Der Begriff Diözese (v. lat. - griech.: dioíkesis) bezeichnet ursprünglich die staatliche Finanzverwaltung im alten Rom und wurde von Diokletian aufgegriffen zur politischen Neueinteilung des Imperium Romanum in 12 Diözesen, welche der späteren Gliederung der alten Kirche in Parochien entsprach. Während die orthodoxen Kirchen bis heute den Begriff Eparchie verwenden, kam im Westen ab dem 13. Jahrhundert der Begriff Diözese für den übergeordneten Bischofssprengel allgemein in Gebrauch, im deutschsprachigen Bereich auch Bistum.
Römisches Reich
Das römische Reich war zunächst in Präfekturen aufgeteilt, seit Kaiser Diokletian zusätzlich in (12-14) Diözesen, die wiederum in mehrere Provinzen aufgteilt waren. Der Leiter der Diözesen (und Provinzen) war der Vikar, Stellvertreter des 312 aus dem Prätorianerpräfekten hervorgegangenen Reichspräfekten.
Römisch-Katholische Kirche
In der Katholischen Kirche besitzt der Bischof einer Diözese volle Jurisdiktion. Daher wird er auch, zur Unterscheidung von den Weihbischöfen, Diözesanbischof genannt. Eine Diözese ist gewöhnlich mit anderen Bistümern zu einer Kirchenprovinz zusammengeschlossen. Das Bistum, welches hierin die Metropole darstellt, wird Erzbistum genannt. Es bestehen jedoch auch Bistümer, welche keiner Kirchenprovinz angeschlossen sind und direkt dem Apostolischen Stuhl (Papst) unterstehen (alle Diözesen der Schweiz). Sie werden Exemte Bistümer genannt. Faktisch im Range einer Diözese stehen auch noch die
- Mission sui juris
- Apostolische Präfektur
- Apostolisches Vikariat
- Apostolische Administratur
- Territorialabtei
- Prälatur
Teilkirchen
Als Teilkirche bezeichnet die Katholische Kirche jede Diözese, im besonderen aber die unierten Kirchen.
Derzeit gibt es in der Katholischen Kirche:
- 13 Patriarchate
- 2 Großerzbistümer
- 518 Metropolitan-Erzbistümer
- 78 Erzbistümer
- 2.131 Bistümer
- 49 Prälaturen
- 12 Territorialabteien
- 19 Exarchate
- 8 Ordianriate
- 35 Militärordinariate
- 77 Apostolische Vikariate
- 46 Apostolische Präfekturen
- 9 Apostolische Administraturen
- 11 Missionen sui juris
Diözesanleitung
An der Spitze eines Bistums steht immer der Bischof. In allem wird er durch den Generalvikar vertreten, der sein "alter ego", sein zweites Ich, ist. Ihm können zur Unterstützung, in genau umschriebenen Bereichen, Bischofsvikare zur Seite gestellt werden. Der Vertreter des Bischofs in der kirchlichen Gerichtsbarkeit ist der Offizial und in der Priesterausbildung der Regens. Einigen Bischöfen ist zur Unterstützung in der Weihegewalt ein Weihbischof beigegeben, welcher jedoch, obwohl in der Weihe voll und ganz Bischof, in allem vom eigentlichen Bischof, dem Diözesanbischof, abhängig ist. In Ausnahmefällen kann vom Apostolischen Stuhl eine Visitation angeordnet werden, welche eine Antwort auf besondere Probleme darstellt.
Aktuelle Bistümer
Deutschland
In der römisch-katholischen Kirche gibt es in Deutschland derzeit 27 Diözesen. Mehrere Diözesen bilden zusammen eine Kirchenprovinz, welcher ein Erzbischof vorsteht. Sein Bistum nennt sich daher Erzdiözese (Erzbistum). Die meisten Erzdiözesen stammen aus historischer Zeit, d.h. es handelt sich um alte, meist große Bistümer (z.B. Köln, München-Freising, Paderborn). Bis 1990 gab es in Deutschland fünf Erzdiözesen (Kirchenprovinzen). Nach der Wiedervereinigung wurde die Kirchenlandschaft in Deutschland neu geordnet. Hierbei wurde das Bistum Berlin zum Erzbistum erhoben und Hamburg als weiteres, siebtes Erzbistum neu gegründet.
Im folgenden werden die insgesamt sieben Erzbistümer und 20 Bistümer aufgelistet:
Österreich
In Österreich gibt es zwei Erzdiözesen und sieben Diözesen:
Außerdem die " Österreichische Militärdiözese".
Schweiz
In der Schweiz gibt es sechs Diözesen, gewöhnlich als Bistümer bezeichnet:
- Bistum Basel mit Sitz in Solothurn
- Bistum Chur
- Bistum Lausanne, Genf und Freiburg mit Sitz in Freiburg
- Bistum Lugano
- Bistum St. Gallen
- Bistum Sitten
In der Schweiz gibt es keine Erzdiözesen. Ihre Aufgabe übernimmt direkt die Römische Kurie.
Weltkirche
Für gewöhnlich halten sich die Diözesangrenzen der Römisch-Katholischen Kirche an politische Grenzen. Entsprechend bilden die Bischöfe eines Landes eine Bischofskonferenz. Nur in wenigen Fällen, wie in der Karibik, erstreckt sich eine Diözese über mehrere Länder.
- Katholische Kirche in Albanien
- Katholische Kirche in Andorra
- Katholische Kirche in Armenien
- Katholische Kirche in Aserbaidschan
- Katholische Kirche in Belgien
- Katholische Kirche in Bosnien
- Katholische Kirche in Bulgarien
- Katholische Kirche in Dänemark
- Katholische Kirche in Estland
- Katholische Kirche in Gibraltar
- Katholische Kirche in Liechtenstein
- Katholische Kirche in Luxemburg
Die Bistümer der Römisch-Katholischen Kirche in Übersicht
Historische Bistümer
Deutsches Reich
- Bistum Mainz (Erzbistum seit 747; Bistum seit 1802)
- Köln (Bistum, ab 4. Jahrhundert; Erzbistum ab 787)
- Münster (Bistum, ab 805)
- Paderborn (Bistum ab 806; Erzbistum, ab 1929)
- Speyer (Bistum, ab 4. Jahrhundert)
- Trier (Bistum, ab 4. Jahrhundert; Erzbistum, ab 791; Bistum ab 1821)
- Hildesheim (Bistum ab 815 /1824)
- Bistum Brandenburg
- Bistum Havelberg
- Bistum Lebus
- Bistum Schwerin
- Bistum Lübeck
- Bistum Ratzeburg
- Bistum Verden
- Bistum Minden
- Erzbistum Magdeburg
- Bistum Worms
- Bistum Konstanz
- Bistum Corvey
- Bistum Buraburg
- Prälatur Schneidemühl
- Bistum Breslau
- Bistum Kulm
- Bistum Kurland
- Bistum Pomesanien
- Bistum Samland
- Bistum Ermland
- Erzbistum Gnesen
- Bistum Straßburg
- Bistum Halberstadt
- Bistum Meißen
- Erzbistum Freising
- Bistum Zeitz
- Bistum Naumburg
- Bistum Wiener Neustadt
- Bistum Schleswig
- Bistum Merseburg
- Bistum Roermond
- Bistum Bremen (ab 787)
- Bistum Gurk
- Bistum Posen
Evangelische Kirche
In der evangelischen Kirche wurde bis in das 19. Jahrhundert eine Verwaltungseinheit mehrerer Einzelgemeinden innerhalb einer Landeskirche gelegentlich als Diözese bezeichnet. Heute ist der Begriff Diözese in der evangelischen Kirche jedoch nicht mehr gebräuchlich.
Literatur
- Manfred Clauss, Der magister officiorum in der Spätantike (4.-6. Jh): das Amt und sein Einfluss auf die kaiserliche Politik. München 1980.
- Arnold Hugh Martin Jones, The later Roman empire (284-602): a social, economic, and administrative survey. Bd. 3, Oxford 1964.