Georgien

Staat im Kaukasus
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Flagge Georgiens Datei:Georgien Wappen.png
(Details) (Details)
Wahlspruch:
Amtssprache Georgisch
Hauptstadt Tiflis (Tbilisi)
Staatsform Republik
Präsident Michail Saakaschwili
Premierminister Surab Schwania
Fläche 69.700 km²
Einwohnerzahl 4,4 Millionen
Bevölkerungsdichte 78,9 Einwohner pro km²
Unabhängigkeit 9. April 1991
Währung Lari (GEL)
Zeitzone MEZ + 2
Nationalhymne Dideba zetsit kurtheuls
Kfz-Kennzeichen GE
Internet-TLD .ge
Vorwahl +995
Lage Georgiens auf der Erde

Georgien (dt. auch Grusinien, georgisch საქართველო, Sakartvelo) ist ein Land östlich des Schwarzen Meeres und südlich des Kaukasus. Es hat im Norden Grenzen mit Russland, im Süden mit der Türkei, Armenien und Aserbaidschan.

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Georgiens

Georgien erhob im Jahr 314 als zweites Land nach Armenien das Christentum zur Staatsreligion. Es gehörte lange zum Byzantinischen Reichs. Nach dem Niedergang von Byzanz wurde Georgien Teil des Osmanischen Reichs, später von Persien und schließlich des Russischen Reichs.

Nach der Oktoberrevolution erklärte sich Georgien am 26. Mai 1918 unabhängig. Am 16. Februar 1921 wurde die Demokratische Republik Georgien von der Roten Armee besetzt und in die Sowjetunion eingegliedert.

Während der späten 1980er Jahre entwickelte sich eine starke georgische Unabhängigkeitsbewegung. Am 9. April 1991, erklärte sich Georgien erneut unabhängig. In Abchasien und Südossetien kam es zu Sezessionskriegen. Die georgische Regierung kontrolliert noch heute weite Teile ihres Territoriums nicht und in Abchasien herrscht ein unruhiger Waffenstillstand.

Georgiens erster Präsident Swiad Gamsachurdia wurde durch einen Putsch abgelöst. Sein Nachfolger wurde der frühere georgische KP-Chef und sowjetischen Außenminister Eduard Schewardnadse. Er leitete demokratische Reformen ein. Die Wirtschaft stagnierte jedoch auf niedrigem Niveau. Hinzu kamen eine weitverzweigte Korruption und regelmäßige Wahlfälschungen.

Im November 2003 wurde Schewardnadse in einer von jungen Reformpolitikern initiierten samtenen Revolution von der Macht verdrängt. Amtierende Präsidentin wurde die Parlamentspräsidentin Nino Burdschanadse. Im Januar 2004 wurde Michail Saakaschwili zum neuen Präsidenten gewählt. Neuer Premierminister wurde Surab Schwania.

Siehe auch: Liste der Staatsoberhäupter Georgiens

Politik

 
Vereidigung des georgischen Präsidenten, Januar 2004

Hauptartikel: Politik Georgiens

Georgien ist eine demokratische Republik mit einem starken Präsidialsystem und zentralisierter Verwaltung. Staatsoberhaupt ist Michail Saakaschwili. Nach der samtenen Revolution Georgiens trat sein Vorgänger Eduard Schewardnadse am 23. November 2003 zurück, was einen Bürgerkrieg verhinderte. Saakaschwili wurde am 4. Januar 2004 mit 96 Prozent der Stimmen zum Präsidenten gewählt und am 25. Januar 2004 vereidigt.

Premierminister ist Surab Schwania. Er wurde am 17. Februar 2004 auf Vorschlag des Präsidenten vom Parlament zum Premierminister ernannt und steht einem 15-köpfigen Reformkabinett vor, dessen Durchschnittsalter bei 35 Jahren liegt. Außenministerin ist Salomé Surabischwili. Erklärte Ziele der neuen Regierung bis 2009 sind der Kampf gegen die Korruption, wirtschaftliches Wachstum und, neben dem Streben nach NATO- und EU-Beitritt, entspannte Beziehungen zu Russland.

Am 28. März 2004 fanden Wahlen zum georgischen Parlament statt. Stärkste politische Partei wurde die Nationale Bewegung - Demokraten, die die Träger der samtenen Revolution zusammenfaßt. Sie erhielt mit 66.24% der Stimmen die Mehrheit in der Legislative. Wichtige Oppositionsparteien sind das Wahlbündnis Rechte Opposition Georgiens (7.96%), die Georgische Arbeiterpartei (3,89%) und die Freiheitsbewegung (4,39%).

Seit 1994 unterstützen die USA Georgiens Armee mit finanziellen Beihilfen. Von 2002 bis 2004 waren Ausbilder im Land tätig. Sie schulten die Streitkräfte im Train and Equip Program (GTEP) für Einsätze gegen Partisanen und Terroristen an der Grenze zu Tschetschenien.

Mitgliedschaften: UNO, GUUAM, GUS, OSZE, IWF, Weltbank, EBRD, WTO, Europarat, EU-Programm Europäische Nachbarschaftspolitik (ENP), NATO-Programm Partnership for Peace (PfP), Schwarzmeer-Wirtschaftskooperation

Geographie

 

Geographisch liegt die Kaukasusrepublik Georgien schon in Asien, kulturell aber ist es ein Teil Europas. Die Bewohner betrachten ihr Land als Balkon Europas.

Größte Städte sind Tiflis, Kutaisi, Rustavi, Suchumi, Batumi und Poti.

Im Nordwesten Georgiens liegt die Autonome Republik Abchasien, im Südwesten die Autonome Republik Adscharien, im Norden das Gebiet Südossetien. Abchasien und Süd-Ossetien beanspruchen staatliche Unabhängigkeit, Adscharien weitgehende Autonomie gegenüber Georgien.

Die Natur Georgiens ist abwechslungsreich. Das Land ist von einem unebenem Terrain geprägt. Fast zwei Drittel sind Gebirge. Der höchste Berg ist der Schchara im Großen Kaukasus mit 5.068,8 Metern. Georgien hat viel Grundwasser. Flora und Fauna sind deshalb reichhaltig und sehr verschiedenartig. Ein Drittel des Gebiets besteht aus Wäldern.

Der Kaukasus schützt Georgien vor Kaltluftwellen aus dem Norden und erlaubt dem Schwarzen Meer, das Land zu erwärmen. Die Klimazonen reichen von einem subtropisch-feuchten Klima im Westen bis hin zu einem trockenen und gemäßigten Klima im Osten. Die durchschnittliche Lufttemperatur schwankt zwischen 15 °C im West- und 11 bis 13 °C im Ostteil. Der durchnittliche Niederschlag im Westen beträgt 3.000 mm, im Osten 400 mm. Der Frühling in Georgien ist kurz mit abrupten Klimaschwankungen, der Sommer oft sengend heiß. Der Herbst ist sonnig-warm, der Winter schneearm.

Wirtschaft

Datei:Teeanbau Georgien 1907.jpg
Teeanbau in Georgien 1915

Hauptartikel: Wirtschaft Georgiens

Bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. war Georgien die Waffenschmiede der Antike. Im Kaukasusgebirge wurden Gold, Silber, Kupfer und Eisen abgebaut. Georgische Handwerker stellten die Schwerter her, mit denen Griechen und Trojaner kämpften.

In der Neuzeit konzentrierte sich die Wirtschaft Georgiens auf den Tourismus am Schwarzen Meer, den Anbau von Zitrusfrüchten, Weintrauben sowie den Abbau von Mangan und Kupfer. Es gibt einen kleinen industriellen Sektors, der Wein, Metalle, Maschinen, Chemikalien und Textilien produziert.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erlitt Georgien von allen Sowjetrepubliken den schwersten Wirtschaftskollaps. Bürgerkriege stürzten das Land in eine tiefe Krise. Das Produktionsvolumen lag 1994 auf einem Viertel des Niveaus von 1989. Zwischen 1995 und 1997 stieg es mit Hilfe des Weltwährungsfonds (IMF) und der Weltbank auf etwa 30% des Niveaus zu Sowjetzeiten, bis 2001 erreichte es etwa 35%. Die Industrieproduktion ist rückläufig. Es gibt keine international wettbewerbsfähige Exportindustrie. Die Investitionsquote ist extrem niedrig.

51% der Bevölkerung lebt unterhalb der Armutsgrenze, 13 bis 15% der Haushalte in extremer Armut (Statistik 2001). Professoren verdienen 15 US-Dollar im Monat, Bürgerkriegsflüchtlinge erhalten maximal fünf US-Dollar monatliche Unterstützung. Alterspensionen sind seit Anfang 2003 nicht mehr gezahlt worden.

Georgiens Auslandsschulden betrugen 2003 1,7 Milliarden US-Dollar. 40% des Geldes stammten von der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond (IWF) und der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Weitere 60% wurden in bilateralen Verträge von Staaten der GUS, vor allem Turkmenistan geliehen.

Im Oktober 1995 wurde der Lari (GEL) mit Unterstützung des IWF und der Weltbank als neue Währung Georgiens eingeführt. Bis zur Abwertung 1998 war die Währung stabil zum USD (1:1). Der Lari ist frei konvertierbar. Nach Information des deutschen Auswärtigen Amts gestaltet sich das Transfergeschäft mit georgischen Banken aber schwierig.

Kultur

Antike, Mittelalter

Bereits in der Antike wurden auf dem Gebiet des heutigen Georgien goldene Kelche und kunstvolle Schwerter hergestellt. Das Land war reich an metallenen Bodenschätzen, verarbeitete sie seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. und trieb damit Handel. Griechische und römische Reisende beschrieben ausgebaute Straßen, mit Ziegeln gedeckte Häuser, große Städte und Festungen.

Die georgische Kultur des Mittelalters war byzantinisch geprägt. Die frühen ein- und dreischiffige Basiliken (Nekresi, Dsweli Schuamta) aus dem 4. Jahrhundert stehen auf den Fundamenten antiker Tempel, sind klein und haben einen fast quadratischen Grundriß. Im 10. und 11. Jahrhundert entstanden große Kreuzkuppelkirchen (Swetizochweli-, Alawerdi- und Bagrati-Kathedrale).

Literatur

 
Schota Rustaweli, bedeutender Literat des Mittelalters

Die Georgische Literatur entstand im 5. Jahrhundert. Jakob Zurtaweli schrieb das Martyrium der heiligen Schuschanik. Eine Blüte erreichte die Literatur im 11. und 12. Jahrhundert zur Zeit König Davids des Erbauers und Königin Tamara. Schota Rustaweli verfasste Der Recke im Tigerfell (georgisch Vep'his tqaosani), ein Epos auf Ritterlichkeit und Edelmut, die sich über Religion und Nation erheben. König Wachtang VI. errichtete im 18. Jahrhundert die erste Druckerei Georgiens, ließ das erste georgische Wörterbuch und La Fontaines Fabeln verlegen. Zwischen 1916 und 1921 erblühte der Symbolismus um die Gruppe Blaue Hörner, wurde jedoch nach der kommunistischen Machtübernahme bald unterdrückt.

Prominente georgische Schriftsteller des 19. Jahrhunderts waren Ilia Tschawtschawadse (Der Einsiedler - 1895), Akaki Zereteli (Suliko, Der Tutor) und Alexander Kasbegi. Wichtige Autoren des 20. Jahrhunderts waren Grigol Robakidse (Das Schlangenhemd - 1928, Die gemordete Seele - 1933) und Konstantin Gamsachurdia (Die rechte Hand des großen Meisters - 1939, David der Erbauer - 1942-1961). Als bedeutender Gegenwartsautor gilt Aka Mortschiladse (Die Reise nach Karabach - 1992, Hunde der Paliaschwili Straße - 1995).

Theater, Oper, Musik

Das georgische Theater geht auf das 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Das Georgische National Theater wurde 1791 in Tiflis gegründet, 1851 das Staatliche Theater für Oper und Balett. Der Bassist Fedor Schaljapin debütierte dort als Oberpriester in Giuseppe Verdis Aida. Leiterin der Nationalbaletts ist seit 2004 die frühere Primaballerina des Moskauer Bolschoi-Theaters, Nino Ananiaschwili.

Wichtige georgische Komponisten des 20. Jahrhunderts sind Sachari Paliaschwili, der europäische Klassik und georgische Volksmusik miteinander verband, Otar Taktakischwili, der sich ebenfalls stark an die Volksmusik anlehnte, Sulchan Zinzadse und Gija Kantscheli. Der Tänzer Georgi Balantschiwadse wurde unter dem Namen George Balanchine einer der international wichtigsten Choreografen.

Film

Legendär ist Georgiens Filmkunst. Am 16. November 1896 wurde das erste Kino in Tiflis eröffnet. Der erste georgische Film entstand 1912. Die Filmindustrie konzentrierte sich in den Grusia Film Studios. Internationale Preise erlangten Tengis Abuladse (Magdanas Esel - Cannes 1956, Die Reue - Cannes 1987), Otar Iosseliani (Die Weinernte - Cannes 1966, Briganten - Venedig 1997), Nana Dschordschadse (1001 Rezepte eines verliebten Kochs - Karlovy Vary 1997, 27 Missing Kisses - Brüssel 2001) und Dito Tsintsadze (Schussangst - San Sebastian 2003).

Mit dem Niedergang der georgischen Wirtschaft ist auch die Filmproduktion eingebrochen. Viele georgische Regisseure arbeiten inzwischen im Ausland. Seit 2001 hat ein Nationales Zentrum für Cinematografie die Filmförderung übernommen. Es untersteht dem Kulturministerium. Ein unabhängiges Expertengremium wählt jährlich zwei Spielfilmprojekte aus, die zu 75% vom Zentrum finanziert werden.

Siehe auch: Georgische Filmgeschichte

Bildung, Wissenschaft

Bildung wird in Georgien groß geschrieben. Pro 1.000 Einwohner gibt es statistisch 27,97 Studenten. Das sind mehr als in Deutschland oder in der Schweiz. Georgiens Regierung will die in den letzten Jahren rückläufigen Bildungsausgaben (2001: 2,3% des Bruttoinlandsprodukts) drastisch steigern. Präsident Saakaschwili nannte Georgiens Reichtum nicht Gold und Erdöl, sondern unsere Begabung, unseren Intellekt, unsere Fähigkeiten, unsere Bildung und unsere gebildeten Menschen.

Die wichtigsten wissenschaftlichen Einrichtungen sind die Staatliche Universität Tiflis mit rund 30.000 Studenten an 18 Fakultäten, die Georgische Technische Universität, die Staatliche Pädagogische Universität, die Staatliche Medizinische Universität und die Staatliche Universität für Sprache und Kultur in Tiflis sowie die Akaki Zereteli Universität Kutaisi. Die Georgische Akademie der Wissenschaften hat zehn wissenschaftliche Abteilungen und 63 Forschungsinstitute.

Küche

Georgiens Küche ist für ihre Qualität und regionale Vielfalt bekannt. Spezialitäten sind Schaschlik (georgisch Mzwadi), Hähnchen in Walnusssauce (Saziwi), Teigtaschen (Chinkali) und gebackenes Käsebrot (Chatschapuri). Dazu gibt es Mirabellensauce (georgisch Tkemali) und Peperonipaste (Adschika). Das traditionelle Getränk ist Wein. Die Festtafel wird von einem Tamada geleitet, der während der Mahlzeit kunstvolle Trinksprüche ausbringt.

Siehe auch: Georgische Sprache, Georgisches Alphabet

Bevölkerung

Einwohner

Georgien hat 4,4 Millionen Einwohner. Die Georgier sind eines der ältesten Völker der Welt, gehören zum südlichen Zweig der Europäiden. Sie stammen von den Hetitern, Chaldäern und Sumerern ab.

Die Einwohnerzahl ist seit 1989 durch Auswanderungen um 15% gesunken. Ursache der anhaltenden Auswanderungswelle ist der wirtschaftliche Niedergang des Landes. Gegangen sind vor allem Einwohner mit hohem Bildungsgrad, die Arbeitsplätze zunächst in anderen Staaten der GUS, später auch in Westeuropa und den USA finden konnten. Die größte georgische Gemeinschaft im Ausland lebt in Moskau. Nach russischen Angaben waren es 2002 rund 300.000 Menschen.

Bis hin zum Zweiten Weltkrieg war Georgien ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Der deutsche Politiker Karl Kautsky nannte Georgien 1921 eine sozialdemokratische Bauernrepublik. Mit der von Stalin verfügten Industrialisierung zogen immer mehr Menschen in die großen Städte. Heute leben 52,3% der Einwohner in Städten, 47,7% in Dörfern und ländlichen Gebieten.

Volksgruppen

Georgien ist traditionell ein multikulturelles Land. Auf der Grenze zwischen Europa und Asien mischten sich stets die Volksgruppen. Wer dort lebt, ist darauf angewiesen, verschiedenartige Lebensweisen zu tolerieren.

83,8% der Einwohner sind Georgier, 6,5% Aserbaidschaner, 5,7% Armenier, 1,5% Russen, 0,9% Osseten, 0,1% Abchasen. Weitere 1,51% gehören anderen Volksgruppen, z.B. den Tuschen, an (Volkszählung 2002). Seit 2000 leben wieder 5.000 Mescheten in Georgien. Die Volksgruppe war nach 1944 nach Zentralasien verschleppt worden.

Auf dem Lande leben viele Volksgruppen in getrennten Dörfern und sprechen nur ihre eigene Sprache. Kinder, die dort aufwachsen, sprechen kein Georgisch und haben Schwierigkeiten, dem Schulunterricht zu folgen.

Bis auf eine kurze Phase des Nationalismus zu Beginn der 1990er Jahre sind Volksgruppen in Georgien nicht diskriminiert worden. Die Ausgrenzung richtete sich damals vor allem gegen die nach Unabhängigkeit strebenden Volksgruppen der Abchasen und Osseten sowie die russische Volksgruppe, die von manchen als Handlanger der sowjetischen Führung betrachtet wurde.

Seit 1989 haben viele Russen Georgien verlassen. Ihr Anteil an der georgischen Bevölkerung sank innerhalb von 13 Jahren um 4,8%. Ursache dafür waren aber weniger Diskriminierungen als die soziale Mobilität der russischen Diaspora, ihr hoher Bildungsgrad und die Möglichkeit mit einem russischen Pass leicht das wirtschaftlich besser gestellte Russland zu erreichen.

Siehe auch: Kaukasiendeutsche

Religion

Georgien ist ein christlich orientiertes Land. In Legenden wird die Entstehung Georgiens mit der christlichen Schöpfungsgeschichte verbunden. 75% der Bevölkerung gehören der autokephalen Georgischen Orthodoxen Apostelkirche an. Sie genießt Verfassungsrang und muß keine Steuern zahlen. Patriarch der Kirche ist Ilia II. Am Unabhängigkeitstag steht er mit der Regierung auf dem Podium und segnet das Parlament zu Beginn der Legislaturperiode.

Zugleich leben in Adscharien rund 376.000 Georgier, die unter osmanischer Herrschaft zum muslimischen Glauben konvertiert sind. 11% der Einwohner Georgiens sind Muslime. 14% verteilen sich auf die Religionsgemeinschaften der Armenier, Katholiken, Protestanten und Juden.

In der Endphase der Schewardnadse-Ära kam es zu religiös motivierten Ausschreitungen gegen die Zeugen Jehovas und gegen Baptisten, denen die georgischen Strafverfolgungsbehörden jedoch einen Riegel vorschoben.

Medien, Publizistik

Datei:GZA.jpg
GZA, georgische Zeitschrift

Printmedien

In Georgien werden 76 gedruckte Publikationen verlegt. Die Zeitungen und Zeitschriften sind unabhängig. Einzelne haben noch eine staatliche Beteiligung. Die beliebtesten Tageszeitungen sind Kwiris Palitra, Alija, Achali Taoba, Asawal Dasawali, Resonansi und die Sportzeitung Sarbieli. Die Auflagen liegen jeweils bei 10.000 bis 12.000 Exemplaren. Daneben gibt es Tageszeitungen der verschiedenen Volksgruppen: Swobodnaja Gruzija und Vetscherny Tbilisi (auf russisch), Gjurdgistan (auf Azeri) und Wrastan (auf armenisch).

Elektronische Medien

Es gibt 52 registrierte Fernsehstationen. Dazu gehören sieben staatseigene Kanäle, einschließlich des Georgischen Staatsfernsehens (1. und 2. Programm) und des adscharischen Fernsehens. Bis Dezember 2003 konnte nur das Staatsfernsehen überall in Georgien empfangen werden. Einflussreichste TV-Station ist der private Sender Rustavi-2, der, obgleich bis Dezember 2003 nur in Tiflis und einigen Ballungszentren nahe der Hauptstadt über Antenne angeboten, einen Marktanteil von 27,94% hat.

Ausländische Medien

Ausländische Fernsehsender werden meist über Kabel angeboten. Dazu gehören fast alle wichtigen russischen Kanäle (ORT, NTV, TV-Center, TV-6) und alle führenden westlichen Programme (CNN, BBC World, Deutsche Welle, ESPN, Eurosport). Radio France Internationale hat Sendemasten in Georgien. Das staatliche Radio strahlt den georgischen Dienst von Radio Free Europe/Radio Liberty und der Voice of America aus. Die privaten Radiosender Ewrika und Zelenaja Volna übertragen die Programme des russischsprachigen Dienstes der BBC. Die ausländische Presse ist an den Kiosken hauptsächlich durch russische Titel präsent. Die wichtigsten russischen Tageszeitungen und Unterhaltungsblätter werden nach Georgien importiert. Die russischen Blätter Argumenty i Fakty und Komsomolskaja Prawda verfügen in Georgien über eigene Druckereien.

Pressefreiheit

Die georgische Verfassung vom 24. August 1995 garantiert die Pressefreiheit und verbietet Zensur. Sie verbietet zugleich, die Medien oder ihre Verbreitung zu monopolisieren. Das am 17. Juni 2004 novellierte Pressegesetz erschwert es Klägern, Journalisten wegen ihrer Berichterstattung zu belangen. Zuvor waren Redakteure wegen angeblicher Ehrverletzung zu hohen Schadensersatzbeträgen verurteilt worden.

In der Schewardnadse-Ära hatte es immer wieder staatliche Bemühungen gegeben, die Medien einzuschüchtern. Der Journalist Giorgi Sanaia, Redakteur und Anchorman der Sendung Nachtkurier auf dem privaten Fernsehsender Rustavi-2, wurde im Juli 2001 ermordet, nachdem er von einer Videokassette erfuhr, die Beamte des Innenministerium belastete, Rauschgift durch Georgien geschleust zu haben. Der Chefredakteur der regierungskritischen Zeitung Meridiani war im Februar 2001 von Unbekannten zusammengeschlagen, seine Familie telefonisch bedroht. Im Mai 2002 wurden die Redaktionsbüros von Rustavi-2 in Tiflis beschossen.

Im Juli 2004 kam es erneut zu Einschüchterungen der Presse. Die Staatsanwaltschaft von Tiflis durchsuchte die Büros der Zeitung Georgian Times nachdem sie eine Serie kritischer Artikel über den Staatsanwalt der Hauptstadt, Waleri Grigalaschwili, veröffentlicht hatte.

Literatur

  • Heinrich Rohrbacher: Materialien zur georgischen Bibliographie. Deutsches Schrifttum. Dr. Rudolf Habelt GmbH, Bonn 1981, ISBN 3774918511
  • Károly Gink, Erzsébet Tompos: Georgien. Verlag Werner Dausien, Hanau/M. 1975, ISBN 3768414582
  • Ilma Reisser: Georgien. Herder, Freiburg im Breisgau 1989 ISBN 3451214547
  • Roin Metreveli: Georgien. Ein Überblick. Tbilisis Univ. Gamomcemloba, Tbilisi 1996
  • Ilma Reissner: Georgien: Goldenes Vlies und Weinrebenkreuz. Verlagsbuchhandlung "Der Christliche Osten" GmbH, Würzburg 1998, ISBN 392789429X
  • Ulrich Bock: Georgien und Armenien. DuMont Reise Verlag, Köln 1988, ISBN 3770114647
  • Tessa Hoffmann, Margarita Woskanjan: Armenien und Georgien. Zwischen Ararat und Kaukasus. Ein EXpress Reisehandbuch. Mundo Verlag, Köln 1990, ISBN 3873220016
  • Thea Kvastiani, Vadim Spolanski, Andreas Sternfeld: Georgien entdecken. Unterwegs zwischen Kaukasus und Schwarzem Meer. Trescher Verlag, Berlin 2000, ISBN 3928409859
  • Joachim Laub (Hrsg.): Georgien: Geschichte, Geographie, Politik, Kultur, Alltag, Reiserouten, Küche, praktische Tips. Geschichtsverlag Silke Brück, Heusweiler 1989, ISBN 3980232611
  • Nathalie Natrochvili, Vakhtang Meliava: Le Guide de la Géorgie. Nouvelles Editions de l'Université, Paris 2000, ISBN 2862739502
  • Roger Rosen, Jeffrey Jay Foxx: Georgia: Sovereign Country of the Caucasus (Odyssey Georgia). Odyssey Publications, ISBN 9622177484