Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996

Rechtschreibreform der deutschen Schriftsprache
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Dieser Artikel stellt dar, wie sich durch die Reform der deutschen Rechtschreibung von 1996 im Einzelnen die Regeln der deutschen Rechtschreibung (Orthographie) geändert haben.

Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind die Darstellung der Geschichte und der öffentlichen Diskussion ausgelagert in folgende zwei Artikel:

Zum weiteren Kontext siehe auch die Artikel

Rechtlicher Status

Die Rechtschreibreform beruht auf einer am 1. Juli 1996 von den Vertretern der mehrheitlich deutschsprachigen Staaten Deutschland, Österreich und Schweiz unterzeichneten, zwischenstaatlichen Absichtserklärung über die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung. Es handelt sich demzufolge nicht um einen staatsrechtlichen Vertrag. Unterzeichner für Deutschland waren der Präsident der Kultusministerkonferenz Karl-Heinz Reck und der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesinnenministeriums Eduard Lintner. Es gibt kein Rechtschreibgesetz. Die neue Rechtschreibung wurde in den Schulen etlicher Bundesländer bereits im Schuljahr 1996/97 mit Kultusministererlassen eingeführt, in den Behörden mit Innenministererlassen dagegen erst am 1. August 1998. Bis zum 31. Juli 2005 besteht eine Übergangsfrist. Während dieser Frist sollen in Schulen Schreibweisen, die nach der alten Rechtschreibung, nicht aber nach der neuen Rechtschreibung zulässig sind, zwar angestrichen, aber nicht als Fehler gewertet werden. Nach Ende der Übergangsfrist soll in Schulen und Behörden nur noch die neue Rechtschreibung verwendet werden.

Erklärtes Ziel

In der Abschlusserklärung des 1. Wiener Gesprächs von 1986 wurde das Ziel einer Rechtschreibreform wie folgt umrissen: "Grundsätzliches Einvernehmen wurde darüber erzielt, die auf der Orthographischen Konferenz von 1901 in Berlin erreichte einheitliche Regelung der deutschen Rechtschreibung den heutigen Erfordernissen anzupassen. Insbesondere geht es darum, die in vielen Teilbereichen der Rechtschreibung im Laufe der Zeit kompliziert gewordenen Regeln zu vereinfachen."

Die Dudenredaktion verweist auf folgende Regelungen der bisherigen Rechtschreibung, denen selbst geübte Schreiber nicht immer gewachsen gewesen seien:

  • als Ganzes gesehen, aber im ganzen gesehen;
  • beim Bisherigen bleiben, aber beim alten bleiben;
  • Silbentrennung: Metall-urg, aber Dra-ma-turg;
  • Interpunktion: In dem Satz Ich versuchte(,) das Gerät zu reparieren konnte ein Komma gesetzt werden, in dem Satz Ich habe versucht, das Gerät zu reparieren war das Komma obligatorisch, in dem Satz Ich habe das Gerät zu reparieren versucht durfte dagegen kein Komma stehen.

Übersicht über die Neuregelungen

Die Neuregelungen gliedern sich in folgende Bereiche:

  • Die Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben (hierunter fallen auch die Regeln zur Schreibung von Fremdwörtern);
  • Groß- und Kleinschreibung;
  • Getrennt- und Zusammenschreibung;
  • Schreibung mit Bindestrich;
  • Zeichensetzung;
  • Worttrennung am Zeilenende (die nach der Neuregelung nicht mehr unbedingt eine Silbentrennung ist).

Die Beispiele in den folgenden Abschnitten stammen aus einer Handreichung der Dudenredaktion; die knappe und übersichtliche Formulierung der Neuregelungen ist exklusiv für die Wikipädie verfasst.

Laute und Buchstaben

Die Reform versucht, die Beziehung zwischen Lauten und Buchstaben zu systematisieren und das Stammprinzip zu stärken.

Schreibung von ss und ß: In neuer Rechtschreibung steht ß nur noch nach langem Vokal und nach Diphthong: das Maß - des Maßes; außen; gießen - er gießt. Nach kurzem Vokal steht nunmehr einheitlich 'ss': der Fluss, die Flüsse; es passt, passend; wässrig, wässerig.. In der Schweiz wird ß nach wie vor im allgemeinen nicht verwendet. Wenn kein "ß" auf der Tastatur vorhanden ist, wird es durch "ss" ersetzt. (Das ist vor allem bei E-Mails wichtig, da in vielen Systemen "ß" immer noch nicht richtig dargestellt wird.)

Ein großes "ß" gibt es nicht. Wenn Wörter in Versalien (Großbuchstaben) geschrieben sind, wird das "ß" durch "SS" ersetzt: Fußball >> FUSSBALL (und nicht FUßBALL!).

Wenn bei Wortzusammensetzungen Dreifachkonsonanten entstehen, auf die ein Vokal folgt, so werden sie nicht mehr auf Zweifachkonsonante reduziert (außer in Wörtern wie Mittag und dennoch, die längst nicht mehr als zusammengesetzt empfunden werden): Schifffahrt, Schritttempo, wettturnen, Flusssenke.

Dreifach-Vokale (schneeerhellt, See-Elefant) sowie Dreifach-Konsonanten, auf die ein weiterer Konsonant folgt (Auspuffflamme), wurden schon nach der alten Rechtschreibung nicht reduziert.

Zur Erleichterung des Lesens kann man freier als bisher den Bindestrich setzen: Sauerstoff-Flasche.

Doppelkonsonanten nach kurzem Vokal in einigen Wörtern, für die sich Ableitungsbeziehungen herstellen lassen: Ass (wegen: des Asses, die Asse); Karamell (wegen: Karamelle), Messner (heute zu: Messe); Mopp (wegen: moppen); nummerieren (wegen: Nummer); Tipp (wegen: tippen); Stepp[decke] (wegen: steppen); Tollpatsch (heute zu: toll). Entsprechendes werden einige wenige Wörter auf ck oder tz umgestellt: Stuckatur, Stuckateur (wegen: Stuck); platzieren (wegen: Platz).

Umlautschreibungen, ebenfalls zur Herstellung von Ableitungsbeziehungen: Bändel (wegen: Band); behände (wegen: Hand); belämmert (heute zu: Lamm); Quäntchen (heute zu: Quantum); schnäuzen (heute zu: Schnäuzchen, Schnauze); Stängel (wegen: Stange); Gämse (wegen: Gams); überschwänglich (wegen: Überschwang); verbläuen (heute zu: blau).

Regularisierung von Einzelfällen: rau wie blau, grau, genau, deshalb auch Rauheit nur noch mit einem 'h'; Känguru wie Kakadu, Gnu; Föhn auch in der Bedeutung Heißlufttrockner. Rohheit und Zähheit, als Ausnahme jedoch weiter Hoheit. Zierrat.

Freigabe von Alternativschreibungen: selbstständig neben alt selbständig; Albtraum, Albdrücken neben alt Alptraum, Alpdrücken.

Anm.: Zierrat und selbstständig sind keine bloßen Änderungen der Rechtschreibung im engeren Sinn, sondern es entstehen andere Wörter, da sie anders geschrieben und anders ausgesprochen werden als Zierat und selbständig. Entsprechendes gilt für für nummerieren/numerieren und platzieren/plazieren mit dem Vorbehalt, dass hier viele Sprecher/-innen wohl keinen Unterschied machen.

Fremdwörter

In der offiziellen Systematik fällt die Fremdwörterschreibung unter das Kapitel Laute-Buchstaben-Beziehung.

Ausgangspunkt der Neuregelung ist die Beobachtung, dass häufig benutzte Fremdwörter nach jahrzehntelangem Gebrauch nicht mehr als Fremdwörter empfunden und dann zunehmend nach derselben Laute-Buchstaben-Beziehung wie heimische Wörter geschrieben werden. Beispiele: Coulisse -> Kulisse; Bureau -> Büro; Shawl -> Schal; Strike -> Streik, Telephon -> Telefon, Photographie -> Fotografie. Diesen Anverwandlungsprozess möchte die Neuregelung durch gezielte Variantenführung (lexikalische Querverweise von eingedeutschte auf originale Schreibung oder umgekehrt) sanft unterstützen.

Es werden neue Varianten vorgeschlagen: potenziell, substanziell, parallel zu den schon eingebürgerten finanziell, tendenziell; Portmonee; Exposee neben Exposé wie jetzt schon in Allee, Püree; Katarr neben Katarrh, Tunfisch neben Thunfisch, Panter neben Panther, Jogurt neben Joghurt.

In allgemeinsprachlichen Wörtern mit den Stämmen phon, phot, graph kann ph durch f ersetzt werden.

Groß- und Kleinschreibung

Nach dem Doppelpunkt ist die Groß- und Kleinschreibung freigegeben (bisher wurde zwischen Ankündigung und Zusammenfassung/Folgerung unterschieden).

Die Höflichkeitsgroßschreibung: bei du, dein, ihr, euch usw. gestrichen, bei Sie, Ihnen beibehalten.

Mehrteilige Eigennamen können andere Wortarten als Substantive enthalten: diese gleichen sich der Eigennamengroßschreibung an: der Schiefe Turm von Pisa, der Nahe Osten, die Schweizerischen Bundesbahnen.

Die Schreibung fester Begriffe aus Adjektiv und Substantiv, die keine Eigennamen im strengen Sinn sind, war bisher so geregelt, dass ein Ausdruck großgeschrieben wurde, wenn das Adjektiv seine ursprüngliche Bedeutung verloren hatte. So war beispielsweise ein "Schwarzes Brett" in der Regel nicht schwarz, und der Erste Minister, war nicht der erste, sondern der höchste. Soweit sich ein Ausdruck noch nicht vollständig verselbständigt hatte, gab es für den Schreiber gewisse Spielräume. Beispiele: die schwarze Liste, aber das Schwarze Brett; die schwarze Messe, aber die Schwarze Magie; der erste Spatenstich, aber die Erste Hilfe. In neuer Rechtschreibung gilt hier grundsätzlich Kleinschreibung. Großschreibung gilt wie bisher in folgenden vier Bereichen:

  • Titel: Königliche Hoheit, Erster Bürgermeister;
  • Arten, Unterarten oder Rassen in der Biologie: Rauhaarige Alpenrose, Roter Milan;
  • besondere Kalendertage: Heiliger Abend, Weißer Sonntag; und
  • historische Ereignisse: der Westfälische Frieden, der Deutsch-Französische Krieg.

Bei der Schreibung der Ableitungen von Personennamen auf -isch oder -sch wurde bisher zwischen persönlicher Leistung oder Zugehörigkeit und sekundärer Benennung unterschieden: das Viktorianische Zeitalter (das Zeitalter Viktorias), aber der viktorianische Stil; das Ohmsche Gesetz (von Ohm selbst gefunden), aber der ohmsche Widerstand (nur nach Ohm benannt). In neuer Rechtschreibung werden diese (adjektivischen) Ableitungen wie alle übrigen auf -isch und -sch grundsätzlich kleingeschrieben.

Nur wenn der Eigenname zur Hervorhebung durch Apostroph abgetrennt wird und damit als etwas Eigenständiges in Erscheinung tritt, wird großgeschrieben: das ohmsche Gesetz, der ohmsche Widerstand, oder aber: das Ohm'sche Gesetz, der Ohm'sche Widerstand.
Bei Eigennamen gilt auch hier die Großschreibung: die Meyersche (oder Meyer'sche) Verlagsbuchhandlung, die Schweizerischen Bundesbahnen.

Die Großschreibung von Substantiven wurde modifiziert, um die Schwierigkeiten bei der Abgrenzung von substantivischem und nicht substantivischem Gebrauch zu verringern; die Neuregelung bezieht sich auch in diesem Punkt verstärkt auf formale Kriterien und führt netto zu einer leichten Vermehrung der Großschreibung.

  • In festen Verbindungen gilt der Grundsatz: bei Getrenntschreibung groß: in Bezug auf, mit Bezug auf; zu Gunsten, aber auch zugunsten, zu Lasten, aber auch zulasten; Auto fahren, Rad fahren, Schlange stehen, Gefahr laufen, Eis laufen; in Frage stellen, aber auch infrage stellen; außer Acht lassen, in Acht nehmen; Angst haben, Angst machen; Recht sprechen, Recht haben.
  • Tageszeiten nach den Adverbien vorgestern, gestern, heute, morgen, übermorgen werden großgeschrieben: heute Morgen, gestern Abend.
  • Die den Indefinitpronomina nahestehenden Adjektive viel, wenig, ein, ander (mit allen ihren Beugungs- und Steigerungsformen: also auch mehr, am meisten) werden wie bisher in der Regel geschrieben, können zur Verstärkung aber auch großgeschrieben werden: Die wahren Hintergründe waren nur wenigen bekannt. Die meisten haben diesen Film schon einmal gesehen. Die einen kommen, die anderen gehen. Aber betont auch: Sie strebte etwas ganz Anderes (= ganz Andersartiges) an.
  • Adjektiven mit demonstrativer Bedeutung werden dagegen wie andere substantivierte Adjektive nur noch großgeschrieben: Sie sagte das Gleiche. Wir haben Derartiges noch nie erlebt. Merke dir Folgendes: ... Unter Verzicht auf bisherige Bedeutungsnuancen wird das substantivierte Adjektiv in als Erste, als Letzter großgeschrieben.
  • Superlative mit am, nach denen man mit wie? fragen kann, werden kleingeschrieben: Der Löwe brüllte laut - lauter - am lautesten. Aber: Das ist das Beste, was du tun kannst.
  • Die Regel, die beispielsweise zwischen auf dem trockenen sitzen (= kein Geld haben) und auf dem Trockenen sitzen (= festen Boden unter den Füßen haben) unterschied, ist abgeschafft: auch in festen Redewendungen werden substantivierte Adjektive immer großgeschrieben: ins Reine bringen; im Trüben fischen; im Dunkeln tappen; den Kürzeren ziehen; zum Besten geben. Das gilt auch für Wendungen, die nicht fest mit einem Verb verbunden sind: Diese Orchideen blühen im Verborgenen. Das andere Gebäude war um ein Beträchtliches höher. Wir sind uns im Wesentlichen einig. Daran haben wir nicht im Entferntesten gedacht. Sie hat mir die Sache des Näheren erläutert. Wir haben alles des Langen und Breiten diskutiert. Per Einzelfallregelung wurde angeglichen: an Kindes statt; im Nachhinein, im Voraus.
    • Einige feste adverbiale Wendungen werden weiterhin kleingeschrieben, unter anderem: seit langem, von nahem, bei weitem, ohne weiteres.
  • Sprach- und Farbbezeichnungen im Zweifel groß: In Ostafrika verständigt man sich am besten auf Suaheli oder auf Englisch. Die Ampel schaltet auf Rot. Wir liefern das Gerät in Grau oder Schwarz.
  • Nicht deklinierte Paarformeln werden einheitlich großgeschrieben: Das ist ein Fest für Jung und Alt. Vor dem Gesetz sind Arm und Reich gleich (schön wärs). Gleich und Gleich gesellt sich gern.

Getrennt- und Zusammenschreibung

Die Getrennt- und Zusammenschreibung war bisher nicht amtlich geregelt. Ausgehend von der Beantwortung einzelner Fragen hat die Dudenredaktion im Verlauf des 20sten Jahrhunderts zunächst Einzelentscheidungen im Wörterbuch festlegt, später dann auch versucht, Regelhaftigkeiten zu beschreiben. Tendenziell sollte bei "wörtlichem" Gebrauch getrennt, bei "übertragenem" Gebrauch zusammen geschrieben werden: Sie ist trotz der verschneiten Straßen gut vorwärts gekommen, aber Sie ist beruflich gut vorwärtsgekommen. Oder: Die Besucher sind stehen geblieben (= standen weiterhin), aber Die Besucher sind stehengeblieben (= haben einen Halt gemacht).

Nach Meinung der Reformer war diese Regelung unübersichtlich, kompliziert und unsystematisch.

Die Neuregelung will die Getrennt- und Zusammenschreibung nur noch über formalgrammatische Kriterien regeln; Bedeutungsunterschiede alleine begründen keine unterschiedliche Schreibung mehr.

Getrenntschreiben gilt als Normalfall.

Bei fehlender Erweiterbarkeit oder fehlender Steigerungsmöglichkeit wird zusammengeschrieben, so zum Beispiel bei festlegen (fester legen ist nicht sprachlich möglich), hochrechnen (höher oder ganz hoch kann man nicht rechnen) und wahrsagen (wahrer sagen ist auch nicht möglich). Man kann jedoch etwas sehr ernst nehmen (deshalb ernst nehmen), ganz gerade sitzen (gerade sitzen) und man etwas jemandem noch übler nehmen (übel nehmen).

Zusammensetzungen von Infinitiv und zweitem Verb werden getrennt geschrieben: spazieren gehen, baden gehen, sitzen bleiben, kennen lernen.

Verbindungen von Substantiv und Verb werden getrennt geschrieben: bisher schon Auto fahren, jetzt auch Rad fahren, Eis laufen, Kopf stehen, Schlange stehen, Halt machen. Ausnahmen werden durch Wortlisten geregelt: irreführen, standhalten, stattfinden, teilnehmen, wundernehmen.

Die Schreibung von Präpositionalgefügen, die als Ganzes einer einfachen Präposition, einem Adverb oder einem Verbzusatz nahe kommen, ist häufig freigestellt: an Stelle von oder anstelle von; auf Grund von oder aufgrund von; zu Gunsten von oder zugunsten von; zu Lasten von oder zulasten von, im Stande sein oder imstande sein, in Frage stellen oder infrage stellen.

Verbindungen aus -einander bzw. -wärts und Verb werden getrennt geschrieben: aneinander fügen, auseinander leben, abwärts fahren.

Verbindungen mit irgend- werden zusammengeschrieben: irgendjemand.

Verbindungen aus Partikel und Verb werden getrennt geschrieben. Die Ausnahmen werden durch die Partikelliste geregelt.

Schreibung mit Bindestrich

Der obligatorische Bindestrich in Zusammensetzungen wie O-Beine, x-beliebig, UKW-Sender, soll nun auch in Zusammensetzungen mit Ziffern stehen: der 8-Pfünder, der 27-Tonner, 375-seitig, 99-prozentig, 37-jährig. Suffixe werden weiterhin ohne Bindestrich angeschlossen: der 68er. Daraus folgt die Schreibung: eine 25er-Gruppe. Neben in den 90er-Jahren ist jedoch auch in den 90er Jahren zulässig, und zwar, anders als bisher, ohne Bezug auf unterschiedliche Bedeutungen (Altersangabe / Epochenangabe).

Der fakultative Gebrauch des Bindestrichs zur Verdeutlichung des Aufbaus zusammengesetzter Wörter wird freigegeben: neben dem bisherigen 'Blumentopferde und See-Enge darf auch Blumentopf-Erde und Seeenge geschrieben werden.

Zeichensetzung

Eine beträchtliche Schwierigkeit der Interpunktion nach alter Rechtschreibung wurde nicht nur im Inhalt der bisherigen Regeln gesehen, sondern vor allem auch in deren unübersichtlicher, fein verästelter Gestaltung. Das neue Regelwerk enthält einen einfacher strukturierten Satz von Grundregeln, die inhaltlich insbesondere folgende Änderungen mit sich bringen:

Das Komma zwischen Hauptsätzen, die durch und, oder oder eine verwandte Konjunktion verbunden sind, ist weiterhin zulässig, in manchen Fällen angeraten, aber nicht mehr vorgeschrieben: Hanna liest ein Buch und Robert löst ein Kreuzworträtsel. Dagegen angeraten: Wir warten auf euch, oder die Kinder gehen schon voraus.

Die Kommasetzung wird auch in Infinitiv- und Partizipgruppen freigegeben: Sie bot mir(,) ohne einen Augenblick zu zögern(,) ihre Hilfe an. Angeraten in: Ich rate, ihm zu helfen zur Unterscheidung von Ich rate ihm, zu helfen. - Vor Anstrengung heftig keuchend(,) kam er die Treppe herauf. Je nach Ausdrucksintention mit oder ohne Komma: Er kam(,) vor Anstrengung heftig keuchend(,) die Treppe herauf.

Zwischen direkter Rede und Kommentarsatz soll grundsätzlich neben dem Anführungszeichen ein Komma stehen. Damit werden die Regeln für die direkte Rede an die für die indirekte Rede angeglichen. Wie bisher: "Ich komme gleich wieder", sagte sie. Nun auch: "Wann kommst du?", fragte sie mich. Sie sagte: "Ich komme gleich wieder", und ging hinaus.

Worttrennung am Zeilenende

Die bisherige Grundregel, nach der von mehreren Konsonantenbuchstaben der letzte auf die nächste Zeile gesetzt wird, wird auf st sowie unter Zulassung von Alternativschreibweisen auf manche zusammengesetzte und viele Fremdwörter ausgedehnt, beim ck aber durchbrochen.

Die Buchstabenfolge st darf getrennt werden, so wie bisher schon sp, pf und andere. Die alte Regel "trenne nie s und t, denn es tut beiden weh" wurde als überholt betrachtet, denn sie beruhte auf einer Ligatur in der Frakturschrift. Also: meis-tens, Kis-ten, flüs-tern, Fens-ter, bers-ten.

Die Buchstabenfolge ck wird nicht mehr in k-k aufgelöst, sondern wie ch und sch als Einheit behandelt. Also: Zu-cker, ni-cken, tro-cken.

Trennregeln, die sich aus der Herkunft von Wörtern ergeben hatten, gelten nur noch alternativ zur Trennung nach der Grundregel. Das betrifft

  • bestimmte Buchstabengruppen in Fremdwörtern lateinischen oder romanischen Ursprungs (in Klammern die bisherige, weiterhin zulässige Trennung): Quad-rat (Qua-drat), möb-liert (mö-bliert), Mag-net (Ma-gnet), pyk-nisch (py-knisch);
  • zusammengesetzte Fremdwörter lateinischen oder griechischen Ursprungs: Pä-da-go-gik (Päd-ago-gik), Chi-rurg (Chir-urg), Phi-lip-pi-nen (Phil-ip-pi-nen), Nos-tal-gie (Nost-al-gie), He-li-kop-ter (He-li-ko-pter), pa-ral-lel (par-al-lel);
  • deutsche Wörter, die nicht mehr als zusammengesetzt empfunden werden: wa-rum (war-um), hi-nauf (hin-auf), ei-nan-der (ein-an-der), beo-bach-ten (be-ob-ach-ten)

Weiterführende Informationen

Umsetzung der neuen Rechtschreibung in der Wikipedia

Siehe Wikipedia:Rechtschreibung.