Rübenroder

Ein Rübenroder ist eine landwirtschaftliche Maschine zur Ernte von Zuckerrüben.
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 5. August 2006 um 15:35 Uhr durch Snurb3010 (Diskussion | Beiträge) (Tiefenführung). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Ein Rübenroder ist eine landwirtschaftliche Maschine zur Ernte von Zuckerrüben. Während die ersten Maschinen von einem Traktor gezogen wurden und nur eine Reihe roden konnten, besitzen moderne selbstfahrende Rübenroder überwiegend 6-reihigen Rodevorrichtungen. Die Rüben werden durch Rodeschare aus der Erde gehoben. Durch Reinigungswalzen und Siebbänder wird die Rüben von der anhanftenden Erde getrennt und den Vorratsbunker befördert. Die Rüben werden am Feldrand in Mieten abgelegt oder während des Rodes auf ein Transportfahrzeug überladen. Die Blätter der Rüben werden entfernt, verbleiben zur Düngung auf dem Acker oder sie dienen als Viehfutter für Rinder und können frisch oder als Silage verfüttert werden.

Zuckerrübenvollernter

Arbeitsschritte

  • Blätter der Rübe entfernen (schlegeln)
  • Blattstrunken entfernen (köpfen)
  • Rübe im Ganzen aus der Erde ziehen (roden)
  • Rübe vom anhaftenden Erde reinigen
  • Beförderung der Rüben bis zum Ackerrand und auf die Miete oder
  • Überladen auf ein Transportmittel

Ernteverfahren

Absetziges Verfahren

Bei einem absetzigen Verfahren werden die Rüben in zwei Arbeitsgängen geerntet. Erst werden die Blätter abgeschlegelt und bei manchen Systemen auch gleichzeitig aus dem Boden gezogen und abgelegt. Dann rodet die zweite Maschine die Rüben bzw. sammelt die abgelegten Rüben auf um diese zu reinigen. Nach der Reinigung verbleiben die Rüben im Bunker bis dieser voll ist. Über ein Förderband wird das Erntegut entweder auf eine Miete oder ein Hängerzug entleert. Es gibt gezogene Systeme (hinter einem Schlepper) sowie geschobene Systeme (vor einem Schlepper oder aber hinter einem Schlepper der allerdings rückwärts fährt!). Weiterhin gibt es auch Selbstfahrer(eine eigenständige Maschine also ohne Fremdantrieb) Diese Systeme gelten als veraltet und sind daher nur noch selten in Gebrauch.

Vollernter

Mit dem Vollernter werden alle Vorgänge bei der Ernte erledigt. Das heißt, für das Köpfen, Roden und Reinigen der Rüben sowie das Entleeren des Bunkers gibt es nur eine Maschine. Auch bei diesem Erntverfahren gibt es gezogene und selbstfahrenden Maschinen. Die von einem Traktor gezogenen Maschinen sind nur noch selten anzutreffen, da mit ihnen maximal 3 Rübenreihen gleichzeitig geerntet werden können. Bei modernen selbstfahrenden Vollerntern werden meistens 6 Reihen gleichzeitig geerntet. Neuerdings gibt es auch 9 oder 12 reihige Roder, die aber wegen ihrer Überbreite in Deutschland selten zum Einsatz kommen.

Baugruppen

Schlegler

Mit dem Schlegler wird das Rübenblatt entfernt. Er besteht aus einer quer zur Fahrtrichtung drehenden Schleglerwelle und dem dazugehörigen Schleglergehäuse. Die Schleglermesser, meist aus gebogenen Flacheisen gefertigt, sind auf der Schleglerwelle in Laufrichtung pendelnd gelagert.

Das abgeschlagene Blatt wird entweder

  • im Schleglergehäuse nach oben geworfen, dort in einem Trog aufgefangen, zur Seite gefördert (z.B. durch eine Blattschnecke)und dort durch eine Blattschleuder vom Rübenbestand weg auf dem Acker verteilt (Blatschlägler).
  • oder beim Schlegeln, durch besondere Messer, ganz fein geschnitten und mittels Leit- und Prallbleche zwischen den Rübenreihen abgelegt (Integralschlegler)
  • oder durch Verkoppelung beider Bauarten bearbeitet. Dabei ist der Aufbau wie ein normaler Blattschlegler, nur sind zusätzlich Leitbleche, wie beim Integralschlegler, und eine Klappe zum Verschließen des Blattschneckentroges vorhanden. Bei offener Klappe ist es ein Blattschlegler mit Seitenauswurf, bei geschlossener Klappe wird das Blatt zwischen die Reihen geworfen.

Köpfer

Die Rübenköpfe zu entfernen ist Aufgabe des Köpfers. Den Köpfer, auch Nachköpfer genannt, gibt es wieder in mehreren Bauarten. Allen gemeinsam sind die höhenverstellbaren Nachköpfmesser, die schräg zur Fahrtrichtung und federnd angebracht sind. Unterschiedlich sind die Messerformen(z.B. Sichelmesser) sowie die Anstellwinkel. Hinter den Messern sind Leitfedern angeordnet. Sie sorgen dafür, dass die abgeschnittenen Rübenköpfe zwischen die Reihen geleitet werden. Für die Höhenführung sind mal schleifende Kämme, mal Räder im Einsatz. Zusätzlich zur Höhenverstellung gibt es meist eine Vorrichtung zum Einstellen der Schnittstärke. Eine Sonderausführung stellt der Exaktköpfer dar. Seine gezackten, angetriebenen Tasträder sorgen für eine besonders genaue Köpfung.

Rodeschare

 
Rodeschare 3D
 
Radrodeschare 3D

Die Zuckerrüben werden wahlweise durch zwei Rodeschararten aus dem Boden gehoben. Rüttelschare sind paarweise angeordnete Schare, die gleichzeitig oder phasenversetzt auf und ab bewegt werden. Das Scharpaar ist, gewissermaßen, in einer schrägen V-Form angeordnet, wobei die Spitze nach hinten-unten zeigt. Die Rübe wird durch die Vorwärtsbewegung nach oben gedrückt. Das Rütteln soll ein schonendes Roden ermöglichen, gleichzeitig wird ein Anhaften von Erde und Blatt verhindert. Angetrieben werden die Rüttelschare über Stößelstangen einer Exenterwelle. Eine Linearführung sorgt dafür, dass die Rüttelschare, in einem begrenzten Bereich der Rübenreihe seitlich folgen können.

Radrodeschare sind V-förmig paarig angeordnete Räder. Mindestens eins davon ist angetrieben. Bei der Drehbewegung wird die Zuckerrübe eingeklemmt und heraus gezogen. Auch hier wird durch eine geeignete Lagerung dafür gesorgt, dass die Räder seitlich ausweichen können.

Reinigung

Durch die Reinigung wird die Zuckerrübe schonend von Erdresten befreit. Die Rüben durchlaufen oft mehrere Etappen der Reinigung. Die Rodeschare übergeben an die erste Etappe. Diese besteht aus Aufnahmewalzen, auch Rodewalzen genannt. Aber es können auch Aufnahmesterne bzw. Siebsterne sein. Wichtigste Aufgabe der ersten Etappe sind das Aussieben von groben Schmutz und das Zusammenführen der Rüben zu einem Strom. Die Etappe der Hauptreinigung ist in ihrer Ausführung abhängig von der Größe des Rübenroders. Folgende Systeme werden einzeln oder kombiniert verwendet:

Die letzte Etappe ist das Befördern in den Bunker. Diese Aufgabe wird von einem Elevatorgurt erledigt.

Bunker

Der Vorratsbunker nimmt die geernteten Zuckerrüben auf. Eine große Schneckenwelle sorgt dabei für eine gleichmäßige Verteilung im Bunker. Der Boden ist mit einer Fördereinrichtung zur Entleerung des Bunkers bestückt. Dabei handelt es sich um paarige Kettenstränge, die mehrfach durch Stahlprofile verbunden sind. Werden die Ketten über den Boden gezogen, setzen sich die Rüben in Bewegung.

Abladen

 
Zuckerrübenmiete

Das Abladen der Rüben erfolgt bei älteren Systemen einfach durch Abkippen. Um ein Überladen auf Anhänger zu ermöglichen, werden aber Siebbandgurte an einem ausklappenden Rahmen verwendet. Durch die im Abschnitt Bunker erwähnten Fördereinrichtung wird dieses Entladeband mit Rüben beliefert. Das Entladeband kann in der Höhe variiert werden, um die Zuckerrüben auch auf eine Miete abzulegen.

Fahrwerk

Die absetzigen Roder und die gezogenen Vollernter sind einfache einachsige Maschinen. Alle Baugruppen werden vom ziehenden Traktor über Zapfwelle oder Hydraulik angetrieben. Selbstfahrende Rübenroder sind immer mit mehr als einer Achse ausgeführt. Es werden große, breite Räder, oft in ungrader Zahl verwendet. Das unpaarige Rad läuft zwischen den Spuren der übrigen Räder. Zweck dieser Konstruktion ist die Verringerung des Bodendruckes und das Überrollen des, von den Rüben entfernten, losen Schmutzes. Statt eines unpaarigen Rades haben andere die Möglichkeit den Rahmen zu knicken, um mit Allradlenkung schräg (im so genannten Hundegang) über den Acker zu rollen. Angetrieben werden die Roder dieselhydraulisch. Dabei treibt ein Dieselmotor Hydraulikpumpen an. Hydraulikmotoren übertragen die Kraft mal direkt, mal über Getriebe an die Räder. Die Lenkung wird ebenfalls hydraulisch betätigt.

Hilfs- und Unterstützungssysteme

Automatische Reihenführung

Während bei älteren Systemen noch von Hand den Rübenreihen gefolgt wurde, übernehmen das bei modernen Rübenrodern elektronische Systeme. Es werden die Rüben (über Rodeschare) sowie die Blätter (über Blattaster) abgetastet. Die Bewegungen werden durch Potenziometer in elektrische Signale umgewandelt. Die Elektronik steuert damit die hydraulische Lenkung.

Tiefenführung

Um sauber Roden zu können müssen die Schare immer eine bestimmte Höhe zum Boden haben. Dafür sorgt die Tiefenführung. Über Schleifkufen oder Tasträder wird das Profil des Bodens abgetastet. Heben bzw. Senken des Rodeaggregates wird hydraulisch oder elektronisch gesteuert. Die beiden Seiten sind unabhängig voneinander geregelt. Bei besonders breiten Rodeaggregaten (z.B. bei 9-reihigen) wird es schwieriger den durchgehenden Kontakt zu Boden zu behalten (Fahrspuren,Bodenwellen in Fahrtrichtung). Um das zu verhindern werden die Aggregate geteilt.

Überwachung

Zur Überwachung der Rodevorgänge werden, beim modernen Rübenvollernter, elektronische und optische Systeme eingesetzt. Von Drehzahlsensoren und Drucksensoren aufgezeichneten Daten werden über ein Datenterminal dem Fahrer angezeigt. Auf dem Terminal wird zusätzlich die Stellung der einzelnen Baugruppen und des Fahrwerks (z.B. bei Allradlenkung) angezeigt. Ein Computer überwacht alles und verhindert eine Fehlbedienung. Videomonitore zeigen den Verlauf der Reinigung. Aufgrund dieser Daten kann der Fahrer die Maschine korrekt einstellen.

Siehe auch

Hersteller