Unter Foetor ex ore oder fetor ex ore (lateinisch foetor, „der Geruch“; ex, „aus“; os, oris - „der Mund“), auch unter der Halitosis und Halitose (von lateinisch halitus, „der Atem“, „Hauch“ mit griechischer Endung -ose, vergleiche Derivate von halare, „atmen“ wie Inhalation), seltener unter der Kakostomie (griechisch κακοστομία, kakostomía, „der schlechte Mund“), zu deutsch dem Mundgeruch versteht man den schlechten Geruch des Atems - im engeren Sinne den, der seinen Ursprung in der Mundhöhle selbst hat.
Pathophysiologie
Mundgeruch entsteht durch flüchtige Schwefelverbindungen, die sich unter die ausatmende Atemluft mengen. Dazu zählen unter anderem Schwefelwasserstoff (H2S), Cadaverin und Methylmercaptan. Diese Stoffe entstehen z.B. durch die bakterielle Zersetzung von Nahrungsmittelresten oder totem Gewebematerial.
Ursachen
Als Auslöser von Mundgeruch kommen lokale oder systematische Ursachen in Betracht. In 80-90% der Fälle liegen lokale Ursachen vor - entweder in der Mundhöhle oder im Nasen-Rachen-Raum.
Lokale Ursachen für Mundgeruch sind:
- Mangelnde Mundhygiene (Plaque)
- Schlechter Zahnstatus (Karies, Wurzelreste)
- Entzündungen der Mundschleimhaut und/oder des Zahnfleischs (Stomatitis, Gingivitis, ANUG, Gingivostomatitis herpetica)
- trockener Mund (ist schon bei normalen Sprechberufen weit verbreitet)
- Entzündungen des Zahnhalteapparats (Parodontitis, parodontale Taschen)
- Andere Infektionen der Mundhöhle (z.B. Soor)
- Infektionen im Nasen-Rachenraum (Sinusitis, Tonsillitis, Pharyngitis, Rhinitis, Mononucleosis infectiosa)
- Maligne Tumoren
Systemisch bedingter Mundgeruch kann entstehen durch:
- Allgemeinerkrankungen, z.B.
- Nahrungs- und Genussmittel (Knoblauch, Alkohol)
- Schwefelhaltige Medikamente (Disulfiram, Dimethylsulfoxid)
Risikofaktoren
- Rauchen
- Mundatmung
- Schnarchen
- Schnupfen (wegen des proteinhaltigen Schleimes, der aus der Nase in den Rachen und damit auf den hinteren Anteil des Zungenrückens gelangt)
- Hungerperioden (Diät zur Gewichtsreduktion) führen zu Azetongeruch
- zu geringe Flüssigkeitsaufnahme
- ein hoher Proteinanteil in der Nahrung
- ein niedriger Ballaststoffanteil in der Nahrung (wegen der mangelnden Abnutzung der Zungenpapillen bilden sich Nischen, in denen die Bakterien sich ansiedeln können)
- geringe Speichelproduktion (Xerostomie) durch bestimmte Medikamente, Bestrahlung, Erkrankungen der Speicheldrüsen
Diagnostik
Für den Halitose-Patienten sehr verunsichernd ist die Tatsache, daß der Geruch des eigenen schlechten Atems selbst nicht wahrgenommen werden kann, da der Geruchssinn nur auf Veränderungen der Konzentration eines Duftstoffes anspricht (siehe auch olfaktorische Wahrnehmung). Abhilfe versprechen kleine Atemmeßgeräte für die Handtasche, mit denen der Schwefelgehalt der Ausatmungsluft festgestellt werden kann.
- Schnelltest: Ablecken des Handrückens, trocknen lassen des Speichels und daran riechen
- Organoleptische Prüfung
- Gaschromatographie mittels Halimeter (Messung der Konzentration flüchtiger Schwefelverbindungen)
- ggf. internistische Untersuchung zum Ausschluss einer Allgemeinerkrankung
Therapie
- Therapie der Grunderkrankung, wenn möglich
- häufig trinken
- Pfefferminzbonbons (möglichst ohne Zucker)
- Mundspülungen mit Salbeitee
- Mundhygiene (Zahnbürste, Zahnseide, Zungenschaber). Die Hauptmenge der "Geruchsbakterien" sitzt auf dem Zungenrücken. Nach dem Frühstück und nach dem Mittagessen Zähne putzen.
- Desodorierende (wie Chlorophyll) und antibakterielle Mundspüllösungen (Chlorhexidin, Cetylpyridiniumchlorit (CPC)). Chlorhexidin tötet sehr zuverlässig und ohne Nebenwirkungen die Bakterien im Mund ab, darf aber laut Medikamentenhinweis nur ca. zwei Wochen verwendet werden.
- Weiter kann mit einer noch zusätzlich zu verdünnenden 3%igen Wasserstoffperoxidlösung therapiert werden. Hierzu wird ein Esslöffel Wasserstoffperoxid auf ein Glas Wasser (Verhältnis der Wasserstoffperoxidlösung zu Wasser mindestens 1:10) verdünnt und der Mund damit gespült. Die Lösung soll dabei nicht getrunken werden!
Der Verzehr zuckerfreien Jogurts verringert Mundgeruch.
Oft neigen Betroffene aus Unkenntnis zum Überdecken des üblen Geruchs durch den Dauerkonsum von Pfefferminzbonbons oder Kaugummi oder die Verwendung kosmetischer Mundwasser. Die Wirksamkeit dieser Maßnahmen ist jedoch nur vorübergehend und wird von den Nebenwirkungen häufig übertroffen. Zuckerhaltige Süßigkeiten fördern bei Dauergebrauch Karies, Bonbons mit Zuckeraustauschstoffen wirken abführend.
Kulturgeschichte
Folgenschwer erscheint Mundgeruch in der griechischen Mythologie: Weil Aphrodite ihre Heiligtümer auf Lemnos vernachlässigt sah, strafte sie alle Frauen der Insel mit übelriechendem Atem. Als Folge blieben ihnen ihre Gatten fern und vergnügten sich stattdessen mit thrazischen Sklavinnen. Die eifersüchtigen Gattinnen brachten daraufhin in einer Nacht alle männlichen Bewohner der Insel um. Allein Thoas wurde von seiner Tochter versteckt und überlebte, und so wurde Hypsipyle Königin der Insel.
Auch heute ist der Hinweis auf üblen Mundgeruch ein recht effektives Mittel, um sich unerwünschter Zudringlichkeiten zu erwehren.
Halitosis ist ausserdem eine sehr erfolgreiche Punk/Pop - Band aus Österreich!