Die Republik der Philippinen (Republika ng Pilipinas, englisch Republic of the Philippines; der Name leitet sich vom spanischen König Philipp II. ab) liegt im westlichen Pazifischen Ozean und gehört zu Südostasien. Das Südchinesische Meer trennt die Inselgruppe von Vietnam im Westen, die Celebessee von Indonesien im Süden. Der Archipel, der sich von 5° bis 21° nördlicher Breite und von 117° bis 126° östlicher Länge erstreckt, bildet den fünftgrößten Inselstaat der Welt nach Indonesien, Madagaskar, Papua-Neuguinea und Japan.
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Wahlspruch: Maka-Diyos, Maka-Tao, Makakalikasan at Makabansa (en. For God, People, Nature, and Country) | |||||
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Amtssprache | Filipino/Tagalog, Englisch | ||||
Hauptstadt | Manila | ||||
Staatsform | Präsidialrepublik | ||||
Staatsoberhaupt, zugleich Regierungschef | Präsidentin Gloria Macapagal Arroyo | ||||
Fläche | 300.000 km² | ||||
Einwohnerzahl | 89.468.677 (Juli 2006) | ||||
Bevölkerungsdichte | 293 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Philippinischer Peso | ||||
Unabhängigkeit | von Spanien am 12. Juni 1898 (offiziell) | ||||
Nationalhymne | Lupang Hinirang (Auserwähltes Land) | ||||
Zeitzone | UTC +8 | ||||
Kfz-Kennzeichen | RP | ||||
Internet-TLD | .ph | ||||
Telefonvorwahl | +63 | ||||
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Geographie
Die Philippinen bestehen aus 7.107 Inseln, von denen jedoch nur etwa 2.000 bewohnt sind. Nur 11 Inseln haben eine Fläche von mehr als 2.500 km², die größten sind Luzon, Mindanao, Samar, Negros, Mindoro, Panay und Palawan; nur 1.000 sind größer als 1 km².
Der Archipel wird in drei Inselgruppen unterteilt: Luzon mit der Insel Luzon, die Visayas, u. a. mit den Inseln Palawan, Negros, Cebu, Leyte, Samar, Masbate und Bohol und als dritte Gruppe Mindanao, u. a. bestehend aus der Insel Mindanao, Basilan und dem Sulu-Archipel mit der Insel Jolo.
Im Kern sind die Inseln die Spitzen über den Meeresspiegel aufragender submariner Gebirgsketten an der Grenze zweier Kontinentalplatten, der Philippinischen und der Eurasischen. Großräumig gesehen sind die Philippinen Teil des Pazifischen Feuerrings mit Erdbeben und Vulkanismus als häufigen Begleiterscheinungen dieser Lage an der Plattengrenze. Es gibt derzeit etwa 20 aktive Vulkane, von denen der Pinatubo und der Mayon – beide auf Luzon gelegen – in den letzten Jahren besondere Aktivität zeigten. Östlich der Inselgruppe verläuft der Philippinengraben, mit einer Tiefe von bis zu 10.540 m einer der größten Tiefseegräben der Erde. Als Folge von Seebeben können riesige Flutwellen, die Tsunamis, entstehen.
Das Klima der Philippinen wird vor allem durch die Nähe zum Meer geprägt, kein Ort ist weiter als 200 km von der Küste entfernt. Die Lage der Inseln in den niederen tropischen Breiten und der Einfluss der umgebenden Meere bewirken eine über das Jahr sehr ausgeglichene Temperatur von rund 26° C mit nur geringen Schwankungen. Die meisten Niederschläge fallen im Zusammenhang mit dem Südwest-Monsun vor allem in der Zeit von Mai bis November. An der Westküste (Manila) bringt der Nordost-Monsun nur geringe Niederschläge, während an der Ostküste (Davao) ganzjährlich humides Klima herrscht. Wegen der überwiegend in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Gebirge fallen an der Westseite der Inselgruppe deutlich weniger Niederschläge als an der Ostseite. Von August bis Oktober ziehen häufig Taifune über die Mitte und den Norden der Philippinen; zwischen 1945 und 2000 wurden die Philippinen von 349 Taifunen überquert oder gestreift.
Tier- und Pflanzenwelt
Auf den Philippinen gibt es über 5.000 verschiedene Tier- und unzählige Insektenarten, sowie 14.000 verschiedene Pflanzen. Darunter sind auch Wasserbüffel (Carabao), Papageien, Flughörnchen, Delfine, Krokodile, Schlangen, Koboldmaki, Manabo, Schildkröten, Echsen und andere. Angeblich ist die philippinische Tierwelt der indonesischen sehr ähnlich, da in der Vergangenheit viele malaiische Einwanderer Tiere aus Indonesien mitbrachten. Es gibt auf der philippinischen Insel Calauit, nordwestlich von Busuanga seit 1976 unter anderem auch ein privates, kommerzielles Naturreservat (offener Zoo) mit 70 Giraffen und zahlreichen anderen afrikanischen Tieren wie Zebras oder Impalas. Die Insel gehört zum Distrikt Palawan und man kann sich dort wie in Afrika auf "Safari" begeben.
Bevölkerung
Demografie
Die Bevölkerung setzt sich in der Mehrheit (95 %) aus diversen ethnischen Gruppen, die Austronesische Sprachen sprechen, in sukzessiven Wellen aus Taiwan eingewandert sind und sich mit späteren Einwanderern aus Südchina vermischten. Sie können in drei große Gruppierungen unterteilt werden:
- christliche Tieflandbewohner, die durch die spanische Kolonialherrschaft geprägt wurden. Sie bilden mehr als 90 % der philippinischen Bevölkerung.
- muslimische Philippiner, die erst in der amerikanischen Kolonialzeit unterworfen wurden. Ca. 5 % der philippinischen Bevölkerung gehören dazu.
- Hochlandbewohner, die weder von der Islamisierung noch von den Spaniern betroffen waren.
christliche Tieflandbewohner
Die Idee einer philippinischen Identität entstand zuerst bei den christlichen Tieflandbewohnern, die unter spanischer Kolonialherrschaft standen und im Konflikt mit dieser ein Nationalbewusstsein als Filipinos entwickelten. Dabei wurden zunächst die Moslems und Hochlandbewohner außen vor gelassen. Noch heute gibt es Spannungen zwischen den in allen Bereichen dominierenden christlichen Tieflandbewohnern einerseits und den Moslems bzw. Hochlandbewohnern andererseits, die sich leider auch in bewaffneten Konflikten entladen.
Unter den christlichen Tieflandbewohnern bilden die Tagalen, welche auf der Insel Luzon leben, die zahlenmäßig größte Gruppe. Sie machen 28,1 % der Bevölkerung aus und ihre Sprache, das Tagalog, bildet die Grundlage für das Filipino. Filipino ist, neben Englisch, die Amtssprache der Philippinen.
Des Weiteren gibt es unter den christlichen Tieflandbewohnern noch die Cebuanos bzw. Sugboanons (13,1 %), die Ilokanos (9 %), die Bisayas/Binisayas (7,6 %), Hiligaynons bzw. Ilonggos (7,5 %), die Bikolanos (6 %), die Waray (3,4 %), die Pangasináns, die Kampampangans, die Waraynons, die Masbatenyos und die Butuanons.
muslimische Tieflandbewohner
Zu den muslimischen Tieflandbewohnern, die vorwiegend im Süden Mindanaos und auf den Sulu-Inseln leben, zählen die Maranao, Magindanao, Samal, Yakan, Badjao, Tausug und die Jama Mapun.
Bis in die 70er Jahre spielte der Islam in Ländern wie Indonesien, Malaysia oder Philippinen kaum eine Rolle. 1968 praktizierten nur knapp 20 % der philippinischen Muslime den Islam.
Seitdem erfuhr er jedoch einen Aufschwung. Viele philippinische Muslime wie auch ihre Malaysischen und Indonesischen Nachbarn wurden konservativer und nahmen die islamischen Regeln ernster. Viele muslimische Filipinos fühlten sich zudem eher zu Malaysia zugehörig als zu den überwiegend katholischen Philippinen. Zahlreiche Muslime wanderten nach Malaysia aus.
Hochlandbewohner
Die Hochlandbewohner unterteilen sich in folgende Gruppierungen:
- auf Luzon leben die Apayao, Tingguian, Kalinga, Bontok, Kankanai, Ifugao, Ibaloy und die I-wak, die auch kollektiv Igorots genannt werden. Sie leben in Nordluzon an den Hängen der 2.022 bis 2.702 Meter hohen Berge und erbauten die legendären Reisterrassen.
- auf Mindoro leben die Mangyan in sieben Stämmen, Iraya, Alangan, Batangan, Tadyawan, Buhid, Hanunoo und Ratagnon, hauptsächlich im Landesinneren der Insel.
- auf Palawan leben drei Stämme der Palawanvölker, die Tagbanua, die Batak und die Tau´t Batu.
- in Mindanao leben die Mamanwa, Manobo, Manobo Bilit, Manobo Tasaday, Mandaya, Mansaka, T´boli und die Subanun.
Bis auf die Bergstämme in Luzon, die von den Amerikanern christianisiert wurden, sind die Hochlandbewohner weiterhin animistisch. Durch den Einfluss der Zivilisation und der Mehrheitsgesellschaft ist die kulturelle Identität vieler Hochlandbewohner akut bedroht.
Chinesen
Daneben besteht das Volk aus 2 % Chinesen, die seit dem 9. Jahrhundert auf den Philippinen eine wirtschaftliche Rolle gespielt haben. Sie sind im Gegensatz zu den Chinesen in Indonesien und Malaysia stärker in die philippinische Gesellschaft integriert.
Mestizen
Mestizen machen weitere 1 % der Bevölkerung aus und spielen aufgrund der Kolonialgeschichte weiterhin eine wirtschaftlich wichtige Rolle auf den Philippinen, obwohl die Chinesen ihnen zunehmend Konkurrenz bereiten. Neben philippinisch-spanischen (diese leben vorwiegend im Süden Mindanaos und sprechen eine spanische Kreolsprache, nämlich Chavacano), gibt es auch etwa 300.000 chinesische und ca. 20.000 japanische Mestizen. Neue genetische Studien haben gezeigt, dass etwa 3 bis 6 % der Philippiner in irgendeiner Form europäische Vorfahren haben, was bei einer so langen Kolonialzeit nicht verwunderlich ist.
Ureinwohner
Die Negritos bzw. Aeta sind die Ureinwohner der Philippinen und sind genetisch mit den Bewohnern der Andamanen verwandt. Von ihnen gibt es nur noch etwa 30.000. Zu ihn zählen die Aeta, Agtâ, Ayta, Ati und Ata zählen. Diese Stämme leben auf den Inseln Negros und Panay, auf ganz Süd- und Mittelluzon und in weiten Teile Nordluzons. Etliche Negritos lebten in der Nähe des Pinatubo und wurden durch seinen Ausbruch im Jahre 1991 zu Heimatlosen.
Darüber hinaus leben folgende Minderheiten auf den Philippinen:
- 110.000 Amerikaner und Europäer
- 35.000 Indonesier
- 31.000 Araber
- 30.000 Inder und Pakistaner
- 30.000 Japaner und Koreaner
Sprachen
Siehe auch Philippinische Sprachen
Laut Ethnologue werden auf den Philippinen 171 Sprachen gesprochen; praktisch jede Region hat ihre eigene Sprache oder Dialekt. Die meisten Sprachen auf den Philippinen sind Malayo-Polynesische Sprachen, die einen Zweig der Austronesischen Sprachen darstellen.
Malayo-Polynesische Sprachen
Filipino, basierend auf Tagalog ist, neben Englisch, die Amtssprache der Philippinen. Tagalog wird vorwiegend auf der Insel Luzón gesprochen. Nur etwa 25 % der Filipinos sprechen Tagalog, aber Filipino wird von etwa 80 % gesprochen und verstanden.
Weitere 11 Sprachen werden von mindestens einer Millionen Menschen gesprochen: Cebuano, Ilokano, Hiligaynon bzw. Ilonggo, Bikol, Waray-Waray, Kapampangan, Pangasinan, Kinaray-a, Maranao, Maguindanao, and Tausug.
Die genannten 12 Sprachen werden von mehr als 90% der Bevölkerung gesprochen.
Cebuano wird vorwiegend in Zentral-Visaya sowie im Norden und Westen Mindanaos gesprochen. Etwa 15 % der Bevölkerung sprechen Cebuano. Weitere wichtige Regionalsprachen sind Ilokano (12 %) und Waray-Waray (9 %).
Chinesisch
Die chinesische Minderheit auf den Philippinen stammt zu 90% aus der Provinz Fujian und spricht damit Fukienesisch (Min Nan), wobei auch Hochchinesisch, Taiwanesisch und Kantonesisch gesprochen werden. Aufgrund der Philippinisierungspolitik von Ferdinand Marcos, die die Nutzung des Hochchinesischen in chinesischen Schulen verbot, spricht die jüngere Generation vermehrt Tagalog und Englisch untereinander.
Englisch
Englisch kam erstmals 1898 auf die Insel. Durch amerikanischen Einfluss ist Englisch neben dem Filipino heute die zweite Amtssprache und wird von etwa 125.000 Menschen (meist Amerikaner) als Muttersprache gesprochen. Für mehr als 50 % der Filipinos ist Englisch eine wichtige Zweitsprache.
Das Englische ist in Schulen und Hochschulen die Unterrichtsprache und ist die Arbeitssprache in der Geschäftswelt.
Taglish
Benutzt wird im allgemeinen Sprachgebrauch, in TV-Stationen (sogar Nachrichten), Zeitungen, bei Radiosendern, aber auch in offiziellen Ansprachen ein Tagalog / Englisch - Gemisch, das als Taglish bezeichnet wird. Diese kunterbunte Mischung erhält oft noch als Würze einige spanische Wörter.
Spanisch
Spanisch war bis 1973 die offizielle Sprache der Philippinen und wurde auch von etwa 10 % der Bevölkerung gesprochen. Die meisten, die Spanisch sprachen, waren Mestizen oder kamen aus der Oberschicht. An höheren Schulen wurde meist in Spanisch unterrichtet, und auch viele Zeitungen erschienen in dieser Sprache.
1901 wurden die Philippinen eine amerikanische Kolonie. Die Amerikaner führten Englisch als erste Amtssprache ein. So kam es, dass das Spanisch immer mehr an Bedeutung verlor. (Siehe auch Philippinisches Spanisch)
Religion
Katholiken 82,9 %, Protestanten 5,4 %, Muslime 4,6 %, Unabhängige Filipinische Kirche (Iglesia Independente Filipino) 2,6 %, Iglesia ni Cristo 2,3 %, hinzu kommen Buddhisten (meist Chinesen, wenige Filipinos) und Hindus (Inder)
(Quelle : Fischer Weltalmanach 2006)
Anders als Malaysia und Indonesien wurden die Philippinen kaum vom Buddhismus oder Hinduismus geprägt. Es gab allerdings Handelsbeziehungen zu den Großreichen Sri Vijaya und Majapahit sowie einen regen Handel mit China. Die alte Baybayin-Schrift ähnelt der Kawi-Schrift aus Indonesien, die wiederum indische Vorbilder hatte.
Katholizismus
Bei der zumeist katholischen Bevölkerung spielt der Glaube im Alltag eine große Rolle. 80 % der Filipinos praktizieren ihren Glauben. 30 % bezeichnen sich sogar als sehr religiös. Religiöse Abbildungen und Figuren beherrschen viele private und öffentliche Räume, sowie die meisten Verkehrsmittel.
Die Katholische Kirche hat, insbesondere in ländlichen Gebieten, auf den Philippinen noch einen großen Einfluss auf die Politik und die philippinische Gesellschaft.
Islam
Der Islam erreichte die südlichen Philippinen erstmals Ende des 14. Jahrhunderts und breitete sich bis zum 16. Jahrhundert auf den ganzen Philippinen aus. Heute ist er jedoch nur noch in Mindanao verbreitet. Etwa 4 Mio. Filipinos sind Muslime.
Geschichte
Hauptartikel: Geschichte der Philippinen
Seit prähistorischer Zeit bewohnen Negritos oder auch Aetas genannt, als ursprünglichste Bevölkerung die Philippinen. In der Zeit von 3.000 bis 2.500 v. Chr. wanderten austronesische Stämme von Taiwan her kommend südwärts ins Land und verteilten sich von dort aus weiter Richtung Süden.
Vom 7. bis 13. Jahrhundert kamen Teile der Philippinen unter dem Einfluss von Sri Vijaya und später von Majapahit. Südchinesische Händler hatten ebenfalls einen großen Einfluss in der Region. Bis heute sind Wörter aus dem Sanskrit in den Philippinischen Sprachen erhalten. 1917 wurde in Mindanao eine Indisch-Malaiische Goldstatue aus der Majapahit Zeit gefunden.
Ab 1380 fasste der Islam auf den südlichen Philippinen Fuß, es entstanden verschiedene Sultanate, darunter das einflussreiche Sultanat von Jolo. Um 1500 erreichte er Luzón. Um 1530 wurde May Nilad gegründet. Die Gegend war bereits seit Jahrhunderten besiedelt, doch erst die Rajahs gaben dem Ort einen Namen.
Als die Spanier 1565 die Philippinen als ihre Kolonie beanspruchten und es somit zu Neuspanien angliederten, waren bereits weite Teile der Philippinen durch malaiische Rajahs islamisiert. Allerdings vermittelten diese eine tolerante Form des Islams. Animistische Praktiken waren auch bei islamisierten Filipinos verbreitet. May Nilad (das spätere Manila) war ein muslimisches Dorf mit etwa 10.000 Einwohnern als die Spanier es 1571 eroberten. Sie zwangen den muslimischen Rajah Sulayman zum Katholizismus zu konvertieren. Zwei weitere Rajahs von May Nilad, Rajah Lakandula und Rajah Matanda konvertierten unter dem Druck der Spanier ebenfalls zum Christentum. Den Spaniern gelang es schnell auch die muslimische Bevölkerung zum Christentum zu bekehren, da der Islam in der Gesellschaft noch nicht gefestigt war. 100 Jahre später war der Islam meist auf die südlichen Philippinen beschränkt.
Die Moslems, von den Spaniern Moros genannt, konnten im Süden von den Kolonialherren jedoch nie völlig unterworfen werden. Nach Meinung von philippinischen Historikern wären die Philippinen, ohne die Ankunft der Spanier Mitte des 16. Jahrhunderts, vollständig islamisiert worden, wie es heute in Indonesien oder Malaysia der Fall ist.
Von 1896 bis 1898 fand unter der Führung des Katipunan die philippinische Revolution statt. In der Endphase dieser Revolution fand der Spanisch-Amerikanischer Krieg statt, bei dem die spanische Flotte in der Bucht von Manila vernichtet wurde. Hierauf erfolgte am 12. Juni 1898 die philippinische Unabhängigkeitserklärung. Diese wurde von den Amerikanern nicht anerkannt, die die junge philippinische Republik im Philippinisch-Amerikanischen Krieg von 1899 bis 1902 bekämpften. Die Philippinen wurden somit zur amerikanischen Kolonie.
1904 wurde die Moro Province von den Amerikanern gegründet und militärisch kontrolliert. Dadurch kam es zum Moro-Amerikanischen-Krieg, der von 1904 bis 1913 andauerte und durch den US-General John Pershing beendet wurde. So wurde aus der in spanischer Zeit eher formellen Zugehörigkeit der Moslemgebiete zu den Philippinen eine Faktische.
Von 1942 bis 1945 wurden die Philippinen im Zuge des Zweiten Weltkriegs von Japan besetzt. Millionen Philippiner starben durch das brutale japanische Besatzungsregime, etliche Städte wurden in Schutt und Asche gelegt.
Politik
Die Philippinen sind seit dem 4. Juli 1946 ein unabhängiger Staat und eine Präsidialrepublik nach amerikanischem Muster. Im Jahre 1965 wird der populäre junge Politiker Ferdinand E. Marcos zum Präsidenten gewählt. 1971 wurde Marcos als erster Präsident der Philippinen wiedergewählt. Am 21. September 1972 erklärte Marcos das Kriegsrecht und ließ eine neue parlamentarische Verfassung ratifizieren, um über die zwei Wahlperioden hinaus weiter zu regieren. Die Marcos-Diktatur wurde erst im Februar 1986 beendet, nachdem sich auch Militärs dem Volkswiderstand gegen Marcos anschließen und dieser schließlich das Land verlässt. Am 11. Februar 1987 trat eine neue Verfassung in Kraft und seit 1987 sind die Philippinen wieder eine Präsidialrepublik. Der Präsident hat weitreichende exekutive Befugnisse. Er beruft das Kabinett ein. Das Parlament besteht aus Repräsentantenhaus und Senat. Es besteht Wahlpflicht.
Derzeitiges Staatsoberhaupt ist Dr. Gloria Macapagal Arroyo (*1947), seit 20. Jan. 2001 (zuvor Vizepräsidentin); sie wurde am 30. Juni 2004 trotz verschiedener Vorwürfe massiver Wahlfälschungen erneut vereidigt. Macapagal Arroyo ist Nachfolgerin von Joseph E. Estrada, der nach Verlust seiner Machtbasis als Folge von Korruptionsvorwürfen bzw. des Drucks von Demonstrationen seinen Amtssitz vorzeitig verlassen hatte. Estrada wird der "wirtschaftlichen Ausplünderung" des Landes beschuldigt und befindet sich bis heute in Haft. Die erst 2006 durchgeführten Vernehmungen entlasteten ihn jedoch bisher weitgehend und wiesen vielmehr auf einen engen Vertrauten Arroyos, Chavit Singson, Gouverneur von Ilocos Sur, der für seine Geschäfte im Bereich des illegalen Glücksspiels bekannt ist.
Die Philippinen sind Mitglied im Sicherheitsrat der UN, ASEAN, APEC und der Unión Latina.
Konflikt und Terror auf den Südphilippinen
Landesweit betrachtet ist die christliche Religion (Katholiken 82,9 %, Protestanten 5,4 %, eigenständige philippinische Kirchen 4,9 %) auf den Philippinen am weitesten verbreitet. Etwa 5 % der Bevölkerung sind Moslems. Verglichen mit den anderen Landesteilen ist der Anteil an Moslems unter der Bevölkerung auf Mindanao besonders hoch (knapp ein Drittel muslimisch). Einzig auf den Sulu-Inseln stellen Muslime mit über 85 % die Mehrheit der Einwohner. Vor allem im Süden Mindanaos kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Rebellen der separatistischen MNLF (Moro National Liberation Front), der islamistischen MILF (Moro Islamic Liberation Front) und Regierungstruppen. Die MNLF regiert heute die Autonomous Region of Muslim Mindanao (deutsch: autonome Region im muslimischen Mindanao), während die islamistische MILF sich weiter für einen eigenständigen Moslem-Staat ein, der aus den Inseln Mindanao, Palawan, Basilan und dem Sulu-Archipel bestehen soll. Die Abu Sayyaf sind wiederum eine terroristische Gruppe, die durch Entführungen und Anschläge bekannt wurde.
Im Zuge dieser Auseinandersetzungen kommt es auch immer wieder zu terroristischen Angriffen, wie etwa den Bombenanschlägen auf den internationalen Flughafen in Davao im Frühjahr 2003 sowie auf ein Hafenterminal in Davao etwa zur selben Zeit. Beide Anschläge forderten mehrere Todesopfer. Des Weiteren kommt es immer wieder zu religiös begründeten Anschlägen auf christliche Kirchen. Aufgrund dieser Gefährdungssituation wurden u. a. vom Auswärtigen Amt in der Vergangenheit mehrmals Reisewarnungen für die Philippinen herausgegeben und es wurde insbesondere von Reisen nach Mindanao abgeraten.
Es handelt sich nur oberflächlich betrachtet um einen reinen Religionskonflikt. Eine andere der zugrunde liegenden Ursachen ist beispielsweise das von den Vereinigten Staaten durchgesetzte Landgesetz von 1903, das Christen gestattete, bis zu 23 ha Land zu besitzen, während der Landbesitz für muslimische und nichtchristliche Eingeborene auf 10 ha begrenzt war. Dieses Gesetz bildete nur einen Baustein einer andauernden systematischen Enteignungskampagne. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde die systematische Einwanderung christlicher Siedler nach Mindanao durch die philippinische Zentralregierung in Manila gefördert. Die muslimischen Einwohner wurden damit in ihren angestammten Gebieten zur Minderheit. Diese Faktoren führten letztlich zu einem der größten vergessenen Kriege unserer Zeit: der Bürgerkrieg auf Mindanao forderte ab den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts bis 2002 nach Angaben der Weltbank mindestens 120.000 Opfer, die Mehrzahl von ihnen Zivilisten. Zahlreiche Versuche zu ernsthaften Friedensabschlüssen zu gelangen scheiterten bisher, unter anderem an einer fehlenden langfristigen Perspektive für die Region, die einen fairen Interessenausgleich aller Beteiligten und Betroffenen bietet.
Unruhen Februar 2006
Siehe Artikel Putschversuch auf den Philippinen 2006
Verwaltungsgliederung
Die Philippinen sind hierarchisch wie folgt aufgebaut: Die unterste Verwaltungsebene ist das Barangay. Barangays bilden Städte und Stadtgemeinden. Die nächsthöhere Ebene sind die 79 Provinzen (Stand 2002) des Landes. Diese wiederum sind in 17 Bezirke gruppiert, um die Verwaltung zu vereinfachen. Jede Provinz wird von einem Gouverneur und einem Vizegouverneur geleitet; wohingegen jeder Stadt und Stadtgemeinde jeweils ein Bürgermeister und ein Stadtrat vorstehen.
Die meisten Regierungsbüros der Bezirke besitzen ein Regionalamt, um die einzelnen Provinzen zu unterstützen. Mit Ausnahme der autonomen moslemischen Bezirke Mindanao und Cordillera besitzen die Bezirke aber keine eigene Regierung wie die Provinzen und Städte.
Bezirke
- siehe Bezirke der Philippinen
- die Philippinen beanspruchen auch teilweise die Spratly-Inseln.
Wirtschaft
Allgemeines
- Währung: 1 Philippinischer Peso = 100 Centavos
- 1 € = 67,13 Peso Stand 18.06.2006
- BSP: 77,25 Milliarden Euro (2004)
Die Philippinen gehören zu den, aus europäischer Sicht gesehenen, ärmeren Ländern. Es herrscht ein starker wirtschaftlicher Gegensatz zwischen einer kleinen reichen Oberschicht und der breiten Bevölkerungsmehrheit. In Manila etwa gibt es einerseits die saubere und sichere Wolkenkratzerstadt von Makati mit zahlreichen internationalen Unternehmen, auf der anderen Seite aber auch viele ausgedehnte Slums ohne ausreichende Wasser- und Stromversorgung. Weiterhin lässt sich ein deutliches Nord-Süd-Gefälle im Einkommen feststellen. Während auf der Hauptinsel Luzon (im Norden) eine exportorientierte Industrie (vor allem im Bereich der Textil- und Elektronikindustrie) präsent ist, herrscht im südlichen Mindanao weitgehend die Landwirtschaft (Reisanbau) vor. Die wichtigsten Handelspartner sind die USA und Japan. Exportgüter sind vor allem Elektronik, Maschinen und Transportmittel.
Auslands-Filipinos
Einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor stellen die Filipinos dar, die im Ausland als sog. OFW = Overseas Filipino Worker arbeiten. Die Überweisungen dieser Gastarbeiter betrugen im Jahr 2004 ca. 8,5 Mrd. US-Dollar (Quelle: Bangko Sentral ng Pilipinas = Philippinische Zentralbank).
Etwa 8 Millionen Filipinos (ca. 6 % der Bevölkerung) arbeiten ständig im Ausland, philippinische Frauen besonders häufig in Hongkong, Singapur und arabischen Ländern, vor allem als Haus- oder Kindermädchen aber auch in einfachen Tätigkeiten, etwa als Kassiererin. Auch die Heirat mit einem "Foreigner" (Weißen Mann) ist sehr beliebt und wird häufig zum Anlass genommen, das Land zu verlassen und eine neue Existenz im Ausland zu beginnen. Mit den Einkünften in harter Währung können bei verhältnismäßig geringem Aufwand große Projekte in der Heimat verwirklicht werden. Die monatlichen Zahlungen von Filipinos nach Hause machen eine große Summe aus und lassen die Bevölkerung im eigentlichen Sinn einen besseren Standard erreichen.
Aufgrund der guten Ausbildung und guter Englischkenntnisse finden sich philippinische Auswanderer in den USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Europa (Großbritannien, Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz) gut zurecht. Sie arbeiten häufig im Gesundheitswesen, meistens als Techniker/-innen und Technologen/-innen, aber auch als Mediziner/-innen und Krankenpfleger/-innen sowie als Erzieher/-innen, Hauspersonal und in der Gastronomie. Philippinische Männer sind auf großen Kreuzfahrtschiffen weltweit zu finden, hauptsächlich in Wäschereien, als Musiker oder als Dienstpersonal. Auf Frachtschiffen dienen sie als Besatzungsmitglieder oder auch als Schiffsmeister und -offiziere. Da viele gut ausgebildete Filipinos ins Ausland ziehen, leidet die einheimische Wirtschaft unter dem Verlust von Fachkräften (Brain Drain), auch der Heiratsmarkt wird dadurch ausgetrocknet. Andererseits kommen durch die Auslandstätigkeit Devisen ins Land.
Die Regierung erwägt die Wiedereinführung einer 5-prozentigen Einkommenssteuer für alle im Ausland beschäftigten Filipinos, um Geld in den Staatshaushalt fließen zu lassen. Dieses Vorhaben stößt jedoch auf großen Widerstand der Betroffenen.
Verkehrswesen
Das Verkehrswesen des Inselstaates basiert überwiegend auf Schifffahrt, Luftfahrt und Straßenverkehr. Das Eisenbahnwesen ist wenig entwickelt und besteht im Wesentlichen aus einer einzigen Staatsbahnstrecke der Philippine National Railways (PNR). In Manila wurde in jüngster Zeit begonnen, ein modernes Stadtbahnsystem Mass Rapid Transit Manila aufzubauen. Fast im ganzen Land dominierende Fahrzeuge sind die sogenannte Jeepneys.
Staatsausgaben
Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für
- das Gesundheitswesen bei 3 %
- das Bildungswesen bei 19 %
- das Militär bei 5 %
Armut
Armut ist in den Philippinen ein großes Problem, schätzungsweise 40 % der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. In allen Großstädten (Manila, Davao City usw.) gibt es ausgedehnte Slums. Allein in Manila gibt es etwa 60.000 Straßenkinder, von denen viele vollkommen auf sich allein gestellt sind.
Nicht wenige Mädchen müssen ihr Geld durch Prostitution verdienen, andere verdienen ihr Geld als Schuhputzer, Autowäscher oder Müllsammler. Häufig müssen sie einen Teil ihres Verdienstes an Zwischenhändler abgeben oder als Schutzgeld an Banden bezahlen.
- Siehe auch: [1] - Klaus Polak über Slums in den Philippinen.
Kultur
Spanische Namen
Die meisten Filipinos, aber auch die Inseln, Landesteile und Ortschaften tragen als Folge der rund 330 Jahre dauernden spanischen Kolonialherrschaft spanische Namen. Bis 1849 hatten die meisten Filipinos nur einen Vornamen; einige benannten sich auch nach katholischen Heiligen (z. B. San Pedro, del Pilar, San Buenaventura). Am 21. November 1849 erließ der spanische Generalgouverneur Narciso Claveria y Zaldua ein Dekret, das für alle Filipinos Familiennamen obligatorisch macht. Zu diesem Zweck wird an alle Provinzgouverneure eine alphabetische Liste spanischer Namen verteilt. Die Provinzgouverneure senden an die Gemeindepfarrer je einen Ausschnitt aus dieser Liste. Die älteste Person jeder Familie konnte dann für die ganze Familie aus dieser Unterliste einen Namen für seine Familie aussuchen. Da durch dieses System Orte nur Namen bekamen, die mit einem bestimmten Buchstaben begannen, kann man aus vielen Namen die lokale Herkunft erkennen. Die Liste, auf die alle philippinischen Familiennamen zurückgehen, ist als Claveria Liste bekannt. Der Sinn des Dekretes war eine Vereinfachung der Verwaltung, Steuereinnahme und Volkszählung.
Einwohner der Philippinen, die bereits vor dem Claveria-Dekret einen nicht-spanischen Nachnamen hatten, konnten diesen jedoch behalten. Bestimmte Namen wie Cojuangco (Ko Kwan-co), Tanlimco (Tan Lim-co) oder Joson (Ho Sun) deuten auf chinesische Vorfahren, während einige Namen wie Tupas, Gatmaitan, oder Gatbonton alte einheimische Nachnamen sind. Wer beweisen konnte, dass seine Familie bereits seit mindestens vier Generationen einen spanischen Nachnamen verwendete, durfte diesen ebenfalls behalten.
Obwohl die Spanier rund 330 Jahre die Insel beherrschten, konnte sich die spanische Sprache nie durchsetzen; anders als in Mittel- und Südamerika setzte man auf den Philippinen weniger auf die Vermischung zweier Kulturen, sondern war eher am Handel interessiert. Spanisch wurde den Einheimischen nicht beigebracht, vielmehr lernten die spanischen Priester und Mönche die einheimischen Sprachen und bildeten einige wenige Einheimische, sogenannte ladinos, als Übersetzer aus. Ansonsten wurde die Sprache außer von den Spaniern nur von Mestizen und einer dünnen Einheimischen Oberschicht, ilustrados genannt, gesprochen. Daher sprechen weniger als 5.000 Filipinos Spanisch als Muttersprache, allerdings sprechen etwa 230.000 Filipinos Chabacano, eine spanische Kreolsprache.
Für viele alltägliche Begriffe, unter anderem Zeit und Zahlenangaben, Bezeichnungen von Hausabteilen, Haushalts- und Kleidungsartikeln und Fahrzeugteilen, spanische Namen oder Wörter benutzt. Auch diese wurden teilweise umgewandelt oder entfremdet, erinnern jedoch immer noch sehr an die spanischen Begriffe. Zum Beispiel bedeutet das Wort "siempre" im spanischen "immer, ewig", auf den Philippinen wird dieses Wort eher für "natürlich, na klar" verwendet. Es existieren teilweise eigene Tagalog-Ausdrücke für die oben genannten Begriffe, diese werden jedoch aus ästhetischen Gründen (spanische Begriffe klingen schöner) kaum verwendet. Es sind jedoch Bemühungen im Gange, in Anlehnung an den Nationalhelden und Literaten José Protasio Rizal, die historisch überlieferte Sprache wiederzubeleben. Von Spaniern gegründete Schulen wie Colegio de San Juan de Letran, University of Santo Tomas, Colegio de Santa Catalina und anderen Organisationen, wie z. B. Circulo Cervantino und Casino Español lehren noch Spanisch als Fremdsprache, verwenden allerdings wie alle anderen philippinischen Hochschulen Englisch als Hauptunterrichtssprache.
Philippinische Küche
Essen
Die Philippinische Küche vereinigt spanische, chinesische, indische, japanische und sogar amerikanische Einflüsse, die auf die Regionalküchen der unterschiedlichen ethnischen Gruppen der Philippinen gewirkt haben. Fisch und Meeresfrüchte sind die Grundnahrungsmittel der Philippinen. Fisch wird im einfachsten Fall einfach gebraten und mit Reis, der Bestandteil jeder Mahlzeit ist, und Gemüse gegessen. Aus größeren Fischen wird meistens sinigang na isda (eine säuerliche Suppe) oder paksiw (mit Pfeffer und Essig geköchelt) oder inihaw (gegrillt). Garnelen, Krabben und Langusten jedoch sind teuren und exklusiven Gerichten vorbehalten. Als Arme-Leute-Essen gelten Muscheln und Schnecken, diese werden aber auch als Delikatesse in guten Restaurants serviert. Kinilaw, roher Fisch, der in Essig mariniert wird und mit kleingeschnittenen Zutaten wie Knoblauch, Ingwer und Chili in vielen lokalen Rezeptvariationen zubereitet wird, ist für den Fischkenner eine preiswerte Delikatesse. Hingegen ist Bagoong (fermentierte Garnelenpaste) kein Gericht, das von europäischen Besuchern gerne gegessen wird.
Schweinefleisch wird, außer in den islamischen Regionen, gerne gegessen. Als Nationalgericht gilt Adobo, dieses besteht entweder aus Schweinefleisch, Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder Gemüse, welches gedünstet wird. Dazu kommen noch Essig, Knoblauch, Zwiebeln, Pfeffer und je nach Region Sojasoße oder Kokosmilch. Für feierliche Anlässe wird meist geröstetes Spanferkel mit Lebersoße serviert, in den Philippinen bekannt unter den Namen Lechon. Andere populäre Speisen sind Fleisch- oder Fischspieße Inihaw (gegrillt) oder auch an der Luft getrocknetes und gesalzenes Rindfleisch (Tapa), welches gebraten oder gegrillt und mit Nipapalm-Essig gewürzt wird. Kare-Kare (Ochsenschwanz und/oder Rindfleisch in Erdnuss-Sauce) ist auch sehr populär. Die Speisen sind nicht so stark gewürzt wie in anderen asiatischen Ländern. Dafür wird viel Kokosnuss verwendet: guinatan entsteht, wenn Fleisch und Gemüse mit Kokosnussmilch aufgekocht wird. In der Provinz Bicol wiederum wird gerne scharf gegessen, das so genannte Bicol Express ist zum Beispiel dem Thai-Curry sehr ähnlich.
Chinesischen Ursprungs sind mit Fleisch oder Gemüse gefüllte Teigtaschen (Siopao). An Geburtstagen werden lange Nudeln (Pansit), die ein langes Leben symbolisieren sollen, serviert. Pansit sind ebenso wie Frühlingsrollen (Lumpia) oder die kleinen Lumpiang Shanghai (Schanghai-Lumpia) auch chinesischen Ursprungs. Arroz caldo (Reis mit Huhn) hat zwar aufgrund der Kolonialzeit einen spanischen Namen, ist jedoch ebenso auf chinesische Einflüsse zurückzuführen.
Als Zwischenmahlzeit (merienda) gibt es spanische Gerichte wie ensaymada (süßes Buttergebäck mit Käse) oder pan de sal (kleine Brötchen), aber auch Reisgebäck wie puto oder bibingka. Puto wird sehr oft mit dinuguan (eine Suppe aus Schweinefleisch und Blut) gegessen. Die chinesischen Gerichte Hopia (Gebäck mit Bohnenpaste) oder pancit canton (Wok-Nudeln) werden auch sehr gerne gegessen.
Zu den bekanntesten Exporten der Philippinen zählen getrocknete Mangos. Philippinische Mangos sind kleiner und weniger sauer als indische Mangos. In Laguna gilt der buko pie (Kokosnuss-Kuchen) als besondere Spezialität. Auf der Straße wird oft Halo-Halo verkauft, eine Mischung aus gehobeltem Eis, Milch, Taro, Kokosraspel, Karamelpudding, Bohnen und Früchten.
Aufgrund der spanischen und amerikanischen Kolonisation wird Essbesteck beim Essen verwendet. Allerdings ohne Messer, nur Löffel und Gabel. Bei der ländlichen Bevölkerung und bei traditionellen Zwischenmahlzeiten wird mit der rechten Hand gegessen (kamayan).
Gewöhnungsbedürftig für europäische Geschmäcker ist der intensive Einsatz von Zucker bei vielen Gerichten. Selbst ein weltweit bekannter Hersteller von Ketchup musste exklusiv für die Philippinen den Zuckergehalt erhöhen.
Getränke
Hauptgetränk zu den Mahlzeiten ist klares Wasser, dies wird aber immer mehr von Softdrinks verdrängt. Eine sehr große Biermarke ist San Miguel (Die spanische Biermarke San Miguel ist zwar anders gebraut als die Philippinische, gehört jedoch auch zur spanisch-philippinischen Soriano Familie). Teurer Importwein wird meist nur von der wohlhabenden Bevölkerung getrunken. Andere stark alkoholische Getränke sind Tuba, der vergorene Saft der Kokospalme, Basi- und Lambanog-Schnäpse, die aus Reis oder Palmen hergestellt werden und milder Rum aus Zuckerrohr.
Kaffee wird überwiegend als Fertigkaffee getrunken, außer in Batangas, wo es einen sehr starken eigenen Kaffee gibt, der barako genannt wird.
Philippinische Feste
Auf den Philippinen gibt es jährlich viele Feste u. a. das Barrio Fiesta und Fiesta de Sandugo. Jede Gegend hat ihre eigenen Feste die häufig mit Paraden und Feuerwerken zu Ehren des/der Lokalen Heiligen begangen werden. In vorspanischer Zeit kamen viele hinduistische und buddhistische Elemente auf die Philippinen, da die Philippinen unter dem Einfluss der Sri Vijaya und Majapahit-Reiche standen. In Folge der 333 Jahre dauernden Kolonisation durch die Spanier flossen auch viele spanische und mexikanische Traditionen in die Kultur mit ein und nach 1898 kamen zusätzlich noch amerikanische Einflüsse auf die Insel. Etwa 60 % der philippinischen Traditionen und Bräuche haben trotz der jahrhundertelangen Fremdherrschaft ihren Ursprung in vorspanischer Zeit.
Ein wichtiges Fest ist Flores de Mayo (Maiblumen), das das Ende der heißen Trockenzeit und den Beginn der Regenzeit feiert, ein für die Landwirtschaft wichtiger Zeitpunkt.
Die christlichen Feiertage werden ausgiebig gefeiert, allerdings ganz anders als in Europa. Zu Allerheiligen und Allerseelen kampieren Familienangehörige in den Friedhöfen, es herrscht eher Partystimmung als Trauer, da man den Toten eine Freude machen möchte. Weihnachten auf den Philippinen wird vom 16. Dezember an gefeiert, es gibt bis zum 24. Dezember Messen um 4 Uhr morgens, misa de gallo (Hahnenmesse) genannt. Geschenke werden erst am 25. Dezember geöffnet und nie in Gegenwart des Schenkenden. Die Bescherung von Kindern durch ihre Taufpaten erfolgt nach spanischer Tradition erst am 6. Januar (Dreikönigstag). In der Karwoche steht das öffentliche Leben still, am Karfreitag und am Karsamstag sind sogar Kinos geschlossen. Am Karfreitag gibt es sogar Männer, die sich selbst zur Buße ans Kreuz nageln lassen, ein Brauch der von der offiziellen katholischen Kirche nicht gerne gesehen wird. In Manila findet am 9. Januar das Fest des Schwarzen Nazareners statt, bei dem Mitglieder von örtlichen Gangs zur Buße eine schwere Statue des "schwarzen Christus" durch die Straßen tragen, eine Prozession bei der nur Männer zugegen sein dürfen.
Weitere lokale Feste sind das Ati-Atihan Fest in Kalibo, Aklan, bei der die Eroberung der Insel und die Verdrängung der Negrito oder Ati-Stämme gefeiert wird; das Santo Nino (Christkind)-Fest in Cebu, bei der die Christianisierung der Insel gefeiert wird; oder das Penafrancia-Fest in Bikol, bei dem es zu großen Flussprozessionen kommt.
Ein großes Fest gibt es in der Stadt Davao, es heißt Kadayawan und geht eine Woche, dort treten in den Shoppingmalls berühmte philippinische Stars und Sänger auf und am Wochenende gibt es eine große Parade mit festlich geschmückten Festwagen. Am Ende wird von einer Jury der schönste Festwagen gewählt.
Philippinische Mythologie
Die philippinische Mythologie ist eine Sammlung von Geschichten über magische Wesen und Geschöpfe. Trotz starker Verwestlichung und Christianisierung glauben viele Filipinos immer noch an die Existenz solcher Wesen, besonders in den Provinzen. Es gibt auch Berichte von Sichtungen, die aber oft unbestätigt blieben.
Da das Land aus vielen Inseln besteht und von vielen ethnischen Gruppen bewohnt wird, ist die philippinische Mythologie sehr zersplittert. Es gibt jedoch Gemeinsamkeiten unter diesen Gruppen wie den Glauben an Himmel (Kaluwalhatian oder Kalangitan), Hölle (Kasanaan) und die menschliche Seele (kaluluwa).
- Aswang
- Aswang, die wohl berühmteste mythologische Gestalt der Philippinen, ist ein Leichen fressender Ghul und kann – wie der europäische Werwolf – die Gestalt eines Tieres annehmen.
- Tagsüber nehmen Aswangs die Gestalt eines Menschen oder eines Tieres (meist einer Fledermaus oder eines Schweins) an. Nachts erscheinen sie bei Vollmond um Mitternacht, um Jagd auf nichts ahnende schlafende Menschen zu machen. Besonders populär ist der Mythos des Aswang in Capiz und in Duenas, Iloilo.
- Dila
- Dila ist die Zunge eines Geistes. Dilas dringen durch den Bambusfußboden ländlicher Häuser ein und lecken bestimmte Menschen zu Tode.
- Diwatas und Engkatos
- Diwatas oder Feen sollen in großen Bäumen wie Akazien und Baletes leben. Sie sind die Schutzgeister der Natur und bringen Segen oder Verderben über die, die Wäldern und Bergen wohl tun oder schaden. Eine berühmte solche Diwata ist Maria Makiling, die Wächterin des Mount Makiling in der Provinz Laguna. Engkantos (auch Encantos geschrieben) oder männliche Feen leben hauptsächlich im Meer. Unter philippinischen Fischern ist es Brauch nach einem guten Fang Fleisch und andere Delikatessen als Opfer für die Engkantos ins Meer zu werfen.
- In anderen Landesteilen entsprechen Diwatas den griechischen Göttern und Göttinnen. Zu den bekanntesten Diwatas gehören: Bathala (auch bekannt als Kabunian, Malayari und Lumawig), Herrscher des Himmels; Amanikable, Herrscher über die Meere; Dian Masalanta, Göttin der Liebe; Apolake (oder Adlaw), Sonnengott; Mayari (oder in anderen Gebieten Bulan), Mondgöttin; Tala, Göttin der Sterne; und Anitan, Wächter der Blitze.
- Dwende
- Dwende ist das spanische Wort für Zwerg. Dwendes leben häufig in Häusern oder auf Bäumen in ländlichen Gebieten. Je nachdem, wie man sie behandelt, bringen sie Unheil oder Glück. Filipinos lassen oft Speisen auf dem Fußboden zurück, damit die Dwendes, die das Haus bewohnen (oder, wie sie sagen, beschützen) nicht beleidigt sind, sondern dem Haus Segen bringen. Es gibt auch Dwendes, die in Ameisenhügeln leben, und wenn man an einen Ameisenhügel kommt, bittet man um ihre Erlaubnis vorbei gehen zu dürfen.
- Kapre
- Kapre, ein großer und dunkler Riese, bewohnt Wälder. Kapres rauchen Tabak, weshalb Filipinos in ländlichen Gebieten sehr empfindlich auf Tabakrauch sind.
- Manananggal
- Eine Manananggal ist eine Zauberin, die ihren Körper in zwei Teile teilen kann. Am Rücken trägt sie Fledermausflügel. Kopf und Oberkörper durchstreifen das Land und fressen bettlägerige und kranke Menschen. Wird die untere Hälfte ihres Körpers mit Asche und Salz bestreut, kann ihr Kopf nicht zurückkehren und sie wird endgültig vernichtet. Manchmal wird sie mit einem Aswang verwechselt oder gleichgestellt.
- Mangkukulam
- Mangkukulam ist eine Hexe. Auf den Visayas wird sie Mambabarang genannt.
- Matruculan
- Matruculan dringt in das Haus einer Jungfrau ein und schwängert sie. Nach einer anderen Version tötet der Matruculan eine werdende Mutter, öffnet ihren Leib und frisst den Fötus. Zur Abwehr durchschneidet der Ehemann während der Wehen die Luft mit seiner Axt. Der Glaube an Matruculan ist heute nicht so weit verbreitet wie in der spanischen Zeit.
- Multo
- Multo, das Wort für Geist in Tagalog, kommt vom spanischen muerto, d.h. Tod. Filipinos glauben, dass ein Multo, oft der Geist eines verstorbenen Verwandten, sie regelmäßig besucht. Das Wort für den Besuch eines Multo heißt minumulto oder dinadalaw. Wiedergeborene Christen unter den Filipinos halten die Multos für böse Geister, die Katholiken hingegen als wohlwollend.
- Nuno sa Punso
- Der Nuno sa Punso bewohnt kleine Hügel im Boden. Deshalb sagen Filipinos „makikiraan lang po“ ("Entschuldigung bitte"), wenn sie an einem Buckel im Boden vorbei gehen, um den Nuno nicht zu beleidigen. Oft werden sie mit den Dwende durcheinander gebracht.
- Putol na Kamay
- Putol na Kamay leben häufig in Briefkästen oder Schränken in ländlichen Häusern. Der Name bedeutet „abgeschnittene Hand“.
- Santelmo
- Santelmo, oder Santo Elmo, ist ein Feuerball, der vor allem in den Bergen der Sierra Madre von Dutzenden Filipinos gesehen wurde. Wissenschaftlich wurden die Erscheinungen als elektrische Felder erklärt, die sich von Leitungen gelöst hatten. Berichte über Sichtungen gab es jedoch schon in der spanischen Ära (16. bis 19. Jahrhundert).
- Sirena und Siyokoy
- Sirena ist eine Meerjungfrau. Vor allem Fischer aus den Städten am Pazifik berichteten oft von Sirenas am Strand. Siyokoy ist das männliche Gegenstück der Sirena. Er hat eine braune geschuppte Haut ähnlich der der Fische und Kiemenschlitze.
- Tikbalang
- Ein Tikbalang ist ein Wesen mit dem Kopf eines Pferdes und dem Körper eines Menschen.
- Tiyanak
- Nach dem Glauben der Filipinos ist ein Tiyanak der Nachkomme einer Frau und eines Dämons (vergleiche Wechselbalg). Ein Tiyanak kann auch ein abgetriebener Fötus sein, der zum Leben erwacht und Unglück über die Mutter bringt. Er wird als haarlos mit roter Haut und glühenden Augen beschrieben.
- Thanbucha
- Nach dem Glauben der Filipinos ist ein Thanbucha der Nachkomme eines Mannes und eines Lustmolchs. Ein Thanbucha kann auch ein abgetriebener Fötus sein, der zum Leben erwacht und Unglück über die Mutter bringt. Er wird als haarlos mit roter Haut und glühenden Augen beschrieben. Uneheliche Kinder werden direkt nach der Geburt ertränkt.
Sehenswürdigkeiten
Auf Luzón befinden sich die berühmten Reisterrassen von Banaue und Batad sowie die Vulkane Pinatubo, Taal und Mayon (den viele als den schönsten Vulkan der Welt ansehen, da er sich als nahezu perfekter Kegel aus einer flachen Ebene erhebt). Bemerkenswert sind auch die vielen Strände, die die Küsten der Philippinen bieten.
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten gehören auch hier zum Weltkulturerbe, wie die Barockkirchen in Manila und Intramuros Paoay und Miagao oder das Korallenriff Tubbataha. Des Weiteren befinden sich auch sehenswerte Nationalparks in dem Land, wie der Puerto-Princesa Subterranean River National Park, in dem sich der längste unterirdische Fluss der Welt befindet, sowie der Quezon National Forest Park oder der Hundred Islands National Park und die historische Kolonialstadt Vigan. Auf Bohol gibt es auch die so genannten "chocolate hills". Man kann auch eine Tour mit dem Reisebus machen, die zu einem der 1268 Hügel führt.
Sonstiges
Die Philippinen sind eines der wenigen Länder, in denen Ehescheidungen verboten sind. Aus diesem Grund lassen sich viele philippinische Ehepaare in der Dominikanischen Republik scheiden. Ehebruch steht ebenfalls unter Strafe, wird jedoch wie überall häufig praktiziert.
Bei Heirat einer philippinischen Staatsangehörigen im Land ist zuvor eine "Ehefähigkeitsbescheinigung" (engl.: Legal Capacity) vom Bräutigam vorzulegen. Dieses Dokument wird vom zuständigen Standesamt ausgestellt und muss von der Deutschen Botschaft bestätigt werden.
Der Grundstückserwerb ist ausschließlich durch philippinische Staatsbürger möglich, Ausländer können keine Grundstücke erwerben. Hintergrund ist der häufige Missbrauch, wie z. B. in internationalen Versteigerungen.
Literatur
- Niklas Reese/Rainer Werning (Hg.): Handbuch Philippinen. Gesellschaft - Politik - Wirtschaft - Kultur, 2006, Bad Honnef 2006, 381 Seiten, ISBN 3-89052-218-7. Gibt einen Einblick in alle Bereiche der philippinischen Gesellschaft und Entwicklung
- Harry Sichrovsky: Der Revolutionär von Leitmeritz. Ferdinand Blumentritt und der philippinische Freiheitskampf. ÖBV, Wien 1983 ISBN 3-215-04989-9
- Jens Peters: Philippinen Reise-Handbuch - Umfassendster deutschsprachiger Philippinen-Reiseführer, ISBN 3-92382130-1
- Eduard Brachetto: Philippinen. Paradies im permanenten Entwicklungsnotstand. 2003, ISBN 3-0344-0167-1.
- Rolf Hanisch: Philippinen. Aktuelle Länderkunde. 1989
- Gisela M. Reiterer: Die Philippinen. Kontinuität und Wandel. Sonderzahl 1997, ISBN 3-85449-112-3.
- F. Jagor: Reisen in den Philippinen - Gekürzte Wiedergabe der inzwischen schon klassischen Originalausgabe aus dem Jahre 1873. ISBN 3-9800154-8-3
- James Hamilton-Paterson: Wasserspiele. Romanhafter Bericht einer Selbstfindung durch die Erforschung, Erschließung und Beschreibung der philippinischen Küstenwelt und ein ethnographisches Buch über ihre Bewohner. ISBN 3-442-72298-2
- Domingo A. Madulid: Apictorial guide to the noteworthy plants of Palawan. - Palawan Tropical Forestry Protection Programm (in partnership with European Union), ISBN 971-92544-1-6
- Ronald van de Vooren: Philippine Diving - Ausführlicher Tauchführer in Englisch für Apo-Island, Bohol, Cebu und Siquijor, ISSN 016561511-7
Weblinks
- Länder- und Reiseinformationen des Auswärtigen Amtes
- Offizielle Regierungsseite im Internet
- Zahlen über die Philippinen
- Zeittafel Philippinische Geschichte
- Menschenrechte auf den Philippinen - Asiatische Menschenrechtskommission
- Menschenrechte Philippinen - amnesty international Deutschland - Philippinenkoordination
- Diverse Landkarten von den Philippinen
- Literaturbrücke Philippinen
- Ethnologue: philippinische Sprachen
- Nachrichten aus den Philippinen in deutscher Sprache
- Asean Focus: History of the Philippines (englisch)
- Philippine Cuisine (englisch)