Rollenspielverein

Zusammenschlüsse von Personen, die gemeinsam ihrem Hobby, dem Rollenspiel nachgehen
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Allgemeines

Rollenspielvereine sind Zusammenschlüsse von Personen, die gemeinsam ihrem Hobby, den Rollenspielen nachgehen. Man kann zwischen zwei Hauptformen unterscheiden, den Spielgruppen und den eingetragenen Vereinen.


Spielgruppen

Spielgruppen sind meist Vereinigungen von vier bis zehn Personen. Spielrunden sind keine eingetragenen Vereine und haben meist keine besondere Organisationsstruktur. In der Regel handelt es sich dabei um Personen aus einem Bekanntenkreis, die sich gelegentlich treffen um Rollenspiele zu spielen. Spielgruppen haben keinen offiziellen Charakter, allerdings gibt es mittlerweile viele Spielrunden, die über zum Teil hervorragende Internetseiten verfügen.


Eingetragene Rollenspielvereine (e.V.)

Spielgruppen und -runden, die über einen längeren Zeitraum zusammen agieren gehen gelegentlich in einen Verein über. Dies ist immer dann der Fall, wenn mindestens sieben volljährige Personen beschließen, ihrer Spielgruppe einen offiziellen Charakter zu geben und aus dem Nischendasein heraustreten wollen, um eine breitere Öffentlichkeit anzusprechen. In der Regel geschieht dies aus zwei Gründen: Entweder möchte die Spielrunde effizienter um Mitglieder werben um eine breitere Palette von Spielen anbieten zu können und/oder die Mitglieder der Spielrunde möchten ihrerem Hobby noch eine gesellschaftliche Komponente hinzufügen. Solche Vereine sind dann zudem häufig auch in der Jugendarbeit tätig und benutzen das Rollenspiel als Mittel für diese.


Charakteristika von eingetragenen Rollenspielvereinen

  • Rollenspielvereine haben (zumindest bei ihrer Gründung) immer mindestens sieben volljährige Mitglieder
  • Rollenspielvereine geben sich selber eine Satzung (und optional auch weitere Regularien, wie zum Beispiel eine Betrags- oder Geschäftsordnung), die das Leben innerhalb des Vereins regelt.
  • Die Gründung des Vereins muß notariell beglaubigt werden und beim zuständigen Amtsgericht eingetragen werden.
  • Solche Vereine führen in der Regel den Zusatz "e.V." oder sind berechtigt ihn zu führen.
  • Ein eingetragener Rollenspielverein besitzt einen Vorstand nach § 26 BGB, der aus mindestens drei Personen besteht. Wie groß der Vostand im einzelnen ist, bleibt dem Verein selbst überlassen, lediglich die Mindestzahl der Vorstandsmitglieder ist gesetzlich geregelt.
  • Der Verein muß in regelmäßigen Abständen Mitgleiderversammlungen abhalten, in denen Beschlüsse gefasst werden und Ämter innerhalb des Vereins besetzt werden. Der Vorstand muß auf diesen Versammlungen den Mitgliedern einen Rechenschaftsbericht vorlegen. Diese Versammlungen sind zu Protokollieren. Dies ist Aufgabe eines Schrift- oder Protokollführers, der oftmals auch Vorstandsmitglied ist.


Möglichkeiten von eingetragenen Rollenspielvereinen

Der Zusammenschluß einer Spielgruppe zu einem eingetragenen Verein eröffnet viele Möglichkeiten. Der Verein kann nun offiziell tätig werden, also als Organisation mit seriösem Charakter auftreten, es gibt bessere Werbemöglichkeiten für Veranstaltungen und Projekte, es können öffentliche Zuschüsse beantragt werden, der Verein kann mit Firmen und Verbänden zusammenarbeiten oder den Schulterschluß mit Jugendämtern suchen, um in die Jugendarbeit einzutreten. Ein Rollenspielverein, der in die Jugendarbeit einsteigt, kann unter anderem den Status eines "gemeinnütigen Vereins" oder den eines "freien Trägers in der Jugendhilfe" erlangen, wenn die Voraussetzungen hierfür stimmten.


Rollenspielvereine in der Jugendarbeit

Eine nicht unerhebliche Anzahl von Rollenspielvereinen hat in Deutschland den Status der "Gemeinnützigkeit" erlangt. Diesen Status kann der Verein erlangen, wenn er nicht in erster Linie selbstwirschaftliche Zwecke verfolgt und seine Arbeit zum Beispiel auf die "Förderung kultureller Betätigungen, die in erster Linie der Freizeitgestaltung dienen" ausgerichtet ist.

Der nächste Schritt eines solchen Vereins kann dann ein Antrag auf Anerkennung als "freier Träger in der Jugendhilfe" nach § 75 SGB VIII stellen. Liegen dem Antrag qualifizierte Bründungen zu Grunde, kann dieser nach Ermessen der Zuständigen Behörde genehmigt werden. Mit Erlangung eines solchen Statusses kann ein (Rollenspiel-)Verein nun verstärkt in die Jugendarbeit einsteigen.

Solche Rollenspielvereine fördern mit seiner Arbeit in erster Linie die Kreativität und Phantasie der Mitglieder und Mitspieler. Jeder Mitspieler erstellt sich einen imaginären Charakter, mit dem er die erdachten „Abenteuer“ (Geschichten) bestreitet. Dabei benutzt er lediglich seine eigenen geistigen Fähigkeiten, seinen Spielcharakter darzustellen. Dies erfordert Konsequenz im eigenen Handeln - dem Charakter entsprechend - zu besitzen, da der Charakter des erfundenen Helden einem Anderen entspricht, als dem im eigenen Leben. Diese Grenze sollte im Spiel gewahrt werden.

In der Gemeinschaft einer Spielrunde erweitert jeder Mitspieler seine Sozialkompetenz, da man nur gemeinsam die gestellten Aufgaben lösen kann. Man muß aufeinander zugehen und zusammen nach Problemlösungsstrategien suchen und diese dann gemeinsam umsetzen. Um diese Ziele gemeinsam zu erreichen, ist eine adäquate Regelakzeptanz mit einem entsprechenden Regelverständnis unabdingbar. Es ist für jeden einzelnen ein hohes Maß an Eigenverantwortlichkeit und Disziplin erforderlich, damit man sich in der Gemeinschaft zurechtfinden kann. Jeder ist für das positive Gelingen eines Spielabends mitverantwortlich.

Beim Spielen selber wird durch dieses pädagogische Ziel die Empathie des Einzelnen gefördert, da man sich auch in die anderen Rollen hineinversetzen muß, um die Spielweisen der übrigen Spieler zu verstehen. Hinzu kommt ein hohes Maß an Rücksichtnahme, das jeder Spieler den anderen Spielern entgegen bringen muß, da Einzelaktionen und überstürzte Handlungen meist nicht zum erwünschten Ziel führen und man durch sie außerdem riskiert, die positive Spielatmosphäre des Abends zu zerstören.

Die Rollenspielrunden finden regelmäßig statt, was den Mitgliedern die Kontinuität abverlangt, eigenverantwortlich an den Spielrunden teilzunehmen. Da das eigentliche Spiel hauptsächlich in der Phantasie der Spielenden abläuft, wird durch das Vorstellen die Wahrnehmung in der Phantasie ausgeprägt, ebenso, wie die Realitätswahrnehmung, da ein zu sehr im Alltagstrott befindlicher Mensch durch diese Art von Spiel seine Wahrnehmung wieder auf die wesentlicheren Dinge des realen Lebens lenken kann. Da beim Rollenspiel jeder der Beteiligten relativ schnell positive Erfolgserlebnisse hat, stärkt diese Art von Spiel ungemein das Selbstwertgefühl des Spielenden und das Vertrauen in eigene Entscheidungen. Genauso, wie das Spielen, ein positives Selbstwertgefühl vermitteln kann, lernt der Spielende auch mit Niederlagen und Frustration umzugehen. Der Spieler lernt, auch in der Gruppe, schwierige Situationen zu meistern und die eigenen Grenzen zu erfahren. Alle Mitglieder eines Rollenspielvereins sollten aktiv an der Gestaltung und Durchführung der Spielabende Vereins und somit auch des Vereins selber beteiligt. So erarbeitet der jeweilige Spielleiter („Spielmeister“) die Geschichte, die die fiktiven Charaktere zu bestreiten haben. Der Spielleiter ist Geschichtenerzähler, Regisseur, Organisator und Schiedsrichter gleichermaßen, was für diesen ungleich viel Mehrarbeit bedeutet. Aus diesem Grund haben wir wechselnde Spielleiter in unseren Spielrunden, so daß jeder (der möchte) die Gelegenheit bekommt, diese Rolle auszufüllen, was auch die Fähigkeit, sich bei anderen Spielrunden besser in seine andere Rolle einzufinden, fördert.

Rollenspielen und Rollenspielern wird häufig vorgeworfen, gewalttätig zu sein. Dieser Vorwurf ist so nicht haltbar. Denn entgegen den Vorwürfen werden die Spieler unmittelbar mit den Konsequenzen ihres Handelns konfrontiert und bekommen (ganz im Gegensatz zu den üblichen Medien TV, Video, Computerspiele, etc.) realistische Folgen ihrer Handlung aufgezeigt, da die Regeln sich an den echten Naturgesetzen und Gesellschaftsnormen orientieren. Primär steht jedoch bei allen Situationen, aus denen sich eine Gewalt beinhaltende Situation entwickeln könnte, im Vordergrund, die Situation auf friedliche Weise zu klären. Wenn es trotz aller Bemühungen dennoch zu Gewaltsituationen kommen sollte, werden diese als abschreckend beschrieben, was den Spielern in einzigartiger Weise näherbringt, welche Auswirkungen ihr Handeln hat. Kein Rollenspieler wird durch das Spiel ermutigt, im realen Leben ähnliche Situationen herbeizuführen. Das Spielen hilft ihnen sogar in Situationen des realen Lebens Problemlösungsstrategien zu entwickeln, um Gewaltsituationen zu umgehen.

Das Rollenspiel fördert im Ganzen die Individualität, positive, soziale Verhaltensweisen, Verantwortung für sich und die Gruppe, Regelverständnis und –akzeptanz, Teamfähigkeit, Kameradschaftsgeist (im positiven Sinne) und Zivilcourage.

(Dieser Abschnitt entstammt zu großen Teilen dem "Pädagogischen Konzept" des Rollenspielclubs "Alveran" e.V. und ist somit urheberrechtlich geschützt. Die Passagen wurden aber mit Genehmigung des Vorstandes hier veröffentlicht.)


Rollenspielclub Alveran e.V.