Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes

Militärauszeichnung
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 23. Juli 2004 um 18:04 Uhr durch Stefan Kühn (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs , am 1. September 1939 wurde durch die Erneuerung der Stiftung des Eisernen Kreuzes in drei Klassen (EK II, I und Großkreuz) eine weitere Klasse hinzugefügt, das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes. Es nahm die Stellung des im Ersten Weltkrieg verliehenen Pour le Mérite ein.

Mit zunehmender Kriegsdauer machte sich das Fehlen solcher Tapferkeitsauszeichnungen bemerkbar, mit denen erneute überragende Tapferkeitstaten oder bedeutende Führungsverdienste solcher Soldaten belohnt werden sollten, die sich bereits das Ritterkreuz erworben hatten. Das Großkreuz war für überragende Taten bestimmt, die den Verlauf des Krieges entscheidend beeinflussten. Einziger Träger des Großkreuzes war Reichsmarschall Hermann Göring. Ihm wurde diese Auszeichnung in der Reichstagssitzung vom 19.07.1940 verliehen, in der Hitler in seiner großen Rede zum Sieg über Frankreich die Persönlichkeit und die Verdienste Görings eingehend würdigte und ihn zum Reichsmarschall beförderte.
Das Ritterkreuz entspricht im Aussehen dem Eisernen Kreuz, unterscheidet sich aber dadurch, dass es

a) etwas größer ist
b) aus wertvolleren Materialien besteht
c) als Halsorden am Band in den Reichsfarben Schwarz-Weiß-Rot getragen wird.

Die Klassen des Ritterkreuzes sind aufsteigend:

  1. das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes
  2. das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit dem Eichenlaub (ab 3.6.1940)
  3. das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit dem Eichenlaub mit Schwertern (ab 21.6.1941)
  4. das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit dem Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten (ab 15.7.1941)
  5. das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit dem Goldenen Eichenlaub mit Schwertern und Brillanten (ab 29.12.1944)
  6. das Großkreuz des Eisernen Kreuzes.

In den Verleihungsbestimmungen für das Ritterkreuz heißt es, dass dies ausschließlich für:

  • besondere Tapferkeit vor dem Feind
  • und für hervorragende Verdienste in der Truppenführung verliehen werden soll.

Generelle Voraussetzung war außerdem ein selbständiger Führungsentschluss im Sinne der Auftragstaktik.

Das Ritterkreuz konnte nicht nur an Soldaten der Wehrmacht oder der SS verliehen werden, sondern z.B. auch an Polizisten, Feuerwehrmänner oder SA-Mitglieder.

Die höheren Klassen des RK wurden äußerst selten verliehen und ihre Inhaber (nicht: Ritter) genossen hohes Ansehen, denn es handelte sich durchweg um fronterprobte Soldaten oder hervorragende Strategen. Sie durften den Mantelkragen offen tragen, damit die Auszeichnung sichtbar war.

Verleihungspraxis

Der zu Beleihende musste vor der Verleihung des RK beide Klassen des Eisernen Kreuzes besitzen. In Ausnahmefällen wurde das RK gleichzeitig mit dem EK II und I verliehen. Eine Verleihung nach dem Tode war ebenfalls in Ausnahmefällen möglich.

Verleihungszahlen:

  1. RK: rund 7.300
  2. RK mit EL: 882
  3. RK mit EL u. Schwertern: 169
  4. RK mit EL, Schwertern und Brillanten: 27 (Kesselring, Rommel, Model, Schörner, Dietrich, Balck, Hube, v. Manteuffel, v. Saucken, Dr. Mauss, Ramcke, Gille, Tolsdorff, Galland, Schulz, Graf v. Strachwitz, Lent, Mölders, Gollob, Rudel, Brandi, Lüth, Nowotny, Schnaufer, Graf, Hartmann, Marseille)*
  5. RK mit Goldenem EL, Schwertern u. Brillanten: 1 (Rudel)

* sortiert absteigend nach Dienstgrad, beginnend mit Generalfeldmarschall

Bei den Verleihungen sind Offiziere überrepräsentiert. Sie wurden zwar leicht bevorzugt, kamen aber auf Grund ihrer Führungspositionen eher für eine Verleihung in Frage. Für ausschließliche Kampftaten existierte eine Vielzahl anderer, zum Teil ebenso hoch angesehener Waffen- und Kampfabzeichen: das Deutsche Kreuz (in Gold und in Silber, auch "Spiegelei" genannt), die Nahkampfspange (Bronze, Silber, Gold), die Ehrenblatt-Spange, das Infanterie-Sturmabzeichen, das Allgemeine Sturmabzeichen; ; das Abzeichen für die Vernichtung von Feindpanzern usw.

Da das RK in der Regel von Hitler persönlich (oder von einem Stellvertreter) verliehen worden war, wurde es in der Nachkriegszeit vielfach als politische Auszeichnung missverstanden. Tatsächlich und auch nach dem Urteil der ehemaligen Gegner erhielt eine militärische Leistungselite, nur 0,04% aller deutschen Soldaten, und nicht die Exponenten der nationalsozialistischen Ideologie diese Auszeichnung.

Günter Grass machte in Katz und Maus den Versuch, das Ritterkreuz lächerlich zu machen.

Die noch lebenden Ordensträger sind in der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger organisiert. Der Bundesminister der Verteidigung hat am 4. März 1999 entschieden, dass die Bundeswehr keine dienstlichen Kontakte zur OdR und ihren regionalen Unterorganisationen mehr unterhält. Unberührt von diesem Verbot kann zu Trauerfeierlichkeiten für Träger des RK mit Genehmigung des Bundesministers für Verteidigung ein Kleines- oder Großes Ehrengeleit gestellt werden.