Vier edle Wahrheiten

Grundlage der buddhistischen Lehre, erste Lehrrede des Buddha
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Die Vier Edlen Wahrheiten (Pali: cattāri ariyasāccani, Sanskrit: catvāri āryasatyāni) bilden den Kern und die Grundlage der Buddha-Lehre. Sie sind Gegenstand seiner ersten Lehrrede, der Predigt von Benares (Sarnath), und stellen somit den Beginn der "Drehung des Rades der Lehre" (Dharmacakrapravartana) dar.

Quellen

Man findet Erläuterungen zu den Vier Edlen Wahrheiten an verschiedenen Stellen. Eine sehr deutliche Darstellung findet man im Dammacakkappavattana-Sutta (skt. Dharmacakrapravartana-Sutra, Sutra des In-Bewegung-Setzen des Rades). Im Saccavibhanga Sutta (Sutra der Erklärung der Wahrheiten, Tripitaka: Majjhima Nikaya 141. XIV,11) erklärt Sariputta, einer der Schüler Buddhas, die Vier Edlen Wahrheiten.

Die Vier Edlen Wahrheiten

Die vier Edlen Wahrheiten lauten:

  1. Dukkha - Das Leben im Daseinskreislauf ist letztlich leidvoll.
    Geburt ist Leiden, Altern ist Leiden, Tod ist Leiden; Kummer, Lamentieren, Schmerz und Verzweiflung sind Leiden. Gesellschaft mit dem Ungeliebten ist Leiden, das Gewünschte nicht zu bekommen ist Leiden. Kurz, die fünf Aneignungen (skt. skandha, p.khandhah) sind Leiden.
  2. Samudaya - Ursachen des Leidens sind Gier, Hass und Verblendung.
    Das Verlangen/Durst (skt. tṛṣṇā, p. taṇhā), das zur Wiedergeburt führt - begleitet von Leidenschaft bzw. Wonne, genossen eben hier und eben da - nämlich das Verlangen nach Sinneslust, das Verlangen nach Werden, das Verlangen nach Nicht-Werden.
  3. Nirodha - Erlöschen die Ursachen, erlischt das Leiden.
    Das restlose Vergehen bzw. Enden, Abkehren, Abtreten, Aufgeben und Loslassen genau dieses Verlangens (tanha)
  4. Magga - Zum Erlöschen des Leidens führt der „Edle Achtfache Pfad“.
    Gerade dieser achtfache Pfad: Rechte Sicht, rechte Entschlossenheit, rechtes Reden, rechtes Handeln, rechter Lebensunterhalt/-erwerb, rechtes Bemühen, rechte Aufmerksamkeit/Achtsamkeit, rechte Konzentration.

Der genaue Wortlaut der Wahrheiten kann je nach Autor bzw. Übersetzter leicht variieren. Die hier verwendete Formulierung entspricht dem Konsens des buddhistischen Bekenntnisses, die Kommentierung richtet sich nach dem Pali-Kanon.

Als Leidensgrund wird manchmal auch das Nichtwissen (skt. avidyā, p. avijjā) angeführt, das auch Teil der zwölfgliedrigen Kette des bedingte Entstehens ist.

Erläuterung der Vier Edlen Wahrheiten

Buddha betonte "Dukkha", das Leiden, als Ausgangspunkt seiner Lehre, da die Einsicht in die grundlegende unbefriedigende Natur der Existenz ein starker Antrieb sein kann, zu handeln und den Weg zum Erwachen und damit zur Aufhebung dieses Leidens einzuschlagen. Das Ziel buddhistischer Praxis (Nirvana) ist aber nicht auf die Aufhebung des Leidens beschränkt, sondern geht einher mit dem Erkennen der wahren Natur der Wirklichkeit. Leiden ist die allgemein übliche Übersetzung von Dukkha. Die treffendere Übersetzung ist wahrscheinlich "ungenügen".

Im Zusammenhang mit den Vier Edlen Wahrheiten wird der Buddha auch mit einem Arzt verglichen. Er erstellt eine Diagnose, die aussagt, woraus unser Leid besteht (1. Edle Wahrheit: die Wahrheit des Leides), er erklärt, was die Ursachen für unsere derzeitige Situation sind (2. Edle Wahrheit: die Wahrheit von den Ursachen des Leides), er legt dar, wie das Leid beendet werden kann (3. Edle Wahrheit: die Wahrheit des Beendes des Leides) und beschreibt einen genauen Weg, der zur Beendigung des Leides führt (4. Edle Wahrheit).

"Der Tathagata (der Buddha) hat den Ursprung jener Dinge erklärt, die aus einer Ursache hervorgehen. Ihr Aufhören hat er ebenfalls erklärt. Das ist die Lehre des großen Sramana (Heiligen)".
(Arhat Assaji)

Literatur

  • Klaus Mylius (Hg.): Die Vier Edlen Wahrheiten. Texte des ursprünglichen Buddhismus. Bechtermünz Verlag Augsburg, 2000. ISBN 382894843x
  • Dalai Lama: Die Vier Edlen Wahrheiten. Die Grundlagen des Buddhismus. Krüger Verlag Frankfurt am Main, 1999. ISBN 3810511374

Der Text des Saccavibhanga Suttas