Conrad von Seelhorst

deutscher Agrarwissenschaftler
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Conrad von Seelhorst (* 5. April 1853 auf dem Rittergut Alt-Stüdnitz (Pommern); † 6. Juli 1930 in Göttingen) war ein deutscher Agrarwissenschaftler.

Jugendzeit und Studium

Conrad von Seelhorst entstammt einer alteingesessenen Soldatenfamilie. 1869 trat er als Kadett in die Marine des Norddeutschen Bundes ein und diente auf verschiedenen Schiffen der Kaiserlichen Marine. Als Seeoffizier nahm er 1874-1876 an der Weltumseglung des Forschungsschiffes "Gazelle" teil. Auf dieser Forschungsreise war er verantwortlich für die meteorologischen und astronomischen Messungen. Wegen eines schweren Lungenleidens mußt er 1878 den Marinedienst aufgeben.

Nach mehrjähriger Tätigkeit auf verschiedenen landwirtschaftlichen Betrieben begann er ein Landwirtschaftsstudium. Die Studiensemester waren jedoch oft unterbrochen durch mehrmonatige Sanatoriumsaufenthalte. 1888 promovierte er an der Universität Jena bei Theodor Freiherr von der Goltz mit einer betriebswirtschaftlichen Arbeit über den Roggen als Wertmaß für landwirtschaftliche Berechnungen. 1890 habilitierte er sich in Jena für das Gesamtgebiet der Landwirtschaftslehre.

Privatdozent in Jena

Während der nächsten sechs Jahre blieb Conrad von Seelhorst als Dozent am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Jena. Unter dem Einfluß seines Lehreres und Freundes Theodor Freiherr von der Goltz hatte er sich zunächst betriebswirtschaftlichen Themen zugewendet, doch der Schwerpunkt seiner wissenschaftlichen Interessen verlagerte sich alsbald auf das Gebiet des Pflanzenbaus. 1892 veröffentlichte er ein weitbeachtetes Lehr- und Handbuch über den Acker- und Wiesenbau auf Moorboden. Es war für lange Zeit ein Standardwerk der Moorkultur. 1895 wurde Conrad von Seelhorst zum außerordentlichen Professor ernannt und noch im gleichen Jahr zum Leiter der landwirtschaftlichen Versuchsstation an der Universität Jena berufen.

Professor für Pflanzenbaulehre in Göttingen

1896 übernahm er die durch den frühen Tod von Georg Liebscher verwaiste Professur für Pflanzenbaulehre am Landwirtschaftlichen Institut der Universität Göttingen. In dem seit 1872 bestehenden Institut fand er durch das Vorhandensein eines großen Versuchsfeldes und einer modernen Vegeationshalle optimale Voraussetzungen für pflanzenbauliche Forschung.

Da mit Conrad von Seelhorst gleichzeitig auch Wilhelm Fleischmann, der Begründer der Milchwirtschaftswissenschaft, einen Ruf nach Göttingen annahm, wurde das Direktorat des Landwirtschaftlichen Instituts geteilt. Fleischmann wurde zum Institutsdirektor bestellt, Conrad von Seelhorst war zunächst "nur" Leiter des landwirtschaftlichen Versuchsfeldes. Erst mit dem Rücktritt Fleischmanns im Jahre 1912 wurden beide Direktorate wieder vereinigt und Conrad von Seelhorst übernahm auch die Institutsleitung. 27 Jahre lang, bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1922, hat er an diesem Institut gewirkt. Hier fand er seine eigentliche Lebensaufgabe.

Forschungen zur Mineraldüngung

In Göttingen führte Conrad von Seelhorst zunächst die von seinem Amtsvorgänger begonnenen Versuche über die unterschiedlichen Nährstoffansprüche der Kulturpflanzen fort. In Vegetationsgefäßen und unter Feldbedingungen prüfte er die Beziehungen zwischen dem Nährstoffangebot im Boden und dem Wurzelwachstum der Kulturpflanzen.

Als eine wissenschaftliche Pionierarbeit sind seine Untersuchungen über den Tiefgang der Wurzeln bei unterschiedlicher Düngungsintensität des Bodens einzustufen. In Feldversuchen konnte er den günstigen Einfluß der Düngung nicht nur auf die Masse, sondern auch auf die Anzahl und den Tiefgang der Wurzeln nachweisen. Die Beobachtung in der landwirtschaftlichen Praxis, daß optimal gedüngte Pflanzenbestände trockene Witterungsperioden besser überstehen als schwach gedüngte, konnte nun teilweise mit dem höheren Wurzelanteil in tieferen Bodenschichten erklärt werden.

Experimente zum Wasserverbrauch der Kulturpflanzen

Im Mittelpunkt der wissenschaftlichen Arbeit Conrad von Seelhorsts standen Untersuchungen über den Wasserverbrauch landwirtschaftlicher Kulturpflanzen. In Fortführung der Arbeiten des Agrikulturphysikers Ewald Wollny hat er nicht nur den Gesamtwasserverbrauch der wichtigsten in Mitteleuropa angebauten Kulturpflanzen quantifiziert, sondern auch dessen Abhängigkeit von Boden, Klima und Düngung eingehend untersucht.

Bei diesen Experimenten ging Conrad von Seelhorst methodisch neue Wege. Auf dem Versuchsfeld des Landwirtschaftlichen Instituts errichtete er eine der modernsten Lysimeter-Anlagen seiner Zeit. Die aus seinen umfangreichen Lysimeter-Untersuchungen zum Wachstumsfaktor Wasser gewonnenen Erkenntnisse wurden richtungweisend für die weitere Forschung auf diesem Gebiet.