Daimler Conquest

Automodell
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Der Daimler Conquest ist ein Fahrzeug des britischen Automobilherstellers Daimler Motor Company, das von 1953 bis 1958 gebaut wurde. Der in der oberen Mittelklasse positionierte Conquest war Daimlers Einstiegsmodell. Er basiert auf dem Lanchester 14/Leda.

Daimler
Bild
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Daimler Conquest
Conquest
Conquest Century
Produktionszeitraum: 1953–1958
Klasse: Obere Mittelklasse
Karosserieversionen: Limousine, Cabriolet, Roadster
Motoren: Ottomotor:
2,4 Liter (76 PS)
Länge: 4469 mm
Breite: 1664 mm
Höhe: 1651 mm
Radstand: 2642 mm
Leergewicht: 1397 kg

Vorgängermodell Daimler Consort
Lanchester 14

Entstehungsgeschichte

 
Ausgangsmodell: Lanchester 14/Leda (1950–1953)

Die 1896 gegründete Daimler Motor Company war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der exklusivsten britischen Automobilhersteller. Das seit 1910 zur Birmingham Small Arms Company (BSA) gehörende Unternehmen lieferte regelmäßig Fahrzeuge für das britische Königshaus. Die Stellung des Unternehmens änderte sich nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, als der Konkurrent Vanden Plas nach und nach die Marktführung im Bereich der großen Limousinen übernahm.[1] Daimler versuchte daraufhin, parallel zu den weiterhin produzierten Repräsentationsfahrzeugen mit dem kleineren Modellen preisgünstigere Marktsegmente zu bedienen. Einstiegsmodell Daimlers war in der unmittelbaren Nachkriegszeit der DB18 bzw. die weiterentwickelte Version Consort, die kleine Sechszylindermotoren hatten und seit 1945 produziert wurden. Daimlers Schwestermarke Lanchester bot im gleichen Segment – allerdings mit einem Vierzylindermotor ausgestattet – seit 1950 die Limousine 14 (Alternativbezeichnung: Leda) an, die technisch und stilistisch keine Verwandtschaft zum Conquest hatte.

Ende 1952 stellte Daimler zunächst die Produktion des inzwischen veralteten Consort ein, zu Beginn des Jahres 1953 dann auch die des Lanchester Leda. Der Leda wurde daraufhin innerhalb von vier Monaten[2] zum Daimler Conquest weiterentwickelt, der im Mai 1953 in den Verkauf kam und sowohl den bisherigen Consort als auch den Leda ersetzte. Der Daimler Conquest war im Grunde ein Lanchester Leda mit einer Daimler-Kühlermaske und einem neu konstruierten Sechszylindermotor.[3] Als Einstiegsmodell war der Conquest unterhalb der Regency-Reihe und der Repräsentationslimousine Regina bzw. DK400 positioniert. Schrittweise brachte Daimler verschiedene Karosserieversionen auf den Markt, die allesamt werksseitig angeboten wurden. Anders als bei den größeren Daimler-Modellen, gab es für den Conquest praktisch keine individuellen Aufbauten.

Die Produktion des Conquest endete 1958. Die Bemühungen, einen Nachfolger zu entwickeln, fielen in die Zeit, in der der Sportwagenhersteller Jaguar die Übernahme Daimlers vorbereitete. Sie gestalteten sich schwierig und kamen letztlich zu keinem unmittelbaren Ergebnis. Allerdings kann der auf Jaguar-Technik beruhende Daimler 250 V8 als mittelbarer Nachfolger des Conquest angesehen werden.

Modellbezeichnung

Die Modellbezeichnung Conquest (deutsch: Eroberung) bezieht sich auf die Eroberung Englands im Jahr 1066 durch Wilhelm den Eroberer. Die Verbindung ergab sich über den Kaufpreis, der bei Markteinführung vor Steuern 1.066 £ betrug.[2]

Technik

Chassis und Fahrwerk

Rahmen und Fahrwerk des Daimler Conquest entsprechen nahezu vollständig der beim Lanchester Leda verwendeten Konstruktion.[3] Grundlage ist ein Leiterrahmen mit einer kreuzförmigen Verstrebung. Vorn ist eine Doppelquerlenkerachse mit Drehstabfedern eingebaut, hinten eine Starrachse mit Blattfedern. Vorn und hinten werden Teleskopstoßdämpfer verwendet.

Motor

Für den Conquest entwickelte Daimler einen neuen Sechszylinderreihenmotor aus Grauguss. Er ist eine vergrößerte Version des im Lanchester Leda verwendeten, 2,0 Liter großen Reihenvierzylinders.[2] Im Daimler Conquest hat der Motor einen Hubraum von 2433 cm³ (Bohrung × Hub: 76,2 ×88,9 mm). In der ursprünglichen Version ist der Motor mit einem Zenith-Vergaser ausgestattet, und das Verdichtungsverhältnis beträgt 6,1:1. Die Höchsteistung dieser Variante liegt bei 75 bhp (76 PS). Ab 1954 war eine leistungsgesteigerte Version erhältlich, die einen Zylinderkopf aus Aluminiumguss, eine höhere Verdichtung und zwei SU-Vergaser hat. In dieser Form erreicht der Motor eine Leistung von 100 bhp (101 PS).

Versionen

Daimler Conquest Saloon (DJ250)

 
Daimler Conquest (DJ250)

Die erste Variante des Conquest ist der viertürige Saloon, der werksintern die Bezeichnung DJ250 trug. Er wurde von 1953 bis 1956 produziert. Seine Karosserie entspricht nahezu vollständig der des viertürigen Lanchester 14/Leda. Sie wurde, wie schon die des Lanchester, bei dem Karosseriebauunternehmen Fisher & Ludlow hergestellt, das zur British Motor Corporation (BMC) gehörte.

Daimler Conquest Century (DJ256)

Von 1954 bis zur Einstellung der Conquest-Reihe im Jahr 1958 gab es die viertürige Limousine Conquest Century. Sie entspricht äußerlich nahezu vollständig dem regulären Conquest Saloon, ist aber mit der leistungsstärkeren Doppelvergaserversion des Sechszylindermotors ausgestattet. Die Unterschiede im Karosseriebereich betreffen Anbauteile wie Nebelscheinwerfer, die hier – anders als beim regulären Conquest – nicht in die Frontmaske eingelassen, sondern separat auf der vorderen Stoßstange montiert sind. Anstelle der eingelassenen Nebelscheinwerfer hat der Conquest Century vergitterte Belüftungsöffnungen.

Daimler Conquest Drophead Coupé (DJ252/253)

 
Daimler Conquest Drophead Coupé

Daimler Conquest Roadster

 
Daimler Conquest Roadster

Lanchester Dauphin

Nachfolgeprojekte und Nachfolger

1958 wurde diese Reihe, zunächst ohne Nachfolger, aufgegeben. Zwar hatte es Bemühungen gegeben, einen Conquest-Nachfolger unter Daimlers Tochtermarke Lanchester mit der Modellbezeichnung Sprite zur Serienreife zu bringen; sie waren jedoch bereits 1957 nach der Produktion von nur 13 Fahrzeugen – möglicherweise aus unternehmenspolitischen Gründen[Anm. 1] – eingestellt worden.[4][5] 1959 erschien ein neuer Roadster, der Daimler SP250. Dieser hatte nicht nur eine neue Karosserie, sondern auch einen neu entwickelten V8-Motor. Schon zuvor hatte es Überlegungen gegeben, diese Motoren in Vauxhall-Cresta-Karosserien einzubauen und dadurch ein neues Einsteigermodell als Daimler DN250 zu schaffen; diese Pläne wurden allerdings nach dem Bau eines Prototyps aufgegeben. Nachdem Daimler vom Konkurrenten Jaguar erworben worden war, wurde der V8-Motor in die Karosserie des Jaguar Mark 2 eingebaut, der ab 1962 als Daimler 250 V8 angeboten wurde.

Preise

Nach einer Preissenkung im Jahr 1956 wurden die folgenden Preise gefordert:

  • Conquest (Grundmodell) 862 £
  • Conquest Century 996 £
  • Conquest Century Drophead Coupé 1262 £

(1956 entsprach ein Britisches Pfund etwa 11,70 Deutsche Mark).

Literatur

  • David Culshaw, Peter Horrobin: The Complete Catalogue of British Cars 1895–1975, Poundbury, Veloce Publishing, 2013, ISBN 978-1-845845-83-4
  • Brian Long: Daimler & Lanchester. A Century of Motor History, Longford International Publications, 1995, ISBN 1899154019
  • Lord Montagu of Beaulieu, David Burgess-Wise: Daimler Century. Patrick Stephens Ltd., 1995, ISBN 1-85260-494-8
  • Richard Townsend: Docker’s Daimlers. Daimler and Lanchester Cars 1945 to 1960, Amberley Publishing, Stroud, 2017, ISBN 978 1 4456 6316 6
Commons: Daimler Conquest – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Das Scheitern des Lanchester Sprite wurde offiziell mit wirtschaftlichen Gesichtspunkten begründet: Den Sprite zur Serienreife zu bringen, hätte zu hohen Kosten erfordert. Die Entscheidung, die Entwicklung zu beenden, fiel zeitlich zusammen mit dem Ausscheiden von Sir Bernard und Lady Nora Docker aus dem BSA-Management. Weil das Ansehen der Dockers insbesondere durch das extrovertierte Verhalten Nora Dockers bei BSA kritisch gesehen wurde und nach verbreiteter Auffassung auch der Reputation Daimlers geschadet hatte, war die Unternehmensleitung bemüht, 1957 eine möglichst klare Trennung von den Dockers vorzunehmen. Einige Quellen vermuten, dass die Einstellung des Lanchester Sprite tatsächlich aus diesem Grund erfolgt ist, denn Sprite war eines der bevorzugten Projekte Bernard Dockers gewesen. Vgl. Brian Long: Daimler & Lanchester. A Century of Motor History, Longford International Publications, 1995, ISBN 1899154019, S. 245.

Einzelnachweise

  1. Lord Montagu of Beaulieu, David Burgess-Wise: Daimler Century. Patrick Stephens Ltd., 1995, ISBN 1-85260-494-8, S. 272.
  2. a b c Lord Montagu of Beaulieu, David Burgess-Wise: Daimler Century. Patrick Stephens Ltd., 1995, ISBN 1-85260-494-8, S. 263.
  3. a b Richard Townsend: Docker’s Daimlers. Daimler and Lanchester Cars 1945 to 1960, Amberley Publishing, Stroud, 2017, ISBN 978 1 4456 6316 6, S. 49.
  4. Richard Townsend: Docker’s Daimlers. Daimler and Lanchester Cars 1945 to 1960, Amberley Publishing, Stroud, 2017, ISBN 978 1 4456 6316 6, S. 26.
  5. Brian Long: Daimler & Lanchester. A Century of Motor History, Longford International Publications, 1995, ISBN 1899154019, S. 245.