Bildungsbürgertum
Das Bildungsbürgertum ist eine einflussreiche Gesellschaftsschicht, die sich durch humanistische Bildung, Literatur, Wissenschaft und Staatsengagement auszeichnet. Im Bildungsbürgertum sind akademische Berufe besonders stark vertreten: Professoren, Pastoren, Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte, Richter; aber auch Kaufleute, Musiker, Künstler, Ingenieure, leitende Beamte usw.
Interessant ist die Unterscheidung zwischen den französischen Bürgerbegriffen Citoyen (etwa: Staatsbürger, Bildungsbürger) und Bourgeois (etwa: Besitzbürger, Herrschaftsbürger). Der gebildete Citoyen denkt im Gegensatz zum typischen Besitzbürger nicht nur an sich selbst und das Geld Mammon, wobei ein überdurchschnittliches Einkommen bzw. Vermögen in diesen Kreisen meist vorausgesetzt wird. Kaufleute oder gar Handwerker finden nur schwer Anerkennung in diesen intellektuellen Kreisen.
Das Bildungsbürgertum neigt zwar dazu, durch Bildungs- und Sprachbarrieren, früher z. B. durch die Sprache Latein, eine elitäre Schicht zu bilden, zu der Ungebildete nur schwer Zugang bekommen. Durch das Wissen und die Bildung wird Macht ausgeübt. Andererseits übernehmen Bildungsbürger oft auch Verantwortung für die Gemeinschaft und die Erziehung.
Als besondere Beispiele für Bildungsbürger werden gelegentlich die Schriftsteller Thomas Mann oder Jochen Klepper genannt.
Literatur
- Oskar Köhler: Bürger, Bürgertum. In: Staatslexikon. Band 1, Spalten 1040 ff., Freiburg im Breisgau 1985, ISBN 3-451-19301-9 mit weiterführenden Literaturangaben
- Malte Herwig, Eliten in einer egalitären Welt, Berlin: wjs-Verlag 2005. ISBN 3937989110 Website zum Buch