.000 Mitglieder (laut Verfassungsschutz 15.000). Das bekannteste ehemalige Mitglied dieser Zeit ist der Musiker Dieter Bohlen. Das Zentralorgan der SDAJ war das von ihren Mitgliedern verkaufte Magazin elan.
Die SDAJ versuchte unter anderem, in den in Folge der Studentenbewegung 1968 entstandenen sozialen Bewegungen mitzuwirken.
1980 bis 1990
Konflikte innerhalb des Verbandes wurden 1988 auch öffentlich deutlich, als innerhalb von DKP und SDAJ zunehmend reformkommunistische Positionen an Stärke gewannen. Diese reformorientierten Positionen konnten sich jedoch nicht durchsetzen, obwohl diese gerade in der SDAJ sehr einflussreich vertreten waren. Nach der Wiedervereinigung kam es innerhalb der SDAJ zu Massenaustritten. Viele Reformkommunisten wechselten von DKP und SDAJ in die PDS, die heutige Linkspartei. In den neunziger Jahren konnte sich die SDAJ allerdings konsolidieren.
Die SDAJ veranstaltete zusammen mit dem Marxistischen Studentenbund Spartakus (MSB)) alle zwei Jahre auf dem Gelände der Dortmunder Messe das Festival der Jugend. Dort traten zahlreiche, teilweise auch international bekannte, Künstler auf. Ebenso fanden politische Diskussionsveranstaltungen statt. Nach Angaben der SDAJ nahmen hieran mehrere 100.000 Besucher teil. Seit 1972 veranstaltet der Verband in jährlichem Wechsel zentrale und dezentrale Pfingstcamps.
Nach 1990
Mit der Wende in der DDR und der Wiedervereinigung geriet die SDAJ in eine massive Krise. Ebenso wie die DKP hatte sie einen rasanten Mitgliederschwund durch Austritte zu verzeichnen. Zeitungen und Ferienobjekte mussten aufgegeben, hauptamtliche Mitarbeiter entlassen werden. Bis ca. 1993 blieb die SDAJ faktisch kopflos, sodass die Bundeszentrale mit ständig wechselnder Besetzung bei der Auflösung von Kreisverbänden, Ortsgruppen und Bezirks-/Landesverbänden oftmals lediglich zuschauen konnte. 1994 begann die Neuorganisation und Reaktivierung von Kreis- und Ortsverbänden und der Wiederaufbau von Landesstrukturen, wobei es zu zahlreichen Rückschlägen kam. Durch den Übertritt eines Großteils der sogenannten reformkommunistischen Strömung zur PDS und ihrer AGJG bekam eine traditioneller orientierte Gruppe die Mehrheit in der SDAJ. Entsprechend trat sie bei ideologischen Streitigkeiten oftmals als besonders radikale und an Grundsätzen des Marxismus orientierte Fraktion auf. Trotzdem gelang der Wiederaufbau und die Gründung von Gruppen im Osten der Republik nur teilweise.
Das ambivalente Verhältnis von Partnerschaft und Konkurrenz mit der Nachwende-FDJ, von der sie einige intakte Gruppen und viele Einzelpersonen übernahm, erlaubte keine Fusion der zwei historisch so eng verbundenen Organisationen. Zugleich bemühte sich die FDJ selbst um eine Westausdehnung. Mit der "Position" kam bald wieder ein zentrales Theorie- und Debattenorgan des Verbandes heraus, das zugleich eine große finanzielle Herausforderung darstellt. Die Gewinnung von neuen Abonnenten für ihre Zeitschrift wurde bald zu einem zentralen Thema vieler SDAJ-Aktionen. Immerhin gelang es ab Ende der 90er, viele Ortsgruppen zu stabilisieren und neue zu gründen, etwa in Leipzig, Dresden, Freiberg, Gera, Potsdam und Berlin.
Wichtige Themen der SDAJ nach der Wende sind Antifaschismus, Arbeitslosigkeit, Ausbildungsplatznot, Integration von Ausländern, Bildungspolitik und Kürzungen im Jugendbereich.
Heute
Anfang 2006 hat die SDAJ etwa 600 Mitglieder. Sie steht weiterhin der DKP nahe. Die Mitgliederentwicklung weist nach Angaben der SDAJ seit einigen Jahren wieder eine leicht steigende Tendenz auf. In letzter Zeit bemüht sich die SDAJ wieder verstärkt um Bündnisse mit anderen Jugendverbänden.
Eine Mitgliedschaft in der SDAJ stellt heute im linken Spektrum keinen Makel mehr dar. So gelang es zuletzt der langjährigen SDAJ-Aktivistin Dr. Johanna Scheringer-Wright, 2004 erstmals in den Thüringer Landtag auf der Liste der PDS einzuziehen. Im selben Jahr errang der langjährige SDAJ-Bundesvorsitzende Wolfgang Gehrcke ein Direktmandat für den Brandenburger Landtag. Mittlerweile ist er in den deutschen Bundestag aufgerückt. Die SDAJ ist heute wieder ein wichtiger Stützpfeiler der Nachwuchspolitik von DKP und VVN-BdA.
Bundesvorsitzende der SDAJ
- Rolf Priemer (1968–1974)
- Wolfgang Gehrcke (1974–1979)
- Werner Stürmann (1979–1984)
- Birgit Radow (1984–1989)
- Patrik Köbele (19??–????)
- Michael Götze (????–????)
- Jürgen Wangler (????–2000)
- Tina Sanders (2000–2004)
- 2004 bis April 2006 kollektives Führungsgremium
- Michael Grüß (seit Februar 2006)
Medien
Neben dem bundesweiten Magazin POSITION (siehe weiter oben) bestehen weitere Zeitungen der SDAJ-Strukturen. So etwa die BASTA! in Berlin oder der COMANDANTE in Marburg. Mit der steigenden Mitgliederentwicklung der SDAJ im Süden Deutschlands wurde in Bayern das Konzept einer landesweiten JugendZeitung entwickelt. Die KONTRA! erscheint seit 2004 alle zwei Monate mit einer Auflage von inzwischen 3000 Exemplaren und wird in 14 bayrischen Städten und Gemeinden verteilt (Stand Juli 2006). Diesem Vorbild folgend ist in Baden-Württenberg die BASCHDA entstenden.
Mitgliedschaften und Kooperationen
Die SDAJ ist Mitglied im Weltbund der Demokratischen Jugend (WBDJ). In Thüringen und Sachsen-Anhalt kooperiert die SDAJ mit ['solid] und dem sogenannten Roten Tisch, einer linken Sammlungsbewegung vom linken Rand der PDS bis hin zur KPD. In einigen weiteren Bundesländern, wie etwa in Baden-Württenberg und Bayern, bestehen Koordinierungstreffen zwischen ['solid - die sozialistische Jugend|['solid]]] und Jugendstrukturen der WASG. Auf Gruppen- und Landesebene existieren die verschiedensten Aktionsbündnisse in den Bereichen Antifaschismus, Antikriegsbewegung und Azubi-Problematik. Die regelmäßigen Partner der SDAJ sind linksradikale örtliche Gruppierungen, die VVN-BdA, die DKP, L.PDS, WASG und die Jugendverbände der Gewerkschaften, insbesondere die ver.di-Jugend. Derzeit bemühen sich verschiedene SDAJ-Gruppen um Mitgliedschaft in den Stadt- und Kreisjugendringen. Vorreiter sind hier die SDAJ Freiburg und die SDAJ München. Größtes Hindernis ist hier die Behauptung der Verfassungsschutzbehörden, die SDAJ wäre die offizielle Jugendorganisation der DKP.
Siehe auch
Weblinks
- http://sdaj-online.de SDAJ Bundesverband