Zum Inhalt springen

Chopper (Motorrad)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 25. Juli 2006 um 16:14 Uhr durch 145.228.228.118 (Diskussion) (Bobber). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Chopper Captain America" aus dem Film Easy Rider“, 1987 im Zweirad-Museum Neckarsulm

Chopper war ursprünglich ab etwa 1948 in Kalifornien die Bezeichnung für ein Motorrad (meist der Marke Harley-Davidson), von dem alles abmontiert worden war, was dem Besitzer überflüssig erschien - wie etwa Beifahrersitze oder Schutzbleche. Das englische Verb to chop bedeutet "(ab)hacken".

Bobber

Die Modifizierung erfolgte ursprünglich einerseits, um das Gewicht zu reduzieren und so die Fahrleistungen zu verbessern. Andererseits sollte das oft als schwerfällig oder schwülstig empfundene Aussehen verbessert werden. Es war die erste Anlehnung von Straßenmotorrädern an typisch amerikanische Rennmaschinen - in diesem Fall Boardtrackracer und Hillclimber. Dies wurde oft mit stark eingeschränktem Komfort erkauft, da die Harley-Modelle vor 1958 noch keine Hinterradfederung aufwiesen (Starrrahmen, englisch "hardtail"), und die Fahrer nach Demontage des großen gefederten Schwingsattels zwar deutlich niedriger im Motorrad saßen, aber nur noch wenige Zentimeter Polster direkt auf den Rahmenrohren die Minimalfederung darstellten. Diese Motorräder wurden zunächst als Bobber oder Bobchops bezeichnet. Der Vorgang, aus einem Motorrad einen solchen Bobber zu machen, hieß umgangssprachlich bald "Bob job".

Der Begriff "Bobber" selbst bezieht sich auf den "bob", also den kleinen Außenschwung am unteren Ende des Vorderradschutzblechs an alten Harley-Modellen. Neben dem Motortuning war einer der ersten Modifizierungen, die ein Harley-Schrauber in den 40ern und 50ern vornahm, wenn er sein Fahrzeug leichter und damit schneller machen wollte, das originale Vorderradschutzblech nach hinten gedreht über dem Hinterrad zu montieren. Das ursprüngliche Hinterradschutzblech wurde weggelassen, das Vorderrad lief ohne Schutzblech. Solche Fahrzeuge hatten am Heck den "bob" und hießen deshalb Bobber.

Klassische Chopper: Easy rider

Spätestens seit dem Film Easy Rider aus dem Jahre 1969 werden Motorräder im allgemeinen dann als Chopper bezeichnet, wenn sie mit einer verlängerten Vorderradgabel ausgestattet sind. Auch dieses Styling war ursprünglich an Rennmaschinen angelehnt - in diesem Fall an Dragster, bei denen mittels des verlängerten Radstandes ein stabilerer Geradeauslauf bei hohen Geschwindigkeiten erreicht werden soll. Da bei Dragster-Rennen keine Kurven zu fahren sind, fiel die damit einher gehende Unhandlichkeit der Sportmotorräder nicht weiter ins Gewicht.

Beim Chopper dagegen wird dieses mangelhafte Fahrverhalten zugunsten des erwünschen Aussehens in Kauf genommen.

Zu den weiteren klassischen Chopper-Stilmerkmalen zählen extrem hohe Lenker ("Hirschgeweih", "Apehanger") sowie eine vorverlegte Fußrastenanlage. Auch diese Merkmale verschlechtern das Fahrverhalten, die Beherrschbarkeit und den Sitzkomfort, doch das wird zugunsten der erwünschten lässigen Pose in Kauf genommen.

Eine andere Stilrichtung nennt sich Low Rider. Das Ziel hierbei ist eine möglichst flacher, langgestreckter Look ("long 'n low") in stärkerer Anlehnung an das Aussehen von Dragstern. Entsprechend kommen hier statt hohen Apehanger-Lenkern flache Drag Bars zum Einsatz, oft auf nach hinten gezogenen Lenkerböcken ("Riser").

Von einem Schwedenchopper spricht man bei bestimmten radikal-puristischen Umbauten. In diesem Genre wird gern auf Anbauteile wie Scheinwerfer, Tachometer oder Vorderradbremsen verzichtet oder alternativ wenigstens die zugehörigen Kabel, Wellen und Leitungen innerhalb des Lenkers oder Rahmens verlegt, um den schnörkellosen Anblick derjenigen Teile, die tatsächlich eine zum Fahren unentbehrliche Funktion besitzen, möglichst wenig zu beeinträchtigen. Die Zulassung solcher Fahrzeuge zum öffentlichen Straßenverkehr wirft in Deutschland erhebliche Probleme auf.

Factory Custom: Chopper ab Werk

Die Firma Harley-Davidson lehnte zunächst derlei radikale Umbauten ab - nicht zuletzt weil diese Motorradgattung mit kriminellen und gewaltbereiten Rockergangs wie den Hells Angels in Verbindung gebracht wurde. Als das Chopper-Styling jedoch bald darauf im Mainstream aufging und die Nachfrage stieg, begann auch die Motor Company selbst, Chopper-Stilmerkmale in einige Serienmodelle einfließen zu lassen. Ab 1984 täuschte man mit der "Softail"-Hinterradfederung das Aussehen eines Starrrahmens vor, und ab 1988 bot man gar die seit 1948 durch die Telegabel abgelöste sogenannte "Springer-Gabel", eine Vorderradführung mit geschobener Kurzschwinge, wieder an.

Der in diesem Zusammenhang von Harley-Davidson geprägte Begriff des Factory Custom stellte im Grunde einen Widerspruch in sich dar. Neben dem angestrebten Styling-Ideal war das "ursprüngliche" Chopper-Konzept ja auch wesentlich von dem Gedanken geprägt, das Einheits-Styling eines Großserienmodells zu verändern und das Aussehen des eigenen Motorrades individuell zu gestalten.

Softchopper

In den 1980er Jahren begannen auch japanische Hersteller, auf den Chopper-Zug aufzuspringen. War bereits der Harleysche Factory Custom den Puristen ein Dorn im Auge gewesen, so setzten diese in noch weitaus höheren Stückzahlen und vergleichsweise billig auf den Markt geworfenen japanischen Chopper der 1980er Jahre noch eins drauf. Sie wurden daher besonders in ihrer Frühzeit oft verächtlich als "Soft-Chopper" abgetan. Diese Motorrad-Gattung beruhte auf "normalen" Straßenmotorrädern, die der Hersteller mit einigen "choppermäßigen" Anbauteilen wie höheren, nach hinten gebogenen Lenkern, vorverlegten Fußrasten, Chromteilen und teilweise serienmäßigen Soziuslehnen ("Sissybar") provisorisch angehübscht hatte.

Doch die Japaner lernten gewohnt schnell: Spätere Großserienmodelle wiesen bald ebenfalls die klassische V2-Motorbauweise des großen Vorbilds Harley-Davidson auf. Und bald stimmte auch das Styling: Die Suzuki VS 1400 Intruder sah bei ihrer Vorstellung besser aus als eine "echte" Harley frisch vom kalifornischen Edeltuner. Yamaha brachte mit der XV 535 Virago ein mindestens ebenso authentisch gestyltes Modell, dass darüber hinaus äußerst erschwinglich war und bis heute zu den meistverkauften Motorrädern Deutschlands zählt.

Diese späteren Japan-Chopper konnte niemand mehr ernsthaft als "Soft" bezeichnen, denn aufgrund ihres extremen Stylings waren sie den Vorbildern auch im Hinblick auf ihr mangelhaftes Fahrverhalten mindestens ebenbürtig: Die Fahrwerke waren unterdämpft, hatten hinten aufgrund des erwünschten flachen Looks meist eine unkomfortabel harte Federung mit wenig Federweg, waren dazu aufgrund ihrer Fahrwerksgeometrie nicht eben handlich und mit schwachen Bremsen an der Grenze des rechtlich Zulässigen ausgestattet.

Cruiser

Die logische Fortsetzung bildet heute die Gattung der Cruiser, die einige klassische Chopper-Merkmale zwar noch erkennbar zitiert, jedoch das Fahrverhalten nicht mehr völlig dem erwünschten Aussehen unterordnet. Stattdessen bringt diese Gattung technisch zeitgemäße Voraussetzungen für eine betont gemütliche, "genussbetonte" Fahrweise mit.

Ein Handwerk entsteht

Einer der bekanntesten Chopper-Motorwerkstätten sind die Orange County Choppers in Montgomery, N.Y, Amerika. Sie gehören zu den besten Chopper-Werkstätten im ganzem Land. Sie sind so bekannt, dass sie sogar eine eigene Fernsehsendung in Amerika und Deutschland haben. Sie bauen selbst angefertigte Bikes, dessen Fertigstellung mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann.