Altnordisch umfasst: | ||||||
Altwestnordisch
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Altostnordisch
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Altnordische Sprache ist eine Sammelbezeichnung für die nordgermanischen Sprachen, die zwischen dem 9. und dem 14. Jahrhundert in Skandinavien und auf Inseln des Nordatlantiks, wie Island und den Färöern, gesprochen wurden. Ihr unmittelbarer Vorläufer ist das Urnordische.
Das Altnordische wird u.a. anhand des Charakteristikums der Ostnordischen Monophtongierung in Altwestnordisch und Altostnordisch unterteilt. Das Altostnordische umfasst Altdänisch, Altschwedisch und Altgutnisch, das Altwestnordische Altnorwegisch und Altisländisch, die sich bis ins 13. Jahrhundert nur wenig voneinander unterschieden.
Die Eigenbezeichnung dieser sich ab dem 9. Jahrhundert allmählich voneinander differenzierenden Sprachen im Mittelalter war dönsk tunga (wörtlich: dänische Zunge).
Im Früh- bis Hochmittelalter ist eine wechselseitige Verständlichkeit der altnordischen Sprachen mit dem Altniederdeutschen (Altsächsisch, Altfränkisch) und dem Altenglischen anzunehmen, auf das die Altnordische Sprache merklichen Einfluss ausübte. Dies ist noch besonders stark im englischen Dialekt Scots zu erkennen.
Weitere Begriffsklärung
Da der größte Teil der altnordischen Literatur auf Altisländisch und Altnorwegisch überliefert ist, werden die Begriffe Altnordisch, Altwestnordisch und Altisländisch oft synonym benutzt.
Aufgrund der engen Verwandtschaft werden die altnordischen Sprachen auch als Dialekte eines Altnordischen verstanden, als dessen Standardform dann das normalisierte Altisländisch gilt.
In Skandinavien wird oft das Wort norrön (schwed. norrön, dän./norw. norrøn(t)) benutzt und bezieht sich dann auf alt(west)nordische Sprache oder ganz allgemein altnordische Kultur.
Das Neuisländische norrænt mál (Nordische Sprache) bezeichnet die modernen nordgermanischen Sprachen, da die Isländer sich sehr stark mit ihrer vielfältigen mittelalterlichen Literatur identifizieren und besonders im sprachlichen Bereich die Kontinuität mit dem Mittelalter wahren wollen.
Nachfolgesprachen
Die modernen Nachfolger des Altnordischen sind die westnordischen Sprachen Isländisch, Nynorsk, Färöisch und das ausgestorbene Norn von den Orkney- und den Shetlandinseln, sowie die ostnordischen Sprachen Schwedisch, Bokmål und Dänisch.
Norwegisch geriet ab dem 15. Jahrhundert nach der Kalmarer Union unter starken Einfluss des Dänischen. Es gibt zwei offizielle norwegische Schriftsprachen. Bokmål entstand aus der "Norwegisierung" der dänischen Schriftsprache. Nynorsk ist eine Kunstsprache aus den konservativen ländlichen Dialekten vor allem West- und Nordnorwegens, geschaffen vom Sprachforscher Ivar Aasen.
Vom altnordischen Sprachstand haben sich Isländisch und das nahe gelegene Färöisch innerhalb der letzten tausend Jahre am wenigsten wegentwickelt. Beide Sprachen weisen viele grammatische Eigenschaften auf, die in den anderen skandinavischen Sprachen verloren gegangen sind. Es wird noch sehr genau zwischen drei Geschlechtern (Maskulinum, Femininum und Neutrum) und vier Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ) unterschieden. Auch der puristische moderne Wortschatz des heutigen Isländischen und Färöischen hat viele alte Wörter bewahrt und erinnert durch das weitgehende Fehlen von Fremdwörtern sehr an das Altnordische.
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Literatur
- Konrad Maurer: Ueber die Ausdrücke altnordische, altnorwegische und isländische Sprache. In: Abhandlungen der philologisch-philosophischen Classe der königlich bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bd. 11. München 1868. S. 457-706.
Einführungen
- Dietrich Hofmann, Friedrich Ranke: Altnordisches Elementarbuch. Einführung, Grammatik, Texte (z.T. mit Übersetzung) und Wörterbuch. 5. Auflage. de Gruyter, Berlin/New York 1988, ISBN 3110116804
- Astrid van Nahl: Einführung in das Altisländische. Ein Lehr- und Lesebuch. Buske, Hamburg 2003, ISBN 3875483294
Grammatiken
- Else Ebel: Kleine altisländische Grammatik. 6. Auflage. Brockmeyer, Bochum 1992, ISBN 3883399663
- Robert Nedoma: Kleine Grammatik des Altisländischen. 2. Auflage. Winter, Heidelberg 2006. ISBN 3825351750
- Adolf Noreen: Altnordische Grammatik. Altisländische und altnorwegische Grammatik (Laut- und Flexionslehre) unter Berücksichtigung des Urnordischen. 5. Auflage. Max Niemeyer, Tübingen 1970, ISBN 3484101458
- Adolf Noreen. Altschwedische Grammatik. mit Einschluß des Altgutnischen. Max Niemeyer, Halle 1904.
- Adolf Noreen: Altisländische und altnorwegische Grammatik, unter Berücksichtigung des Urnordischen. 3. Auflage. Max Niemeyer, Halle 1903. (Faksimiles online, zitierfähig jedoch nur ab der 4. Auflage)
Wörterbücher
- Walter Baetke: Wörterbuch zur altnordischen Prosaliteratur. Akademie-Verlag, Berlin 2005. ISBN 3050041374
- Johan Fritzner: Ordbog over Det gamle norske Sprog. Unveränderter Nachdruck der 2. Auflage. Oslo 1954
- Alexander Jóhannesson: Isländisches Etymologisches Wörterbuch.Bern 1956.
- Jan de Vries: Altnordisches etymologisches Wörterbuch. 3. Auflage (Nachdruck der 2., verbesserten Auflage 1962). Leiden, Brill 1977.
Sprachgeschichte
- Einar Haugen: Die skandinavischen Sprachen. Eine Einführung in ihre Geschichte. Buske, Hamburg 1984. ISBN 3871185515
Siehe auch
Altnordische Sprachen:
- Altisländische Sprache
- Altnorwegische Sprache
- Altschwedische Sprache
- Altdänische Sprache
- Altgutnische Sprache
Oberkategorien des Altnordischen:
Altnordische Kultur:
Weblinks
- heimskringla.no
- Gerhard Köbler: Altnordisches Wörterbuch
- Northvegr.org - Zoëga's A Concise Dictionary of Old Icelandic (Altnordisch-Englisches Wörterbuch) Vorlage:Link FAVorlage:Link FA