Rama VI. Vajiravudh (* 1. Januar 1880 in Bangkok/Thailand, † 25. November 1925 in Bangkok), König von Siam (23. Oktober 1910 bis 1925), Sohn von König Rama V. Chulalongkorn.
Rama VI. studierte in Oxford und schloss an der Militärakademie Sandhurst ab. Dennoch interessierte er sich eigentlich mehr für die Literatur und Sprachen. Zu Zeiten seines Vaters wurde er Generalinspekteur der Armee und Kommandeur der Leibgarde des Königs.
Der junge König führte die Modernisierungsmaßnahmen seines Vaters weiter. Die wachsende Komplexität der Gesellschaft und des Arbeitslebens verlangte nach viel mehr qualifiziertem Personal als Siam es aufbringen konnte. Deshalb setzte Rama VI. nicht nur die Stipendiaten-Ausbildung hervorragender Schüler in Europa und in den USA fort, sondern sorgte auch für die Verbesserung des innerstaatlichen Bildungssystems, indem er die allgemeine Schulpflicht von mindestens vier Jahren einführte. Dazu mussten die Begabten angehalten werden, da die Bevölkerung doch eher das Heil von der Machtelite her erwartete und nicht von vorneherein motiviert war, am Staatsleben direkt teilzunehmen. Im Jahre 1917 gründete er die Chulalongkorn-Universität in Bangkok.
Rama VI. setzte viele ungewöhnliche Methoden ein, um die Bevölkerung auf die veränderte Lebenssituation vorzubereiten: Texte, Bühnenstücke, Musikwerke aus seiner Feder wurden verbreitet, z.B. die Komposition "Schlamm auf den Rädern", die zeigen sollte, wie schwer es ist, die Karre in die richtige Richtung zu bewegen, wenn keiner richtig mitmacht.
Rama VI. stand der Demokratie positiv gegenüber und verstand, dass das Volk mehr Rechte erhalten müsse und die Absolute Monarchie sich dem Ende zuneigte. 1921 erließ er ein Gesetz zur Gleichstellung von Mann und Frau und verfügte, dass alle Thai einen Nachnamen anzunehmen hatten. Bis dahin waren nur einfache Namen gebräuchlich.
In der Außenpolitik näherte sich Siam Europa an. Im 1. Weltkrieg unterstützte Rama VI. die Entente mit 2.000 Elitesoldaten. Dafür erhält das Land einem Sitz im Völkerbund.
Gegen Ende seiner Amtszeit, am 11. November 1924, sah er sich mit einem Staatsstreich konfrontiert, der allerdings folgenlos blieb. Auch für Putschisten, denn der König begnadigte alle.
Der König hatte eine Tochter, als er starb. Eine gewisse Tragik liegt darin, dass sie erst zwei Stunden vor seinem Tod geboren wurde. Als Nachfolger wurde deshalb sein Neffe Prajadhipok ernannt, der als Rama VII. den Thron bestieg.
siehe Hauptartikel: Geschichte Thailands