Während des Dreißigjährigen Krieges kam es am 3., 5. und 9. August 1644 zur Schlacht bei Freiburg im Breisgau. Die an drei getrennten Tagen geführte Schlacht zwischen den Bayern unter Franz von Mercy und den Franzosen unter den Marschällen Condé und Turenne gilt als die verlustreichste des ganzen Krieges. Obwohl die Franzosen später den Sieg für sich reklamierten, zementierte die Schlacht nur den Status quo und endete unentschieden.
Ausgangslage
Um in der letzten Phase des Dreißigjährigen Krieges einen Einfall der Franzosen in Bayern zu verhindern, setzt Kurfürst Maximilian I. auf eine Vorwärtsstrategie. Er schickt 1644 eine Chur-Bayerische-Reichs-Armada unter dem Generalfeldmarschall Franz von Mercy mit etwa 10.000 Mann Fußvolk und mit fast ebenso vielen Berittenen, unter dem Befehl des Reitergenerals Jan van Werth, gen Westen. Mercy eilt der Ruf des Siegers in der Schlacht von Tuttlingen voraus, in der er 1643 die französisch-weimarische Armee, aufgerieben hatte.
Seit der Eroberung 1638 durch Bernhard von Weimar ist das vorderösterreichische Freiburg von französisch-schwedischen Truppen besetzt. Beim Näherkommen der Reichsarmada sorgt der Stadtkommandant Obrist Kannoffski auf Befehl der Regierung in Breisach für ein freies Schussfeld. Damit sich die Belagerer nicht in den Gebäuden vor der Stadt verschanzen können, lässt er die im Vorfeld Freiburgs liegenden Frauenklöster sprengen und alle Schleifmühlen sowie die Lehener und die Prediger-Vorstadt abbrennen. Ende Juni beginnt Mercy die Belagerung zur Rückeroberung Freiburgs. Alle Opfer und Verteidigungsanstrengungen sind vergeblich. Die Stadt muss am 27. Juli kapitulieren. Die Kaiserlichen gewähren der tapferen Besatzung einen ehrenvoller Abzug in der klassischen Manier mit klingendem Spiel, mit fliegenden Fahnen, mit brennender Lunte und mit Kugel im Mund, d. h. kampffähig, in die französische Festung Breisach.
Während der Kämpfe liegt 10 km südlich von Freiburg auf dem Batzenberg bei Pfaffenweiler ein französisch-weimarisches Entsatzheer von 10.000 Mann unter Marschall Turenne. Diese Armeé de l'Allemagne ist zahlenmäßig den Belagerern unterlegen und steht zudem unter dem Schock der Niederlage bei Tuttlingen. Deshalb greift Turenne nicht in die Kampfhandlungen ein und wartet stattdessen eine Verstärkung seiner Truppen durch die Armée de France unter dem Kommando Condés ab. Dieses Heer muss aus dem 250 km entfernten Verdun heranrücken und so trifft die Verstärkung trotz Gewaltmärschen von bis zu 30 km pro Tag erst am 2. August in der Freiburger Gegend ein.
Kampfhandlungen
Mit rund 16.000 Mann ist die unter dem Kommando Condés vereinigte französische Armee nun etwa ebenso stark wie die kaiserlichen Truppen. Ohne der herangeführten Verstärkung eine Erholungspause zu gönnen, versucht Condé am 3. August den strategisch wichtigen Schönberg einzunehmen. Dort hatten sich kaiserlich-bayerische Truppen verschanzt, da dessen westlicher Ausläufer, das Bohl, die Kontrolle des südwestlichen Zugangs zum nordöstlich gelegenen Freiburg gestattet.
Die Ausgangslage für die angreifenden Franzosen ist extrem schwierig. Müssen sie doch einen steilen Berg erstürmen, während die Bayern über den Schönberg auf relativ ebenen Wegen vom 4 km östlich gelegenen Hexental und ihren Stellungen am Slierberg (heute Lorettoberg 2 km südlich Freiburgs am Nordende des Hexentals gegenüber dem Schönberg, 5 km Luftlinie östlich des Bohls) für Nachschub sorgen können. (Nach der heutigen, englischen Militärsprache handelte es sich um eine geradezu klassische Uphill battle)
Dennoch gelingt es den Angreifern, unter hohen Verlusten das Bohl zu nehmen. In der Nacht ziehen sich die kaiserlich-bayerischen Truppen in ihre Auffangstellungen auf der Wonnhalde und den Schlierberg zurück. Mit diesem Manöver entgeht Merci einem Zangenangriff, den Condé am Morgen des 4. August startet, aber an diesem Tag praktisch nicht durchführen kann. Denn die Franzosen können ihr Pulver nicht trockenhalten, wie ein bairischer Kriegskommissar berichtet: „Es war ein kalter, beständiger Regen, so den armen Knechten sehr wehe tat, ich vermeine aber durch Gott geschickt, damit der Feind uns nicht angreifen könnte, ehe wir auf dem Berg gebauen (Schanzen errichtet) hätten.“
Zwar weiß Condé, dass Mercy vor allem aus Futtermangel für seine Pferde bald gezwungen sein wird, abzuziehen, doch will er darauf nicht warten und entschließt sich nach einer Wetterbesserung früh am Morgen des 5. August den Bayern nachzusetzen. Dabei versucht Condé, Mercy zu täuschen und greift die bairischen Stellungen auf dem Schlierberg zunächst nur mit einer Vorhut der Armée de France an. Gleichzeitig lässt er die gesamte Armée de l'Allemagne von Merzhausen her gegen die Wonnhalde vorrücken. Hier zeigt sich nun die von Turenne so gefürchtete geringe Kampfmoral seiner Truppen. Als sie beim Sturm auf die bairischen Schanzen ihren Feldmarschall Lechelle verlieren, werden sie im Gegenstoß von den kaiserlichen Truppen zurückgeworfen. Selbst ein persönliches Eingreifen Condés zur Stärkung der Kampfmoral bewirkt lediglich, dass die Bayern den Franzosen nicht nachsetzen, sondern sich wieder hinter ihre Schanzen zurückziehen. Bei diesen blutigen Kämpfen verlieren die Franzosen 1.100, die Bayern aber nur 300 (!) Mann an Toten und Verwundeten.
So taugen die durch die schweren Verluste demoralisierten Angreifer an der Wonnhalde nur noch als Flankendeckung, als im Laufe des Nachmittags die Entscheidungsschlacht am Slierberg losbricht. Wieder und wieder rennen Condés Truppen der Armée de France den Westhang hinauf. Aus ihren strategisch vorteilhaften Positionen schießt die bairische Artillerie in die anstürmende Infanterie und im mörderischen Feuer der Musketen brechen alle französischen Angriffe zusammen. Vor Wut wirft Condé seinen Marschallstab unter die Kämpfenden und treibt mit dem Ruf encore mille (noch einmal 1000) neue Soldaten in die Schlacht. Endlich, beim vierten Anlauf dringen die Franzosen in die bairischen Stellungen ein. Caspar von Mercy, Bruder des Feldmarschalls und Generalwachtmeister der Reiterei, erkennt die Bedrängnis der Fußtruppen. Er heißt seine Kürassiere und Dragoner absitzen und zu Fuß mit blankem Säbel in die Bresche springen.
Neuen Mut schöpfend wirft Condé eine fünfte Angriffswelle in die Schlacht. Da gelobt in höchster Not Franz von Mercy, der heiligen Jungfrau ein Lauretanisches Haißlein nach dem Muster der Santa casa in Loreto auf dem Slierberg zu bauen, wenn es gelingt, den Feind zurückzuwerfen. Als das Wunder geschieht, weichen die demoralisierten Angreifer zurück und ziehen im Dunkel der Nacht ab. Schiller schreibt in seiner Geschichte des Dreißigjährigen Krieges: „Der Herzog von Enghien [Condé] musste sich zum Rückzug entschließen, nachdem er bei 6000 seiner Leute umsonst hingeschlachtet hatte. Kardinal Mazarin [der Nachfolger Richelieus] vergoss Tränen über diesen großen Verlust, den aber der herzlose, für den Ruhm allein empfindliche Condé nicht achtete. ‚Eine einzige Nacht in Paris‘, hörte man ihn sagen, ‚gibt mehr Menschen das Leben, als diese Aktion getötet hat‘.“ Die Bayern verlieren etwa 1.100 Mann, in der Mehrzahl Verwundete.
Mercy erhält den Befehl, Freiburg zu halten und nicht nachzusetzen, was wiederum die Franzosen zum Anlass nehmen, den Sieg für sich zu reklamieren. Tatsächlich muss man von einem unentschiedenen Ausgang der Schlacht sprechen.
Unmittelbare Auswirkungen auf die Bevölkerung
In Folge der vorangegangenen Belagerung und der Schlacht wurden die Freiburger Vorstädte und mehrere vor der Stadt liegende Klöster zerstört.
Freiburgs Einwohnerzahl ging im Dreißigjährigen Krieg während insgesamt fünf Belagerungen von 14.000 im Jahre 1618 auf etwa 2.000 Menschen im Jahre 1648 zurück.
Für die Bewohner der Orte um den Schönberg und Batzenberg waren die Auswirkungen ungleich verheerender. Die für ihre Grausamkeit berüchtigten Söldnertruppen der Schweden wüteten bereits 1638 in der Region und massakrierten damals die männliche Bevölkerung von Kirchhofen, 15 km südlich Freiburgs gelegen: die Opfer wurden bei lebendigem Leib in einer Weinpresse zu Tode gequetscht. Auch 1644 war das Los der Bevölkerung sehr hart. 10.000 Mann und ihr Tross auf dem Batzenberg mussten versorgt werden, desgleichen eine noch größere Anzahl an kaiserlichen Truppen in Freiburg - dies erfolgte, wie im Dreißigjährigen Krieg üblich, durch Plünderung der umliegenden Ortschaften durch die jeweiligen Armeen. Eine mehrmonatige Truppenkonzentration in einer Region hinterließ daher für mehrere Jahre verbrannte Erde, und bedeutete damit oft den Tod für die die Kampfhandlungen überlebende Landbevölkerung, da sie ihrer Nahrungsreserven beraubt war. Im August 1644 stand die Region angesichts einer mehrmonatigen Truppenkonzentration von nach Eintreffen Condés schließlich an die 40.000 Mann, kurz davor, die Truppen nicht länger versorgen zu können, so dass beide Armeen die Entscheidung suchen mussten.
Nachwirkungen
Auf dem Schönberg oberhalb Leutersbergs und Ebringens erinnert das Schlachtenkreuz an die Schlacht am 3. August. Es steht an Stelle des Beinhauses, wo man erst 30 Jahre nach der Schlacht die auf dem ganzen Berg verstreut liegenden Überreste der Gefallenen bestattete. Das Massengrab entwickelte sich - nicht zur Freude der Kirche - zu einem Wallfahrtsort der katholischen Bevölkerung der Region und es wurden offenbar auch immer wieder Knochen als Reliquien entwendet. Da die Kirche die Wallfahrten nicht unterbinden konnte, wurden die relativ wenigen noch verbliebenen Knochen der Gefallenen auf Veranlassung des von der St. Galler Herrschaft in Ebringen eingesetzten Pfarrers und Herrschaftsverwalters Ildefons von Arx schließlich 1791 abtransportiert, wodurch in den folgenden Jahrzehnten die Verehrung langsam zum Erliegen kam.
Siehe auch
Weblinks
Literatur
- Helge Körner (2006): Der Schönberg – Natur- und Kulturgeschichte eines Schwarzwald-Vorberges. 472 S., 48 Farbtafeln und 200 sw-Abb. Lavori-Verlag, Freiburg. ISBN 3-93573-753-X.