Lappland (Finnland)

Landschaft in Finnland
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Lapin lääni / Lapin maakunta
Wappen

Wappen der Provinz Lappland
Wappen der
Provinz Lappland

Wappen der Landschaft Lappland
Wappen der
Landschaft Lappland

Basisdaten
Staat: Finnland
Gemeinden: 21
Verwaltungssitz: Rovaniemi
Fläche: 98.946 km²
Einwohner: 185.221 (31. 6. 2006)
Bevölkerungsdichte: 1,9 Einwohner pro km²
Karte
Lage von Lappland in Finnland

Die Provinz Lappland (finn. Lapin lääni) ist die nördlichste der sechs Provinzen Finnlands. Die Provinz ist deckungsgleich mit der Landschaft Lappland (Lapin maakunta), einer der 20 finnischen Landschaften. Sie umfasst den finnischen Teil Lapplands. Mit einer Fläche von 98.946 km² ist Lappland die größte finnische Provinz, bei einer Bevölkerungsdichte von 1,9 Einwohnern pro Kilometer zugleich auch mit Abstand die am dünnsten besiedelte. Der Verwaltungssitz und die größte Stadt von Lappland ist Rovaniemi. Die Urbevölkerung Lapplands, das Volk der Samen, stellt nur noch eine kleine Minderheit dar. In Teilen der Provinz stehen ihnen besondere Minderheitenrechte zu.

Geografie

Die Provinz Lappland umfasst den finnischen Teil der zwischen Finnland, Schweden, Norwegen und Russland aufgeteilten Region Lappland. Der Begriff „Lappland“ (finn. Lappi) kann sich je nach Zusammenhang auf die Provinz oder die gesamte Region beziehen, zum Zweck der Eindeutigkeit kann die Namensform „Provinz Lappland“ (Lapin lääni) oder „Finnisch-Lappland“ (Suomen Lappi) verwendet werden.

Lage und Ausdehnung

Lappland ist die nördlichste Provinz Finnlands und erstreckt sich etwa zwischen dem 66. und 70. Breitengrad. Damit liegt ein Großteil der Fläche nördlich des Polarkreises. Innerhalb Finnlands grenzt die Provinz Lappland im Süden an die Landschaft Nordösterbotten, die Teil der Provinz Oulu ist. Im Osten liegt die Staatsgrenze zu Russland, im Norden die zu Norwegen. Die Flüsse Muoniojoki und Tornionjoki stellen im Westen die Grenze zwischen der Provinz Lappland und Schweden dar. Im Südwesten hat Lappland Anteil an der Küste des Bottnischen Meerbusens. Lappland ist mit Abstand die größte der fünf finnischen Provinzen und umfasst 29 % der Gesamtfläche des Landes. Die Fläche der Provinz beträgt 98.946 km², damit ist sie größer als etwa Österreich.

Geografisch wird Lappland als vom Rest Finnlands gesonderte Einheit betrachtet. So kann Oulu, genau in der Mitte des Landes gelegen, als nordfinnische Stadt bezeichnet werden. Ebenso heißt die Landschaft um Jyväskylä Mittelfinnland, obwohl es genau genommen im südlichen Drittel Finnlands liegt. Während der Zeit der schwedischen Herrschaft bis 1809 war Finnisch-Lappland auch politisch von Rest Finnlands getrennt. Das Gebiet südlich von Sodankylä wurde zu den historischen Landschaften Österbotten und Norrbotten gezählt, während der nördliche Teil zusammen mit Schwedisch-Lappland die Landschaft Lappland bildete.

Klima

 
Klimadiagramm Inari

Lappland gehört zur kaltgemäßigten Klimazone. Das Klima ist kontinental, daher sind die unterschiede zwischen den Jahreszeiten mit verhältnismäßig milden Sommern und kalten, schneereichen Wintern stark ausgeprägt. In Inari beträgt die durchschnittliche Jahrestemperatur -1,3 °C und die jährliche Niederschlagsmenge 405 mm. Der wärmste Monat ist der Juli mit einer Durchschnittstemperatur von 13,2 °C, der kälteste der Januar mit -13,5 °C.

Die Dauer der Jahreszeiten ist in Lappland sehr ungleich. In Sodankylä beginnt der Sommer im langjährigen Schnitt am 10. Juni und endet am 22. August[1]. Im Sommer können die Temperaturen selten die 30°-Marke überschreiten. In Sodankylä wurde am 7. Juli 1914 eine Rekordtemperatur von 31,7 °C gemessen. Die Laubfärbung (ruska) im September bis Oktober gilt als einzigartiges Naturschauspiel. Sowohl das Laub der Bäume als die Blätter der Heidel-, Moos- und Preiselbeerensträucher, die den Boden bedecken, färben in leuchtende Farben. Der Winter dauert über sieben Monate. Den ersten Schnee kann es im August oder September geben, eine bleibende Schneedecke fällt meist Ende Oktober bis Mitte November und schmilzt durchschnittlich Ende April bis Ende Mai[2]. Die kälteste jemals in Finnland gemessene Temperatur wurde am 28. Januar 1999 in Kittilä mit -51,5 °C erreicht[3].

In den hohen geografischen Breiten Lapplands spielen die Beleuchtungsjahreszeiten eine große Rolle. In den Gebieten nördlich des Polarkreises scheint im Sommer die Mitternachtssonne, im Winter herrscht die Polarnacht (kaamos). An der Nordspitze Lapplands am 70. Breitengrad tritt zwischen dem 1. Mai und dem 20. August keine vollständige Dunkelheit auf, zwischen dem 20. Mai und dem 30. Juli steht die Sonne 24 Stunden am Tag über dem Horizont. Entsprechend geht zwischen dem 22. November und dem 20. Januar die Sonne nicht auf, stattdessen geht die Morgendämmerung unmittelbar in die Abenddämmerung über. Bei zunehmender südlicher Lage verkürzt sich die Dauer des Polartages und der Polarnacht: In Rovaniemi auf Höhe des Polarkreises dauern sie jeweils einen Tag (Sommer- und Wintersonnenwende). Auch in den Gebieten südlich des Polarkreises wird es durch die Dämmerung im Sommer nicht vollständig dunkel und im Winter nicht hell. In ganz Lappland kommen im Winter Polarlichter vor.

Bevölkerung

Obwohl es fast ein Drittel der Landesfläche Finnlands einnimt, wird Lappland von nur 186.443 Menschen (3,6 % der Gesamtbevölkerung) bewohnt. Demnach beträgt die Bevölkerungsdichte gerade einmal 1,9 Einwohner pro Quadratkilometer. Die Einwohner Lapplands werden zusammenfassend ohne Rücksicht auf ihre Ethnie als „Lappländer“ (finn. lappilainen) bezeichnet, während „Lappe“ (finn. lappalainen) eine veraltete bzw. pejorative Bezeichnung für das Volk der Samen ist. Die überwiegende Mehrheit der heutigen Einwohner Lapplands sind Finnen.

Samen

 
Samin in traditioneller Tracht

Lappland ist das traditionelle Siedlungsgebiet des indigenen Volks der Samen (Eigenbezeichnung Samit). Insgesamt wird ihre Anzahl in Norwegen, Schweden, Finnland und Russland auf 60.000-100.000 anberaumt. In Finnland gibt es 6000-7000 Samen, von denen 4000 im samischen Siedlungsgebiet im Nordteil Lapplands leben. Die Gemeinden Enontekiö, Inari, Utsjoki sowie die nördlichen Teile von Sodankylä sind gesetzlich als „Heimatgebiet“ (kotiseutualue) der Samen festgelegt[4]. Utsjoki ist die einzige finnische Gemeinde, in der die Samen die Bevölkerungsmehrhheit stellen.

Nach dem finnischen Gesetz gilt eine Person als Same, wenn er oder sie sich selbst als Same ansieht und mindestens ein Eltern- oder Großelternteil hat, das Samisch als Muttersprache spricht[5]. Viele Samen haben indes ihre Sprache aufgegeben. Schätzungen über die Anzahl der samischen Muttersprachler variieren stark. Es ist aber davon auszugehen, dass maximal die Hälfte der finnischen Samen noch samischsprachig sind[6]. Die verschiedenen samischen Mundarten unterscheiden sich so stark voneinander, dass eine gegenseitige Verständigung nicht möglich ist. Daher werden sie von der Sprachwissenschaft als eigenständige Sprachen klassifiziert. In Finnland werden drei samische Sprachen gesprochen. Nordsamisch ist mit insgesamt 30.000 Sprechern die größte samische Sprache, in Finnland wird es von 2000 Menschen gesprochen. Inari-Samisch wird ausschließlich in Finnland verwendet und hat 300-400 Sprecher. Skoltsamisch hat insgesamt 400 Sprecher, die meisten davon in Finnland, daneben auch in Russland.

Seit 1992 haben die samischen Sprachen im Heimatgebiet der Samen einen offiziellen Status. In Enontekiö, Utsjoki und Sodankylä ist Nordsamisch neben finnisch die Amtssprache. Inari ist mit Finnisch, Nordsamisch, Inari-Samisch und Skoltsamisch die einzige offiziell viersprachige Gemeinde Finnlands. Die Bürger haben das Recht, Samisch als Verkehrssprache in Behörden und Krankenhäusern zu verwenden. Sämtliche offiziellen Dokumente sowie Straßenschilder u. Ä. werden zwei- bzw. mehrsprachig herausgegeben. Daneben gibt es Schulunterricht und Rundfunkprogramme auf Samisch.

Seit 1995 sind die Minderheitenrechte der Samen in der finnischen Verfassung verankert. 1996 wurde das Sámediggi als politische Vertretung der Samen ins Leben gerufen. Die 21 Mitglieder werden alle vier Jahre von den finnischen Samen gewählt.

Religionen

Die überwiegende Mehreit der Einwohner Lapplands gehören der evangelisch-lutherischen Kirche an. Die 22 lappischen Kirchengemeinden unterstehen dem Bistum Oulu. Der Laestadianismus, eine konservative lutherische Erweckungsbewegung, ist in Lappland stark verbreitet. Daneben gibt es eine kleine orthodoxe Minderheit. In Lappland gibt es insgesamt sechs orthodoxe Kirchen, davon drei in der Gemeinde Inari. Die rund 700 Skoltsamen von Inari, die ursprünglich aus der Gegend von Petschenga (Petsamo) stammen, gehören dem orthodoxen Glauben an.

Bevölkerungsentwicklung

Entwicklung der Bevölkerung (31. Dezember):

Politik

Landschaft und Provinz

Die Provinz und Landschaft Lappland umfassen das selbe Territorium, dennoch sind sie voneinander unabhängige Gebietskörperschaften. Die Provinz (finn. lääni) ist eine Unterteilung zum Zweck der staatlichen Verwaltung und untersteht der Zentralregierung, während die Landschaft (finn. maakunta) ein Zusammenschluss der Gemeinden ist. Die Provinz und die Landschaft Lappland haben eigene Verwaltungsorgane. Die Provinzregierung (läänihallitus), die vom Landherren (maaherra) geleitet wird, wird von der Zentralregierung eingesetzt. Die Mitglieder der Landschaftsregierung werden von den Gemeinden gestellt.

Auch die Wappen der Provinz und der Landschaft Lappland unterscheiden sich. Das Wappen der Landschaft stammt von dem Wappen der historischen schwedischen Provinz ab und zeigt einen Wilden Mann im roten Schild. Das Wappen der Provinz verbindet das Wappen der Landschaft mit dem Wappen der historischen Landschaft Österbotten (drei silberne Hermeline im blauen Schild), zu der die südlichen Teile Lapplands früher gehörten.

Parteien

Wie im größten Teil der ländlichen Gegenden Finnlands ist die finnische Zentrumspartei in Lappland die stärkste politische Kraft. Sie stellt drei von sieben lappischen Abgeordneten im finnischen Parlament und hat in 20 von 21 Gemeinden die Mehrheit im Stadt- bzw. Gemeinderat. Die beiden anderen großen Parteien Landes, die Sozialdemokraten und die Sammlungspartei, spielen in Lappland keine größere Bedeutung. Dagegen ist das Linksbündnis stärker als im Rest Finnlands. Bei den Parlamentswahlen 2003 erhielt es ein Viertel der Stimmen und stellt zwei der sieben lappischen Parlamentsabgeordneten. In Kemi hält das Linksbündnis die Mehrheit in der Stadtverwaltung, und auch in den meisten anderen Gemeinden ist es die zweitstärkste Partei.

Wahlergebnisse im Wahlkreis Lappland:

Partei Parlamentswahlen 2003 Kommunalwahlen 2004
Zentrumspartei 44,8 % 45,0 %
Linksbündnis 25,6 % 20,8 %
Sozialdemokraten 14,5 % 14,7 %
Sammlungspartei 10,2 % 11,2 %
Übrige 4,9 % 8,3 %

Verwaltungsgliederung

Die Provinz Lappland umfasst 21 Gemeinden, von denen vier den Status einer Stadt haben. Diese umfassen ein teilweise sehr weites Gebiet: Inari ist mit einer Fläche von 17.321 km² die flächenmäßig größte Gemeinde Finnlands und größer als etwa das deutsche Bundesland Thüringen. Die meisten Einwohner hat die Provinzhauptstadt Rovaniemi. Neben Rovaniemi haben noch Kemi, Tornio und Kemijärvi den Status einer Stadt.

  Gemeinde Einwohner
30. 6. 2006 [7]
Fläche
1. Enontekiö 2.012 8.391,5 km²
2. Inari 7.014 17.321 km²
3. Kemi 22.812 92,0 km²
4. Kemijärvi 9.189 3.929,7 km²
5. Keminmaa 8.892 644,1 km²
6. Kittilä 5.844 8.263,1 km²
7. Kolari 3.808 2.617,6 km²
8. Muonio 2.398 2.038,1 km²
9. Pelkosenniemi 1.102 1.882,2 km²
10. Pello 4.435 1.865,6 km²
11. Posio 4.206 3.545,1 km²
12. Ranua 4.675 3.694,5 km²
13. Rovaniemi 57.664 8.011 km²
14. Salla 4.540 5.872,5 km²
15. Savukoski 1.276 6.496,64 km²
16. Simo 3.617 1.483,5 km²
17. Sodankylä 9.193 12.415,3 km²
18. Tervola 3.689 1.595,3 km²
19. Tornio 22.355 1.227,1 km²
20. Utsjoki 1.382 5.371,7 km²
21. Ylitornio 5.118 2.207,2 km²

 

Diese 21 Gemeinden sind zu sechs Verwaltungsgemeinschaften zusammengeschlossen:

Verwaltungsgemeinschaft Gemeinden
Kemi-Tornio Kemi, Keminmaa, Simo, Tervola, Tornio
Nordlappland Inari, Sodankylä, Utsjoki
Ostlappland Kemijärvi, Pelkosenniemi, Posio, Salla, Savukoski
Rovaniemi Rauna, Rovaniemi
Torniolaakso Pello, Ylitornio
Tunturi-Lappland Enontekiö, Kittilä, Kolari, Muonio

Quellen

  1. Ilmatieteen laitos (Institut für Meteorologie)
  2. Ilmatieteen laitos (Institut für Meteorologie)
  3. Ilmatieteen laitos (Institut für Meteorologie)
  4. Gesetz über das Sámediggi 17.7.1995/974, §4
  5. Gesetz über das Sámediggi 17.7.1995/974, §3
  6. Kotimaisten Kielten Tutkimuskeskus (staatl. Forschungsinstitut für die Sprachen Finnlands)
  7. Väestörekisterikeskus (Einwohnerregistrierungszentrum)