Übersprungbewegung

ausweichendes Verhalten bei Konflikten
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2004 um 16:05 Uhr durch Hati (Diskussion | Beiträge) (umgebaut, umformulier, erweitert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)

Als Übersprunghandlung wird in der Ethologie eine situationsfremde Verhaltensweise bezeichnet, die in Konfliktsituationen auftritt.

Die Übersprunghandlung ist eine Sonderform des Instinktverhaltens.

Synonyme

Übersprungverhalten, Übersprungbewegung

Beispiel

Dieses Verhalten kann bei gleichstarken Hähnen, die miteinander kämpfen beobachtet, werden: Während des Kampfes lassen die Hähne immer wieder voneinander ab und picken nach Nahrung auf dem Boden.

Die Konfliktsituation besteht aus den gleichzeitig aktivierten, gegensätzlichen Antrieben für Kampf und Flucht. Als situationfremde (unangemessene) Handlung wird das Picken nach Futter druchgeführt.

weitere Beispiele:

  • Seeschwalben führen Putzbewegungen druch, wenn sie in Konflikt zwischen Brutpflege und Flucht oder Flucht und Angriff sind.
  • Honigbienen putzen sich am Futterplatz, wenn sie in Konflikt zwischen Bleiben oder aufsuchen eines neuen futterplatzes sind.
  • Austernfischer vor einem Spiegel führen Schlafbewegungen im Konflikt zwischen Angriff und Flucht aus.
  • Auch beim Menschen lassen sich Übersprunghandlungen in Konfliksituationen beobachten: Ein Redner vor einem größeren Publikum ist einerseits motiviert, sein Publikum anzusprechen, andererseits (besonders bei Unsicherheit) will er sich der situation druch Flucht entziehen. Als situationsfremde Handlungen führt Putzbewegubngen aus: über die Haare streichen, Brille auf- und absetzen, Brille Putzen, an den Manschetten zupfen, Staub von der Kleidung wischen, Papiere ordnen ...

Erkärungsmöglichkeiten

Übersprunghypothese

Die beiden gegensätzlichen Triebe sind gleich stark und hemmen sich gegenseitig. Da jetzt keine der beiden Endhandlungen durchgeführt wird, kann die Motivation für beide Handlungen auch nicht gesenkt werden. (Vergleiche Instinkthandlung) Die Motivationsenergie springt auf ein anderes Instinktzentrum über, die nicht situationsgerechte Handlung wird durchgeführt und somit wird die Motivationsenergie abgebaut.

Enthemmungshypothese

Normalerweise blockiert eine Instinkthandlung, wenn sie durchgeführt wird, alle anderen, um ein letztlich erfolgloses Hin- und Herspringen zwischen verschiedenen Verhaltensweisen zu vermeiden. Blockieren sich gleichzeitig zwei Handlungsweisen gegenseitig, wird die Blockade eine dritten Handlungsweise aufgehoben. (nach HASSENSTEIN)

Anmerkung: Diese beiden Hypothesen beruhen noch auf den alten Instinktmodellen, für die im einzelnen keine neurologischen entsprechungen bekannt waren.

siehe auch: Verhaltensforschung, Psychologie, Übersprungschlaf