Der Hochbunker Körnerstraße ist ein Luftschutzbunker im Kölner Stadtteil Ehrenfeld. Er wurde in den 1940er Jahren neben der zerstörten Synagoge Ehrenfeld errichtet. Nach dem Krieg diente er ausgebombten Familien als Wohnraum, heute ist er ein Ort für Kultur und Erinnerung.

Der Bau
Der Hochbunker ist ein dreigeschossiges, freistehendes Gebäude auf erweitertem rechteckigem Grundriss. Er besteht aus unverkleidetem Stahlbeton und hat ein pfannengedecktes Walmdach. Er misst 50,3 mal 15 Meter. Die Stahlbetondecke unter dem Dach ist 1,40 Meter dick, ebenso die Bunkersohle; im Kellergeschoss sind die Wände 1,80, in den Obergeschossen 1,10 Meter dick. Die Nutzfläche des Hochbunkers beträgt 1700 Quadratmeter. Während der Kriegszeit war der Bunker, wie andere Luftschutzanlagen auch, oftmals mit bis zu 7500 Menschen überbelegt.[1][2]
Der Bunker wurde durch mehrfach verwinkelte Öffnungen in den oberen Etagen mit Frischluft versorgt. Die Lüftung erzeugte einen leichten Überdruck im Bunker, womit verhindert wurde, das Gas ins Innere eindringen konnte; auch gab es ein Gasschleuse nach außen. Bei einem Luftangriff wurden die Löcher von innen verstopft. Die Elektrizität war an die öffentliche Stromversorgung angeschlossen, bei Dunkelheit wegen Stromausfall wiesen phosphorizierende Markierungen den Weg.[2]
Der Hochbunker Körnerstraße steht seit dem 25. April 1995 unter Denkmalschutz (Nr. 7443).[3]
Geschichte
Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge Ehrenfeld in der Körnerstraße in der Nacht zum 10. November 1938 bis auf die Außenmauern zerstört. 1942/43 wurde unmittelbar neben der zerstörten Synagoge der Bunker für die Zivilbevölkerung zum Schutz vor Luftangriffen errichtet, in dem rund 1500 Menschen Schutz finden sollten. Architekt war der Kölner Hans Schumacher, der insgesamt sieben Bunker in Köln plante.[4] Ob der Bau zunächst an der Stelle der zerstörten Synagoge geplant war, ist nicht bekannt: Hochbunker in anderen Städten wurden oftmals auf den Standorten von Synagogen errichtet, die von den Nationalsozialisten geschändet und abgerissen worden waren.[1]
Nach Kriegsende diente der Bunker zunächst als Unterkunft für entlassene Kriegsgefangene und anschließend, bis Mitte der 1950er Jahre, als Notunterkunft für Ausgebombte, später als Möbellager.[5] 1964 wurde an der Straßenseite des Bunkers eine Tafel angebracht, die an die am 10. November 1938 von den Nazis zerstörte Synagoge erinnert. Diese Tafel erweckte irrtümlich den Anschein, der Hochbunker sei auf dem Grundstück der Synagoge erbaut worden. Diese falsche Annahme verfestigte sich im Laufe der Jahre; inzwischen wurde die Tafel abgehängt.[6]
1962 sowie 1983/84 wurde der Bunker als Atomschutzbunker ertüchtigt.[7] Mieterin des Bunkers, der dem Bund gehörte, war die Feuerwehr Köln, und es wurden Kunst- und Erinnerungsprojekte veranstaltet. Die nachweislich erste künstlerische Nutzung fand im Jahr 1981 statt: Daniel Spoerri, damals Professor an den Kölner Werkschulen, führte zusammen mit seinen Studenten im Rahmen des Festivals Theater der Welt die Kunst-Aktion Promenade sentimentale durch. Im September 1991 beteiligte sich die „Initiative Gestaltwechsel“ im Rahmen der „TATA West – Kunst an Gürtellinie“ des Ehrenfelder Kunstvereins mit einer Ausstellung von 90 Kinderzeichnungen aus dem KZ Theresienstadt im Bunker. 1988 gründete sich eine Initiative aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen mit dem Ziel, den Bunker in eine Gedenkstätte des Progroms gegen die Juden in Ehrenfeld umzugestalten.[1]
2003 kündigte die Feuerwehr an, den Bunker künftig als Lagerraum nutzen zu wollen, zudem entspräche dieser nicht mehr den zeitgemäßen Erfordernissen für öffentliche Veranstaltungen. Investitionen von Bezirksvertretung und Kulturamt in die Brandschutzmaßnahmen ermöglichten ab 2007 erneut eine öffentliche Nutzung des Erdgeschosses, wo in den folgenden drei Jahren weitere Ausstellungen stattfanden. 2007 wurde der Bunker als Schutzraum ausgemustert, und 2011 verlangte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Übergabe des Gebäudes, nachdem der Mietvertrag mit der Kölner Feuerwehr ausgelaufen war. Daraufhin sammelte die Projektgruppe Hochbunker Körnerstraße aus Ehrenfelder Künstlerinnen und Künstlern rund 2000 Unterschriften, auch von prominenten Unterstützern. Sie appellierten an die Stadt, den Bunker zu kaufen oder zu mieten, um ihn als Erinnerungs- und Kulturort zu erhalten.[1]
2012 wurde der „Förderkreis Hochbunker Körnerstraße 101“ als eingetragener Verein gegründet, der den Bunker vom Bund mietete. Vorrangiges Ziel ist, den Hochbunker Körnerstraße zu erhalten, auch in seiner Eigenschaft als Kulturraum. 2013 wurde er wieder für die Öffentlichkeit eröffnet.[1] 2014 präsentierte der Förderkreis Installationen von Gunter Demnig, Felix Droese und anderen. Regelmäßig stellen in Ehrenfeld lebende Künstler aus; einen Schwerpunkt bildet mittlerweile elektronische Kunst.[8]
Weblinks
- bunkerk101.de
- Bunker 101- „Kunst-Ort“ im Kölner Stadtteil Ehrenfeld – Marchivum. In: marchivum-blog.de. 26. Oktober 2016, abgerufen am 3. November 2019.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e Der Hochbunker und die Ehrenfelder Synagoge. In: bunkerk101.de. Abgerufen am 3. November 2019.
- ↑ a b Vom Krieg zur Kunst. Hochbunker Körnerstraße 101. S. 12. (pdf)
- ↑ Hochbunker Körnerstraße 1943 bis 2013. Stadt Köln, abgerufen am 3. November 2019.
- ↑ Vom Krieg zur Kunst. Hochbunker Körnerstraße 101. S. 5. (pdf)
- ↑ Vom Krieg zur Kunst. Hochbunker Körnerstraße 101. S. 18. (pdf)
- ↑ Vom Krieg zur Kunst. Hochbunker Körnerstraße 101. S. 2. (pdf)
- ↑ Tag des offenen Denkmals® 2019. In: tag-des-offenen-denkmals.de. 8. September 2019, abgerufen am 3. November 2019.
- ↑ Vom Krieg zur Kunst. Hochbunker Körnerstraße 101. S. 24. (pdf)
Koordinaten: 50° 57′ 3,5″ N, 6° 55′ 28,5″ O