Schwarzweißfotografie
Schwarzweißfotografie bezeichnet die Fotografie mit Filmen, die nur Helligkeitsunterschiede wiedergeben können.


Sie ist das älteste Verfahren der Fotografie überhaupt, ist heute aber fast vollständig durch die Farbfotografie abgelöst worden. Schwarzweißfotos spielen aber noch eine Rolle in der Astrofotografie, da Schwarzweißfilme mit höherer Empfindlichkeit verfügbar sind, und in anderen Bereichen der wissenschaftlichen Fotografie.
Unter künstlerischen Gesichtspunkten wird der Schwarzweißfilm auch heute noch verwendet, wenn es darum geht, das Auge auf bestimmte Bestandteile des Bildes zu lenken, z. B. den Gesichtsausdruck einer Person oder die Formensprache des Motivs. Das kann beispielsweise in der Aktfotografie, Portraitfotografie, Landschaftsfotografie, Architekturfotografie oder Reportagefotografie der Fall sein.
Durch Computerbearbeitung ist es heute möglich, den Helligkeitswert nachträglich aus Farbbildern heraus zu filtern. Einige Effekte der Schwarzweißfotografie gehen dabei jedoch verloren oder sind nur mit sehr großem Aufwand zu bewahren.
Prinzip
Bei allen Verfahren der Schwarzweißfotografie wird eine lichtempfindliche Schicht (Silbernitrat, Silberjodid oder vergleichbare) auf ein Trägermaterial (Papier, Zelluloid, Glas, Polyäthylen) aufgebracht. Dieser „Film“ wird mittels einer Kamera belichtet und danach in absoluter Dunkelheit entwickelt sowie anschließend fixiert und damit lichtunempfindlich gemacht.
Die silberhaltigen Filme sind bis heute gebräuchlich und werden seit mehr als 100 Jahren mit der gleichen Entwicklerflüssigkeit, Rodinal (eine Erfindung von Agfa), entwickelt. Alternativ existieren seit einigen Jahren Filme, die kein Silber enthalten und im C-41 Verfahren entwickelt werden. Dieses Verfahren ist Standard bei Farb- Negativfilmen.
Geschichte
Heliografie
Die Heliografie wurde 1827 von Joseph Nicéphore Niepce als erstes Fotografieverfahren mit einer Camera obscura auf Asphalt erfunden. Da die Belichtungszeit mehrere Stunden betrug, war diese Art der Fotografie nie sehr bedeutend.
Heliografien waren so etwas wie die Experimentalphase vor der eigentlichen Fotografie, mitunter wird bestritten, dass es sich um „echte“ Fotografien handelt.
Daguerreotypie
Die Daguerreotypie war das erste praxistaugliche Fotografieverfahren und wurde Ende der 30er Jahre des 19. Jahrhunderts entwickelt. Die entstandenen Bilder waren qualitativ relativ hochwertig, waren aber nicht kopierfähig. Die Bilder wurden als Unikat im Positiv-Verfahren hergestellt. Als lichtempfindliche Schicht fand bereits Silberjodid Verwendung, welches noch heute die Grundlage aller Filmemulsionen ist.
Talbotypie
Etwa zur gleichen Zeit wie die Daguerreotypie wurde mit der Talbotypie das erste Negativverfahren erfunden. Durch das Negativverfahren war es erstmals möglich, Kopien anzufertigen. Als Filmmaterial wurde anfangs Papier benutzt, welches nach Entwicklung und Fixierung mittels heißem Wachs durchsichtig gemacht wurde.
Der Erfinder dieses Verfahrens, William Henry Fox Talbot hatte es sich patentieren lassen und verfolgte Patentverletzungen, was eine Weiterentwicklung stark einschränkte und die Erfindung anderer Verfahren wie Kollodium- und Gelantineplatten provozierte. Die Qualität einer Talbotypie kann sich bei Verwendung einer guten Kamera mit heutigen chemischen Filmen messen.
Kollodium-Nassplatte
Bei diesem Verfahren wird die lichtempfindliche Schicht in feuchtem Zustand in die Kamera geschoben. Kollodium-Nassplatten waren aus schwarzem Glas oder schwarz lackiertem Blech gefertigt.
Gelatine-Trockenplatte
Die Gelatine-Trockenplatten konnten trocken verwendet werden und waren wesentlich lichtempfindlicher als Kollodiumplatten, wodurch erstmals Momentaufnahmen möglich waren. Dies führte zu einer starken Verbreitung und erster halbwegs industrieller Fertigung. Qualitativ kamen Gelatine-Platten nie wirklich an Talbotypien oder Daguerrotypien heran.
Das Gelatineverfahren war von etwa 1850 bis 1890 das gebräuchliche fotografische Verfahren. Es wurde vom fotografischen Film abgelöst.
Zelluloid-Filme
Nachdem wenige Jahre mit Papierfilm experimentiert wurde, kam 1889 der Zelluloid-Film als Erfindung von George Eastman, dem Gründer der Firma Kodak, auf den Markt. Dies revolutionierte die Fototechnik, da nicht mehr jedes Bild einzeln auf eine schwere Platte belichtet werden musste. Da Thomas Alva Edison den Zelluloidfilm bereits 2 Jahre zuvor patentiert hatte, kam es zu einem mehr als zehnjährigen Rechtsstreit, den Edison gewann. Allerdings hatte Eastman in der Zwischenzeit ein Fotoimperium aufgebaut.
Der schnellentzündliche Zelluloidfilm fand nicht lange Verwendung. Er konnte sich bereits ab 36°C selbst entzünden.
Celluloseacetat
Der gefährliche Zelluloidfilm wurde bereits 1901 vom Trägermaterial Celluloseacetat verdrängt, seit 1908 wird dieses Trägermaterial in Großserie hergestellt. Die Feuerempfindlichkeit der Filme hält sich teilweise bis heute als Gerücht.
Unterschiede zur Farbfotografie
Anders als in der Farbfotografie kann man einige Farbkontraste auf Schwarzweißfotos kaum wahrnehmen. Man „sieht“ bei Schwarzweißbildern anders, muss es lernen, Helligkeitskontraste zu erkennen und diese bewusst zu nutzen. Motive, die in Farbe toll aussehen, können als in Graustufen fade und langweilig wirken, umgekehrt konnen andere Motive durchaus in s/w besser wirken.
Anders als in der Farbfotografie ist lichtempfindlicher Stoff erhältlich. Seine Verarbeitung ist aber recht kompliziert, man benötigt sehr große Dunkelkammern, wenn die Bilder auf Stoff groß werden sollen. Kleine Bilder wirken bei dieser Methode nicht, eine Kantenlänge von 1 Meter ist Minimum. Entwicklung und Fixierung erfolgen meist auf dem Fußboden mit mehreren Schwämmen, das Ganze ist eine furchtbare Schweinerei, weil die Bekleidung viele braune Flecken abbekommt und man selbst ewig nach Fotolabor stinkt. Allerdings sind die Ergebnisse bei entsprechenden kontrastreichen Motiven, welche nicht zu detailliert sein dürfen, sehr interessant.
Da es s/w Filme als Meterware gibt, kann man sich Filme in der Dunkelkammer sehr billig selbst in Patronen kleben.
Die Bedeutung der Schwarzweißfotografie hat in den letzten Jahren drastisch abgenommen. Farbbilder sind meist billiger. Eine Ausnahme sind Schwarzweißfilme, die im Prozess C-41 entwickelt werden. Dies ist der heute übliche Prozess für Farbbilder, die Labors unterscheiden diese Filme nicht von Farbfilmen, womit man zu relativ preiswerten Bildern kommt.
Insbesondere durch die Verwendung von Filtern kann man mit Schwarzweißfilmen Effekte erreichen, die mit Farbfilmen unmöglich sind. Ein tiefschwarzer Himmel hinter leuchtend weißen Wolken und mit strahlend hellem Grün der Pflanzen wirkt sehr interessant. Man erreicht diesen Effekt mit einem Rot- und einem Infrarotfilter. Allerdings verlangen solche Filterkombinationen extrem lange Belichtungszeiten, die Verwendung eines Stativs ist unumgänglich.
Kritik
Prinzipiell widerspricht die Schwarzweißfotografie der Sichtweise des Menschen, der farbig sieht. Deshalb empfinden wir Farbbilder als natürlicher. Schwarzweißbilder werden mittlerweile als exotisch angesehen.
Durch die Verwendung von Schwarzweißfilmen soll manchmal automatisch die Schaffung von „Kunst“ suggeriert werden. Amateurfotografen verwenden oft Schwarzweißfilm bei Motiven, bei denen Farbfilm angebracht wäre. Schwarzweißfotografie ist teilweise eine Modeerscheinung geworden, was ihrem Ruf nicht förderlich ist.
Konfektionierung
Als Konfektionierung bezeichnet man in der Fotografie das Aufnahmeformat und die Handelslänge von fotografischem Filmmaterial.
Marktbeherrschende Anbieter von Schwarzweißfilmen sind heute die Firmen Kodak für das Verfahren C-41 sowie Ilford, welche klassische Filme und C-41-Filme herstellt. In China und Russland werden auch noch in nennenswertem Umfang Schwarzweißfilme hergestellt, die aber überwiegend auf deren Binnenmarkt Verwendung finden. Fast der gesamte Makt der Billig- oder Firmenlabel-Filme wird bei Ilford produziert.
Gebräuchlich sind nur noch Kleinbildfilme (35-mm-Filme, Format 135) - Rollfilme sowie Planfilmmaterial ist dem Bereich der professionellen Fotografie vorbehalten und im normalen Fachhandel kaum noch erhältlich. Schwarzweißfilme halten sich im Kühlschrank mehrere Jahrzehnte über das Verfallsdatum hinaus, sie werden im Laufe der Jahrzehnte etwas weicher und kontrastärmer in der Bildwirkung.
Für weitere Hersteller von Schwarzweißfilmen siehe weiter unten Weblinks.
Rollfilme
Mit der Einführung der Rollfilme war es erstmals möglich, Negativmaterial bei Tageslicht zu wechseln. Bis dahin war die Bestückung der Kamera mit lichtempfindlichem Material nur in der Dunkelkammer möglich.
Klassischer Rollfilm ist der 120er Film, der mit einer Bildbreite von 60 mm für verschiedene Längenformate auch heute noch den Standard setzt für die professionelle Studio-Fotografie. Längenformate mit dem 120er Film sind 45 mm (Mamiya und Pentax), 60 mm quadratisch (im wesentlichen Rolleiflex, deren Nachbauten, Pentacon SIX und Hasselblad) sowie 90 mm (selten, diverse Hersteller).
Über die Herkunft des Begriffes „120er“ Film existieren keine gesicherten Erkenntnisse. Der 120er Film besitzt eine durchgehende Papierschicht und ist für alle Rollfilmkameras geeignet. Der doppelt lange 220er Film funktioniert nur in Kameras, die dafür ausgelegt sind.
35-mm-Filme
35-mm-Filme wurden zuerst für den Kinofilm entwickelt. Zum Ende der 20er Jahre dann wurden von Oskar Barnack erste Anwendungen zur fotografischen Nutzung des 35mm-Materials erarbeitet, aus denen die Leica-M-Serie entstand, sowie, mit wenigen Ausnahmen, sich praktisch die gesamte, vor der Zeit der Digitalkameras als „analog“ bezeichnete Amateurfotografie ableitet.
Der 35-mm-Film (Format 135) ist noch heute Standardmaterial in der analogen Fotografie. Diese Filme sind 35 mm breit, daher kann die Formatbezeichnung „135er“ stammen.
Übliche Konfektionierungen sind:
- 135-36 - Standardformat mit 36 Aufnahmen
- 135-27 - 3 Bilder mehr als beim 135-24 verkaufte nur AGFA als Mittel der Verkaufsförderung
- 135-24 - 24 Aufnahmen
- 135-12 - 12 Aufnahmen
Einige wenige Kameras konnten Bilder im „Halbformat“ belichten, man erreichte damit die doppelte Bildausbeute, allerdings auch eine wesentlich schlechtere Qualität der Aufnahmen wegen des kleineren Negativformats von nur 17x24mm. Bekannteste Vertreter waren die Yashica Samurai oder die Kameras der PEN-Reihe von Olympus. Halbformatkameras sind heute auf dem Markt praktisch nicht mehr vertreten.
Andere Formate
Neben dem Standard-Film mit 35 mm gab es auch Kassettenfilme mit der Bezeichnung "126" (Kodak-Kassetten) und 110 (Pentax), sowie Spezialformate wie z.B. für die Minox-Kameras (siehe Filmtypen).
In den frühen 90er Jahren wurde das zum 35mm-Film vergleichsweise etwas kleinere APS-Format herausgebracht, das einige Handhabungsvorteile mit den Filmpatronen verband und eine Magnetcodierung der Patronen mit Datentransfer-Eigenschaften verbindet. Aufgrund besser gewordener Emulsionen und Auflösungen wird behauptet, dass die APS-Filme dem 35mm-Film ebenbürtig seien. Jedoch wurden dann dieselben Emulsionen auch auf 35mm-Film konfektioniert, wodurch der klassische Kleinbildfilm wieder qualitativ nach vorn kam. Schwarzweiß-Filme spielen jedoch in APS-Konfektionierung am Markt kaum eine Rolle.
Spezialfilme
In sehr geringem Umfang waren immer spezielle Filme auf dem Markt vertreten, bekanntester Vertreter ist der Infrarot-Film. Da dieser sehr wärmeempfindlich ist, sind Lagerung und Transport kompliziert. Er wird für Effektaufnahmen (meist Landschaftsbilder im Frühjahr) oder als Wärmebildfilm Anwendung. Letzteres Anwendungsgebiet wird heute von speziellen Digitalkameras wesentlich besser abgedeckt, deshalb ist seine Bedeutung stark zurückgegangen und die Beschaffung der teuren Filme kompliziert. Ein typischer Vertreter dieser Filme ist der Ilford SFX 200.
Über den Foto-Fachversand sind auch spezielle Filme für die Verkehrsüberwachung bei Amateuren sehr beliebt, da diese im reaktiven Farbspektrum ebenfalls bis in den Infrarotbereich hineinreichen und mit einem geeigneten Entwickler äußerst scharfe und detailreiche Bilder liefern.
Schwarzweiß-Diafilme werden nicht mehr produziert, sie waren für Reproduktionen beliebt, da sie schärfer abbilden konnten als Farbfilme (einzige Ausnahme: Kodachrome 25).
Spezielle Repro-Filme wurden fast ausschließlich von Kodak und Orwo hergestellt und sind seit Ende der 90er Jahre nicht mehr gebräuchlich.
Farbempfindlichkeit
Während in den Anfangsjahren der Fotografie orthochromatische Filme verwendet wurden, versuchte die Industrie, die Filme immer mehr in Richtung panchromatischer Emulsionen zu entwickeln. Dies wurde teilweise durch den Gebrauch des Suffix 'pan' bei Filmnamen, wenn auch wirkliche Panfilme nie erreicht wurden, s/w Filme geben die Wirklichkeit immer etwas anders wieder als das menschliche Auge oder die Physik. Aufgrund der meist verwendeten 3-Schichttechnologie bei Farbfilmen sind diese vergleichsweise dicker als s/w- Filme. Dies führt zu dem Umstand, dass s/w- Filme technisch bedingt schärfer abbilden können als vergleichbare Farbfilme. Eine Ausnahme bilden die einschichtigen KodaChrome-Filme, deren Entwicklungstechnologie und -chemie von der Firma Kodak seit Jahrzehnten geheim gehalten wird. Diese teuren Filme bieten eine bessere Brillianz und Schärfe als vergleichbare Mehrschichtfilme anderer Hersteller. Der Qualitätsunterschied ist aufgrund von Weiterentwicklungen aller Hersteller nicht mehr so groß wie vor etwa 10 Jahren, da die Farbschichten immer dünner werden.
Unterschiede in der Empfindlichkeit der Farben tritt vor allem in den Grundfarben auf, alle weiteren Farben werden relativ tonwertgerecht wiedergegeben.
- Rot wird auf Schwarzweißfilmen etwas zu hell wiedergegeben, weshalb man bei Porträtaufnahmen den Personen die Lippen schminkt (auch Männern). Die Lippen heben sich sonst zu schwach von der Haut ab.
- Grün wird noch stärker als rot zu hell dargestellt, kräftig grüne Farbe wird annähernd weiß. Dieser Effekt ist bei künstlichen Materialien stärker als in der Natur, Wiesen und Blätter erscheinen dunkler als vergleichbare Stoffe. Der Farbunterschied grüner Bäume zu blauem Himmel kann mit einem Rotfilter extrem verstärkt werden.
- Blau wirkt dunkler als wir es eigentlich wahrnehmen, mit Rotfilter wird es nahezu schwarz, was beim Vorhandensein von Wolken dazu führt, dass fast unwirkliche, sehr kontrastreiche Bilder entstehen, die allerdings - trotz ihrer unnatürlichen Wirkung - im Allgemeinen als ästhätisch empfunden werden.
Filmkorn
Das Filmkorn hochempfindlicher s/w Filme wird gern als Gestaltungsmittel eingesetzt und kann während der Filmentwicklung gezielt beeinflusst werden (höhere Konzentration des Entwicklers, höhere Temperaturen bei kürzerer Entwicklung). Gern wird dafür der Entwickler Rodinal (in der DDR unter dem Handelsnamen R09 vertrieben) verwendet, welcher seit über 100 Jahren hergestellt wird. Das Filmkorn ist ausgeprägter und wird subjektiv weniger als störend empfunden als in der Farbfotografie.
Bildbeeinflussung
Während der Aufnahme
Filmwahl
Die Wahl eines geeigneten Films ist in der Schwarzweißfotografie wichtiger als bei Farbbildern. Hochempfindliche Filme zeigen ein deutliches Filmkorn, niedrigempfindliche Filme arbeiten deutlich härter und kontrastreicher, als es das menschliche Auge empfindet.
In der Schwarzweißfotografie gilt - anders als bei Farbfotos heutzutage - Korn nicht als Makel. So wird die Kornwirkung durch die Verwendung eines Films ISO 400 oder höher und später Ausbelichtung auf hartem Papier gern verstärkt. Diese Wirkung ist am Computer nur sehr schwer zu simulieren, grobkörnige Fotos auf Film erkennt man relativ sicher und kann diese gut von Digitalaufnahmen unterscheiden.
Sanfte Grauabstufungen erreicht man mit einem Film mittlerer Empfindlichkeit (ISO 100 oder 200), harte und kontrastreiche Fotos mit geringempfindlichen Filmen, die allerdings fast vom Markt verschwunden sind.
Farbfilter
Bedeutung besitzt das Verfahren auch durch die Möglichkeit, durch das Vorsetzen von farbigen Gläsern (Filter) vor das Objektiv bestimmte Farben in ihren Grausschattierungen aufzuhellen oder abzudunkeln:
- Gelb: Dunkelt einen blauen Himmel ab und verstärkt den Kontrast der Wolken
- Grün: Differenziert sehr stark die in der Natur vorhandenen Grüntöne, rote Töne (Lippen beim menschlichen Portrait) werden abgedunkelt
- Rot: Eine Landschaft im Sonnenschein wirkt durch die starke Sperrwirkung des roten Glases wie vom Vollmond beleuchtet. Vorhandene grüne Vegetation wird je nach Beleuchtungsverhältnis weiß wie Schnee. Eventuell vorhandener atmosphärischer Dunst verschwindet. Himmel wird wesentlich dunkler, Wolken erscheinen (meist) deutlicher als in Wirklichkeit.
Daneben gibt es auch noch gelb-grüne und orange Filtergläser, mit denen die oben beschriebenen Effekte kombiniert oder auch abgeschwächt werden können. Dagegen hat die Verwendung blauer Filtergläser in der Schwarzweißfotografie kaum eine Bedeutung.
UV-Filter
Ultraviolett-Filter haben den Effekt, vor allem im Winter und im Hochgebirge hohe Anteile überbelichtenden UV-Lichtes vom Film fernzuhalten. Im allereinfachsten Fall bleibt auf Objektiven ständig einen UV-Filter montiert, um die Frontlinse des Objektives vor Beschädigung zu schützen. Etwas stärkere Wirkung als UV-Filter haben so genannte Skylightfilter, sie funktionieren nach dem gleichen Prinzip.
Beide genannten Filterarten sehen aus wie klares Glas, mit dem bloßen Auge kann man keine Wirkung erkennen.
Polarisationsfilter
Polarisationsfilter ermöglichen das Entfernen ungewünschter nichtmetallischer Spiegelungen sowie unter Umständen eine drastische Kontrasterhöhung. Je nach Drehwinkel ist eine bis zu 4-fache Verlängerung der Belichtungszeit erforderlich.
Polarisationsfilter nehmen Einfluss auf die "Durchlass-Richtung" der Lichtwellen. Man unterscheidet lineare Polfilter und Zirkular-Polfilter. Oft haben Polfilter eine kontrastverstärkende Wirkung. Vor allem Wolken werden dramatisch betont vor einem blauen Himmel. Ein Polfilter hat ähnlich einem Graufilter immer auch licht-dämpfenden Einfluss, da das Umgebungslicht in aller Regel nicht polarisiert ist, jedoch nur die Wellen der „richtigen“ Ausrichtung ein Polfilter passieren können, und damit nur ein Anteil des verfügbaren Lichtes auf den Film gelangt.
Polfilter sehen grau aus, ihre Wirkung sieht man bereits, wenn man nur den Filter vor dem Auge dreht.
Neutraldichtefilter
Ähnlich wie ein Polfilter dämpft ein Neutraldichtefilter (auch Graufilter) das einfallende Licht. Es wird eingesetzt, wenn bei Licht im Überfluss nicht zu stark abgeblendet werden soll, was durch die zunehmende Schärfentiefe bestimmte Bildgestaltungen mit Scharf-Unscharf-Differenzierungen verunmöglichen würde. Mit einem Graufilter (vierfach ode achtfach) kann die Blende weiter geöffnet bleiben bei starkem Lichteinfall.
Effektfilter
An Effektfiltern ist auch in der Schwarzweiß-Fotografie vielerlei einsetzbar: Angefangen von Unschärfe- oder Weichzeichner-Vorsatzscheiben über Stern-Effekte (Vierfach-, Sechsfach-, Achtfach-Lichtsterne) bis hin zu prismatischen Effekten lassen sich die vielfältigsten Effekte erzeugen.
Nachbearbeitung im Labor
Beeinflussung der Filmentwicklung
Durch eine sogenannte „Ausgleichsentwicklung“ wird mittels stark verdünntem Entwickler bei ebenfalls stark verlängerter Entwicklungszeit ein ausgeglicheneres Negativ geschaffen, das mehr Tonwertumfang bietet als eine Normalentwicklung. Da bei einer Verdünnung der Entwicklerlösung ein dem Schwarzschildeffekt ähnlicher Verlängerungsfaktor beachtet werden muss, ist der Verdünnungsfaktor immer etwas kleiner als die Verlängerung der Entwicklungszeit. Nicht alle Entwicklungslösungen sind geeigenet, eine Ausgleichsentwicklung durchzuführen. So ist der legendäre Rodinal (in der DDR: R 09) ungeeignet.
Mittels von der vorgeschriebenen Temperatur abweichenden Entwicklungen kann man das Ergebnis zwar auch beeinflussen, es kommt aber meist zu einer Verschlechterung. Erhöhung der Temperatur vergröbert das Bild, verringert den Tonwertumfang. Kältere Entwicklung kann zu Flecken auf dem Film führen, bei Temperaturen unter 8°C kann es zur Ausbildung einer Kristallstruktur kommen.
Experimentell kann man den Film nach der Fixierung nicht wässern, dann bildet sich eine interessante Struktur, die einer Großaufnahme von Schneeflocken ähnelt. Diese Methode ist unbeliebt, weil man sich damit das Entwicklungsgerät sehr verschmiert. Für den Film ist es ungefährlich, das Wässern kann im Anschluss geschehen.
Manipulationen der Papierbelichtung
Hierzu zählen Techniken wie partielle Nachbelichtung oder Abwedeln, Solarisieren, Tönungen, Isohelie und ähnliche Techniken.
Das Abwedeln oder Nachbelichten geschieht mit Schablonen oder den Händen, welche man ständig leicht bewegt. Dies bringt beim fertigen Papierbild einen fließenden Übergang, da in der Dunkelkammer Belichtungszeiten von mehreren Sekunden bis zu einigen Minuten üblich sind. Die einfachsten Tönungen erreicht man durch eine nachträgliche Tränkung der Bilder in Schwarztee (Chamois-Tönung) oder durch Nachbehandlung mit verschiedenen Metallsalze.
Die Bildbeispiele sind originale Schwarzweißfotos, die Manipulationen erfolgten am Computer und stellen in etwa den Effekt dar, den man auch in der Dunkelkammer erreichen kann. All diese Manipulationen waren seit den Anfängen der Fotografie bekannt, entstanden durch Unfälle oder Experimente. Je nach gerade herrschendem Modebild wurden sie mehr oder weniger häufig angewendet.
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Simulation einer Teetränkung
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Beispiel einer Solarisation
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Isohelie
Retusche
Die traditionelle Retusche mit Lupe und Pinsel hat ausgedient, wird selbst in Museen nicht mehr angewandt, da die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung weit über das hinausgehen, was man mit dem Pinsel erreichen konnte.
Hat man alte, stark verschmutzte Filme, kann man diese maximal 30 Minuten in kaltem Wasser mit ganz wenig Spülmittel einweichen. Dabei sollte man zwischendurch immer wieder sehr vorsichtig versuchen, Schmutz abzuwischen, indem man den Film langsam zwischen Daumen und Zeigefinger abstreift. Dabei ist die Schichtseite am Zeigefinger zu führen, die Außenseite der Filmwölbung also am Daumen.
Übriggebliebene Verunreinigungen, Kratzer, Knicke und fehlende Bildteile kann man mit einem guten Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop oder Gimp dann in mühevoller Kleinarbeit berichtigen. Dazu ist Einiges an Erfahrung nötig. Automatismen eignen sich in den allerwenigsten Fällen für eine erfolgreiche Retusche.
Digitale s/w Fotografie
Digitale Kameras, die speziell für die Schwarzweißfotografie hergestellt werden, sind fast ausschließlich für die Fernerkundung bestimmt. Dabei ist der Tonwertumfang (die Anzahl unterschiedlicher Grautöne) wichtiger als ein farbiges Bild. In der Satellitenmeteorologie und -geologie werden häufig Satellitenbilder verschiedener Kanäle "eingefärbt" und kombiniert. Dabei entstehen farbige RGB-Bilder, welche die Bildinterpretation erleichtern.
Viele handelsübliche digitale Kameras unterstützen einen Modus, bei dem die Bilder in Graustufen gespeichert werden. Eine nachträgliche Umwandlung von Farbbildern in s/w-Bilder ist aber immer vorzuziehen. Hierbei sind Automatismen wie das einfache Umwandeln in Graustufen nicht optimal. Bessere Ergebnisse erreicht man über Kanalmixer, mit denen man den Anteil der roten, grünen und blauen Kanäle exakt beeinflussen kann.
Siehe auch
Literatur
- Werner Wurst: Foto-Exkursionen mit der Exa. VEB Wilhelm Knapp Verlag, Halle (50er Jahre)
- Werner Wurst: EXAKTA Kleinbild-Fotografie. VEB Fotokinoverlag, Leipzig (60er Jahre)
- Otto Croy: Vergrößern mit allen Finessen. Seebruck am Chiemsee 1962 (Heering-Verlag)
- Hennig Wargalla: Farbkorrektur mit Photoshop und Scan- Programmen. MIT Press, ISBN 3-8266-0970-0 (für erfahrene Anwender von Photoshop auf Mac und PC)
- Katrin Eismann: Photoshop - Retusche und Restaurierung. MIT Press, ISBN 3-8266-0820-8 (setzt umfangreiche Kenntnisse in Photoshop voraus)
- Thomas Maschke: Faszination Schwarzweiß-Fotografie. Ausrüstung. Bildgestaltung und Aufnahmetechnik. Laborarbeiten., ISBN: 3426641011
- Julien Busselle: Schwarzweiß vergrößern: Spezialeffekte. Filtereffekte, Tonungen, Lithentwicklung, Edeldruckverfahren, Laterna Magica 2000, ISBN: 3874677680
- Reinhard Merz: Das Praxisbuch Schwarzweiss-Labor Schritt für Schritt vom Einsteiger zum Laborprofi, Schwarzweiss-Magazin.de 2004, ISBN: 3980980103
Weblinks
- Übersicht Schwarzweiß-Filme
- Schwarzweiss-Foto.de Informationen rund um die digitale s/w-Fotografie
- detaillierte Informationen zum Mittelformat
- Digitale Schwarzweiss-Fotografie - Galerie, Projekte, Tutorials über digitale Schwarzweiss-Fotografie