Die Porzellan-Manufaktur Ludwigsburg wurde am 5. April 1758 als „Herzoglich-ächte Porcelaine-Fabrique“ von Herzog Carl Eugen von Württemberg per Dekret in Ludwigsburg gegründet.

Zweck der Gründung
Porzellan gehörte im 18. Jahrhundert zu jeder vornehmen Tafel, war begehrtes Sammelobjekt und repräsentatives Geschenk. Für seine glanzvolle absolutistische Hofhaltung benötigte Herzog Carl Eugen ungeheure Mengen des zerbrechlichen weißen Goldes. Den Luxus einer eigenen Porzellanfabrik finanzierte Carl Eugen aus seiner Privatschatulle.
Vorgeschichte
Porzellan war in Europa selten und musste bis ins 18. Jahrhundert für gewöhnlich aus Ostasien importiert werden. Schon im 17. Jahrhundert wurde mit der Erforschung des Porzellans begonnen; auch in Württemberg waren unter Herzog Carl Eugens Vater Carl Alexander erste Versuche der Porzellanherstellung unternommen worden. 1710 kam es zur Gründung der ersten Porzellanmanufaktur in Meißen, der weitere folgten, unter anderem in Wien, Höchst, Fürstenberg, Nymphenburg, Berlin und Frankenthal. 1758 entstand als letzte der noch vom Rokoko geprägten Spitzenmanufakturen Europas die Ludwigsburger Porzellanmanufaktur.
Anfang und erste Blütezeit
1759 begann die Produktion unter der Leitung des Arkanisten Joseph Jakob Ringler (1730 - 1804), der über umfangreiche Kenntnisse betreffend Porzellanmischung und Brenntechnik verfügte. Von Anfang an wurden renommierte Fachleute nach Ludwigsburg berufen. Ringler leitete diese Schar eigenwilliger Künstler mit Geschick. Die Manufaktur entwickelte sich rasch, erreichte bereits nach wenigen Jahren ihre erste Blütezeit und konnte sich ohne weiteres mit der künstlerischen Qualität der anderen in Europa führenden Manufakturen vergleichen. 1760/70 belief sich die Anzahl der Mitarbeiter auf etwa 160 - 180 Porzellanhandwerker.
Unter ihnen ragt vor allem Gottlieb Friedrich Riedel (1724 – 1784) hervor, der von 1759 bis 1779 als Obermaler, Modelleur und Farbarkanist, also als künstlerischer Leiter, hier arbeitete.
Zu seinen berühmtesten Entwürfen gehört unter anderem das luxuriöse Giovanelli-Martinelli-Service, welches mit aufwendigen Blumen- und Landschaftsmalereien sowie reichen Vergoldungen ausgeführt worden war. Mit diesem 1762/63 entstandenen umfangreichen Frühstücks- und Toiletteservice bedankte sich Herzog Carl Eugen bei Graf Giovanelli für dessen Gastfreundschaft.
Ebenfalls berühmt wurde Riedels 1765 geschaffenes Schuppenmuster, eines der ersten voll reliefierten Porzellanmuster für Kaffee-, Tee- und Schokoladenservice. Riedel verzichtete dabei auf großflächige Bemalung, um Form und Struktur ganz für sich alleine wirken zu lassen. Zu den weiteren Werken dieses ungeheuer vielseitigen Künstlers gehörten prachtvolle Deckelvasen und Figurinen ebenso wie Vogel-, Blumen-, Figuren- und Landschaftsmalereien.
Ein weiterer exzellenter Modelleur war Christian Friedrich Wilhelm Beyer (1725 – 1806), der von 1759 bis 1767 zu den Mitarbeitern der Porzellan-Manufaktur zählte. Ihm ging es vor allem darum, schwierige Bewegungsabläufe zu visualisieren, etwa Drehungen und Wendungen, was ihm in den Musiksoli besonders glückte. Die 1763 kreierte siebenteilige Figurengruppe zählt zu den bedeutendsten der in der Porzellanmanufaktur geschaffenen Werke. Sie besteht aus Sängerin, Gitarrenspielerin, Geigenspieler, Waldhornbläser, Cellospieler, Spinettspielerin sowie einer Kaffeetrinkerin im gleichen Stil. Die Musiksoli stehen zwar noch in der Tradition des Rokoko, zeigen aber bereits erste klassizistische Einflüsse.
Eine Sammlung besonderer Art stellt die Venezianische Messe dar. Sie bildet das bunte Markttreiben der gleichnamigen, von Carl Eugen alljährlich nach italienischem Vorbild abgehaltenen Messe nach, von Händlern und Marktständen über Handwerker und Werkzeuge bis hin zu Wirtshausszenen und Raufbolden. Verschiedene Modelleure schufen die über 250 etwa 7 cm hohen Figuren.
Vorläufiger Niedergang
1775 verlegte Carl Eugen seine Residenz von Ludwigsburg zurück nach Stuttgart. Mit ihm verließen außer dem Hofstaat und dem von ihm abhängigen Gewerbe auch große Teile des Militärs Ludwigsburg; der Verfall der Porzellanmanufaktur begann. Sie wurde ab 1797 von König Friedrich I. von Württemberg unterstützt, welcher anstelle der bis dahin gebräuchlichen grauen Porzellanerde aus Alpirsbach sogar weiße Porzellanerde aus Frankreich kommen ließ – nebst einigen französischen Fachleuten. So erlebte die Manufaktur etwa 1806 nochmals eine kurze Blütezeit, die aber mit Friedrichs Tod wieder endete. 1824 schloss König Wilhelm I. von Württemberg die Manufaktur aus wirtschaftlichen Gründen. Die Vorlagensammlung mit 450 Zeichnungen und zahlreichen Stichen ging in den Besitz des Königlichen Kupferstichkabinetts über.
Der Wiederaufschwung
Erst 1947, nach einigen fehlgeschlagenen Versuchen, glückte die Wiederbegründung durch Otto Wanner-Brandt. An die ehemaligen Traditionen angelehnt werden seither die alten Formen und Motive wieder originalgetreu hergestellt, beispielsweise Teile der Musiksoli oder der Venezianischen Messe und unzählige andere. Ein Klassiker ist das Schuppenmuster, das auch heute noch ausschließlich in Ludwigsburg gefertigt wird. Seit 1967 ist die Porzellanmanufaktur im Ludwigsburger Residenzschloss untergebracht. 1971 wurde sie zur Porzellan-Manufaktur Ludwigsburg GmbH.
Die Porzellanmanufaktur heute
Um Porzellan als eine Form gehobenen Lebensstils sowie als Kulturgut steigenden Wertes zu bewahren, hat die Porzellanmanufaktur sich den Erhalt der historischen Arbeitstechniken zur Aufgabe gemacht. So wird noch heute jedes Stück einzeln von Hand gefertigt, vom Formen und Bossieren über das Verputzen bis zum Bemalen und Vergolden, das frei Hand erfolgt, ohne Verwendung von Schablonen oder Druckvorlagen.
Seit 1994 hat sich das Angebot der Porzellanmanufaktur durch die in den eigenen Ateliers entworfenen neuen Dekore, modernen Designs und Künstlereditionen, beispielsweise von Friedrich Hechelmann oder Herzogin Diane von Württemberg, erweitert. Hechelmanns Teeservice zeigt eine mythisch-naturalistische Phantasiewelt: Den Hirtengott Pan, umgeben von mythischen Pflanzen, Insekten und Amphibien. Die Dekorlinie Ginkgo Biloba ist mit Gingkoblättern und Gedichtzeilen in der nachempfundenen Handschrift Goethes bemalt.
Auch für diese Produkte gilt die 1995 in den Statuten des Unternehmens verankerte Selbstverpflichtung zur Handarbeit.
Als erster Betrieb stellte die Porzellan-Manufaktur Ludwigsburg auf wasserlösliche Malfarben um. Dies kommt der Gesundheit der Mitarbeiter zu Gute, da sie nun nicht mehr gezwungen sind, in Terpentindünsten zu arbeiten, wie es früher in der Porzellanmalerei gang und gäbe war.
Seit 2004 wird die Geschichte des Ludwigsburger Porzellans auch im neuen Keramikmuseum sehr anschaulich dokumentiert.
Die Porzellanmanufaktur mit Sitz im Residenzschloss Ludwigsburg ist die einzige in Baden-Württemberg und gehört bis heute zu den bedeutendsten in Europa.
Markenzeichen
Die historische Manufaktur markierte ihre Werke mit vielen verschiedenen Zeichen, was heute für die Datierung der Stücke sehr hilfreich ist.
Das aktuelle eingetragene Markenzeichen der Porzellanmanufaktur Ludwigsburg findet seit 1947 als Blaumarke auf der Unterseite jedes einzelnen Stückes Verwendung, nebst einem Buchstabenkürzel, dem Malerzeichen.
Bezug nehmend auf das ab 1759/60 eingesetzte erste Zeichen der historischen Manufaktur zeigt es die Krone des Hauses Württemberg und darunter das verspiegelte Doppel-C Herzog Carl-Eugens. Nach 1947 wurde die Schriftmarke „Ludwigsburg“ ergänzt.
Für Sondereditionen sind weitere Markenzeichen eingetragen.