Karlheinz Deschner (* 23. Mai 1924 in Bamberg; eigentlich: Karl Heinrich Leopold Deschner) ist freier Schriftsteller und lebt in Haßfurt am Main.
Deschner begann Studien der Jura, Theologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte, promovierte schließlich in der Germanistik zum Dr.phil. mit einer Arbeit über "Lenaus Lyrik als Ausdruck metaphysischer Verzweiflung". 1956 veröffentlichte er den Roman "Die Nacht steht um mein Haus", dann die ästhetische Streitschrift "Kitsch, Konvention und Kunst" 1957. Es folgten mehrere Werke der kritischen Betrachtung der Kirchengeschichte, Schriften zur Literatur- und Gesellschaftskritik sowie 3 Bände mit Aphorismen. Mittlerweile ist er der meistzitierte lebende deutsche Autor in dem Standardwerk der deutschen Sprache, dem zwölfbändigem Duden.
Seit 1970 schrieb Karlheinz Deschner an einem auf 10 Bände angelegten Hauptwerk Kriminalgeschichte des Christentums, von der bislang die ersten acht Bände (bis 1555) erschienen sind und in welchen er in sehr einseitiger und blasphemischer Form das Christentum in den vergangenen 2000 Jahren kriminalisiert.
Die FAZ kritisierte seinen 6.Band bei Erscheinen 1999 mit folgenden Worten: "Was Karlheinz Deschner … bietet, ist einerseits eine phantasiearme Kompilation des konventionellen Tatsachenwissens über das elfte und zwölfte Jahrhundert, andererseits das einsinnige Pamphlet eines Atheisten, der nicht einmal den Toten ihren Glauben gönnt." Und: Der Verfasser "trug seinen manischen Haß aufs Christentum an (den) Stoff heran und las nur das heraus, was sich ihm fügte". Sie beurteilte ihn als "Meister im Diffamieren und Verfälschen".
Wissenschaftler haben seine kirchengeschichtlichen Darstellungen unter manchen Aspekten als nicht akzeptabel bezeichnet. Unter ihnen ist der katholische Theologe Hans Küng (Tübingen), der sich in mancher Hinsicht selbst kritisch über seine Kirche geäußert hat. 1994 erschien ein Sammelband, «Kriminalisierung des Christentums?», mit 23 Stellungnahmen von Kirchenhistorikern und anderen Wissenschaftlern verschiedener Konfession zur «Kriminalgeschichte». Der Autor räumte daraufhin ein, dass es darin einige Irrtümer, Fehler, auch sachliche Schiefheiten gebe, glaubte aber, dass «das Korpus insgesamt so unerschüttert bleibt wie die Titelthese.»
«Ich schreibe aus Feindschaft. Denn die Geschichte derer, die ich beschreibe, hat mich zu ihrem Feind gemacht», begründet Deschner sein Schreiben. Dazu sagt der emeritierte Professor für Kirchengeschichte an der Universität Bamberg, Georg Denzler, der selbst mit kirchenkritischen Texten hervorgetreten ist: «Eine solche Motivation kann niemals die Basis für eine ernst zu nehmende Geschichtsschreibung sein.»
Denzler nannte in einer Stellungnahme anlässlich Deschners 80. Geburtstags folgende Einwände von Wissenschaftlern: «Er kennt kein Quellenstudium, er trifft eine höchst einseitige Literaturauswahl, interpretiert gedruckte Quellen ohne Berücksichtigung des Zusammenhangs, nimmt Einzelereignisse für das Ganze und täuscht einen gelehrten Anmerkungsapparat vor, bei dem oft nicht zu kontrollieren ist, was behauptet wird.» Ferner: Deschner sei kenntnisreich, doch mangele es ihm an historischem Denken und historischem Urteilen.
1988 erhielt Karlheinz Deschner den Arno Schmidt Preis, 1993 den Alternativen Büchnerpreis und im gleichen Jahr als erster Deutscher den International Humanist Award. Zudem wurde Deschner 2001 mit dem Erwin-Fischer-Preis des Internationalen Bundes der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA) und dem Feuerbach-Preis des Bundes für Geistesfreiheit, Bayern, ausgezeichnet.
2004 wurde Deschner selbst Namensgeber eines Preises. Auf dem Festakt zum 80. Geburtstag des Schriftstellers gab die Giordano-Bruno-Stiftung bekannt, dass sie künftig in zweijährigem Turnus einen mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis ("Deschnerpreis") vergeben wird. Mit dem Deschnerpreis sollen Personen oder Organisationen ausgezeichnet werden, "die - wie der Namensgeber Karlheinz Deschner - in besonderem Maße zur Stärkung des säkularen, wissenschaftlichen und humanistischen Denkens und Handelns beitragen."
Werk (Auswahl)
- "Das 15. und 16. Jahrhundert. Vom Exil der Päpste in Avignon bis zum Augsburger Religionsfrieden /Kriminalgeschichte des Christentums". Rowohlt, Reinbek 2004 ISBN 3498013238
- "Der gefälschte Glaube. Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe. Knesebeck, 2004 ISBN 3896602284
- "Oben ohne. Für einen götterlosen Himmel und eine priesterfreie Welt. Zweiundzwanzig Attacken, Repliken und andere starke Stücke." rororo sachbuch tb 1999 ISBN 3499607050
- "Kitsch, Konvention und Kunst"
- "Kriminalgeschichte des Christentums"
- "Die Vertreter Gottes: Eine Geschichte der Päpste im 20. Jahrhundert"
- Das Kreuz mit der Kirche: Eine Sexualgeschichte des Christentums"
- "Das Christentum im Urteil seiner Gegner (Hrsg.)"
- "Der Moloch: Eine kritische Geschichte der USA" Heyne Sachbuch 2002 ISBN 3453868366
- "Abermals krähte der Hahn. Eine kritische Kirchengeschichte"
- "Nur Lebendiges schwimmt gegen den Strom. Aphorismen"
Sekundärliteratur
- "Über Karlheinz Deschner und seine große Kriminalgeschichte des Christentums", Reinbek: Rowohlt 2004
- "Arno-Schmidt-Preis 1988 für Karlheinz Deschner", Bargfeld: Arno-Schmidt-Stiftung 1988 (mit Texten von Jan Philipp Reemtsma, Karlheinz Deschner und Arno Schmidt)