Jessye Norman

US-amerikanische Opern- und Liedsängerin (1945-2019)
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Jessye Norman (* 15. September 1945 in Augusta, Georgia, USA) ist eine weltbekannte Sopranistin, die zu den wichtigsten Stimmen der vergangenen drei Jahrzehnte gezählt wird.

In ihrem überaus großen und vielseitigen Repertoire bilden unter anderem Opern und Lieder der Romantik einen Schwerpunkt, sie ist aber auch als Interpretin von Spirituals und Jazz hervorgetreten.

Leben

Jessye Norman ist die Tochter einer Lehrerin und eines Versicherungsagenten, beide Elternteile waren aktiv in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung jener Zeit und Amateurmusiker, die Mutter Pianistin, der Vater Sänger in einem Kirchenchor. Schon in ihrer Kindheit sang Jessye gerne und häufig. Ein prägendes Erlebnis war nach ihrer Aussage ein Radiofeature mit Marian Anderson und Rosa Ponselle, von dem sie tief beeindruckt war.

Sie erhielt ein Stipendium an der Howard University, wo sie Musik studierte und 1967 mit einem Bachelor abschloss. Außerdem nahm sie Gesangsunterricht bei Alice Duschak in Baltimore und Pierre Bernac in Michigan. 1968 gewann sie den ersten Preis beim internationalen Musikwettbewerb der ARD in München, worauf sie ein dreijähriges Engagement an der Deutschen Oper Berlin bekam. Dort debütierte sie 1969 in der Rolle der Elisabeth in Richard Wagners Tannhäuser, danach sang sie unter anderem die Rolle der Gräfin Almaviva in Mozarts Le Nozze di Figaro. In den folgenden Jahren trat sie mit verschiedenen deutschen und italienischen Opernensembles auf, 1972 gastierte sie unter der Leitung von Claudio Abbado in der Rolle der Aida in Verdis gleichnamiger Oper erstmals an der Mailänder Scala. Noch im gleichen Jahr sang sie erstmals die Kassandra in Les Troyens von Hector Berlioz am Covent Garden in London. Erste Auftritte in den USA hatte sie ab 1972 in Los Angeles und 1973 im Lincoln Center. In den drei folgenden Jahren entfaltete sie eine vielfältige Konzert- und Operntätigkeit, die sie unter anderem zum Maggio Musicale Fiorentino führte, wo sie an Aufführungen von Giacomo Meyerbeers Die Afrikanerin und Georg Friedrich Händels Deborah mitwirkte. Um diese Zeit begann Norman, sich verstärkt mit dem Liedrepertoire zu beschäftigen, das sich als für ihre Stimme besonders geeignet erwies. Bis 1980 sang sie keine weiteren Opern, sondern konzentrierte sich ausschließlich auf die Welt der Lieder, in der sie sich ein bemerkenswertes Repertoire erarbeitete. Zu ihren Spezialitäten gehörten Wagners Wesendoncklieder, die Gurrelieder von Arnold Schönberg und Alban Bergs Altenberglieder. Außerdem beschäftigte sie sich ausführlich mit französischen Komponisten wie Henri Duparc, Francis Poulenc, Gabriel Fauré und den Liedern des Russen Modest Petrowitsch Mussorgski. Ab 1981 gab sie wiederholt Liederabende bei den Salzburger Festspielen und kehrte beispielsweise mit dem Part der Dido in Henry Purcells Oper Dido and Aeneas (Philadelphia 1982) auch wieder auf die Opernbühnen zurück. 1983 trat sie dann erstmals in der Metropolitan Opera auf, dort sang sie wiederum die Kassandra in Les Troyens in der Jubiläumsproduktion zur 100. Spielzeit des Hauses. In den achtziger und neunziger Jahren war sie an vielen großen Konzerthäusern zu hören, unter anderem an der Lyric Opera in Chicago (Debüt 1990 mit Christoph Willibald Glucks Alceste), der Scala, dem Wiener Opernhaus, der Deutschen Oper Berlin und dem Royal Opera House in London. Eine Glanzrolle war die der Donna Elvira in einer Konzertaufführung von Mozarts Don Giovanni unter der Leitung von James Levine. Norman trat bei Festivals in Verbier, Saito Kinen, Aix-en-Provence und Salzburg auf. Seit den Neunzigern begann sie zusätzlich auf dem Gebiet des Jazz zu arbeiten und erarbeitete Programme mit Musik von Michel Legrand oder Duke Ellington.

Auszeichnungen

Jessye Norman wurde viermal mit einem Grammy ausgezeichnet, 1986 für ihre Aufnahme der Lieder von Maurice Ravel („Best Classical Vocal Soloist performance“), 1988 als Solistin der prämierten Lohengrin-Interpretation von Sir Georg Solti, 1989 im Rahmen von James Levines Die Walküre und 1998 zusammen mit Pierre Boulez für die Einspielung von Béla Bartóks Herzog Blaubarts Burg. Für ihre Kunst und ihr humanitäres Engagement erhielt sie 1997 den United States Kennedy Center Honor. Jessye Norman ist Ehrenmitglied der Wiener Konzerthausgesellschaft.

Diskografie (Auswahl)

Soloaufnahmen

  • With a Song in My Heart (1984)
  • Christmastide (1990)
  • Amazing Grace (1991)
  • Jessye Norman at Notre Dame (live) (1991)
  • Classics (1992)
  • Lucky to Be Me (1992)
  • In the Spirit (1996)
  • Jessye Norman (1999)
  • I Was Born in Love With You (2000)
  • Jessye Norman Sings Michel Legrand

andere

Es existieren eine Vielzahl von Aufnahmen mit Jessye Norman in den verschiedensten Rollen und Ensembles, eine relativ vollständige Aufzählung findet sich auf der unter Weblinks angegebenen Fanseite.