Gräningen

Ort in der Gemeinde Nennhausen, Landkreis Havelland, Land Brandenburg
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Gräningen ist ein Ortsteil in der Gemeinde Nennhausen, Landkreis Havelland, Land Brandenburg.

Geographische Lage

Gräningen liegt 10 km südöstlich der Stadt Rathenow. Umgeben von Wäldern, dem Gräninger See und drei Bergen mit dem Großen Berg (82 m), dem Lütje Berg (62 m) und dem Galgenberg (41,9 m) an der Landstraße L98 gelegen.

 
Topographische Karte N-33-12-B - DDR Rathenow

Geschichte

Die erste Besiedlung der Region um Gräningen ist durch frühzeitliche Funde belegbar, die heute als Bodendenkmäler erfasst und dokumentiert sind.

  • 5800 v. Chr. bis 4000 v. Chr. - Siedlung Neolithikum (Jungsteinzeit))
  • 750 v. Chr bis 500 n. Chr. - Gräberfeld Eisenzeit
  • 27 v. Chr. bis 284 n. Chr. - Siedlung römische Kaiserzeit
  • 600 n. Chr. bis 800 n. Chr. - Siedlung slawisches Mittelalter (eventuell frühe slawische Siedlung Schonlo bei Bamme/Gräningen)
  • 800 bis etwa 1500 n. Chr. - Siedlung deutsches Mittelalter

Besitzverhältnisse

1375 - Im Landbuch Karls IV. wird das Dorf Gräningen (Grenyngen) mit 25 Hufen und einem See und 13 Kossäten, davon nur 9 pacht-, zins- und bedepflichtig. Lehnherren die Knappen Gebrüder Arnd und Nikolaus von Lochow[1]

1382 - Dietrich von der Schulenburg, Bischof von Brandenburg tauscht sein Dorf Gräningen (Grenynghe) bei Bamme im Havelland gegen die Dörfer Neuendorf in der Zauche bei Golzow und Friesdorf, die dem Probst, Prior und Domkapitel Brandenburg gehörten.

1415 - Das Domkapital erkauft auch die Lehn- und Erbgüter der Gebrüder von Lochow, gab jedoch das Schulzengericht mit Haus, Hof, 7 freien Hufen und Zapfenzins vom Kruge an die Gebrüder von Britzke zu Lehn, welche dasselbe noch nach der Reformation besaßen.[2] Die Stammreihe beginnt um 1400 mit Hennyng Britzgen. Als Domherren finden sich Britzke vom 15. bis 18. Jahrhundert in Brandenburg/Havel.

1624 - Nach dem Schoßkataster von 1624 und späteren Hufentabellen waren mit Inbegriff des Schulzen, 8 Hühner und 7 Kossäten am Ort.

1671 - In der Hufenklassifikation der Mittelmark werden erfasst.[3] 8 Pauren (Bauer mit eigenem Land, ab einer bestimmten Größe vererblich), 24 Bauernhufen, 8 Kossäten

1759 - Zum Domkapitel Brandenburg gehörig[4]

1816 - Die königliche Forst wird mit einem Flächeninhalt von 3.800 Morgen ausgewiesen. Bezeichnet als Revier Hackel. Diese wurde von Preußen dem Fürstentum Halberstadt abgetreten.[5]

1837 - Ausgabe der hohen und niedrigen Jagd in Zeitpacht mit Termin zur meistbietenden Verpachtung der Jagden. von Gräningen (Acker-, Wiesen-, Hütungs-, und Waldrevier, auch Wasserjagd) auf den 5. Jul d.J., vormittags 11 Uhr[6]

1840 - Die der Kirche zugehörigen aus 3 Morgen 123 Ruthen reductive erster Klasse, Wiesen, Grundweide, Hackholz- und Hohenholzgrund bestehenden Ländereien, sollen erbverpachtet werden. Lizitationstermin 31. Oktober d.J. vormittags 11 Uhr[7]

1848 - Die Einwohner des Dorfes fordern die Aufhebung der Vorrechte der Rittergüter, verhältnismäßige Besteuerung derselben, Einführung der Einkommenssteuer[8]

1848 - 12 Bauern von Gräningen werden durch den Abgeordneten Dr. Steinbeck in der Petition eines Gesuches um Abnahme der Verpflichtung des Auskreuten eines Grabens vertreten.[9]

1860 - Zum Domkapitel Brandenburg zugehörig:[10] 260 Einwohner, 33 Wohnhäuser, 65 andere Gebäude

1874 - Zugehörig zum Amtsbezirk Nennhausen:[11] Amtsvorsteher: Rentier Haase aus Rathenow, Stellvertreter: der Schulze Krause aus Garlitz

1913 - Auf Antrag des Gutsbesitzers Franz Schroeder genehmige ich, daß sein zum Gemeindebezirk Gräningen, Kreis Westhavelland, gehöriges einundeinhalb Kilometer von dieser Ortschaft entferntes Landgut von 896 Morgen fortan die amtliche Bezeichnung „Nennhof“ führt. Potsdam, den 18. Dezember 1913; Der Regierungspräsident[12]

1925 - Das Dorf Gräningen besteht aus:[13] Dorf Gräningen, den Wohnplätzen Abdeckerei, Försterei und An der Trift sowie dem Landgut Nennhof.

1929 Besitzverhältnisse: Lehngut Nr. 3 - Alfred Bulle; Nennhof - Albert Schönfeld

1935 - Genannt werden:[14] 275 Einwohner, nächster Ort mit Post und Eisenbahn ist Nennhausen in Entfernung 3,5 km. Amtsgericht ist in Rathenow.

 
Kirche in Gräningen
 
2017-11-18 - Gräningen - Kirche innen

1517 Kleine Kapelle erbaut, (eventuell als Nebenstelle der Filialkirche Bamme)

1700 Durch einen Turmbau aus Holz am Westgiebel von Meister Jacob Leuwe als Kirchgebäude umgebaut.

1734 Barocker Umbau der Kirche bis 1736.

1793 Erwähnung als Filialkirche von Bamme.[15]

1889 Die Kirchenorgel wird von Ferdinand Wäldner aus Halle gebaut.

1908 Die Kirchenorgel wird abgebaut

1909 Erneuter Umbau der Kirche bis 1910.

1910 Wiederaufbau der Orgel in der neuen Kirche von Alexander Schuke aus Potsdam. Einweihung am 8. Mai 1910 durch den Generalsuperintendenten Köhler aus Berlin. Dieser brachte die prächtige Altarbibel als Geschenk der Kaiserin mit.

1992 Die Orgel wird von Ulrich Fahlberg aus Eberswalde gründlich überholt und neue Prospektpfeifen eingesetzt. Die ursprünglichen waren 1917 für die Rüstungsproduktion beschlagnahmt worden.

Naturschutz

  • Gräninger See
 
Gräninger See mit Wasserlilien
 
Gräninger See mit Urwald


Wie es das Landesumweltamt auf www.mugv.brandenburg.de erklärt, handelt es sich beim Gräninger See und dem Wald um ein Naturschutzgebiet, das seit 1967 besteht. „Geprägt wird das Gebiet durch den See mit seiner breiten Verlandungszone und weiten, durch Feucht- und Naßwiesen gekennzeichneten Niedermoorflächen. Besonders hervorzuheben ist die natürliche Sukzession des Ufersaumes mit den angrenzenden Erlenbrüchen und die Bedeutung des Gebietes als Nahrungs- und Bruthabitat für zahlreiche Sumpf- und Wasservogelarten.“



  • Gräninger Spring
 
Gräninger Spring Bachauslauf
 
Gräninger Spring mit Entengrütze

Der Gräninger Spring ist eine typische Tümpelquelle am Fuße des Großen Berges. Das heißt, dass die Quelle in einer Senke liegt und von unten mit Wasser befüllt wird. Der Quelltümpel hat heute einen Durchmesser von gut 20m und liegt in einem eiszeitlichen Soll. Die fast kreisrunde Form, der steile Uferrand und die Lage an der Stirnseite einer ehemaligen Gletscherzunge sind heute eindeutige Indizien dafür. Die Wassertiefe des Quelltümpels beträgt zwischen 0,6 und 1,2m. Was ist aber das Besondere am Gräninger Spring? Es ist der Abfluß des Quelltümpels. Einige Meter unterhalb des Quelltümpels tritt das Grundwasser artesisch aus dem Boden aus und führt dabei Sand aus den durchströmten Bodenschichten mit. Das verleiht den Eindruck kochenden Sandes und ist lustig anzuschauen. Dieses Naturphänomen ist aber nicht immer so zu beobachten. Die Anzahl der Quellfäden variiert jahreszeitlich und in Abhängigkeit der vorherrschenden Witterungsbedingungen. Allerding hat der Gräninger Spring noch eine zweite Besonderheit zu bieten. Das abfliessende Quellwasser versickert bereits wenige Meter nach seinem Austritt in einem nur wenige Quadratmeter großem Bereich wieder im Boden. Dies wird deshalb oftmals auch als "verlorenes" Wasser bezeichnet. Die Ursache dafür liegt in der natürlichen geologischen Beschaffenheit des Gebietes, dem Übergang von einem wasserundurchlässigen zu einem durchlässigen Untergrund.

Belletristik

1618–1648 - Dreißigjähriger Krieg: In einer Sage[16] wird von der Vermählung eines wohlhabenden Fräulein von Lochow mit einem schwedischen Offizier berichtet. Zum Zeichen der Unvergänglichkeit des Reichtums Ihrer Familie warf dieses Fräulein bei einem Spaziergang einen goldenen Ring in den Gräninger See, in der Meinung, dass ihr Reichtum ebenso wenig vergehen könne, wie der Ring jemals wiedergefunden wird. Als man später einmal einen Fisch aus dem besagtem See zerlegte, fand sich der immer verloren geglaubte Ring wieder. Von Stund an schwand der Wohlstand der Familie von Lochow und schließlich fiel im Jahre 1686 Nennhausen als erledigtes Lehen an den Kurfürsten zurück.

1811 Das Umland von Gräningen ist eventuell geografisches Vorbild für „Undine“ von Friedrich de la Motte Fouqué (1777–1843). Aber auch eine Region um Hannover am Steinhuder Meer beansprucht diesen landschaftliche Inspiration für diesen Roman.

In einem Brief schreibt dieser an Adelbert von Chamisso am 20. April 1812: „Weißt Du, wie wir einmal an einem stillen Abend – mich dünkt es war Herbst, oder die Gegend sah doch wenigstens herbstlich aus – nebeneinander auf dem Hügel am Gräninger See?“ Gemeint sein kann der Galgenberg (41,9 m), der am östlichen Ufer des Sees heute noch begehbar ist. Der See, ein Naturschutzgebiet ist fast vollständig verlandet und zugewachsen, so dass er von dort nicht mehr zu sehen, oder gar erreichbar ist.

Ansichten früher und heute

Es gibt mehrere Ansichtskarten vom Dorf Gräningen, die so um 1900 aufgenommen wurden. Die Dorfstraße ist noch unbefestigt und die einzelnen Gebäude wie die Kirche, das Gutshaus und eine Villa wirken für so einen kleinen Ort sehr mondän. Weitere Motive sind die Gaststätten Berg und Sengespede (später Sengespeik). Natürlich auch die Kirche von außen und innen. Angeordnet als Motivkarten mit zwei, drei und vier Fotos in schwarz weiß und bunt, sicher handcoloriert. Für zwei Motive, die typisch für den Ort sind, wurde hier mal eine Gegenüberstellung vorgenommen.

 
Gräningen Villa
 
Gräningen Gutshaus

Einzelnachweise

  1. „Landbuch“ Seite 109
  2. Es befinden sich im Lehnsarchiv kurfürstliche Bestätigungsbriefe aus den Jahren 1598 für Caspar von Britzke und 1620 für Henning von Britzke.
  3. „Hufentabelle der Mittelmark“
  4. „Neuer Erdbeschreibung dritter Teil“
  5. „Annalen der Forst- und Jagdwissenschaft“ Band 4
  6. „Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin“
  7. „Beiträge zu einem neueren Landbuch der Marken Brandenburg“
  8. „Verhandlungen der Versammlung zur Vereinbarung der Preußischen Staats-Verfassung“
  9. „Stenographische Berichte über die Verhandlungen zur Vereinbarung der preußischen Staats-Verfassung berufenen Versammlung“, Band 1, Seite 93, Nr. 5473
  10. „Die Territorien der Mark Brandenburg“
  11. „Amtsblatt der Regierung in Potsdam“
  12. „Amts-Blatt der Königlichen Regierung zu Potsdam und der Stadt Berlin“, 1913, Nr. 1459 (Ortsbenennung)
  13. „Historisches Ortslexikon für Brandenburg“, Teil XI
  14. „Meyers Orts- und Verkehrslexikon des Deutschen Reiches“, Ausgabe 6, 1935
  15. „Erdbeschreibung der preußischen Monarchie“, Band 3, Teil 1
  16. „Fontane Blätter“, Band 2, Heft 8 von 1973