Trigema („Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer“) ist ein deutsches Mischunternehmen, das in den Bereichen Textilproduktion (Sport- und Freizeitbekleidung) und Tankstellenvertrieb tätig ist. Der Unternehmenssitz ist in Burladingen im Zollernalbkreis in Baden-Württemberg. Das Familienunternehmen wird in der Rechtsform des Einzelunternehmens geführt. Die Firma lautet TRIGEMA Inh. W. Grupp e. K. Alleiniger Inhaber und Geschäftsführer ist Wolfgang Grupp.
Trigema Inh. W. Grupp e.K.
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Rechtsform | Eingetragener Kaufmann |
Gründung | 1919[1] |
Sitz | Burladingen ![]() |
Leitung | Wolfgang Grupp |
Mitarbeiterzahl | 1200 (2018)[2] |
Umsatz | 101,60 Millionen Euro (2018)[3] |
Branche | Textilien, Tankstellen |
Website | www.trigema.de |
Stand: 31. Dezember 2016 |
Unternehmen
Im Jahr 2008 waren bei Trigema 1083 Mitarbeiter beschäftigt (1015 Arbeiter, 68 Angestellte).[4] 2018 waren es 1200. Die Standorte von Trigema umfassen das Burladinger Hauptwerk, die Zweigwerke Altshausen und Rangendingen, diverse Tankstellen im Umkreis von Burladingen sowie 46 Verkaufsstellen[5] (so genannte „Trigema-Testgeschäfte“). Der Umsatz im Geschäftsbereich Tankstellen betrug 2008 8,5 Millionen Euro, was 16,5 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte. Die Trigema-Läden, in denen das Unternehmen zwei Drittel der Produktion verkauft,[4] setzten 2008 29,7 Millionen Euro um, was 57,5 Prozent des Gesamtumsatzes ausmachte. Der Umsatzanteil der Textilproduktion betrug 13,4 Millionen Euro – 26 Prozent des Gesamtumsatzes. Die Lohnsumme 2008 betrug laut Bilanz 21 Millionen Euro.[4] Pro Mitarbeiter sind das im Durchschnitt 1.458 Euro im Monat. Der Unternehmensbereich Textilproduktion ist laut Unternehmensangaben ein vierstufiges Textilunternehmen, in dem Stoffherstellung, Ausrüstung, Druckerei/Stickerei und Zuschneiderei/Konfektion innerhalb des Unternehmens integriert sind.
Das Unternehmen war Gründungsmitglied des Bündnisses für nachhaltige Textilien, trat allerdings mit mehr als 30 anderen Firmen Anfang 2017 aus.[6][7]
Unternehmensgeschichte
Im November 1919 kauften die Brüder Josef und Eugen Mayer eine stillgelegte Burladinger Fabrik. Nach einer kurzen Zeit des Aufbaus trennten sich die Brüder 1922 wieder. Der bestehende Betrieb wurde aufgeteilt.
Josef Mayer führte als Alleininhaber die Firma Mechanische Trikotwarenfabrik Gebr. Mayer KG weiter. Innerhalb zweier Jahrzehnte baute er die Trikotwarenfabrik zu einem Großbetrieb mit 800 Beschäftigten aus.
1939 trat Josef Mayers Schwiegersohn, der Rechtsanwalt Franz Grupp, in die Firma ein und übernahm bald wichtige Funktionen der Geschäftsleitung. Ab 1933 beteiligte sich das Unternehmen an der „Adolf-Hitler-Spende der deutschen Wirtschaft“. Nachdem die Aufnahmesperre der NSDAP 1937 aufgehoben worden war, trat der damalige Betriebsführer Josef Mayer der Partei bei (Mitgliedsnummer: 4809386). Gleichgeschaltet war das Unternehmen ab 1940. Ein großer Schritt zur Expansion in der damaligen Firmengeschichte war die „Arisierung“ des Unternehmens der jüdischen Familie Levy, die Mechanische Trikotweberei Hermann Levy. 1939 wurde der Grundbesitz der Mechanischen Trikotweberei Hermann Levy im Rahmen eines arisierungsbedingten Zwangsverkaufes erworben und diente als Baugrundstück für eine Fabrikerweiterung. Als ein dem nationalsozialistischen System konformer Betrieb, der keine Juden beschäftigen durfte, erhielt die Firma Aufträge der NSDAP und der Wehrmacht. Arbeiter, die durch die Einberufung zum Kriegsdienst ausfielen, wurden durch Kriegsgefangene ersetzt, die Zwangsarbeit leisten mussten.
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde in kleinem Maßstab die Produktion von Unterwäsche wieder aufgenommen. Erst nach der Währungsreform 1948 stabilisierte sich der Geschäftsverkehr. Mit 960 Arbeitern im Jahr 1952 arbeiteten 20 Prozent aller Beschäftigten der Textilindustrie Hohenzollerns bei den Mechanischen Trikotwarenfabriken Gebr. Mayer KG. Die Firma produzierte etwa vier Prozent der westdeutschen Trikotwaren.
1949 wurden neue Verwaltungsgebäude und weitere Fabrikationsräume errichtet sowie 1951 ein neues Kesselhaus. 1950 wurde eine firmeneigene Betriebskrankenkasse gegründet und eine Betriebsarztpraxis eingerichtet. Der zweite Schwiegersohn des Seniorchefs Josef Mayer, Engelbert Graf, der 1948 in das Unternehmen eintrat, leitete das Sozialwesen des Unternehmens. 1956 verstarb der Seniorchef und Firmengründer Josef Mayer. Die Leitung des Unternehmens übernahm nun der Schwiegersohn Franz Grupp.
Weil in Burladingen keine Näherinnen mehr gefunden werden konnten, gründete das Unternehmen 1959 Filialen in Altshausen und Krauchenwies. In den 1960er Jahren gehörten zehn Filialen zum Unternehmen. Das Hauptwerk in Burladingen wurde ständig erweitert und modernisiert.
Da in den 1960er Jahren der Unterwäschemarkt stagnierte, erweiterten die „Mechanischen Trikotwarenfabriken Gebr. Mayer KG“ ihr Angebot um hochwertige Damenoberbekleidung aus Synthetics und Jersey-Meterware. 1967 verpflichtete Trigema Wilhelm Bungert für die erste Trigema-Tenniskollektion. Dieser Sortimentszweig wurde unter dem Markennamen „TRIGEMA-Original-Bungert-Dress“ und „TRIGEMA-Weekend-Freizeitkleidung“ etabliert.[8]
1969 trat Wolfgang Grupp die Nachfolge seines Vaters Franz Grupp als Geschäftsführer an. Die Flower-Power-Bewegung machte damals das T-Shirt neben der Jeans zum Symbol jugendlicher Mode. Wolfgang Grupp etablierte den Geschäftsbereich T-Shirt und Tennisbekleidung unter dem Markennamen Trigema. Im weiteren Verlauf verwandelte Grupp die traditionelle Trikotwarenfabrik in eine Produktionsstätte modischer Freizeitkleidung.
Als Wolfgang Grupp nach seinem BWL-Studium die Firmenleitung übernahm, war die Firma noch stark diversifiziert und hatte bei (umgerechnet) 8,7 Millionen Euro Umsatz 5,1 Millionen Euro Bankschulden. Das Vorbild des erfolgreichen Großvaters vor Augen, kehrte er zu den Wurzeln zurück und reduzierte die Diversifizierung. Bis 1975 hatte er den Umsatz auf 28,1 Millionen Euro gesteigert und sämtliche Schulden getilgt. Seit 1975 wirbt Trigema damit, Deutschlands größter T-Shirt-, Sweatshirt- und Tennisbekleidungshersteller zu sein.
Verkauf
Aktuell betreibt das Unternehmen bundesweit 45 Filialen und vertreibt insgesamt die Hälfte seiner Waren selbst. 15 Prozent entfallen auf den eigenen Onlineshop, 35 Prozent auf den Absatz der eigenen Filialen, Einzelhändler oder direkt an Firmen, die Mitarbeiterkleidung benötigen. Der Rest entfällt auf Großabnehmer.[9]
Öffentlichkeitsarbeit
Bekanntheit erlangte Trigema durch den Auftritt des Inhabers Wolfgang Grupp in diversen Fernsehsendungen und in Werbespots, die mehrere Jahre unter anderem vor der Tagesschau liefen und einen scheinbar sprechenden Schimpansen enthielten, dessen Mundbewegungen durch das Kauen von Nüssen entstehen.[10] Tierschutzorganisationen wie Pro Wildlife und PETA forderten wiederholt von Trigema, die „entwürdigende“ Werbung mit dem Schimpansen einzustellen.[11] Der Affe im Werbespot wurde daraufhin computeranimiert, um den Tierschutzbedenken genüge zu tun.[12][13]
Grupp engagiert sich öffentlichkeitswirksam für den Produktionsstandort Deutschland und wirbt damit, alle Rohstoffe für Trigema-Bekleidungsprodukte aus EU-Ländern zu erwerben, dass die komplette Produktion in Deutschland stattfinde, es bei Trigema seit mehr als 30 Jahren weder Kurzarbeit noch betriebsbedingte Entlassungen gegeben habe und Kindern von Mitarbeitern nach dem Schulabschluss ein Arbeits- oder Ausbildungsplatz bei Trigema garantiert werde.
Literatur
- Peer Heinelt: T-Shirts für die NSDAP. Trigema. Zur Entwicklung eines mittelständischen Textilbetriebs im „Dritten Reich“. In: konkret, Juli 2006
Fernsehdokumentationen
- Der König von Burladingen. Wolfgang Grupp – Ein deutscher Unternehmer. Dokumentarfilm, 45 Min., Buch und Regie: Susanne Müller und Andreas Coerper, Produktion: SWR Fernsehen, Erstausstrahlung: 26. März 2008.
- Neues vom König aus Burladingen. Vierteilige Dokuserie, Buch und Regie: Susanne Müller und Andreas Coerper, Produktion: SWR Fernsehen, Erstausstrahlung: 15. September bis 6. Oktober 2010.
- Trigema - 100% Made in Germany: Die Erfolgsgeschichte des Textilunternehmens | Galileo | ProSieben, Erstausstrahlung 2020.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ https://www.trigema.de/unternehmen/geschichte/
- ↑ Lena Müssigmann: Der Ruhestand wäre ihm fad – Wolfgang Grupp wird 75 Jahre alt. In: Stimme.de, 28. März 2017, abgerufen am 31. März 2017.
- ↑ Schwarzwälder Bote, Oberndorf Germany: Burladingen: Trigema-Chef: Firma bleibt in Familie - Schwarzwälder Bote. Abgerufen am 13. November 2019.
- ↑ a b c Bilanz 2008, e-bundesanzeiger.de
- ↑ www.trigema.de, Selbstdarstellung
- ↑ Mitgliederliste des Bündnisses für nachhaltige Textilien ( des vom 6. Oktober 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Caspar Dohmen: Textilbündnis wackelt. In: Süddeutsche Zeitung, 23. Juli 2017, abgerufen am 27. Januar 2018.
- ↑ Broschüre: Trigema 1919 – Heute. Ausgabe 2002.
- ↑ Spiegel Online: 100 Jahre Trigema.
- ↑ Wieso trägt der Trigema-Affe kein Trigema-Hemd?, noz.de, 24. September 2016, abgerufen am 22. Juli 2018
- ↑ Pro Wildlife: Presseinformation: Affen. 11. Juni 2008 ( vom 10. Mai 2016 im Webarchiv archive.today)
- ↑ Marktcheck checkt Trigema „Affenstark“ – weil „Made in Germany“?, 29. August 2017, abgerufen am 22. Juli 2018
- ↑ Trigema will wieder mit Schimpansen werben, horizont.net, 24. Oktober 2016, abgerufen am 22. Juli 2018
Koordinaten: 48° 17′ 21,2″ N, 9° 6′ 20,8″ O