Chondren

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Chondren in Grassland

Chondren im Chondriten Grassland.
Grassland ist ein stark verwitterter
Meteorit, deswegen die rötliche Farbe
(oxidiertes Eisen).
(Millimeterskala zum Vergleich)


Chondren (griechisch chondros, Korn), auch Chondrulen genannt, sind millimetergroße Silikatkügelchen, welche in vielen Meteoriten vorhanden sind. Chondren sind so häufig, dass Meteorite welche Chondren enthalten zu einer nach ihnen benannten Meteoritenklasse, den Chondriten, zusammengefasst wurden. Chondrite können bis zu etwa 80% aus Chondren bestehen, welche in einer feinkörnigen Matrix eingebetteten sind. Chondren wurden bereits 1802 von De Bournon als "curios globules" beschrieben. Der Name "Chondre" wurde 1869 von Gustav Rose am Mineralogischen Museum der Humbold Universität eingeführt.

Chondren separatiert aus Bjurböle

Aus dem Chondriten Bjurböle
separierte Chondren.
(Millimeterskala zum Vergleich).


Chondritische Meteorite repräsentieren das älteste Material in unserem Sonnensystem. Es wird angenommen, dass die anderen Objekte des Planetensystems letztendlich aus chondritischem Material gebildet wurden. Wegen der Häufigkeit der Chondren in diesem Material ist es deshalb wichtig die Chondrenbildung zu verstehen, wenn man die Entstehung des Planetensystems nachvollziehen will. Bekannt ist heute, dass Chondren sich aus Vorgängermaterial gebildet haben, welches sehr rasch - innerhalb von Minuten oder noch kürzer - auf Temperaturen bis zu 1900°C erhitzt wurde. Das Material wurde dabei geschmolzen und die Schmelzkügelchen kühlten sich danach innerhalb von Stunden wieder ab. Unbekannt ist bis heute die Energiequelle und der Ort der Chondrenbildung. Auch das Vorgängermaterial ist nicht genau bekannt. Möglicherweise waren die Bestandteile der feinkörnigen Matrix, in welcher die Chondren im Meteoriten eingebettet sind, auch das Material aus welchem sich letztlich die Chondren gebildet haben. Gemäß den meisten Theorien haben sich die Chondren bereits im Sonnenebel gebildet. Es gibt aber auch Theorien die davon ausgehen, dass sich Chondren auf der Oberfläche oder in der Atmosphäre eines Protoplaneten gebildet haben. Unter anderem wurden folgende Energiequellen vorgeschlagen:


  • Einschläge auf der Oberfläche eines Protoplaneten
  • Ablation von Oberfläche einschlagender Projektile während der Durchquerung der Atmosphäre eines Protoplaneten
  • Heiße Gebiete im inneren Sonnennebel
  • FU Orionis Phase der frühen Sonne
  • Elektrische Entladungen (Nebelblitze) im Sonnennebel
  • Magnetische Flares
  • Akkretionsschocks oder sonstige Schockwellen im Sonnennebel

Die Bestandteile der feinkörnigen Matrix, in welche die Chondren innerhalb des Meteoriten eingebettet sind, sind vermutlich direkt aus der Gasphase des Sonnenebels auskristallisiert worden.


Literatur

  1. Wlotzka F., Heide F. (1995) Meteorites: Messengers from Space, Springer Verlag, ISBN 0387581057
  2. Hewins R.H., Jones R.H., and Scott E.R.D. eds. (1996) Chondrules and the Protoplanetary Disk, Cambridge University Press, UK, ISBN 0521552885