Stolberg (Rheinland)
Stolberg (Rhld.) [lies mit kurzem o] ist ein Mittelzentrum und eine kreisangehörige Stadt im Kreis Aachen in Nordrhein-Westfalen. Sie ist die knapp bevölkerungsreichste und flächenmäßig zweitgrößte Stadt des Kreises Aachen. Stolberg gehört zum Regierungsbezirk Köln, zum Bezirk des Amtsgerichts Eschweiler sowie innerhalb der Polizeiinspektion Kreis Aachen zum Bezirksdienst Südkreis. Außerdem gehört Stolberg seit 2004 zur Städteregion Aachen.
Wappen | Karte |
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Stadtwappen der Stadt Stolberg (Rhld.) | ![]() |
Basisdaten | |
Bundesland: | Nordrhein-Westfalen |
Regierungsbezirk: | Köln |
Kreis: | Aachen |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 260 m ü. NN |
Fläche: | 98,52 km² |
Einwohner: | 58.023 (31. Dezember 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 597 Einwohner je km² |
Postleitzahlen: | 52222, 52223 u. 52224 (alt 5190) |
Vorwahl: | 02402 (Venwegen 02408) |
Kfz-Kennzeichen: | AC |
Gemeindeschlüssel: | 05 3 54 032 |
Stadtgliederung: | 18 Stadtteile |
Adresse der Stadtverwaltung: | Rathausstraße 11–13 52222 Stolberg (Rhld.) |
Website: | www.stolberg.de |
E-Mail-Adresse: | info@stolberg.de |
Politik | |
Arbeitslosigkeit: | 15,6% (Nov. 05) |
Bürgermeister: | Ferdinand Gatzweiler (SPD) |
Geografie
Lage
Die Stadt Stolberg liegt in der Voreifel in einem vom Vichtbach durchflossenen Tal. Sie befindet sich in der Nähe zum Dreiländereck Deutschland-Belgien-Niederlande bei Aachen.
Abschlüsselung der Fläche
- Gesamtfläche 9.831 ha, davon:
- Landwirtschaftlich genutzte Flächen 2.622 ha
- Waldflächen 4.822 ha
- Wasserflächen 130 ha
- Gebäude- und Freiflächen 1.404 ha
- Verkehrsflächen 414 ha
- Flächen anderer Nutzung 439 ha
- Größte Nord-Süd-Ausdehnung 13,35 km
- Größte Ost-West-Ausdehnung 13,50 km
- Höchster Punkt 483 m über NN (Stadtgrenze Stadt Stolberg - Gemeinde Hürtgenwald bis Raffelsbrand)
- Tiefster Punkt 160 m über NN (Kläranlage Steinfurt)
Berge
- Donnerberg (260 m über NN) (Aussicht)
- südlich von Gressenich: Triffelsberg (292 m über NN) (bewaldet)
- bei Mausbach: Weißenkopf (273 m über NN)
- bei Vicht: Großer Kranzberg (300 m über NN) (teilweise bewaldet)
- bei Vicht: Burgberg (308 m bzw. 333 m über NN) (bewaldet)
- bei Breinigerberg: Schlangenberg (276 m über NN)
- bei Venwegen: Brauneberg (284 m über NN), Schlaberg (285 m über NN)
- bei Zweifall: Hedchensknepp (335 m über NN) (bewaldet)
Gewässer
Das bedeutendste Fließgewässer Stolbergs ist der Vichtbach, der das Stadtgebiet von Süden nach Norden durchfließt und beim Stolberger Stadtteil Steinfurt-Velau in die Inde mündet, die nach dem Eintritt auf das Stadtgebiet hinter Aachen-Freund den Stolberger Stadtteil Münsterbusch umflossen und die Stadtteile Kohlbusch und Hamm durchflossen hat. Weitere Fließgewässer des Stadtgebiets sind der Omerbach, der durch Gressenich fließt, und der Wehebach, der nach seinem Austritt aus der gleichnamigen Talsperre durch Schevenhütte fließt. Die Wehebachtalsperre, deren Staumauer sich auf Stolberger Gebiet befindet, bildet das größte Standgewässer. Daneben gibt es noch künstliche Teiche an der Vicht aus der frühneuzeitlichen Metallverarbeitung.
Geologie
Das Stadtgebiet bietet von Südosten nach Nordwesten einen Aufriss durch die Erdgeschichte, der am besten im Tal der Vicht zu beobachten ist. Die Sedimente, die in horizontaler Schichtenfolge während mehrfacher Meereseinbrüche abgelagert wurden, stellten sich mit der Auffaltung der Eifel zum Gebirge quer.
Kambrium
Die ältesten Gesteine im Südwesten stammen aus dem Kambrium vor ca. 500 Mio. Jahren sind von Wald bedeckt. Damals gab es einen tiefen, sauerstoffarmen Meeresraum, auf dessen Grund sich feine Tonschlämme ablagerten, die von einem Kontinent weit im Nordwesten stammten. Daraus entstand der dunkle Tonschiefer des heutigen Vennrückens. Mit dem allmählichen Zurückweichen des Meeres, das vor 480 Mio. Jahren abgeschlossen war, wurden die Sedimente gröber.
Devon
Als das Gebiet im UnterDevon vor ca. 400 Mio. Jahren wieder unter den Meeresspiegel absank, lagerten sich nacheinander Sande und Tone ab, die zu „bunten Schiefern“ gepresst wurden. Die gelegentlich auftretende starke Rotfärbung gab der Landmasse im Norden, von der diese Ablagerungen stammten, den Namen „Red Old“-Kontinent. Das Gebiet war von einem Fluss durchzogen. Diese Vichter Formation bzw. Vichter Konglomerat stammt aus dem mittleren Devon und besteht aus eier- bis faustgroßen Quarz- und Quarzitelementen sowie Sandbänken. Seine Mächtigkeit schwankt von einigen bis zu 21 Metern, nach anderen Quellen sogar 50 Metern. Es bildet das Naturdenkmal Kluckensteine und ist ein schlecht sortiertes Fanglomerat, das eine markante Klippe bildet und aufgrund von Pflanzenfunden der unteren Eifelstufe zuzuordnen ist. Die gesamte Kiesbank erstreckt sich mit einer Mächtigkeit von 10 bis 80 Metern bis nach Eupen. Mit wenigen Ausnahmen bei Zweifall sind auch die Tone und Sande des Devons von Eifelwald bedeckt. Die Waldgrenze fällt mir der Grenze zur nächsten geologischen Schicht zusammen.
Es sind dies die Ablagerungen aus Massekalk und Dolomit von der Wende vom Mittel- zum Oberdevon vor 380 Mio. Jahren, die sich von Venwegen über Breinig, Breinigerberg und Mausbach weiter nach Nordosten erstrecken und Reste eines Korallenriffs sind, das in einem durch Inseln und Lagunen gegliederten Flachmeer von gesteinsbildenden Organismen gebildet wurde. Diese dickschaligen Brachiopoden, Korallen, ästigen und knolligen Stromatoporiden und Kalkalgen sind in einigen Bänken als Fossilien erhalten.
Karbon
Die 500 m mächtige Ablagerung, welche die Riffe gegen Ende des Devons überlagerte, wird in ihrem unteren, tonig-kalkigen Teil als Famenne-Schiefer und im oberen Teil als Condroz-Sandstein bezeichnet. Aufgrund einer Faltung wechseln sie dreimal auf der Linie von Dorff, Büsbach bis Werth mit den mächtigen Kalksteinbänken, die im Unterkarbon vor 350 bis 325 Jahren angelegt wurden. Der Oolith im Oberen Kohlenkalk, der aus millimetergroßen Kalkkügelchen entstanden ist, die von der Brandung des damaligen Korallenriffs rundgeschliffen wurden, bildet weißausgeblichen die Felsen des Jungfernsteins im NSG Bernhardshammer und der Burg.
Im Ober-Karbon bis vor 280 Jahren entstanden die Oberen und Unteren Stolberger Schichten, die sich von Münsterbusch über Oberstolberg bis zum Donnerberg erstrecken. In wechselndem Küstenverlauf wurden 2.000 m Ton abgelagert. Das Gedauer Konglomerat, wie das Vichter Konglomerat das Relikt eines großen Stromes, stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Es ist am Oberlauf der Inde am besten aufgeschlossen und zeigt sich im Bereich der gleichnamigen Flur Gedau als den gesamten Talhang überdeckende Steilwand, die im Volksmund Tatternsteine genannt wird. Aus ausgedehnten Küstenmooren entstanden nach Überschüttung die heutigen Steinkohlenflöze. Unbedeutend waren die Vorkommen der Unteren Stolberger Schichten, während die Oberen einige einst abbauwürdige Flöze enthalten.
Die gesamte Schichtenfolge bis zum Oberkarbon wurde von der variszischen Gebirgsbildung zu einem Faltengebirge geformt. Vor allem in Rissen der Kalkschichten stiegen hier Erzminerale empor und kristallisierten sich aus.
Mineralien
Neben Eisenerz und Blei finden sich Mineralien wie Bleiglanz (Galenit, PbS), Calcit, Cerussit, Dolomit, Goslarit, Hydrozinkit, Jamesonit, Kupferkies (CuFeS2), Limonit, Malachit, Markasit (FeS2 rhombisch), Pyrit (FeS2 kubisch), Pyromorphit, Schalenblende, Smithsonit, Wald- und Zinkblende (ZnS), Manganosiderit (in braunen bis roten Kristallen), Quarz (als winzige Rauchquarze und Morione). Galmei wird oberflächennahes Erzgestein mit hohem Zinkkarbonatanteil genannt, von dem es lohnende Lagestätten in Breinigerberg im Massekalk sowie am Brockenberg, in Diepenlinchen und Albertsgrube im Kohlenkalk gab.
Die Lößauflage der Atscher Sande und Kiese wurde erst nach der letzten Eiszeit aufgelagert.
Naturschutz
Große Teile des Stadtgebiets gehören zum Naturpark Nordeifel. 80% des Freiraums stehen unter Landschafts- oder Naturschutz.
Stolberg hat zahlreiche geschützte Landschaftsbestandteile (GLB):
ein Seitental beim Vichter Burgberg (5 ha), im Gedautal (19 ha), das Münsterbachtal zwischen Atsch und Kohlbusch (42 ha).
Außerdem gibt es 13 Naturschutzgebiete:
an Saubach und Lehmsief bei Steinbachhochwald, in Münsterbusch (33 ha), den Blankenberg, die Galmeiflur am Napoleonsweg (3,5 ha), Werther Heide am Weißenberg (9 ha) (beide zwischen Werth und Mausbach), bei Mausbach-Fleuth, zwischen Weißenkopf und Kurt-Schuhmacher-Straße
Zu Naturschutzgebieten wurden häufig Steinbrüche renaturiert, so die Steinbrüche Obersteinfeld und Gehlen in der Innenstadt, den Steinbruch Bärenstein am Bauschenberg (23 ha) und den Steinbruch Schomet südlich von Breinig (8 ha). Das Steinbruchareal in der Rüst (12 ha) gehört zusammen mit dem Steinbruch Brockenberg-Hassenberg (21 ha) zum Naturschutzgebiet Steinbruchbereich Brockenberg. Die Steinbrüche Binsfeldhammer (32 ha) und Bernhardshammer (GLB, 10 ha) bilden mit dem Waldgebiet auf dem Hammerberg (25 ha) ein zusammenhängendes Naturschutzgebiet. Bei Breinigerberg befindet sich im Naturschutzgebiet Schlangenberg (38 ha) ein geologisches und naturkundliches Informationszentrum.
Klima
Stolberg liegt in der kühl gemäßigten bis ozeanischen Klimazone, in der feuchte Winde aus westlichen Richtungen von der Nordsee vorherrschen. Hier fallen zu allen Jahreszeiten Niederschläge. Die Winter sind relativ mild und die Sommer verhältnismäßig kühl. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 8 bis 10 °C. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt 1,8 °C, im Juli 17,8 °C. Im Unterlauf des engen Vichttals kann es im Sommer zu einer drückenden Schwüle kommen, während die Wintertemperaturen im Süden tiefer liegen.
Nachbargemeinden
Im Westen grenzt das Stolberger Stadtgebiet an Aachen, im Norden und Nordosten an Eschweiler, im Osten an Langerwehe und Hürtgenwald (beide Kreis Düren) und im Süden an Simmerath und Roetgen.
Stadtgliederung
Stolberg ist unterteilt in die Stadtteile Atsch, Breinig, Breinigerberg, Büsbach, Donnerberg, Dorff, Gressenich, Mausbach, Münsterbusch, Oberstolberg, Schevenhütte, Unterstolberg, Venwegen, Vicht, Werth und Zweifall.
Keine offiziellen Stadtteile sind Mühle (in Unterstolberg), Velau, Steinfurt, Duffenter und Birkengang am Donnerberg, Hamm und Kohlbusch bei Atsch sowie Ortsteile von Stadtteilen (in Büsbach Liester und Bauschenberg, Breiniger Heide in Breinig, in Gressenich Buschhausen, in Mausbach: Fleuth, Krewinkel und Diepenlinchen; Münsterau und Stollwerk in Vicht, Finsterau in Zweifall).
Einwohnerstand
Stolbergs 58.023 Einwohner verteilen sich wie folgt auf die Stadtteile (Stand: 31.12.2005):
Ortsteil | Einwohner |
---|---|
Atsch | 4.090 |
Breinig | 4.987 |
Breinigerberg | 971 |
Büsbach | 7.192 |
Donnerberg | 5.610 |
Dorff | 611 |
Gressenich | 2.566 |
Mausbach | 4.657 |
Münsterbusch | 6.948 |
Oberstolberg | 7.608 |
Schevenhütte | 706 |
Unterstolberg | 5.579 |
Venwegen | 1.491 |
Vicht | 1.879 |
Vicht / Breinigerberg | 41 |
Werth | 1.032 |
Zweifall | 2.055 |
Geschichte
Stolbergs Geschichte ist durch die Lage in der Voreifel im engen Tal des Vichtbachs und seine Bodenschätze geprägt.
Überblick
Es lassen sich vier Phasen der wirtschaftlichen und vier Phasen der territorial-politischen Entwicklung unterscheiden.
Wirtschaftliche Entwicklung:
- Landwirtschaft und Viehzucht im Mittelalter
- Frühindustrialisierung durch die Kupfermeister in der Frühen Neuzeit (1600-1800)
- Industrialisierung mit vorwiegend Schwermetallverarbeitung (1800-1960)
- Wandel zur Dienstleistungsstadt mit Wohnsiedlung und Tourismus (ab 1960)
Politisch-Territoriale Entwicklung:
- Vormoderne Herrlichkeit im oberen Vichttal
- Stadt in Preußen durch Angliederung der Mühle 1823 und Status als Stadt 1856 im Tal der Vicht
- Industriestadt im Deutschen Reich und Erweiterungen 1932 und 1935 nach Süden, Westen und Norden
- Stadt in der Bundesrepublik Deutschland und kommunale Neugliederung 1972
Die vier politisch-territorialen Phasen lassen sich also nicht genau den vier wirtschaftlichen zuordnen. Landwirtschaft und Frühindustrialisierung fallen beide in die Zeit der Herrlichkeit Stolberg. Umgekehrt erstreckt sich die Phase als Industriestadt über drei Stadien der politisch-territorialen Entwicklung.
Vorgeschichte, Kelten und Römer
Älteste Spuren menschlicher Besiedlung wurden um 1965 bei Büsbach auf dem waldfreien Brockenberg gefunden. Dort wurde eine Kulturschicht mit Kleingeräten der frühen Mittelsteinzeit (etwa um 10.000 v. Chr.) entdeckt. Weitere Funde am Brockenberg und bei Gut Tannenbusch stammen aus der Jungsteinzeit (um 5000 bis 1900 v. Chr.). In der Nähe der Staumauer der Wehebachtalsperre bei Schevenhütte wurden Reste einer keltischen Fliehburg aus der Eisenzeit gefunden. Funde in Gressenich, in Atsch und am Breiniger Berg lassen auf römischen Erzbergbau bis zum Jahre 70 n. Chr. schließen. Am Brockenberg – Hassenberg wurden Siedlungsspuren aus der Römerzeit, und zwar aus dem 1. bis 3. Jahrhundert n. Chr., gefunden. Eine Nebenstrecke der Römerstraße von Bavai (Nordfrankreich) über Korneliemünster nach Köln verlief über Dorff und Hassenberg südöstlich von Büsbach in Richtung Jülich.
Vom Mittelalter bis zur frühen Neuzeit
Stolberg wird urkundlich erstmals 1188 als Sitz der Herren von Stalburg erwähnt, die auf der Burg Stolberg lebten. Im Schatten der Burg siedelten sich Handwerker an. Die Straßen und Gassen waren Hauptstraße (heute Burgstraße), Katzhecke, Enkerei und Steinweg. Stolberg gehörte in Mittelalter und früher Neuzeit zum Herzogtum Jülich. 1789 bildete die Herrlichkeit Stolberg, die nur von Binsfeldhammer bis zum Zusammenfluss von Inde und Vichtbach reicht, eine eigene Unterherrschaft im Oberamt Jülich / Herzogtum Jülich und erstreckte sich über ein Territorium von 318 ha. Um 1600 gestattete der Burgherr von Effern den Kupfermeistern, die ehemals französische Hugenotten waren, die Ansiedlung in seinem Gebiet. Konfessionelle Spannungen und Zunftzwänge in der katholischen Reichsstadt Aachen, aber auch günstige Bedingungen in Stolberg bewogen sie zu diesem Schritt. Sie brachten Kenntnisse der Messingherstellung mit, bei der Kupfer mit dem örtlichen Galmei bzw. Zinkblende legiert und unter Ausnutzung der Wasserkraft des Vichtbachs weiter verarbeitet wurde. Da man sich noch nicht über die Rolle des Zinks, das erst Anfang des 19. Jahrhunderts als Element erkannt wurde, im Klaren war, nannte man Messing auch „gelbes Kupfer“. Daher rühren die bis heute gebräuchlichen Bezeichnungen „Kupfermeister“ und „Kupferstadt“.
Durch die Kupfermeister wurde ein wirtschaftlicher Aufschwung eingeleitet. Stolberg war eines von wenigen Zentren der Messingherstellung weltweit und hatte nahezu eine Monopolstellung in Europa. Seine Messingwaren wurden bis nach Kanada und Brasilien exportiert. Von dieser Blütezeit der Frühindustrialisierung künden noch heute zahlreiche Baudenkmäler wie die Kupferhöfe. Sie dienten nicht nur als Produktionsstätten und in unruhigen Zeiten als kleine Burgen, sondern belegen den aristokratischen Repräsentationswillen der Kupfermeistergeschlechter, der sich außerdem in Familienwappen äußert. Ferner wurde in Stolberg 1648 die Vogelsangkirche als erste linksrheinische lutherische Kirche errichtet, während auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche entstand. Bei ihr befindet sich der sog. Kupfermeisterfriedhof mit zahlreichen herrschaftlichen Gräbern.
Am Oberlauf des Vichtbachs und an der Wehe in Schevenhütte betrieben die Reitmeister (von „(zu)bereiten“) in der frühen Neuzeit auf dem heutigen Stolberger Stadtgebiet Eisengewinnung und -verarbeitung. Ihre Produktionsstätten, die Reitwerke, sind teilweise noch heute erhalten (Junkershammer, Neuenhammer, Platenhammer), wobei die nördlicher gelegenen aus Holzkohlemangel im 18. Jh. zu Kupfermühlen umgebaut wurden (Bernardshammer). Ein Spross der bedeutendsten Reitmeisterfamilie des Vichttals, der Hoesch, gelangte über Düren ins Ruhrgebiet und begründete dort den gleichnamigen Stahlkonzern.
Während der Zugehörigkeit des linksrheinischen Gebiets zu Frankreich von 1794 bis 1815 bildete Stolberg eine Mairie, die – wie die Mairien Gressenich und Büsbach – zum Kanton Eschweiler im Département de la Roer gehörte. Die Kontinentalsperre verhalf der seit der zweiten Hälfte des 18. Jh.s angeschlagenen Stolberger Messingindustrie zu einer Atempause und letzten Blüte.
Preußen, Kaiserzeit und Weimarer Republik
1814/15 fiel Stolberg nach dem Sturz Napoleons an Preußen und wurde 1816 eine Bürgermeisterei. Diese kam zuerst zur Verwaltungsgliederung Niederrhein, die 1824 mit Jülich-Kleve-Berg zur Rheinprovinz vereinigt wurde. Stolberg gehört seitdem zum Kreis Aachen. Die beiden protestantischen Gemeinden mussten sich auf Druck des preußischen Königs 1817 auch in Stolberg zu einer reformierten Gemeinde zusammenschließen. Durch den Anschluss an Preußen verlor die Stolberger Metallindustrie ihre französischen Absatzmärkte und geriet in eine schwierige Lage, die jedoch durch den Einsatz moderner Techniken wie der Dampfmaschine und der Zinkverarbeitung überwunden werden konnte. Aus den Kupfermeisterfamilien wurden Fabrikanten. Die Produktion verlagerte sich aus den Kupferhöfen, die aus Bruchstein gebaut waren, in ziegelgemauerte Fabriken. 1823 gelangt der Stadtteil Mühle von Eschweiler zu Stolberg. 1837 wird am späteren Kaiserplatz ein neues Rathaus im im klassizistischen Stil errichtet, das 1976 renoviert wird. 1856 werden Stolberg die preußischen Stadtrechte verliehen.
Schwerindustrialisierung
1841 erhält Stolberg einen Eisenbahnanschluss an die Bahnlinie Aachen-Köln. 1888 wird ein Bahnhof mit Namen „Stolberg Bf.“ auf Eschweiler Territorium errichtet, wodurch die Anbindung der Firmen im Vichtbachtal ans Eisenbahnnetz verbessert wird.
Der Aufschwung der Industrialisierung schlug sich auch im Stadtbild nieder. Im Steinweg und der Rathausstraße entstanden gründerzeitliche Bürgerhäuser und Villen der Fabrikbesitzer (Villa Lynen), während in den heruntergekommenen Teilen der Altstadt (Vogelsang) die Unterschicht und die Fabrikarbeiter lebten. Um die Jahrhundertwende werden am Kaiserplatz ein Amtsgericht, eine Hauptpost und das Goethe-Gymnasium errichtet, ferner in unmittelbarer Nähe die Volksschule Grüntal und das Stadtbad. Ein Standbild des Kaisers Wilhelm I., der dem Kaiserplatz bis heute seinen Namen gab, wird im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Im Stadtteil Mühle entstehen die Pfarrkirche Mariä-Himmelfahrt und die Volksschule an der Herrmannstraße.
Infolge des Versailler Vertrags war Stolberg von 1919 bis 1929 von Alliierten besetzt (Belgier und Franzosen). Wie dem übrigen Rheinland blieben ihm so die bürgerkriegsähnlichen Wirren zu Beginn der Weimarer Demokratie erspart. Die Gründung der Weimarer Republik brachte es mit sich, dass die Bürgermeister nicht mehr von oben eingesetzt, sondern vom Stadtrat gewählt wurden. 1932 wurden der Burgholzer Hof, Niederhof, Hochweger Hof und Steffenshof eingemeindet (sog. „Hastenrather Zipfel“).
Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg
Die Weltwirtschaftskrise ließ auch in Stolberg die Feinde der Demokratie erstarken. Die KPD, die im Vogelsang die meisten Stimmen bekam, konnte mit der SPD aufschließen. Ende 1931 wurde Stolberg aufgrund einer Anordnung der Gauleitung Köln-Aachen Sitz der NSDAP-Kreisleitung für den Kreis Aachen, während in den umliegenden Städten Ortsgruppen verblieben. An der Ecke Schellerweg/Rathausstraße stand das sog. Braune Haus. Nach der Machtergreifung 1933 wurde der Stolberger Stadtrat nazifiziert: Die Stadtverordneten von SPD und Kommunisten verloren ihre Mandate, diejenigen des Zentrums traten der NSDAP bei. Trotzdem verloren hochrangige Vertreter des Zentrums in der Stadtverwaltung ihre Stelle. Auch der Leiter der Stadtbücherei entfernte unaufgefordert dem Regime missliebige Literatur. Der Steinweg und Teile der Aachener Straße wurden in Adolf-Hitler-Straße umbenannt, dem neuen Reichskanzler gar die Ehrenbürgerschaft verliehen. 1935 löst Dr. Regh Walther Dobbelmann als Bürgermeister ab. Außerdem konnten das Stadtgebiet und die Bevölkerungszahl (insgesamt zusätzliche 11.000 Einwohner) einen erheblichen Zuwachs verzeichnen:
Von Eschweiler erhielt Stolberg die Ortsteile Donnerberg, Duffenter, Birkengang, Velau, Steinfurt mit dem Bahnhof von 1888 sowie den Südwesten des Propsteier Waldes (Steinbachshochwald). Dies waren rund 500 Hektar Gebiet mit rund 1.400 Einwohnern, zwei stillgelegten Zinkhütten und diversen Halden. Ferner erhielt Stolberg im Westen Atsch von Eilendorf und die Gemeinde Büsbach, die 9.000 Einwohner zählte.
In Stolberg wurde die Pogromnacht 1938 der Nachbarorte organisiert. Juden wurde in der Folge der Besuch von Stadtbad und Stadtbücherei untersagt. Durch Flucht und Deportation löste sich die kleine jüdische Gemeinde vollständig auf. Widerstand kam aus dem katholischen Milieu durch Pastor Keller und den Kaplan Dunkel. Kommunisten wie Herr Winterich wurden im Aachener Gestapo-Keller misshandelt.
Die metallverarbeitende Industrie musste im Zweiten Weltkrieg auf Rüstungsproduktion umstellen. Das brachte eine erhöhte Präsenz von Zwangsarbeitern mit sich. Noch vor der alliierten Eroberung Aachens am 21. Oktober 1944 besetzten US-amerikanische Truppen am 12. September 1944 Stolberg und drangen bis Schevenhütte vor. Die Kämpfe um diesen sog. Stolberg-Korridor brachten Zerstörungen mit sich und erlegten der Zivilbevölkerung große Leiden auf.
Am Ende des Zweiten Weltkrieges kommt Marlene Dietrich mit den ersten amerikanischen Truppen wieder nach Deutschland. In Stolberg wird sie von einer Deutschen erkannt und zu ihrer großen Überraschung mit Freude begrüßt. Diese unerwartete Reaktion sollte kein Einzelfall bleiben, andere Frauen des Ortes sammeln Zutaten für einen Willkommenskuchen, der nach ihren Angaben die köstlichste Speise ihres Lebens war.
In Stolberg lebten bis zu ihrem Tode zwei bekannte Gegner des Nationalsozialismus, nämlich Ludwig Philipp Lude, stellvertretender Bürgermeister Stolbergs und der erste Regierungspräsident des damaligen Regierungspräsidiums Aachen nach dem Krieg, und Adolf Althoff, der die höchste Auszeichnung des Staates Israel bekam, weil er eine jüdische Familie in seinem Zirkus vor den Nazis rettete.
Nachkriegszeit bis zur Gegenwart
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Stolberg Teil der britischen Besatzungszone und gehört seit 1947 zum Land Nordrhein-Westfalen. Flüchtlinge und Vertriebene bauten mit teilweise selbst gebrochenen Steinen die Donnerberger Siedlung. Auch in der Velau entstand ein Neubaugebiet für Flüchtlinge und Vertriebene. In den 1960er Jahren konnte das vormalige Lyzeum, der Mädchenzug des Goethe-Gymnasiums, einen Neubau an der Ritzefeldstraße beziehen und heißt seither Ritzefeld-Gymnasium. Deutschlandweit in den Medien präsent war die Stadt in den 1960er Jahren durch das von der in Stolberg ansässigen Pharmafirma Chemie Grünenthal GmbH produzierte Medikament Contergan; die Anhörungen und Prozesse jedoch fanden in Aachen und Alsdorf statt.
Im Zuge der kommunalen Neugliederung wurde 1972 die Gemeinde Gressenich, welche auch die Orte Mausbach, Diepenlinchen, Werth und Schevenhütte umfasste, sowie die Orte Vicht, Breinig, Venwegen (von Kornelimünster) und Zweifall (von Roetgen) eingemeindet (Aachen-Gesetz § 6). Die Zuständigkeit für das Amtsgericht wurde am 1. April 1973 an das Eschweiler abgegeben (Aachen-Gesetz § 46 (4)).
In den 1970er Jahren entstand das neue Rathaus in Form eines Hochhauses neben dem Alten Rathaus am Kaiserplatz, ferner das Stadion und Hallenbad Glashütterweiher. Die Realschule 1 konnte aus dem ehemaligen Kupferhof Schardt in einen Neubau auf der Liester umziehen, wo auch das Goethe-Gymnasium ein neues Domizil fand. Das Ritzefeld-Gymnasium erhielt einen Anbau.
In den 1980er Jahren konnten die Halden saniert und die historische Altstadt in Oberstolberg restauriert werden. Im Steinweg siedelt sich ein Kaufhaus mit Läden an. Die Rathausumgehung und die K 6n durch den Burgholzer Graben schufen die Voraussetzung für die Verkehrberuhigung der Innenstadt: Der Steinweg wurde Fußgängerzone, die Salmstraße verkehrsberuhigt. Der ruhende Verkehr wurde vom Kaiserplatz in das Parkhaus Sonnental verlagert, der Kaiserplatz mit einem Löwenbrunnen versehen. In der Innenstadt wurden viele Standbilder und Skulpturen unterschiedlicher Stile aufgestellt.
In den 1990er Jahren wurde in Buschmühle ein neuer Zentralfriedhof eingerichtet und 1996 das Museum Zinkhütter Hof eröffnet. Ferner wurde die L238n fertiggestelltund unter dem Namen „Europastraße“ eingeweiht. Das Dienstleistungszentrum Münsterbusch und das Gewerbegebiet Steinfurt wurden eingeweiht. Auf dem Gelände des ehemaligen Schlachthofs siedeln sich Einkaufsmärkte an. Im umgebauten Gebäude der Brauerei Ketschenburg zieht 1998 die Verwaltung der EWV ein.
21. Jh.
Im Jahre 2004 ging die euregiobahn mit neuen und umbenannten Haltepunkten in Betrieb. Außerdem kauft Stolberg ein südliches Stück des Propsteier Waldes der Stadt Eschweiler ab um dort auf dem ehemaligen Militärgelände Camp Astrid ein neues Gewerbegebiet für Kleinbetriebe anzusiedeln.
Überblick über die Gebietsentwicklung
- Frühe Neuzeit und Franzosenzeit: Herrlichkeit Stolberg und Marie Stolberg 318 ha
- 1823 Eingemeindung des Stadtteils Mühle (heute Unterstolberg) von Eschweiler
- 1932 Eingemeindung des sog. Hastenrather Zipfels (Burgholzer Hof, Niederhof, Hochweger Hof und Steffenshof)
- 1935 Eingemeindungen:
- Donnerberg, Duffenter, Birkengang, Velau, Steinfurt sowie den Südwesten des Propsteier Waldes (Steinbachshochwald). (rund 500 Hektar Gebiet) von Eschweiler
- Atsch von Eilendorf
- Gemeinde Büsbach
- 1972 Eingemeindungen im Rahmen der kommunalen Gebietsreform:
- Gemeinde Gressenich
- Vicht, Breinig, Venwegen (von Kornelimünster)
- Zweifall (von Roetgen)
- 2004 Kauf eines Teils des Propsteier Waldes von Eschweiler
Entwicklung der Bevölkerung
- Einwohnerzahl 16. Jh. ca. 150 (Schätzung)
- Einwohnerzahl 1610: 78 „huldige Lehnsleut“
- Einwohnerzahl Ende 17. Jh. ca. 600 (Schätzung)
- Einwohnerzahl 1794: 1.540 in 270 Häusern
- Einwohnerzahl 1816: 2.583
- Einwohnerzahl 1825: 3.076 (Hochrechnung)
- Einwohnerzahl 1849: 4.457
- Einwohnerzahl 1885: 11.835
- Einwohnerzahl 1905: 14.963
- Einwohnerzahl 1939 nach der Volkszählung 29.511
- Einwohnerzahl 1950 nach der Volkszählung 31.742
- Einwohnerzahl 1961 nach der Volkszählung 37.462
- Einwohnerzahl 1987 nach der Volkszählung 55.747
- Einwohnerzahl 01.01.1972 nach der kommunalen Neugliederung 57.266
- Einwohnerzahl 01.01.2002 - 60.286
- Einwohnerzahl 31.12.2005 - 58.023
Verkehr
Die Straßenbahn begann als Pferdebahn, wurde jedoch vor dem Ersten Weltkrieg elektrifiziert. Ihre Endstation war in Zweifall, dann durchquerte sie das Stadtgebiet von Süden nach Norden über Vicht, Steinweg, Rathaus, Eisenbahnstraße und Atsch und verlief über die Hamm, Eilendorf nach Aachen. Eine andere Linie verkehrte in Mausbach. Um 1970 wurde der Betrieb eingestellt, die Geleise entfernt oder überteert.
Heute finden Fahrten mit der historischen Vennbahn von Stolberg nach Monschau statt.
Historische Legenden
Dass sich an der Stelle der heutigen Burg ein Jagdschloss Karls des Großen befunden habe, ist eine Legende, die der Nähe zu Karls Pfalz in Aachen entspringt. Ins Reich der Sage gehört auch, dass Napoleon bei seiner überstürzten Rückkehr nach Paris nach dem Ende der Großen Armee in Stolberg mit seinem Pferd gehalten habe.
Historische Erinnerung
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde in Stolberg ein Ehrenmal für die Gefallenen in Form eines Eisernen Kreuzes errichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstand auf dem Friedhof Bergstraße ein Denkmal für die Opfer von Krieg und Gewalt in Form eines überlebensgroßen nur mit einem Feigenblatt bekleideten Mannes. Im Jahre 1988 wurde vor dem ehemaligen Betsaal der jüdischen Gemeinde im Steinweg aus Anlass der 50jährigen Wiederkehr der Reichspogromnacht eine Gedenktafel in den Boden eingelassen. Eine Grünfläche an der Rhenaniastraße wurde zum Andenken an den namensgleichen jüdischen Textilhändler in Berthold-Wolff-Park umbenannt, und katholische Widerstandskämpfer ehrt die Namensgebung des Kaplan-Dunkel-Platzes hinter dem Kulturzentrum Frankenthal im Stadtteil Mühle und der Hauptschule Liester als Propst-Grüber-Schule. Der Rathausvorplatz heißt nach dem sozialdemokratischen Widerstandskämpfer und späteren ersten Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Aachen nach dem Zweiten Weltkrieg Ludwig Philipp Lude-Platz.
Auf dem Gelände des ehemaligen Zinkhütter Hofs befindet sich ein Denkmal in Form eines aus Stacheldraht geschmiedeten Hakenkreuzes, das der Opfer des Nationalsozialismus gedenkt, und rund 500 Meter vom Bahnhof Ecke Rhenaniastraße/Münsterbachstraße wurde ein Denkmal aufgestellt, das der Vertreibung der Sinti und Roma aus Stolberg gedenkt.
Umweltschutz und Haldensanierung
Stolbergs frühe Industrialisierung brachte erhebliche Umweltverschmutzung mit sich. Altlasten sind gravierende, unter anderem durch Schwermetalle wie Cadmium, Zink und Blei ausgelöste Umweltschäden sowie Krupphusten, die so genannten Stolberger Bleikinder und das Gressenicher Krankheit genannte Kuhsterben. Letzteres ist eine Vergiftung von Weidevieh durch blei- und cadmiumbelastetes Futter in der Windschneise der Bleihütte Binsfeldhammer mit häufig tödlichem Verlauf, welche 1965 in Stolberg offiziell bekannt wurde. Sie führte zusammen mit den Untersuchungsergebnissen an den Bleikindern und zahlreichen an Krupphusten erkrankten Kindern zu einem umfangreichen Umweltschutzprogramm. Seit 1990 findet in der Bleihütte Binsfeldhammer das emissionsarme QSL-Verfahren Anwendung.
Die Schwermetallverarbeitung in Stolberg hinterließ etliche Halden im Stadtgebiet. Zu unterscheiden sind zum Ersten Bergehalden aus den Erzbergwerken, zum Zweiten Hüttenschlackenhalden wie die Bleischlackenhalde Binsfelshammer, Bleischlackenhalde Münsterbusch, Räumaschenhalde Kohlbusch Nord, Räumaschenhalde Kohlbusch Süd, Räumaschenhalde Birkengang, Erzbergbauhalde Weißenberg, Erzbergbauhalde Diepenlinchen und die Halde Fettberg, und zum Dritten aus Kalziumsulfid, Asche, Kalk- und Kohleresten bestehende Reststoffhalden der Sodaproduktion nach dem Leblanc-Verfahren wie neben dem Betriebsgelände der ehemaligen Rhenania in Stolberg-Atsch.
Die seinerzeit mitten im Haldenbereich gelegene Werkssiedlung Birkengang am oberen Ende der heutigen Friedrich-Ebert-Straße wurde im Volksmund Teufelsinsel genannt. Heute sind diese Halden jedoch zum Teil abgetragen oder abgedeckt oder dienen renaturiert der Naherholung.
Politik
Wappen und Stadtfarben
Das heutige Stadtwappen führt Stolberg seit 1880. Es geht auf das Siegel und Wappen der einstigen Burgherren, der Edelherren von Stolberg-Frenz-Setterich, zurück und zeigt einen roten mit goldenen Schindeln bestreuten Schild, darin einen aufgerichteten, nach rechts springenden Löwen, der mit einem fünfzinnigen Turnierkragen überlegt ist.
Die Stadtfarben sind gelb-rot.
Städtepartnerschaften
Die Stadt pflegt Städtepartnerschaften mit den französischen Städten Faches-Thumesnil und Valognes sowie mit dem sächsisch-anhaltischen Kurort Stolberg (Harz). Darüber hinaus unterhält sie eine Städtefreundschaft mit der italienischen Stadt Grado.
Bürgermeister
- 1952–1979 Bernhard Kuckelkorn (CDU)
- 1979–1989 Herrmann-Josef Kaltenborn (SPD)
- 1989–1994 Wolfgang Hennig (CDU)
- 1994–1997 Hans Fischer (SPD)
- 1997–1999 Wolfgang Hennig (CDU)
- 1999–2004 Hans-Josef Siebertz (CDU)
- 2004–(heute) Ferdinand Gatzweiler (SPD)
Mehrheitsverhältnisse im Stadtrat
- ??-1979 CDU/FDP
- 1979-1984 SPD/FDP
- 1984-1989 SPD/Grüne
- 1989-1994 CDU/FDP
- 1994-1999 CDU/FDP/UWG
- 1999-2004 CDU
- 2004- keine feste Koalition, aber informelle Ampelkoalition
Kommunalwahl 26. September 2004
% | Sitze im Stadtrat | |
---|---|---|
CDU | 38,7 | 19 |
SPD | 36,8 | 18 |
GRÜNE | 6,9 | 3 |
FDP | 8,7 | 4 |
UWG | 3,8 | 2 |
NPD | 3,0 | 2 |
DVU | 1,2 | 1 |
ABS | 1,0 | 1 |
Politische Parteien und Listen
- SPD Stadtverband Stolberg
- CDU Stadtverband Stolberg
- FDP Stolberg
- Bündnis 90 / Die Grünen Ortsverband
- DVU Stadtverband
- NPD Ortsverband
- UWG (Unabhängige Wählergemeinschaft)
- ABS (Alternative Bürgerliste Stolberg)
Außerparlamentarische Bewegungen, Bürgerinitiativen
- Umweltverschmutzung und Konflikte zwischen Umwelt- und Landschaftsschutz einerseits und Ausbau der Infrastruktur und Wirtschaftsförderung andererseits haben seit Ende der 1970er Jahre zu verschiedenen Bürgerinitiativen geführt (gegen den Neubau der L 238 in der Innenstadt, gegen die Erweiterung der Steinbrüche bei Mausbach und Breinig).
- Die in den 1980er Jahren gegründete Friedensinitiative wandelte sich in den 1990er Jahren in Gruppe Z um.
- Das Anfang der 1990er Jahre aktive Bündnis gegen Fremdenfeindlichkeit, dem Gewerkschaften, politische Parteien, Verbände und Einzelpersonen angehörten, wurde 2005 auf Anregung des Bürgermeisters Ferdinand Garzweiler (SPD) wiederbelebt.
Rechtsextremismus
Stolberg ist seit den 1950er ein Schwerpunkt rechtsextremistischer Aktivitäten in der Aachener Region und besitzt neben Aachen als einzige weitere Gemeinde einen eigenständigen NPD-Ortsverband. Antifaschistische Gruppen bezeichnen Stolberg als „Hochburg der Rechten“. (siehe auch [1], [2] und [3]) Überregionale Aktivitäten und öffentliche Präsenz rechtsextremer Einzelpersonen und Gruppierungen führten zu landes- oder gar bundesweiter Medienaufmerksamkeit und zu auswärtiger Verstärkung der örtlichen Protestveranstaltungen, etwa als die NPD, die Stolberg zu einer ihrer Hochburgen ausbauen will, am 16. April 2005 mit Prominenz aus Bundes- und Landespartei in der Stadthalle Stolberg ihr 40-jähriges Bestehen feierte. Ende 2003 wurde in Stolberg ein neuer „Kreisverband Aachen/Heinsberg“ der DVU gegründet.
Seit Anfang der 1950er Jahre arbeitete in Stolberg eine Gruppe der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS, deren Mitglieder bei Wahlen bald für die FAP, bald für die DVU kandidierten. Von 1967 bis zu ihrem Umzug 1991 nach Berlin betrieben Wolfgang und später Wolfram Narath von ihrem Privathaus in Stolberg-Büsbach aus zusammen mit Sascha Wagner die Bundeszentrale der Wiking-Jugend.
Erstmals in der Nachkriegszeit schaffte nach dem Fall der 5%-Klausel bei der Kommunalwahl 1999 mit Willibert Kunkel für die DVU ein Vertreter rechtsextremer Parteien den Sprung in den Stadtrat. Kunkel wechselte im Laufe der Wahlperiode zur NPD. Bei den Kommunalwahlen im September 2004 zogen mit dem mittlerweile wegen Körperverletzung verurteilten Willibert Kunkel und Oliver Harf zwei NPD-Mitglieder sowie mit Rudi Motter ein Vertreter der DVU in den Stolberger Stadtrat ein. Die konstituierende Ratssitzung am 19. Oktober 2004 fand unter Polizeischutz statt, weil Kunkel, Harf und Motter in Begleitung von 20 KAL-Boneheads erschienen. Bei der Wahl zum Stolberger Bürgermeister erhielt Kunkel vier Stimmen, also auch eine aus dem nicht rechtsextremen Lager.
Als Reaktion auf den Einzug zweier rechtsextremer Parteien bei der Kommunalwahl 2004 in den Stadtrat änderten CDU, SPD, FDP und Grüne die Hauptsatzung dahingehend, dass Gruppen unterhalb der Fraktionsstärke an den Ausschüssen nur mit beratender Stimme teilnehmen, was jedoch auch die Listen UWG und ABS trifft. Weitere Maßnahmen gegen Rechtsextremismus werden im politischen Raum diskutiert.
Wirtschaft und Infrastruktur
Verkehr
Straßenverkehr
Zu erreichen ist Stolberg mit dem Auto über die Autobahnanschlussstellen Eschweiler und Weisweiler (ab Ende 2006 auch: Eschweiler-Ost) (A 4) und Aachen-Brand (A 44). Die L238 n führt den Durchgangsverkehr in Nord-Süd-Richtung.
Schienenverkehr
Der Hbf. Stolberg liegt auf der Bahnlinie Aachen-Köln. Durch die RegionalBahn-Linie Euregiobahn ist die Stadt seit 2004 mit Aachen, Eschweiler und Herzogenrath verbunden. Auf Stolberger Gebiet liegen die Haltestellen Hauptbahnhof, Schneidmühle, Mühlener Bahnhof, Rathaus und Altstadt (vormals: Hammer).
Busverkehr
Die Stadt gehört dem Aachener Verkehrsverbund (AVV) und der ASEAG an, die den Busverkehr gewährleistet. Der Mühlener Bahnhof ist der Knotenpunkt der meisten dieser Buslinien:
- 1: Lintert - Fuchserde - Burtscheid - Aachen Hbf - Aachen Bushof - Haaren - Verlautenheide - Stolberg - Mausbach - Werth - Gressenich - Schevenhütte
- 8: Zweifall - Vicht - Stolberg Mühlener Bf - Pumpe - Stich - Eschweiler Bushof
- 12: Diepenbenden - Aachen Bushof - Eilendorf - Münsterbusch - Stolberg Mühlener Bf - Donnerberg
- 15: Hörn Physikzentrum - Aachen Bushof - Brand - Breinig (-Zweifall)
- 22: Elisenbrunnen - Aachen Bushof - Eilendorf - Atsch - Stolberg Mühlener Bf
- 25: Vaals - Aachen Bushof - Brand - Büsbach – Stolberg Mühlener Bf (-Atsch Dreieck)
- 26: Eschweiler Bushof - Bergrath - Nothberg - Heistern - Hamich - Gressenich
- 35: Vaals - Aachen Bushof - Brand - Walheim - Hahn - Breinig
- 40/62: Citybus Stolberg - Kohlbusch - Münsterbusch - Liester
- 42: Zweifall - Vicht - Breinig - Büsbach – Münsterbusch - Stolberg Mühlener Bf - Stolberg Hbf / Gressenich - Schevenhütte
- 48: Stolberg Mühlener Bf – Donnerberg – Siedlung Waldschule - Pumpe - Stich - Eschweiler Bushof
- 61: Stolberg Mühlener Bf - Breinig - Venwegen - Mulartshütte - Rott - Roetgen
- 72: Stolberg Mühlener Bf - Markt - Donnerberg - Duffenter
- EW1: Gressenich - Scherpenseel - Hastenrath - Bergrath - Eschweiler Bushof - Weisweiler - Hücheln
- EW3: Werth - Scherpenseel - Hastenrath - Bergrath - Eschweiler Bushof
Tourismus und Gastronomie
Stolberg verfügte im Jahr 2005 über 10 Beherbergungsbetriebe mit insgesamt 399 Betten. Es wurden 42.179 Übernachtungen von 21.358 Gästen, bei einer mittleren Aufenthaltsdauer von 1,9 Tagen verzeichnet.
Die Stadt zählt über drei Dutzend Speiselokale unterschiedlicher Richtungen (gut bürgerlich, gehoben, türkisch, griechisch, italienisch, chinesisch) sowie diverse Imbisse.
Die historische Altstadt in Oberstolberg verfügt über eine hohe Dichte von Wirtschaften verschiedener Stile.
Medien
Im Ortsteil Donnerberg betreibt der Westdeutsche Rundfunk seit den 1950er Jahren eine Sendeanlage für MW, die heute UKW und Fernsehen ausstrahlt. Als Antennenträger dient ein 1993 errichteter 231 Meter hoher, abgespannter Stahlfachwerkmast mit einem Querschnitt von 1,76 Metern anstelle des alten runden und kleineren Sendemastes. Ein Teil des ehemaligen Senderschuppens ist auch heute noch vor dem Gerätehaus der „Löschgruppe Donnerberg“ zu sehen.
Das Stadtgebiet durchzieht ein dichtes Netz von Mobilfunkanlagen, allein drei in Atsch, davon eine im Wald und zwei in 50m Entfernung von Kirche, Grundschule und Kindergarten, weiterhin (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) in Mausbach, auf der Parkapotheke in Unterstolberg und am Obersteinfeld 5.
Die Stolberger Nachrichten und Stolberger Zeitung haben seit einigen Jahren einen gemeinsamen Lokalteil für Stolberg. Ferner werden im ganzen Stadtgebiet „Os Ziedung“, „SuperSonntag“ und „SuperMittwoch“ sowie in seinem östlichen Teil die Filmpost kostenlos verteilt.
Öffentliche Einrichtungen
Der Verwaltungssitz der EWV ist seit 1998 auf dem Gelände der ehemaligen Ketschenburg-Brauerei am Willy-Brandt-Platz untergebracht.
Eine Geschäftsstelle der AOK Rheinland ist in der Frankentalstraße beheimatet.
In der Rathausstraße ist eine Agentur für Arbeit zu finden.
In Stolberg befindet sich eine Stadthalle (ca. 1.000 Plätze), die ein privater Pächter betreibt. Der Zinkhütter Hof hat ebenfalls einen großen Versammlungssaal (ca. 200 Plätze), ebenso das Rolandshaus in der Steinfeldstraße. Die Stadtteile Büsbach und Mausbach verfügen über Bürgerhäuser, Atsch, Vicht und Breinig über Mehrzweckhallen.
Sportstätten
Es gibt ein Stadion und Hallenbad Glashütterweiher.
Gesundheit, Pflege und Soziales
Das Bethlehem-Krankenhaus ist im ehemaligen Kupferhof Steinfeld untergebracht und wurde von Roland Ritzefeld aufgebaut. Es gliedert sich in Abteilungen für Innere Medizin, Allgemein-, Gefäß- und Unfallchirurgie, Orthopädie mit Rheumatologie und Sporttraumatologie, Gynäkologie und Geburtshilfe, Pädiatrie, Anästhesie, Schmerztherapie und operative Intensivmedizin, Radiologie, Kinderradiologie und Nuklearmedizin mit Computertomographie sowie Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde.
Ferner ist in Stolberg angesiedelt das ZAP – Zentrum für ambulante Physiotherapie und das ZANK – Zentrum für ambulante neurologische Komplextherapie (beide Am Obersteinfeld 5) sowie ein KfH Nierenzentrum für Dialysepatienten (Ritzefeldstraße).
In der Steinfeldstraße 5 befindet sich das Bildungs- und Gesundheitszentrum (BGZ), das über eine gesunde Lebensweise informiert, und die Caritas Pflegestation und Servicezentrum (CPS), welche die Pflege älterer Menschen unterstützt.
Das Kreisgesundheitsamt betreibt eine Außenstelle in der Eichsfeldstraße.
Im Stadtteil Mühle befindet sich das Altenheim „Heim des guten Samaritan“, am Kupferhof Rosenthal ein Seniorenzentrum des DRK, auf der Liester das Senioren- und Sozialzentrum, in Venwegen das Seniorenheim „Maria im Venn“.
Der Verein „Menschenskind“ widmet sich der Förderung der Betreuung und Beratung kranker Kinder und ihrer Familien.
Um die Linderung sozialer Notlagen bemühen sich die Arbeiterwohlfahrt, die Stolberger Tafel e.V:, das Diakonisches Werk der evangelischen Kirchengemeinde sowie des Kirchenkreises Jülich, das Kirchliche Soziales Zentrum Rolandshaus mit TOT, die Sozialdienste kath. Frauen bzw. Männer e. V., die Sozialen Dienste für das Dekanat Stolberg-Nord bzw. Süd, der Arbeiter-Samariter-Bund Landesverband NW e.V., der VdK Ortsverband Stolberg sowie die Caritas-WABe-Fachberatungsstelle für Menschen in bes. sozialen Schwierigkeiten.
Stolberg ist der Sitz des Kreisverbandes Kreis Aachen e.V. des Deutschen Roten Kreuzes (Mausbach) sowie des Kreisverbandes Sozialverband VdK (Vicht).
Kulturzentrum
Im Kulturzentrum Frankenthal, in dem früher das Waisenheim St. Vinzenz beheimatet war, wurden 1989 die Stadtbücherei (aus der Villa Lynen), die Volkshochschule (aus dem ehemaligen Amtsgericht) und eine Musikschule zusammengeführt, ferner finden in der umgebauten Kapelle des Waisenheims Konzerte, Kino- und Theateraufführungen statt. Die Stadtbücherei Stolberg bietet auf 1206 m² Publikumsfläche 62.375 Medien an und ist damit die größte Bibliothek im Kreis Aachen.
Bildung
- Kindergärten überwiegend in kirchlicher Trägerschaft
- 9 Grundschulen in städtischer Trägerschaft, katholische Grundschule Bischofsstr.
Die weiterführenden Schulen sind alle in der Trägerschaft der Stadt:
- Goethe Gymnasium Stolberg
- Ritzefeld-Gymnasium Stolberg
- Städtische Realschule 1
- Realschule Mausbach
- Ganztagshauptschule Kogelshäuserstraße
- Gemeinschaftshauptschule Propst-Grüber-Schule
In der Trägerschaft des Kreises Aachen sind:
- Gutenberg Schule (Schule für Sprachbehinderte)
- Schule für Lernbehinderte
- Schule für Geistigbehinderte
- ein Berufskolleg, das sich Stolberg mit Simmerath teilt.
Sonstige Lehranstalten
Die Franziska-Schervier-Schule am Bethlehem-Krankenhaus ist eine staatlich anerkannte Kranken- und Kinderkrankenpflegeschule mit ca. 80 Ausbildungsplätzen.
In der Frankentalstraße 3 befindet sich eine Beratungsstelle des Kreises Aachen für Eltern, Kinder und Jugendliche.
Neben der VHS im Kulturzentrum bietet die Familienbildungsstätte Helene-Weber-Haus die Möglichkeit zum Erwerb praktischer oder künstlerischer Fertigkeiten.
Wirtschaft
Die Wirtschaft ist seit alters her eher mittelständisch-produzierend, während in den 1972 eingemeindeten Gebieten verstärkt Land- und Forstwirtschaft betrieben werden.
Ortsansässige Unternehmen
Unternehmensgründungen in Stolberg haben häufig über die Stadtgrenzen hinausgeführt. Im Zuge der Globalisierung haben Stolberger Unternehmen im Ausland Produktionsstätten aufgebaut oder sind selbst Teil größerer Konzerne geworden.
- Grünenthal
- Prym
- Mäurer & Wirtz / Dalli
- Vegla
- Stolberger Metallwerke
- Peltzer-Werke
- Kerschgens Stahl
- Kerpen Kabel
- Bleihütte in Binsfeldhammer
- Sägewerke Krings in Zweifall
Neben das traditionelle produzierende Gewerbe tritt in jüngster Zeit verstärkt der Dienstleistungssektor, so im Gewerbegebiet Steinfurt und im Dienstleistungszentrum in Münsterbusch.
Religion
katholisch
Stolberg zählt 16 Pfarreien. 1925 wurde das Dekanat Stolberg eingerichtet, das 1973 in die Dekanate Stolberg-Nord und Stolberg-Süd geteilt wurde.
Das Dekanat-Stolberg-Nord umfaßt die Pfarreien des alten Stadtgebiets vor 1972:
- Atsch St.Sebastian
- Büsbach St.Hubert
- Donnerberg St.Josef
- Dorff St.Mariä Empfängnis
- Liester St.Hermann Josef
- Münsterbusch Herz Jesu
- St.Lucia (Oberstolberg)
- St.Mariä Himmelfahrt (Mühle)
- St.Franziskus (Velau)
Das Dekanat-Stolberg-Nord umfaßt die Pfarreien der 1972 hinzugekommenen Gebiete:
- Breinig St.Barbara
- Mausbach St.Markus
- Gressenich St.Laurentius
- Vicht St. Johann Baptist
- Werth St.Josef
- Schevenhütte St.Josef
- Zweifall St. Rochus
Außerdem hat das Bethlehem-Krankenhaus einen eigenen katholischen Seelsorger.
Am Bethlehem-Krankenhaus, dessen Träger seit 130 Jahren die Pfarre St. Lucia ist, sind Schwestern der Ordensgemeinschaft vom hl. Franziskus, Franziska Schervier tätig, am Senioren-Heim des Guten Samaritan, das sich in der Trägerschaft des Bistums Aachen befindet, ebenfalls ein Frauenorden. In Zweifall befindet sich ein Kloster Maria Königin aus dem Jahre 1954.
evangelisch
Der Gemeinde verfügt neben den historischen Kirchen in Vogelsang und auf dem Finkenberg über ein Gemeindezentrum Frankenthal. Zu ihr gehört auch Aachen-Brandt. In Zweifall befindet sich eine alte evangelische Gemeinde mit einem historischen Gotteshaus aus dem Jahre 1683, der Kornelimünster-Walheim zugehörig ist.
muslimisch
Verschiedene muslimische Vereine betreiben Beträume in teils wechselnden Räumlichkeiten.
Sehenswürdigkeiten
Naturerkundung
Geologisch und naturkundlich Interessierten bietet das Informationszentrum Schlangenberg in Breinig interessante Einblicke in das Naturschutzgebiet. Hier werden regelmäßig Führungen durchgeführt.
Wegen der Verbreitung von Galmei im Boden wächst bei Breinig das Galmei-Veilchen als Teil einer alpinen Reliktflora. Im Stadtwald gibt es einen Waldlehrpfad.
Museen
Das Museum Zinkhütter Hof - eine ehemalige Glashütte aus dem 19. Jahrhundert nebst Arbeitersiedlung - präsentiert Exponate zur Stolberger und teilweise Aachener Industrie-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Die Geschichte der Werkstoffe Messing und Zink sowie die Aachener Nadelproduktion bilden die Schwerpunkte der Dauerausstellung.
Die Burg Stolberg beherbergt das Museum in der Torburg, ein Heimat- und Handwerksmuseum, das von einem Verein betreiben wird. Auf vier Etagen sind Exponate zur Glas-, Kupfer-, Messing- und Seifenherstellung sowie Mineralien und Fossilien zu sehen. Außerdem beherbergt es einige historische Werkstätten wie Schusterei, Sattlerei oder Schmiede sowie eine Kaffeerösterei. Die Museumsbetreiber unterhalten im unteren, südlich gelegenen Burghof auch einen Kräutergarten, in dem für die Gegend typische Würz- und Heilkräuter angebaut werden.
Das Vennbahn-Museum in der Nähe des Stolberger Hauptbahnhofs präsentiert nicht nur die Dauerausstellung über die Geschichte der Vennbahn, sondern auch eine Sammlung der großen und kleinen Eisenbahn-Utensilien, Uniformen, Signale und historischen Urkunden.
Bauwerke
Zahlreiche Gebäude. v.a. in der historischen Altstadt stehen unter Denkmalschutz.
Stolberger Burg
Die Burg Stolberg, deren Ursprünge im 12. Jahrhundert zu suchen sind, liegt auf einem Kalkfelsen und ist das Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vom Stolberger Fabrikanten Moritz Kraus im damals modernen neuromantischen Castle-Stil wieder aufgebaut, erweitert und der Stadt als unveräußerliches Eigentum geschenkt. Nach Schäden im Zweiten Weltkrieg wurden die historisch authentischen Gebäude weitgehend in den Originalzustand versetzt.
Kirchen und Friedhöfe
Die katholische Kirche St. Lucia steht in unmittelbarer Nähe zur Burg an der Stelle der einstigen Burgkapelle. Damals stand sie unter dem Patrozinium der Heiligen Dreifaltigkeit, zu einem unbekannten Zeitpunkt Anfang des 19. Jahrhunderts wechselte das Patrozinium ganz zu St. Lucia. Der Pfarrer von Eschweiler klagte 1550 wegen der eigenmächtigen Einsetzung eines Pfarrers in Stolberg durch den Burgherren Hieronymus von Efferen, der 1554 auch einen Friedhof anlegen lässt. Das sind die ersten urkundlich erwähnten Bestrebungen zur kirchlichen Unabhängigkeit. Bis 1745 war St. Lucia ein Vikariat der Eschweiler Kirche St. Peter und Paul, seither ist sie eine eigenständige Pfarre. 1888 wurde St. Mariä Himmelfahrt auf der Mühle als eigenständige Pfarre ausgegliedert. Bekannte Pfarrer sind Roland Ritzefeld, der die Kirche erweiterte und für die Pfarre das nach ihm benannte Rolandshaus sowie das Bethlehem-Krankenhaus aufbaute, sowie Maximilian Goffart, der die Kirche mit einer konzertanten Orgel ausstattete und von 1978 bis zu seinem Tode 1980 Weihbischof in Aachen war. Bis 1945 hatte der Kirchturm St. Lucia einen Spitzturm, seither eine Zwiebelhaube.
In der Burgstraße steht die lutherische Vogelsangkirche, auf dem Finkenberg eine calvinistische Kirche. Der Kupfermeisterfriedhof der lutherisch-reformierten Gemeinde wurde 1686 auf dem Finkenberg angelegt, nachdem eine gemeinsame Friedhofsnutzung mit den Katholiken zu vielen Streitigkeiten geführt hatte.
Die neugotische Kirche St. Hubertus im Stolberger Ortsteil Büsbach, 1846 erbaut, wird von den Bewohnern als „Dom der Voreifel“ bezeichnet. Nachdem 1996 der Kirchturm wegen Baufälligkeit und Geldmangel abgerissen werden musste, wurde 2003 auf dem Kirchengelände ein funktionaler Glockenturm errichtet.
Im „Turmblick“, nahe des Steinbruchs Gehlen, befindet sich der kleine Friedhof der ehemaligen jüdischen Gemeinde mit Gräbern aus dem 19. und 20. Jahrhundert teils mit hebräischen Grabinschriften.
Kupferhöfe und andere historische Produktionsstätten
Auf Stolberger Stadtgebiet finden sich mehrere ehemalige Produktionsstätten von Messing, die so genannten Kupferhöfe, wie Frankenthal (18. Jahrhundert), Grünenthal, Rosenthal, Schardt, Sonnenthal, „Steinfeld“, „Weide“ und Rose; darunter auch die Adler-Apotheke, Stolbergs ältestes Steinhaus, das 1575 als erster Kupferhof von dem Kupfermeister Leonhard Schleicher erbaut wurde, nachdem 1571 ein Dekret der Stadt Aachen ergangen war, das Protestanten verbannte. 1656 verlassen dann nach dem Stadtbrand in Aachen die Kupfermeister restlos Aachen.
Im renaturierten Steinbruch Gehlen informiert ein Lehrpfad über die Kalkbrennerei.
Die renovierten historischen Schmelzöfen des ehemaligen Kupferhofes Atscher Mühle, betrieben bis 1873, in der Rhenaniastraße sind Teil des historischen Wanderwegs von Atsch bis Elgermühle.
Zwischen Stolberg-Vicht und Stolberg-Zweifall liegen die historischen Schmelzöfen der Reitwerke Neuenhammer und Platenhammer aus dem 17. und 18. Jahrhundert.
In der Klatterstraße steht Stolbergs ältestes Haus aus dem Jahre 1537. Der historische Straßenzug Alt-Breinig im Stadtteil Breinig steht mit seinen Bruchsteinhäusern unter Denkmalschutz. Stolberg ist Mitglied im Arbeitskreis historischer Stadtkerne Nordrhein-Westfalens.
Skulpturen
- Königswagen am Ende des Steinwegs, bestehend aus Teilen von Arnolds Mühle
- Eselsreiterin im Steinweg
- Vogelsänger auf dem Platz neben dem Rathaus
- Vogelmensch im Bastinsweiher
- Tanzende Quadrate am Fettberg (vormals in Stolberg-Mühle)
Alt-Stolberg in der Kunst
In den 1920er und 1930er Jahren hielt der Maler und Radierer Alfred Holler viele Motive Stolbergs auf seinen Werken fest.
Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung
Hier ist an erster Stelle die Kaiserstadt Aachen mit dem Münster, der Pfalz und zahlreichen Museen zu nennen.
Unmittelbar hinter der Grenze zwischen Stolberg-Breinig und Aachen-Kornelimünster liegt das gallo-römische Heiligtum Varnenum. In Kornelimünster lädt die Abteikirche zur Besichtigung ein.
Einen Tagesausflug lohnt auch das idyllische Eifelstädtchen Monschau im Süden.
In Langerwehe im Kreis Düren sind Schloss Merode, die Laufenburg und das Töpfereimuseum lohnende Ausflugsziele.
Im Norden bietet Eschweiler an verschiedenen Standorten eine breite Palette von zahlreichen Zeugnisse von der Römer- bis zur Gründerzeit.
Öffentliches und kulturelles Leben
Die Burg und die Kirchen der Altstadt sind beliebte Orte für Konzerte. In der Burg finden Ausstellungen statt. Der Europäische Kunsthof Vicht zeigt Werke bekannter Künstler, so Hartmut Ritzerfeld, Picasso und HAP Grieshaber. Ein ehemaliger Kuhstall in Breinig in Win Brauns Bauernhof fungiert als Ausstellungs- und Veranstaltungsort.
Regelmäßige Veranstaltungen
- Im Sommer wird die Stadtkirmes gefeiert
- Die Stadt veranstaltet alljährlich ein Stadtfest
- Jedes Jahr findet in Stolberg ein Schülertheaterfestival statt.
- Der Weihnachtsmarkt auf dem Kaiserplatz und an Wochenenden auch auf der Burg zieht in der Adventszeit viele Besucher an.
Vereine
Stolberg zählt mehr als 170 Vereine.
- Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V.
Zahlreiche Sport-, Schützen- und Karnevalsvereine halten die Tradition der Stadtteile wach.
Schützenvereine
- St. Bernhard Edelweiß Schützenbruderschaft Stolberg
- St. Heinrichs-Schützen-Bruderschaft Münsterbusch
- St. Hubertus-Schützenbruderschaft 1623 Büsbach
- St. Hubertus-Schützenbruderschaft 1623 Dorff
- St. Michael-Schützenbruderschaft 1881 Donnerberg
- St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1899 Atsch
- St. Sebastianus Schützenbruderschaft Breinig
- St. Sebastianus-Schützen 1659 Stolberg-Stadtmitte
- St. Sebastianus Schützen-Bruderschaft Venwegen e.V.
- St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1809 Vicht
- St. Sebastianus-Schützenbruderschaft Zweifall
Sportvereine
- Stolberger SV
- Stolberger Schachverein
Karnevalsvereine
- Erste Große
- Erste Kleine
- Fidele Zunfthäre
- KG Mölle
- Lustige Atschinesen
- Donnerberger Wenkbülle
- KG Löstige Wolleklös Mausbach
- Gressenicher Bessemskriemer
- Büsbacher Bacheschesser
- CG Schevenhütte 1882 e.V.
Karneval
In Stolberg feiert man Karneval (Fasteloovend) auf rheinische Art. Viele Karnevalsvereine haben einen eigenen Kinderprinzen. Es gibt einen Stolberger Karnevalsprinzen. Der Narrengruß lautet „Stolbersch Alaaf“. Die Prinzenproklamation findet im Rittersaal der Burg statt, die Schlüsselübergabe Fettdonnerstag auf dem Kaiserplatz vor dem Rathaus, der Rosenmontagszug verläuft durch die Innenstadt.
Dialekt
Die Stolberger Mundart gehört zum Ripuarischen. Anders als in der Nachbarstadt Eschweiler teilt sie jedoch nicht die markantesten Merkmale der Hauptvertreter dieses Dialekts, den Singsang und das Kölsche velare l. Eine Frau heißt im Stolberger Platt „Fromesch“, im Breiniger aber „Framinsch“ (Frau-Mensch). Eine Eigenheit des Stolberger Platt ist die Versicherungspartikel „ömme?“, verschmolzen aus öff net? = oder nicht?, während man in Eschweiler „ne?“ und in Aachen „wa?“ sagt. Verwendung findet der Dialekt in Gedichten in der Lokalpresse, in Gaststättennamen, im Karneval und bei Musikgruppen.
Originale
Ein Alt-Stolberger Original war „Jumbo“, der mit einer Pauke auf dem Rücken, einer Mundharmonika vor dem Mund und anderen Musikinstrumenten in der Hand eine Ein-Mann-Combo bildete.
Naherholung und Sport
Die Steinbrüche Obersteinfeld und Gehlen wurden zu Naherholungsgebieten renaturiert. Am Fettberg befindet sich der Schleicher-Park. Über die Hälfte der Fläche Stolbergs ist von Wald bedeckt. Zwischen Schevenhütte und Langerwehe befindet sich die Wehebachtalsperre.
Neben dem Stadion Glashütter Weiher verfügt Stolberg über sieben Bolzplätze, 13 Sportheime, 19 Sport- und Turnhallen sowie 14 Sportplätze, so den Rasenplatz in Venwegen. Daneben gibt es private Fitneßstudios und eine Squashanlage im Gewerbegebiet Steinfurt. Reitsport kann am Trockenen Weiher, in Schevenhütte, Süssendell (bei Mausbach), Gressenich und Büsbach betrieben werden. Es gibt sechs Tennisanlagen, so Tennisplätze, auf dem Hammerberg und der Liester, und Tennishallen nahe dem Museum Zinkhütter Hof. Im Hammerwald gibt es einen Schießstand (DJV), am Breiniger Berg einen Sporttrimmpfad. In Mausbach befinden sich eine Segelfluganlage und ein Bogenschießsportanlage.
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Viktor Holtz, *1846, † 1919 in Posen (Lehrer)
- Heinrich Grüber, * 1891 ,† 1975 in Berlin - evangelischer Theologe und Gegner des Nazi-Regimes
- Karl Fred Dahmen,*1917, † 1981 (Künstler)
- 1921, Heinz Bennent (Schauspieler)
- 1957, Quint Buchholz (Illustrator)
- 1959, Walter Hilgers (Tubist, Dirigent und Hochschullehrer)
Weitere Persönlichkeiten, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Johann Wilhelm Meigen (* 3. Mai 1764 in Solingen; † 11. Juli 1845 in Stolberg) deutscher Entomologe.
- Ludwig Philipp Lude ( * 2. Oktober 1895 in Kaiserslautern, † 16. Juli 1961 in Stolberg)
- 1897, Wilhelm Pitz, * 1897 in Breinig, + 1973 (Chorleiter in Bayreuth]
- 1927, Egidius Braun, * 1925 in Breinig, (DFB-Ehrenpräsident)
- Hartmut Ritzerfeld (* 1950 in Breinig / Maler)
- Win Braun (*1955 in Breinig / Maler)
- Olaf Ludwig * 1960 in Gera, Seit 1997 Wohnort von Olympiasieger und T-Mobile-Manager
- 1990, Christina Klein (Musikerin), wuchs in Stolberg auf
Ehrenbürger
Literatur
- Bierganz, Manfred: Geschichte der jüdischen Gemeinde in Stolberg. (Selbstverlag)
- Geschichte der Stadt Stolberg in Daten, herausgegeben von Dr. August Brecher und dem Stolberger Heimat- und Geschichtsverein e.V., Aachen 1990.
- Krebs, Stefan: Zwangsarbeit in Stolberg/Rhld : eine erste Bestandsaufnahme. Burg-Verl. Gastinger, 2003. (Beiträge zur Stolberger Geschichte ; 26). ISBN 3-926830-17-4
- Lohmann, Gustav, Schleicher, Kurt, Geschichte der evangelischen Kirchen in Stolberg und des Finkenberger Friedhofes, Stolberg 1957.
- Nokixel (sprich: Nohkicksel – Anagramm von Lexikon): Nachschlagewerk zur Stolberger Mundart [[4]] (Selbstverlag)
- Schleicher, Karl, Geschichte der Stolberger Messingindustrie, Stolberg 1956.
- Schleicher, Karl, Feuersturm über Stolberg, die Leiden der Zivilbevölkerung von Anfang September bis Ende November 1944; nach Aufzeichnungen, Tagebüchern und persönlichen Erinnerungen, Stolberg 1994.
Weblinks
- Stolberg im Open Directory
- Erste Große
- Tourismus in Stolberg
- Kataster-Stolberg - das Branchenbuch für Stolberg
- Treffpunkt Stolberg - Terminkalender für Stolberg
- Stolberger Vereine im Überblick
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