Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften

Organisation der Skeptikerbewegung
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Die GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) wurde am 11. Oktober 1987 als gemeinnütziger Verein gegründet und hat inzwischen ca. 750 Mitglieder. Aufklärung, kritisches Denken, sorgfältige Untersuchungen parawissenschaftlicher Behauptungen, sowie die Förderung der Popularisierung wissenschaftlicher Methoden und Erkenntnisse stehen als Ziele in der Vereinssatzung. [1] Die GWUP geht davon aus, dass wissenschaftliche Erkenntnis nicht nur möglich ist, sondern relativ zuverlässiges Wissen über die Welt liefert. Als Konsequenz fordert die GWUP daher die Untersuchung parawissenschaftlicher oder esoterischer Behauptungen mit wissenschaftlichen Methoden.

Die Ziele der GWUP

Die GWUP hat sich selbst zum Ziel gesetzt, Parawissenschaften, Pseudowissenschaften und verwandte Überzeugungssysteme aus wissenschaftlicher Sicht zu bewerten. [2]

  • Förderung der Wissenschaften und Anwendung ihrer Methoden auf Para- und Pseudowissenschaften,
  • Förderung kritischen Denkens, um damit die Anfälligkeit für pseudowissenschaftliche Vorstellungen und Versprechungen abzubauen,
  • Information der Öffentlichkeit über para- und pseudowissenschaftliche Behauptungen auf der Basis des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes
  • Förderung und eigene Durchführung von Untersuchungen zu parawissenschaftlichen Thesen,
  • Verbreitung und Erklärung von Wissenschaften und insbesondere ihrer Methoden,
  • Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Personen, Organisationen und Institutionen, z. B. dem Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal (CSICOP) und dem European Council of Skeptical Organisations (ECSO).

Ausrichtung

Die Skeptiker in der GWUP stellen Fragen zu Phänomenen, die vor allem parawissenschaftlicher, paramedizinischer und esoterischer Natur sind oder die oft voreilig dem Bereich des Übersinnlichen zugeordnet werden. Die GWUP weist auch auf möglicherweise gefährliche Folgen parawissenschaftlicher Thesen hin, wie sie vor allem im Bereich der so genannten alternativen Medizin aus ihrer Sicht gegeben sein können. [1] Im Gegensatz zum klassischen radikalen Skeptizismus (Pyrrhon, Sextus Empiricus, Montaigne u. a.) gibt die GWUP für sich als Ziel vor, einen methodischen und gemäßigten Skeptizismus zu betreiben und nicht die Möglichkeit von Erkenntnis überhaupt zu bestreiten. Skeptizismus heißt für die Mitglieder der GWUP, das kritische Nachfragen nicht an beliebiger Stelle abzubrechen, vor allem dort nicht, wo es liebgewonnene Auffassungen gefährdet. Der moderne Skeptizismus sucht also entsprechend dem griechischen Ursprung des Wortes skeptomai (σκέπτομαι, „ich beschaue“, „untersuche“, „prüfe“) die kritische Prüfung von Hypothesen.Die GWUP beschäftigt sich nicht mit religiösen Fragen, die sich einer wissenschaftlichen Untersuchung entziehen.

Unter den aktiven Mitgliedern der GWUP, befinden sich Wissenschaftler, als auch wissenschaftlich Interessierte Laien [3]. Der Verein hat seinen Sitz in Roßdorf bei Darmstadt. Er betreibt dort auch ein Skeptisches Zentrum als Informationsanlaufstelle.

Der Verein gibt seit 1987 den SKEPTIKER - Zeitschrift für Wissenschaft und kritisches Denken (früher: Skeptiker - Parawissenschaften unter der Lupe) heraus, der viermal im Jahr erscheint.

Konferenzen

Die GWUP veranstaltet jährlich eine Konferenz, deren Ziel es unter anderem ist, Ergebnisse aus der Vereinsarbeit der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dazu gibt es Vorträge zu aktuellen Themen von GWUP-Mitgliedern oder eingeladenen Fachleuten.

Jahr Konferenzort Thema
2000 München Moderne Mythen
2001 Roßdorf Para-Geschichtswissenschaft
2002 Berlin-Treptow Parawissenschaften und Politik
2003 Darmstadt Aberglaube: alt und neu
2004 Würzburg Para-Technik
2005 Regensburg Homöopathie
2006 Essen Gute / Schlechte Medizin

James-Randi-Preis

Bei der GWUP können außerdem Vortests für den von der James Randi Educational Foundation ausgelobten James-Randi-Preis über 1.000.000 Dollar durchgeführt werden. Dieser Preis wurde für den Fall ausgesetzt, dass es den Vertretern paranormaler, übernatürlicher oder okkulter Phänomene gelänge, ihre behaupteten Leistungen unter wissenschaftlichen Testbedingungen nachzuweisen. Bislang hat allerdings niemand den Vortest bestanden. Der Preis ist jedoch auch innerhalb der Skeptikerbewegung umstritten, weil einige wenige darin eine aggressive Polarisierung der Thematik sehen. Außerdem bestünde die Gefahr, von einem geschickten Zauberkünstler um die Million Dollar betrogen zu werden, einfach weil dessen Tricks zu raffiniert für die Prüfer wären. [4] James Randi hat diese Anmerkungen damals Punkt für Punkt beantwortet. [5]

Kritiker aus der Esoterikszene bemängeln im Gegensatz dazu nicht den Effekt der Polarisierung, sondern äußern Zweifel an der Fairness und Transparenz des Preisausschreibens. Auch auf derartige Vorwürfe geht James Randi detailliert auf seiner Webseite ein.

Kritik an der GWUP

Die GWUP wird von den Betreibern paranormaler, esoterischer oder pseudowissenschaftlicher Lehren des öfteren kritisiert. Unter anderem wird der GWUP vorgeworfen, dass sie Paranormales pauschal und prinzipiell a priori ablehne.

Um 1999 gab es jedoch auch innerhalb der GWUP eine Diskussion, in der einige wenige Mitglieder diese Kritik anbrachten, unter ihnen Edgar Wunder, der damalige Redaktionsleiter des Skeptiker. Sie unterlagen in einer offenen Abstimmung und nach längeren Diskussionen in der GWUP-Mitgliederversammlung sehr deutlich, da die genannten Argumente nur manche Mitglieder überzeugen konnten. Die Kritiker gründeten daraufhin gemeinsam mit Astrologen, Parapsychologen und anderen am Thema Interessierten zunächst das "Forum Parawissenschaften", das sie aber später umbenannten in die "Gesellschaft für Anomalistik". Außerdem reservierten sie sich die Webseite "skeptizismus.de" und schildern seither dort ihre Kritik an der GWUP, der sie unter anderem Voreingenommenheit vorwerfen: Die GWUP gehe bei ihren Untersuchungen nicht ergebnisoffen vor, sondern suche lediglich nach Bestätigungen ihrer vorgefassten Meinung über die von ihnen behandelten Praktiken. [6] [7] [8]. Die GWUP hat zu dieser Kritik ausführlich * [2]Stellung bezogen.

Quellen

  1. a b [http://gwup.org/ueberuns/ Die GWUP stellt sich vor
  2. [http://www.gwup.org/ueberuns/ziele/ Weitere Informationen über die GWUP
  3. [http://www.gwup.org/ueberuns/whoiswho Die GWUP e.V. stellt sich vor - Who is who
  4. [http://www.gwup.org/themen/texte/skeptikerpuc/jamesrandikritik.html. Der James-Randi-Preis - kritische Anmerkungen von Stephan Matthiesen, erschienen im Skeptiker 1/2000, S. 20 - 21.
  5. [1] James Randis Antwort auf Stephan Matthiesens Kritik (engl.)
  6. [http://www.skeptizismus.de/syndrom.html Das Skeptiker-Syndrom - Edgar Wunder
  7. [http://www.skeptizismus.de/henke.html Rudolf Henke (1999): Erfahrungen eines Insiders mit der deutschen Skeptikerbewegung
  8. [http://www.skeptizismus.de/freitag.pdf. Die Folgen von Freitag, dem 13. auf das Unfallgeschehen in Deutschland - Edgar Wunder


Literatur von GWUP-Mitgliedern

  • Bernd Harder (2005): Das Lexikon der Großstadtmythen - Unglaubliche Geschichten von Astralreisen bis Zombies, Frankfurt/Main.
  • Michael Shermer, Lee Traynor (2000): Heilungsversprechen - Zwischen Versuch und Irrtum, Aschaffenburg.
  • Bernd Harder (1999): X-Akten gelöst - Die Enträtselung der "unheimlichen Fälle", Aschaffenburg.
  • Walter Krämer(2000): So lügt man mit Statistik, München.
  • Christoph Boerdlein(2002): Das sockenfressende Monster in der Waschmaschine - Eine Einführung in das skeptische Denken, Aschaffenburg. Weitere Infos
  • Wolfgang Hund (2000): Falsche Geister - echte Schwindler? Esoterik und Okkultismus kritisch hinterfragt, Würzburg.
  • James Randi (2001): Lexikon der übersinnlichen Phänomene - Die Wahrheit über die paranormale Welt, München.
  • Gero von Randow (Hrsg.)(1996): Der Fremdling im Glas und weitere Anlässe zur Skepsis, entdeckt im "Skeptical Inquirer", Reinbek. *Martin Lambeck (2003): Irrt die Physik? Über Alternative Medizin und Esoterik. Weitere Infos
  • Markus Poessel (2000): Phantastische Wissenschaften - Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar, Reinbek.
  • Irmgard Oepen, Amardeo Sarma (Hrsg.) (1995): Parawissenschaften unter der Lupe, Münster.
  • Irmgard Oepen, Amardeo Sarma (Hrsg.)(1998): Paramedizin - Analysen und Kommentare, Münster.
  • Irmgard Oepen, Krista Federspiel, Amardeo Sarma (Hrsg.)(1999): Lexikon der Parawissenschaften - Astrologie, Esoterik, Okkultismus, *Paramedizin, Parapsychologie kritisch betrachtet, Münster.
  • Krista Federspiel, Vera Herbst (2006): Die Andere Medizin - Nutzen und Risiken sanfter Heilmethoden, Stiftung Warentest Berlin. *Michael Shermer, Benno Maidhof-Christig, Lee Traynor (1998): Endzeittaumel - Propheten, Prognosen, Propaganda, Aschaffenburg.
  • Gerhardt Vollmer (1993):Wissenschaftstheorie im Einsatz - Beiträge zu einer selbstkritischen Wissenschaftsphilosophie, Stuttgart. - *Andreas Hergovich (2005): Der Glaube an Psi - Die Psychologie paranormaler Überzeugungen. Bern.
  • Irmgard Oepen (Hrsg.) (1993): Unkonventionelle medizinische Verfahren, Stuttgart.