Mitteldeutsches Seenland

Region einer Tagebaufolgelandschaft in Deutschland
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Das Sächsische Seenland im Nordwesten des Freistaates Sachsen macht aus dem mitteldeutschen Braunkohlerevier künftig mit 175 km² Seenfläche eine der größten Seenlandschaften Deutschlands. Der nördliche Teil des Gebietes reicht noch bis in das Bundesland Sachsen-Anhalt.

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Karte Sächsisches Seenland

Mit der Stilllegung von Tagebauten und Fabriken entstehen attraktive Freizeit- und Erholungsgebiete. Der südliche Teil dieser Region, im Leipziger Land im Süden von Leipzig gelegen, wird als "Leipziger Neuseenland" bezeichnet.

Tagebau

Noch vor 15 Jahren förderten 20 Tagebaue rund 150 Millionen Tonnen Braunkohle, die in zahlreichen Kraftwerken, Brikettfabriken und Schwelereien verstromt oder veredelt wurden. Die "Straße der Braunkohle" verbindet die historischen Stätten der Kohlegewinnung, in denen über 100 Sachzeugen zwischen Bitterfeld, Delitzsch, Leipzig, Borna, Altenburg und Zeitz an den Kohleabbau erinnern. In die ehemaligen Industrieanlagen sind Kultur- und Freizeiteinrichtungen sowie gastronomische Betriebe eingezogen. Die Tagebauriesen der vergangenen Zeit können im noch aktiven Tagebau Schleenhain oder in Ferropolis, der Stadt aus Eisen, bewundert werden.

Wassersport

Eine der größten Landschaftsbaustellen Europas entwickelt sich zur Wassersportidylle mit Anschluss an Leipzig. Auf den neuen Seen ist es möglich, mit dem Kanu vom Cospudener See über den Auenwald bis in die Innenstadt zu fahren. Die Gewässertiefen, die Bodenstruktur und die hervorragenden Sichtverhältnisse sind für Taucher interessant, zumal behindertengerechte Taucheinstiege vorhanden sind. Die Windverhältnisse bieten Seglern und Surfern gute Voraussetzungen für die Ausübung ihres Sportes. Trendsportarten wie Kite-Surfen, Wakeboarden und Wasserski laden die Sportbegeisterten an die neuen Seen ein.

Natur

Große Teile der ehemaligen Tagebaue blieben viele Jahre lang der natürlichen Sukzession überlassen. Es entwickelte sich ein Mosaik aus Feucht- und Trockenstandorten. Zahlreiche gefährdete Tier- und Pflanzenarten wie Orchideen und Amphibien siedelten sich an. Die Reste der alten Kulturlandschaft mit einer ausgeprägten Auenstruktur bilden eine grüne Herberge durch das Zentrum der Großstadt Leipzig.

Kultur

Das Sächsische Seenland bietet eine enorme Dichte kulturhistorischer Zeugnisse. In Markkleeberg liegt der mit 280.000 Jahren älteste urgeschichtliche Fundort Sachsens. Mit dem Namen von Wiprecht von Groitzsch (ca. 1050 - 1124) sind viele Siedlungen der Gegend verbunden. In den Kirchen findet man die ältesten und kostbarsten Orgeln Sachsens aus den Werkstätten von Gottfried Silbermann, Zacharias Hildebrandt, Gottfried Richter und Urban Kreutzbach.

Die alten, sich kreuzenden Handelsstraßen "via regia" und "via imperii" machen das Seenland zu einem Schauplatz der Geschichte. In Altranstädt wurde 1706 der Altranstädter Friede geschlossen, mit dem August der Starke den Verzicht auf die polnische Krone unterzeichnen musste. Die bekannteste militärische Auseinandersetzung in diesem Raum war die Völkerschlacht bei Leipzig im Jahre 1813, mit der Napoleons Untergang eingeleitet wurde.

Freizeit

Alternativ bieten der Freizeitpark BELANTIS, die Sommerrodelbahn Kohren-Sahlis, der Modellbaupark in Markkleeberg oder die Fahrt mit der Kohlenbahn auf der Strecke von Meuselwitz nach Regis-Breitingen willkommene Abwechslung. Außerdem kann man traditionellen Handwerkern wie dem Töpfer, dem Steindrucker, dem Korbflechter oder dem Kerzenzieher über die Schultern schauen oder die Herstellung historischer Ziegel beobachten.

Zukunftsaussichten

Anspruchsvollstes Vorhaben ist der touristische Gewässerverbund, der die Seen im Süden von Leipzig durch künstliche, schiffbare Kanäle miteinander und mit der Stadt verbindet. Erstes Teilstück ist die Strecke Leipzig - Cospudener See.

Ein sportliches Großprojekt bildet der Bau der Kanu-Slalom-Wildwasserstrecke am Ufer des Markkleeberger Sees. Ab dem Jahr 2006 werden auf zwei Bahnen Spitzen- wie Freizeitsportler ihre Kanus durch die ständig veränderbare Strömung leiten.

Am Kap Laura des Zwenkauer Sees wird im Ausstellungspavillon "AFB18" mittels einer Modellanlage an ein technikgeschichtliches Monument - die Abraumförderbrücke 18 im Tagebau Zwenkau - erinnert. Ein zweites Vorhaben - der "Bergbau-Technik-Park" - soll im Informationsverbund zur Braunkohlengeschichte der touristischen Belebung zweier Bergbaugroßgeräte dienen.

Übersicht der Seen im Sächsischen Seenland

Name Endgültige Größe Flutungsende Nutzung
Bockwitzer See 170 ha 2005 überwiegend für Naturschutz vorbehalten, Strände geplant
Cospudener See 436 ha abgeschlossen Wassersport und Freizeitzentrum
Goitzsche 1330 ha abgeschlossen Wassersport, Freizeit, Landschaftskunst
Großstolpener See 28 ha abgeschlossen Strandbad und Gastronomie
Hainer See 387 ha 2007 Wassersport und Freizeitzentrum (geplant)
Haubitzer See 158 ha 2007 Wassersport und Freizeitzentrum (geplant)
Harthsee 65 ha abgeschlossen Badesee, Gastronomie, Campingplatz
Haselbacher See 335 ha abgeschlossen Wassersport, Badesee
Kahnsdorfer See 112 ha 2007 Naturschutz
Kulkwitzer See 150 ha abgeschlossen Wassersport und Freizeitzentrum
Markkleeberger See 252 ha 2006 Wassersport und Freizeitzentrum (geplant)
Muldestausee 605 ha abgeschlossen Natur, Freizeit, Erholung, Wassersport
Pahnaer See 26 ha abgeschlossen Strandbad, Gastronomie, Campingplatz
Schladitzer See 220 ha 2012 Wassersport und Freizeit
Seelhausener See 622 ha 2005 Badesee, Wassersport, Landschaftssee (geplant)
Speicher Borna 265 ha abgeschlossen Hochwasserschutz, Fischzucht, Naturschutz, Naturstrände
Störmthaler See 730 ha 2011 Wassersport, Naturschutz, Kunstprojekte (geplant)
Werbeliner See 440 ha 2006 Freizeit, Erholung, Landschaftssee (geplant)
Zwenkauer See 914 ha 2013 Freizeit und Erholung, Natur- und Hochwasserschutz (geplant)

Im Sächsischen Seenland sind noch weitere Seen zu finden, die aber wie beispielsweise der Neuhäuser See oder der Paupitzscher See nicht touristisch für den Wassersport genutzt werden.