Kinderuniversität

Veranstaltungen, die Kindern die Wissenschaft einfach und verständlich vermitteln sollen
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Kinderuniversitäten sind seit 2002 an mehr als 50 Universitäten entwickelte Veranstaltungen, die sich zum Ziel setzen, Kindern die Wissenschaft einfach und verständlich zu vermitteln.

Konzepte

Meist wird die Altersgruppe der 8-12jährigen angesprochen. Die Idee einer Universität für Kinder stammt ursprünglich vom Schwäbischen Tagblatt, einer in Tübingen erscheinenden Tageszeitung. Die erste und bekannteste Kinderuniversität wurde an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen 2001 geplant und 2002 veranstaltet. An der Universität Münster wurde bereits in den Jahren von 1992 bis 1996 einmal im Semester eine "Vorlesung für Kinder" angeboten. Nach dem Erfolg der Tübinger Kinder-Uni wurde die Idee von knapp 100 Hochschulen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Slowakei, Kolumbien, England und Liechtenstein übernommen. Auch einige Fachhochschulen und Musikhochschulen veranstalten mittlerweile eigene Kinderuniversitäten.

Die meisten Kinderuniversitäten werden in Form von Vorlesungsfolgen veranstaltet. Die einzelnen Vorlesungen werden durch vielfältige Auflockerungen veranschaulicht. Sie erfreuen sich höchster Nachfrage. Veranstaltungen mit mehr als 1000 Kindern sind keine Seltenheit. In der Regel sind Eltern zu diesen Veranstaltungen nicht zugelassen. Sie können oft außerhalb des Hörsaales an Bildschirmen die Vorlesungen beobachten.

Die Veranstaltungen dienen auch der Werbung für die Institution und soll Kinder für wissenschaftliches Denken motivieren und damit zukünftige Studierende anzusprechen. Meist werden handelnde Auflockerungen geplant wie Theaterszenen, Showeinlagen, Versuche für Kinder oder Demonstrationsversuche, Quizbögen oder Abstimmungen des Publikums.

Im Dezember 2005 erhielt die Kinder-Uni Tübingen den Descartes-Preis, die höchste Auszeichnung für wissenschaftliche Projekte, die die Europäische Union zu vergeben hat. Dotiert ist er mit insgesamt 250.000 Euro, die Kinder-Uni erhielt 50.000 Euro.

Ziele

Ziel des Projekts ist es, Kinder für die Wissenschaft zu begeistern und gleichzeitig an den Hochschulen mehr Verständnis für die Wissensvermittlung zu wecken. Die Kinder-Uni-Idee stieß nach dem Pisa-Schock bundesweit auf Rieseninteresse. Zu einzelnen Vorlesungen kamen über 1000 Kinder in die Hörsäle, das Medienecho war enorm, Hunderte von Professoren boten Vorlesungen an. Auch die drei Kinder-Uni-Bücher wurden auf Anhieb Bestseller und in 13 Sprachen übersetzt. Die Autoren Ulla Steuernagel und Ulrich Janßen, Gründer der ersten deutschen Kinder-Uni, wurden für den Jugendliteraturpreis nominiert und mit dem Internationalen Buchpreis Corine ausgezeichnet.

Die Konzepte zur Kinderuni sind unterschiedlich. Die Kinderuni Tübingen verfolgt das Konzept im laufenden Semester eine große Lehrveranstaltung pro Woche anzubieten. Die Kinder bleiben so kontinuierlich mit der Universität in Kontakt. Die Kinderuni Tübingen kann als Vorreiterin dieses Modells betrachtet werden. Die KinderuniWien forciert ein anderes Modell, das mittlerweile auch NachahmerInnen gefunden hat. Die KinderuniWien findet im Sommer statt und bietet eine volle Woche Unileben mit mehr als 300 Vorlesungen, Workshops und Seminaren, aus denen die Kinder frei wählen können. Und um Unileben so richtig auskosten zu können, erhalten die Kinder ein Studienbuch, Ausweise, speisen in der Mensa, lesen in der Bibliothek, schreiben Artikel für die Unizeitung, machen Unifernsehen und haben viel Gelegenheit andere "Studierende" kennenzulernen. Abschluss bei der KinderuniWien ist die Sponsion im großen Festsaal der Universität Wien.

Typische Vorlesungstitel

Oft werden die Vorlesungstitel an Kinderfragen angelehnt wie:

  • Warum gibt es arm und reich?
  • Warum brauchen Astronauten Raumanzüge?
  • Können wir die Zukunft vorhersagen?
  • Wie lernten die Alten Griechen das Schreiben (und was konnten sie damit anfangen)?
  • Hat der Baum eine Seele?
  • Machen "Pommes" dick und Nudeln glücklich?
  • Warum sind wir schlauer als Roboter?
  • Warum ist Spielen wichtig?
  • Wieso alle Welt süchtig nach Harry Potter ist – oder: Was eine gute Geschichte auszeichnet?
  • Was lässt den Kuchenteig aufgehen, und warum sprudelt die Limo?
  • Warum ist der Pfau so prächtig?
  • Wer steckt das Geld in den Geldautomaten?
  • Woran starben die Saurier?
  • Warum ist das Blut rot?
  • Warum haben wir rechte und linke Hände?
  • Warum fliegt ein Flugzeug?
  • Wie finden Vögel den Weg nach Afrika?
  • Warum gibt es so viele Farben?
  • Was ist oben und unten im Weltall?
  • Warum muss das Kaninchen knabbern?
  • Wie spricht man am Nordpol?
  • Was rast durch die Stromkabel?
  • Warum atmen wir Tag und Nacht?
  • Kann Angst krank machen?
  • Warum brauchen Häuser einen Mantel?
  • Warum schmecken Gummibärchen nicht nur gut, sondern sind auch noch gesund?
  • Wie machen Bakterien Tiere krank?
  • Was heißt "Versprochen ist versprochen"?
  • Warum wir Geschichten erzählen.
  • Warum wachsen Bäume nicht in den Himmel?
  • Wie kommt die Stimme ins Radio und wie kommt sie wieder raus?

Die meisten Kinderuniversitäten vergeben Teilnahmeausweise, Kinderdiplome oder andere Formen symbolischer Zertifikate. Kinderuniversitäten sind mittlerweile ein wichtiges Markenzeichen von Universitäten und demonstrieren ihre Verankerung in der Bevölkerung.

Die Veranstaltungen der Kinderuniversitäten erfreuen sich allergrößter Nachfrage. An der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg wurde im November 2005 neben der Kinderuniversität mit informierenden Vorlesungen auch eine Kinder-Forschungsuniversität gegründet.

Kinderuniversitäten in Österreich

In Österreich wird das Programm "Kinderuni" zur Zeit in Wien, in Steyr[1] in [[Graz], in Salzburg, in Innsbruck und in Krems angeboten. In Wien und Steyr sind die Vorlesungen in den Sommerferien, in Graz besucht man sie regelmäßig im Winter- bzw. im Sommersemester. Krems bietet eine "Junge Uni", für die schon etwas älteren - die 11 bis 14 Jährigen. In Wien werden die Veranstaltungen von WissenschafterInnen der verschiedenen Wiener Universitäten (z.B. von "Mr. Beam", Prof. Anton Zeilinger) abgehalten, manchmal werden sogar einige WissenschafterInnen von Universitäten im Ausland eingeladen. Die Lehrenden arbeiten ehrenamtlich: sie bekommen für ihre Arbeit an der KinderuniWien nichts bezahlt. Neben der "KinderuniWissenschaft" an der Uni Wien und der "KinderuniKunst" an der Universität für angewandte Kunst Wien gab es 2005 erstmals die "KinderuniMedizin" an der Medizinischen Universität Wien geben.

Und für alle, die bereits einmal teilgenommen haben, aber diesmal schon zu alt sind, gibt es im Rahmen des weltweit ersten "KinderuniAlumni-Clubs" die Möglichkeit, in kleinen Gruppen an mehrtägigen Forschungsprogrammen teilzunehmen. Insgesamt bietet die Kinderuni Wien knapp 19.400 Plätze (etwa 300 Veranstaltungen pro Semester) in kostenlosen Vorlesungen, Workshops, Seminaren und Exkursionen. Ein Drittel der angemeldeten Kinder kam 2005 gar nicht aus Wien, es gab sogar Anmeldungen aus Vorarlberg. Der Besuch der Veranstaltungen endet mit einer "Sponsion".

In Graz werden Ringvorlesungen und Workshops angeboten. Ehrenprofessor der Kinderuni Graz ist der berühmte Kinderbuchautor und "Forscherexpress-Vater" Thomas Brezina. Auch in Graz bietet sich für die Kinder die Möglichkeit, sich am Ende des jeweiligen Semesters zur "Sponsion" anzumelden.

Literatur

Die erfolgreichsten Vorlesungsreihen der Kinderuniversität Tübingen wurden in Büchern zusammengefasst.

  • Ulrich Janßen, Ulla Steuernagel: Die Kinder-Uni. Forscher erklären die Rätsel der Welt. 2003 Deutsche Verlagsantalt. ISBN 3-4210-5695-1
  • Ulrich Janßen, Ulla Steuernagel: Die Kinder-Uni. Zweites Semester. 2004 Deutsche Verlagsantalt. ISBN 3-4210-5808-3
  • Ulrich Janßen, Ulla Steuernagel: Die Kinder-Uni. Drittes Semester. 2005 Deutsche Verlagsantalt. ISBN 3-4210-5867-9

Deutschland:

Österreich:

Schweiz:

Siehe auch