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Sonnenhaus (Lichtenfels)

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Heutige Ansicht der denkmalgeschützten Villa „Sonnenhaus“ der Familie des Otto Bamberger in Lichtenfels, Kronacher Straße 21
Villa „Sonnenhaus“ in Lichtenfels, Kronacher Straße 19, um 1915
Henriette „Jetta“ Bamberger (1891–1978), rechts, am Froschkönig-Brunnen der Villa „Sonnenhaus“, um 1915
Villa „Sonnenhaus“ der Familie Henriette und Otto Bamberger in Lichtenfels (Oberfranken), seinerzeit Kronacher Straße 19, ab 1937: Adolf-Hitler-Straße 21

Das Sonnenhaus in Lichtenfels (Oberfranken) ist eine 1914 im Stil des späten Jugendstils errichtete Villa,[1] die heute unter Denkmalschutz steht.[2] Sie wurde von dem Architekten August Berger, der zu den wichtigsten Vertretern des späten Jugendstils in Oberfranken gehört, für die Familie des von Lichtenfels aus international wirkenden Kaufmanns, Unternehmers, Kunstsammlers und -mäzens Otto Bamberger errichtet und zählt zu den Villenbauten, die insbesondere durch ortsansässige Unternehmer errichtet worden sind.[3][4][5]

Dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zufolge spiegele die Villa mit ihrer nahezu unverändert und vollständig erhaltenen wandfesten Ausstattung eine gehobene und auf Repräsentation ausgelegte Wohnhausarchitektur des industriellen Mittelstands wider. Vor dem Hintergrund des Bauherrn, der zu den führenden Unternehmern des Korbwarenhandels in Oberfranken zählte, komme dem „Sonnenhaus“ neben seiner historischen zugleich eine besondere architektonisch-künstlerische Bedeutung zu, weil es sich um einen bauzeitlich nach wie vor authentisch ausgestatteten Villenbau des späten Jugendstils handele.[6]

Die Villa mit ihren mehrfarbig bemalten Fenstern im Erdgeschoss (Hochparterre), ausgeführt durch die Coburger Kunstglaserei Bringmann und Schmidt,[7] und einem ursprünglich großzügigen Garten mit Froschkönig-Brunnen, wurde seinerzeit als ein kultureller Mittelpunkt der Stadt betrachtet, weil darin regelmäßige Literaturabende stattfanden, Bildhauer, Grafiker, Kunstmaler, Zeichner, Literaten und Kunsthistoriker aus- und eingingen.[8] Ohne Besucher blieb die Villa nur selten,[9] zunehmend allerdings während der NS-Zeit aufgrund der rassistisch motivierten Diskriminierung ihrer Bewohner.

Als große Besonderheit ihres Interieurs gilt die seinerzeit wohl einzigartige Komplettausstattung mit Bauhaus-Mobiliar im Stil der Neuen Sachlichkeit, die von September 1927 bis Weihnachten 1932 sukzessive durch den Designer Erich Dieckmann, bei der Küche unter teilweiser Mitarbeit von Karl Keller (1903–1978), ausgeführt wurde.[10][11][12][13] Die Villa war daher das wohl einzige private Gebäude reichsweit, das vollständig mit Mobiliar, Leuchten und Accessoires des Bauhauses ausgestattet worden ist.[14]

Die Villa beherbergte bis zu deren Beschlagnahme und Raub (siehe Raubkunst) am 10. November 1938 die regional umfangreichste Sammlung expressionistischer Kunst von mittlerweile international bekannten Künstlern.[15]

Präludium

Der Bau der Villa wurde von dem Kaufmann Otto Bamberger bei dem zu dieser Zeit von Hildburghausen aus wirkenden Architekten August Berger in Auftrag gegeben, nachdem er am 24. Dezember 1913 Henriette „Jetta“ (1891–1978),[16][17] geborene Wolff, geheiratet hatte. Diese war die Tochter des Kaufmanns Beni Wolff (1857–1923) aus Hall.[18]

Beide erwarteten im Jahr 1914 ihr erstes Kind, Ruth (1914–1983). Im Jahr 1920 wurde das zweite Kind des Ehepaares geboren, Klaus Philipp (1920–2008).

Vor Fertigstellung der Villa hatte Otto Bamberger bei seinen Eltern, Philipp Bamberger (1858–1919) und dessen Ehefrau Sarah „Serry“ (1863–1925), geborene Ellmann, in der Bamberger Straße 45 in Lichtenfels gewohnt. Deren Haus lag direkt neben dem familieneigenen Unternehmen D. Bamberger Palmkorb- und Möbelklopfer-Fabrik, als dessen Geschäftsführer Otto Bamberger seit 1910 neben seinem Vater Philipp und dessen Bruder Fritz (1862–1942) fungierte.[19]

Bezeichnung

Gedruckter Briefkopf des Otto Bamberger mit dem Absender Lichtenfels „Sonnenhaus“, 1926

Die Bezeichnung der Villa als „Sonnenhaus“ ist durch eine Vielzahl zeitgenössischer Quellen unterschiedlicher Autoren dokumentiert.[20][21][22][23][24][25]

Ihre Anschrift, bis zur Umbenennung offiziell Kronacher Straße 19, wurde bevorzugt mit „Lichtenfels, Sonnenhaus“ angegeben.[24] Es sind jedoch auch eine Vielzahl von Schreiben erhalten, die belegen, dass es für eine ordnungsgemäße Zustellung seinerzeit postalisch genügte, an „Otto Bamberger, Lichtenfels“ zu adressieren, damit die Sendungen ihren Empfänger erreichten.

Architektur

Die als „Sonnenhaus“ bezeichnete Villa wird als eingeschossiger giebelständiger Bau mit Frackdach beschrieben, mit einem polygonalen Standerker und einem traufseitigen Zwerchhaus.[2] Als eingeschossig wird die Villa auf der Grundlage des Faktums charakterisiert, dass das Gebäude unter dem weit heruntergezogenen Dach auf der Westseite eingeschossig ausgebildet ist.[6]

Das Gebäude wurde jedoch auf vier Ebenen geplant und ausgeführt, einem etwa zur Hälfte unterirdisch gelegenen Souterrain als Kellergeschoss, einem als Hochparterre ausgeführten Erdgeschoss, einem Obergeschoss und einem ausgebauten Dachgeschoss.

Die beiden Zugänge an der Süd- und Ostseite des Gebäudes waren über achtstufige Treppen zugänglich, ebenso die in der wärmeren Jahreshälfte für Mahlzeiten genutzte Veranda an der Nordseite, die über ein Fenster der angrenzenden Küche bedient werden konnte. Die Villa verfügte über Räumlichkeiten für Hausangestellte, die bei Bedarf über eine Glocke zwischen der Küche im Erdgeschoss und einem Zimmer im Dachgeschoss gerufen werden konnten sowie über Räume für Gäste des Hauses.

Interieur

Sowohl Otto Bamberger als auch dessen Ehefrau Henriette interessierten sich für moderne Kunst, Literatur, Philosophie, Politik, Architektur und Innenarchitektur sowie Auslandsreisen.[26]

Glasmalerei

In der Zeit des späten Jugendstils (Art nouveau) sind die farbig bemalten Glas-Sprossenfenster im Erdgeschoss (Hochparterre) durch die Coburger Kunstglaserei Bringmann und Schmidt ausgeführt worden.[7] Sie zeigen florale Elemente, auf einer Weltkugel stehend eine bartlose Hermes-Figur mit geflügeltem Helm, geflügelten Schuhen und Hermesstab (griechisch Kerykeion, lateinisch Caduceus) sowie zwei naturbezogene Motive mit Frauenfiguren. Von Bringmann und Schmidt sind weitere Arbeiten in mehreren Kirchen der Region erhalten, beispielsweise in St. Bonifaz in Oberlauter.

Bauhaus-Mobiliar und -Accessoires

Otto Bamberger beauftragte den Bauhaus-Designer Erich Dieckmann im Jahr 1926,[27] das Interieur des gesamten „Sonnenhauses“ komplett neu zu gestalten und auszustatten.[28][29][30][31][25] Die Komplettausstattung der Villa mit Bauhaus-Mobiliar wurde ausweislich der dazu erhaltenen Korrespondenz im September 1927 mit der Bibliothek im Erdgeschoss begonnen und wohl zu Weihnachten des Jahres 1932 mit dem Tochterzimmer im Dachgeschoss für Ruth Bamberger (1914–1983) abgeschlossen.[32] Mögliche weitere Arbeiten verhinderten die zeitbedingten Umstände nach der Machtabtretung an die Nationalsozialisten, die u. a. zur Schließung des Bauhauses, zum ideologisch bedingten Rauswurf Dieckmanns und zum frühen Tod Otto Bambergers führten.

Der Dokumentation des Hauptstaatsarchives Weimar zufolge war Otto Bamberger wohl der erste und einzige Auftraggeber des Bauhauses, der die komplette Umgestaltung und Ausstattung eines ganzen Gebäudes in Auftrag gegeben hat. Er gilt als größter Förderer und Auftraggeber des Bauhauses.[33][14][34][35]

Eine Reihe von Dieckmanns Entwürfen für Otto Bamberger finden sich im Februar 1929 in der Designzeitschrift Die Form,[36] in mindestens einem Möbelkatalog der Staatlichen Bauhochschule Weimar, 1930 in Walter Müller-Wulckows Buch Die deutsche Wohnung der Gegenwart und in Dieckmanns 1931 erschienenem Buch Möbelbau in Holz, Rohr und Stahl, das antiquarisch oder als Reprint erhältlich ist.[37][38][39]

Die bis heute erhaltenen Einbauschränke sind noch immer voll funktionsfähig und inklusive ihrer Einlegearbeiten (Intarsien) in sehr gutem Zustand. Der Fußboden ist selbst im Kellergeschoss (Souterrain) mit hochwertigem Parkett ausgestattet, das bis heute in einwandfreiem trockenen Zustand ist.[25]

Eine integrierte Stahltür im Keller[25] wurde vermutlich während des Zweiten Weltkrieges durch die Nachnutzer der Villa, die Familie Conrad und Grete Wagner, als Luftschutzraum eingebaut. Die Pläne aus dem Jahr 1913 sehen keine derartige Raumnutzung vor, zumal das Untergeschoss einem Souterrain entspricht, über Fenster verfügt und die tatsächlich erzielbare Schutzfunktion daher zweifelhaft erscheint.

Expressionistische Kunstsammlung

Otto Bamberger unterstützte überwiegend unbekannte und mittellose Künstler seiner Zeit, indem er von diesen Werke erwarb, die damals noch keinen nennenswerten Marktwert hatten.[40] Mit den gefälligsten dieser Werke dekorierte er die zahlreichen Räume des „Sonnenhauses“ (siehe Fotos in diesem Abschnitt). Der weitaus größte Teil der Gemälde, Grafiken, Zeichnungen, Holzschnitte, Lithografien, Skulpturen und sonstigen Kunstobjekte wurde ab September 1927 in seiner Bibliothek hinter zu diesem Zweck eigens gefertigten breiten Schiebetüren aufbewahrt.[41] Heute sind die Kunstwerke der Sammlung des Otto Bamberger sehr begehrt, die Künstler zumeist international bekannt.

Er war ein Sammler und Mäzen zeitgenössischer expressionistischer Kunst am Blauen Reiter beteiligter Künstler und erwarb während der 1910er und 1920er Jahre eine umfangreiche Sammlung hunderter Grafiken, Gemälde, Zeichnungen, Lithografien, Holzschnitte, Skulpturen und anderer Kunstgegenstände, beispielsweise von Ernst Barlach, Max Beckmann, Marc Chagall, Lovis Corinth, Otto Dix, George Grosz, Otto Herbig, Wassily Kandinsky, Ernst Ludwig Kirchner, Paul Klee, Oskar Kokoschka, Käthe Kollwitz, Alfred Kubin, Wilhelm Lehmbruck, Max Liebermann, Franz Marc, Paula Modersohn-Becker, Emil Nolde, Pablo Picasso und Leo Putz.[42][15][13][43][31] Von Max Obermayer (1866–1948) ließ er 1918 ein Ölgemälde anfertigen, das seine vierjährige Tochter Ruth porträtiert.[44] Außerdem erwarb er Skulpturen von Maria Lerch, darunter auch christliche wie Maria mit dem Jesuskind.

Exterieur

Otto Bamberger mit Tochter Ruth (1914–1983) im Garten seiner Villa „Sonnenhaus“ vor einem Brunnen mit Froschkönig-Skulptur, um 1919

Der weitläufige Garten der Villa Bamberger, durch einen leuchtend weiß gestrichenen Lattenzaun aus Holz auf gemauertem Sockel begrenzt,[45] verfügte über diverse Obstbäume. Diese boten dem Haushalt eine reichhaltige Auswahl von Obstsorten für Desserts und Obstkuchen und -torten, wurden allerdings teilweise seitens des kleinen Sohnes Klaus und dessen zahlreichen Freunden regelrecht geplündert, wenn diese während der 1920er Jahre im Garten spielten.[46]

Im Garten, auf der östlichen Seite der Villa, wurde ein Brunnen mit einer hohen Säule errichtet, auf welcher der Froschkönig auf einer Kugel thronte.[25] Aus dessen Maul sprudelte das Wasser in einem Bogen in ein darunter liegendes Becken. Halbrunde weiß lackierte Sitzbänke mit Armlehnen boten Sitzgelegenheiten für Personengruppen, genutzt beispielsweise während der regelmäßigen Treffen der teils angereisten Cousins und Cousinen.[47]

Zu einem späteren Zeitpunkt, vermutlich in den 1920er Jahren, wurde eine Siemens-Gegensprechanlage inklusive Tür-Freisprecheinrichtung und Klingelknopf am Gartentor installiert. Diese sind mit Frontplatten aus Kupfer ausgeführt und erhalten.[25]

Zeitgenössische Nutzung

Primär diente die große Villa der zunächst dreiköpfigen und ab 1920 vierköpfigen Familie als Wohnsitz. Es gab einige Hausangestellte, die katholische Köchin „Kuni“ und das evangelische Dienstmädchen „Gretel“, während der Gärtner Fiedler den Garten pflegte. Bei Bedarf arbeiteten auch Angestellte des Familienunternehmens D. Bamberger zu, so der langjährige Kutscher Rosenbauer und der Chauffeur Hartmann.[48] Regelmäßige überregionale Treffen der näheren und weiteren Verwandtschaft, durch die ein recht guter familiärer Zusammenhalt bestand, fanden in der Bamberger-Villa und deren großem Garten statt.

Während Otto Bamberger zeitlebens keinen Führerschein erwerben wollte, weil er – wie bereits sein Vater Philipp – die Fahrt in einer offenen Kutsche vorzog, übernahm seine Ehefrau Henriette „Jetta“ ab etwa 1931 das Steuer eines grünen[49] Mercedes-Benz 170 Cabriolets[50] und war damit die erste Führerscheininhaberin und Autofahrerin der Stadt.[51] Dieses Fahrzeug war nicht nur innerhalb der Stadt, sondern regional bekannt, und wurde stets vor dem Gartentor des Lichtenfelser „Sonnenhauses“ geparkt. Bei ihrer Rückkehr zur Villa machte sich „Jetta“ Bamberger durch Betätigung der Hupe des Fahrzeugs bemerkbar.[45]

Überliefert ist, dass in der Villa regelmäßig Gäste beherbergt wurden, auch solche, die nicht zur Verwandtschaft zählten. Es sei sehr ungewöhnlich gewesen und der Familie aufgefallen, wenn sie ihre Villa mal eine Woche für sich allein gehabt habe.[40][52]

In der Villa verkehrten anlässlich regelmäßig stattfindender literarischer Abende Schriftsteller und Grafiker wie Alfred Kubin und Kunstmaler wie Reinhold Nägele.[15][13][53] Zu den häufigen Gästen im „Sonnenhaus“ zählten jedoch auch die Bildhauerin Maria Lerch und die beiden Kunsthistoriker Justus und Senta Bier (1900–1978), geborene Dietzel, ab etwa Mitte der 1920er Jahre der Bauhaus-Designer Erich Dieckmann, der stets mit lautstark knatterndem Motorrad vorfuhr, von dem insbesondere Otto Bambergers kleiner Sohn Klaus begeistert war.[54][55][56][57] Ruths und Klaus’ Cousins und Cousinen trafen sich in der Villa und deren Garten regelmäßig zu Ferienaufenthalten und gemeinsamen Festivitäten.

1933 verstarb Otto Bamberger 48-jährig, kurze Zeit nachdem er durch Angehörige der SA während eines geschäftlichen Aufenthalts in Frankfurt am Main als Jude und SPD-Mitglied in sogenannte „Schutzhaft“ genommen und verhört worden war.[58][25]

Auswirkungen der NS-Zeit

Einbruch während der „Reichskristallnacht“

Lichtenfelser „Braunhemden“ drangen während der so bezeichneten „Reichskristallnacht“ in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 in die Villa Bamberger in der Adolf-Hitler-Straße 21 (heute: Kronacher Straße 21) ein, zerstörten im Salon einen historischen niederländischen Kachelofen und warfen hunderte Bücher aus Otto Bambergers Bibliothek auf die Straße. Schlimmeres konnte die anwesende Haushälterin Kunigunda „Kuni“ Rübensaal (1890–1978) verhindern, welche die ihr persönlich bekannten SA-Angehörigen resolut vertrieb.[59][60] Zu diesem Zeitpunkt waren Otto Bambergers Witwe Henriette „Jetta“ und ihr Sohn Klaus bereits in die Vereinigten Staaten emigriert, ihre Tochter Ruth folgte wenig später von Frankreich aus nach.[61][62]

Beschlagnahme

Am 10. November 1938 rückten mehrere Uniformierte des Lichtenfelser Bürgermeisteramts an, erfassten und klassifizierten die Kunstsammlung von Otto Bamberger als „entartet“ und beschlagnahmten diese.[63][15]

Erwiesen ist, dass nicht alle der konfiszierten Kunstwerke tatsächlich als „entartet“ galten. Dies belegt z. B. ein erhaltener Schriftwechsel mit Otto Modersohn, dem Witwer der verstorbenen Paula Modersohn-Becker. Deren Werke wurden im „Sonnenhaus“ widerrechtlich beschlagnahmt, durften aber während des Dritten Reiches in Kunsthallen und Museen weiterhin ausgestellt sein.[64]

Keine Restitution der „Raubkunst“

Der größte und wertvollste Teil der Kunstsammlung des Otto Bamberger ist bis heute nicht zurückerstattet worden.[65]

Ein kleiner, weitaus weniger wertvoller Teil der Sammlung, Bleistift- und Kohlezeichnungen, Holzschnitte und Lithografien, wurde nach Kriegsende durch US-amerikanische Ermittler, darunter ein Hannoveraner Neffe Otto Bambergers, Gerald (Gerhard) F. Bamberger (1920–2013),[66][67][65][68][31] im Keller des Lichtenfelser Rathauses aufgefunden. Offenbar hatten sich Lichtenfelser NS-Funktionsträger und privilegierte ortsansässige Unternehmer aus der Sammlung bedient. Die Fundstücke wurden Henriette Bamberger in die USA gesandt, wo sie nach Monaten in fünf Kisten verpackt in einem desolaten Zustand eintrafen.[65] Die restlichen Teile des familiären Besitzes, die bis zur Begleichung der festgesetzten „Reichsfluchtsteuer“ in einer Nürnberger Lagerhalle verwahrt worden waren, sollen hingegen bei Luftangriffen zerstört worden sein.[63]

Nachnutzung

Im Jahr 1939 wurde die zwischenzeitlich beschlagnahmte Bamberger-Villa „Sonnenhaus“ nebst deren Garten „arisiert“, zwangsweise enteignet und weit unter Wert weitergereicht. Davon profitierte die Familie Conrad († 1959), Grete (1892–1986) und Siegfried Wagner († 2013), die Mitinhaber der örtlichen Textilfabrik Striwa-Werke Striegel & Wagner,[69] welche die Villa künftig bewohnte. Bei Kriegsende flüchtete die Familie vorübergehend wegen der Tätigkeit ihres Unternehmens als Hersteller von Uniformteilen für den Stahlhelm und von NS-Uniformteilen für das NSKK, die SA, die SS und die Luftwaffe der Wehrmacht. Die Bamberger-Villa „Sonnenhaus“ wurde in der unmittelbaren Nachkriegszeit ab 1945 durch den Generalstab der US-Armee requiriert und von diesem bewohnt.[65][70] Nach deren Abzug wurde das Anwesen erneut durch die Familie Conrad, Grete und Siegfried Wagner genutzt. Diese verfügte offensichtlich auch über diverse Teile der NS-Raubkunst aus der Sammlung des Otto Bamberger in der von ihnen genutzten Villa „Sonnenhaus“, belegt durch zwei Schreiben einer Familienangehörigen aus dem Jahr 1994 und stellte diese bis Ende der 1980er Jahre in der Villa aus.[71][72]

Direkt vor Verabschiedung des Restitutionsgesetzes (Wiedergutmachung) auf der Basis des Militärregierungsgesetzes Nr. 59 habe der zu dieser Zeit im Auftrag der Familie Wagner tätige Rechtsanwalt Thomas Dehler der Witwe des Otto Bamberger, der in den USA in prekären Verhältnissen lebenden Henriette „Jetta“ Bamberger, eine Zahlung in Höhe von lediglich 5.000 US-Dollar für das „Sonnenhaus“ angeboten. Ziel sei demzufolge gewesen, in den Besitz eines legalen Kaufvertrages zu kommen, um die bevorstehende reguläre Restitution zu verhindern. Da Dehler „Jetta“ Bamberger nicht auf die unmittelbar bevorstehende Restitution hinwies, über die er aufgrund seiner vielfältigen Funktionen im Parlamentarischen Rat, im Länderrat des US-amerikanischen Besatzungsgebietes und im Bayerischen Landtag definitiv informiert gewesen sei, habe er diese arglistig getäuscht.[73] Kurz danach wurde Dehler erster Bundesminister der Justiz der neu gegründeten Bundesrepublik Deutschland.

Ab 1989 wurde das „Sonnenhaus“ durch die Anwaltskanzlei Goller & Schmauser genutzt,[13] welche die Villa im Frühjahr 2019 für einen mittleren sechsstelligen Betrag an die Stadt Lichtenfels verkaufte.[25]

Inzwischen wird das unter Denkmalschutz stehende Gebäude restauriert, für den Bedarf eines Kinderhorts umgebaut und demzufolge barrierefrei ausgestattet. Zu diesem Zweck soll es an seiner Rückseite einen zusätzlichen Eingang bzw. Fluchtweg mit angebautem Aufzug erhalten. Alle Arbeiten müssen in Abstimmung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege erfolgen.[13]

Künstlerische Darstellung des „Sonnenhauses“

Willibert Lankes: Aquarell mit der Darstellung des „Sonnenhauses“ in Lichtenfels

Von Willibert Lankes aus Marktgraitz wurde im Jahr 2011 ein Aquarell geschaffen, welches das „Sonnenhaus“ seinem heutigen Erscheinungsbild entsprechend darstellt. Im Zusammenwirken mit dem Lichtenfelser Rechtsanwalt Peter Schmauser übergab der Künstler dieses Werk den Nachkommen der Familie des Otto Bamberger als Schenkung.

Literatur

  • Klaus Bamberger: Meine Ferien [Tagebuch], handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [eindeutig Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitennummerierung.
  • Klaus Bamberger: Erinnerungen, gewidmet Meiner Mutter zum 46. Geburtstag [14. Juli 1937], unveröffentlichtes Schreibmaschinen-Manuskript, 18 Seiten, Lichtenfels, undatiert [Juni/Juli 1937].
  • Claude Bamberger: The Life of Claudius. In: Skyline, Quarterly of Cleveland College of Western Reserve University, Vol. XVI, No. 1, November 1942, S. 10–13.
  • Heinrich Meyer: Die Lichtenfelser Juden – Ein Beitrag zur Stadtgeschichte. In: Geschichte am Obermain, Bd. 5, Colloquium Historicum Wirsbergense, 1968/69, S. 135–166. OCLC 633845164
  • Claude P. Bamberger: ART – A Biographical Essay. Verlagshaus Meisenbach, Bamberg 1989. OCLC 634913800
  • Herbert Loebl: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989. OCLC 630421121 Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz [unveröffentlicht]
  • Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993. OCLC 174282770
  • Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2.
  • Martin Messingschlager: Die Entwicklung der Kronacher Straße in Lichtenfels 1900–1914. Von der Verkehrs- zur Ämter- und Repräsentationsstraße (= Fränkische Heimat am Obermain, Heft 39), Beilage zum Jahresbericht 2001/02 des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels, im Juli 2002. Obermain-Tagblatt, Lichtenfels 2002.
  • Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2, Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8.
  • Siegfried Rudolph: Otto Bamberger – ein Mitwitzer Kunstsammler. In: 750 Seiten Mitwitz – Ein Sammelband, hrsg. v. Friedrich Bürger, Selbstverlag 2012, S. 425–452. OCLC 814521359
  • Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9.
  • 13 Führerscheine – dreizehn jüdische Schicksale, Scrapbook zur gleichnamigen Ausstellung. Projekt des P-Seminars Geschichte des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels unter Leitung von Studiendirektor Manfred Brösamle-Lambrecht auf Initiative des Landrats Christian Meißner, Schuljahr 2017/18, 2., korr. und erw. Auflage (PDF-Datei; 11,8 MB), Lichtenfels 2019.

Buchvorstellung

Im Jahr 2005 wurden die 1989 und 1993 in den USA veröffentlichten Erinnerungen des Sohnes Klaus (Vorname in den USA umbenannt zu „Claude“) an seine Familie, Kindheit und Jugend in Lichtenfels durch den Geschichtsverein Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) im „Sonnenhaus“ der Familie Bamberger in teils gekürzter und teils ergänzter deutscher Fassung vorgestellt.[13] Die 1996 erschienene Autobiographie Klaus Bambergers blieb dabei jedoch unberücksichtigt.

Ausstellung

Ab dem 9. November 2019 will die Stadt Lichtenfels im „Sonnenhaus“ der Familie Bamberger in der Kronacher Straße 21 anlässlich des Jahrestages der „Reichskristallnacht“ mit einer Ausstellung an Otto Bamberger erinnern.[25] Zur Eröffnung wird Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold von der Otto-Friedrich-Universität Bamberg vortragen.

Commons: Kronacher Straße 21 (Lichtenfels, Upper Franconia) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Otto and Henrietta Bamberger. In: New York State, Department of Financial Services, Holocaust Claims, auf: ny.gov
  • Ramona Popp: Geschichtsträchtiges Haus wird Hort, 29. März 2019, auf: infranken.de [Der Artikel erwähnt die Profiteure und Nachnutzer des Anwesens ab 1939 nicht (Striwa-Mitinhaber Conrad Wagner mit Ehefrau Grete und Sohn Siegfried), enthält trotz zugrunde liegender Zuarbeit des Stadtarchivs Lichtenfels sachliche Ungenauigkeiten und Unschärfen sowie hinsichtlich des Verbleibs der Kunstsammlung Otto Bambergers eine gravierende Falschaussage.]
  • Steffen Huber: Geplanter Hort in der Kronacher Straße in Lichtenfels. In: Obermain Tagblatt, 5. Juli 2019, auf: obermain.de

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Bauherr Otto Bamberger, Architekt August Berger: Baupläne, 1913, Staatsarchiv Bamberg, Signatur Rep. K 14 Bpl. 5/1914.
  2. a b D-4-78-139-322 Kronacher Straße 21 (PDF-Datei; 2,4 MB). In: Bayerische Denkmalliste, Regierungsbezirk Oberfranken, Baudenkmäler Lichtenfels, hrsg. v. Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, Stand 11. Juli 2019, S. 16.
  3. Siegfried Rudolph: Ein Mitwitzer Kunstsammler. In: Mitteilungsblatt – Amtsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Mitwitz, Nr. 25 (1992), 19. Juni 1992.
  4. Martin Messingschlager: Die Entwicklung der Kronacher Straße in Lichtenfels 1900–1914. Von der Verkehrs- zur Ämter- und Repräsentationsstraße (= Fränkische Heimat am Obermain, Heft 39), Beilage zum Jahresbericht 2001/02 des Meranier-Gymnasiums Lichtenfels, im Juli 2002. Obermain-Tagblatt, Lichtenfels 2002. S. 34–37.
  5. Prof. Dr. Günter Dippold: Bauliche Zeugnisse der Korbindustrie in der Deutschen Korbstadt Lichtenfels. In: Streifzüge durch Franken, Bd. 1, Colloquium Historicum Wirsbergense, Verlag H. O. Schulze, Lichtenfels 2010, ISBN 978-3-87735-201-4, S. 111–122.
  6. a b Dr. Christian Dümler, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Dienststelle Bamberg, Schloss Seehof, schriftliche Auskunft vom 29. Juli 2019.
  7. a b Schriftliche Auskunft durch den Stadtbaumeister der Stadt Lichtenfels, Dipl.-Ing. (Univ.) Gerhard Pülz, vom 3. Juli 2019.
  8. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 6–7. Zitat: „Our home was constantly filled with all kinds of interesting people, mostly impoverished artists whom my father partially supported by buying their "crazy" pictures which the art world had not as yet recognized.“
  9. Klaus Philipp Bamberger: Meine Ferien [Tagebuch], handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [eindeutig Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitenzahlangabe [S. 10]. Zitat: „Nun ist das Sonnenhaus schon 1 Woche ohne jeglichen Besucher.“
  10. Bamberger, Otto, Korrespondenz mit Erich Dieckmann und Otto Bartning. In: Hauptstaatsarchiv Weimar, Bestandssignatur: 6-33-9010.
  11. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 17.
  12. Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 18–24.
  13. a b c d e f Ramona Popp: Geschichtsträchtiges Haus wird Hort, 29. März 2019, auf: infranken.de [Der Artikel erwähnt die Profiteure und Nachnutzer des Anwesens ab 1939 nicht (Striwa-Mitinhaber Conrad Wagner mit Ehefrau Grete und Sohn Siegfried), enthält trotz zugrunde liegender Zuarbeit des Stadtarchivs Lichtenfels sachliche Ungenauigkeiten und Unschärfen sowie hinsichtlich des Verbleibs der Kunstsammlung Otto Bambergers eine gravierende Falschaussage.]
  14. a b Dr. Katja Schneider: Erich Dieckmann. Bemerkungen zu Leben und Werk. In: Prof. Dr. Anita Bach, Alexander von Vegesack: Erich Dieckmann – Praktiker der Avantgarde: Möbelbau 1921–1933. Bauhaus Weimar, Bauhochschule Weimar, Burg Giebichenstein, Katalog zur Ausstellung 13. Juni – 30. September 1990, Vitra Design Museum, 1990, ISBN 3-9802539-1-0, S. 9–28, 109.
  15. a b c d Otto and Henrietta Bamberger. In: New York State, Department of Financial Services, Holocaust Claims, auf: ny.gov
  16. Heiratsurkunde des Otto Bamberger und der Henriette Wolff vom 24. Dezember 1913. In: Familienbuch Beni Wolff, Eintrag B. Nr. 58; Standesamt Schwäbisch Hall, übermittelt durch das Stadtarchiv Schwäbisch Hall, Dr. Andreas Maisch, am 5. Juli 2019.
  17. Der Vorname von Otto Bambergers Ehefrau wird in den englischsprachigen Quellen als Henrietta bzw. „Jetta“, in den deutschsprachigen teils als Henriette bzw. „Jette“ angegeben. Die standesamtlichen Eintragungen im Familienbuch der Familie des Beni Wolff (1. April 1857 in Braunsbach; † 2. Januar 1923 in Stuttgart) aus Hall, das wegen deren Übersiedlung am 13. September 1921 an das Standesamt Stuttgart übergeben wurde, weisen in der Heiratsurkunde des Otto Bamberger und der Henriette, geborene Wolff, die auf „e“ endende Schreibweise aus, ebenso zwei 1938 erstellte Listen des Bezirksamts Lichtenfels. In den während der frühen 1930er Jahre publizierten Periodika der Schule am Meer auf Juist ist die Schreibweise „Jetta Bamberger“ verzeichnet. Otto und Henriette Bambergers Sohn Klaus (1920–2008) hat in seinen Aufzeichnungen und Publikationen von 1934 bis 2005 durchgängig die auf „a“ endende Schreibweise benutzt.
  18. Als Trauzeugen der Hochzeit des Otto Bamberger und der Henriette Wolff fungierten Henriettes Vater, der Kaufmann Beni Wolff, und der Kaufmann Adolf Wolff, beide wohnhaft in Hall. Zitiert nach: Heiratsurkunde des Otto Bamberger und der Henriette Wolff vom 24. Dezember 1913. In: Familienbuch Beni Wolff, Eintrag B. Nr. 58; Standesamt Schwäbisch Hall und Standesamt Stuttgart. Für Beni Wolff existieren mehrere Schreibweisen seines selbst gewählten Vornamens, doch seine Unterschrift weist diesen eindeutig als „Beni“ aus.
  19. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 14.
  20. Brief des Reinhold Nägele (1884–1972) vom 15. Dezember 1919, adressiert an „Otto Bamberger, Lichtenfels in Bayern, Sonnenhaus“, handschriftlich, unveröffentlicht.
  21. Korrespondenzkarte [Postkarte] des Leo Putz (1869–1940) vom 17. April 1920, abgesandt in Meran, Tirol, Poststempel datiert „17.IV.20“, adressiert an „Herrn Otto Bamberger, Lichtenfels, Deutschland, Sonnenhaus“, handschriftlich, unveröffentlicht.
  22. Brief des Alfred Kubin (1877–1959) vom 5. Mai 1931 an Frau Otto Bamberger [Henriette „Jetta“ Bamberger]. Zitat: „Wie still mag es jetzt bei Ihnen im Sonnenhaus sein nachdem die beiden Kinder fort mussten und Ihr Gatte auch verreist ist – da begreife ich schon der »Einsamkeit Gefühl«“, handschriftlich, unveröffentlicht.
  23. Klaus Philipp Bamberger: Meine Ferien, Tagebuch, handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [eindeutig Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitenzahlangabe [S. 2, 6, 10].
  24. a b Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer, Juist (Nordsee), o. Jg., o. Nr., November 1934, ohne Seitenzahlangabe [S. 5].
  25. a b c d e f g h i Steffen Huber: Geplanter Hort in der Kronacher Straße in Lichtenfels. In: Obermain-Tagblatt, 5. Juli 2019, auf: obermain.de [Ausweislich der erhaltenen Baupläne stammt der in diesem Artikel bzw. der Fotostrecke erwähnte Luftschutzraum im Kellergeschoss des „Sonnenhauses“ nicht aus der Entstehungszeit der Villa, sondern wurde während des Zweiten Weltkrieges auf Veranlassung der Nachnutzer-Familie Wagner dort eingebaut.]
  26. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, Prologue, S. i.
  27. Manuell verfasstes Schreiben des Otto Bamberger vom 5. November 1926 an Erich Dieckmann.
  28. Erich Dieckmann 1896–1944, siehe dort: 1930/31, auf: design-museum.de
  29. Justus Bier: Ein neues Möbelbuch. In: Die Form – Zeitschrift für gestaltende Arbeit, 7. Jahr, Heft 6, 15. Juni 1932, S. 200, auf: uni-heidelberg.de
  30. Tim Benton: Rezension des deutschsprachigen Ausstellungskataloges von Alexander von Vegesack: Erich Dieckmann – Praktiker der Avantgarde. Möbelbau 1921–1933. Vitra Design Museum, Weil am Rhein 1990, ISBN 3-9802539-1-0. In: Journal of Design History, Vol. 4, No. 1 (1991), Design History Society (Hrsg.), Oxford University Press, Oxford, UK, S. 54–57.
  31. a b c Siegfried Rudolph: Ein Mitwitzer Kunstsammler. In: Mitteilungsblatt – Amtsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Mitwitz, Nr. 25 (1992), 19. Juni 1992.
  32. Faksimile eines Schreibens des Otto Bartning vom 20. April 1928 an Frau Otto Bamberger, Lichtenfels/Bayern, Kronacherstrasse [Staatsarchiv Weimar]. In: Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 45.
  33. Bamberger, Otto, Korrespondenz mit Erich Dieckmann und Otto Bartning. In: Hauptstaatsarchiv Weimar, Bestandssignatur: 6-33-9010.
  34. Dr. Angelika Emmrich, Bauhaus-Schule, Weimar 1990. In: Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 20.
  35. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 17.
  36. Bücherzimmer im Haus Otto Bamberger. In: Die Form. Zeitschrift für gestaltende Arbeit, für den Deutschen Werkbund hrsg. v. Dr. Walter Riezler, 4. Jahr, Heft 4, 15. Februar 1929, S. 119.
  37. Möbel der Staatlichen Bauhochschule Weimar, Katalog ausgeführter Arbeiten, undatiert [um 1930], 15 x 22 cm, 32 Seiten, auf: archive.org
  38. Walter Müller-Wulckow: Die deutsche Wohnung der Gegenwart. Langewiesche, Königstein im Taunus, 1930, S. 76. OCLC 258443596
  39. Erich Dieckmann, Katharina Dieckmann: Möbelbau in Holz, Rohr und Stahl (= Baubücher, Band 11), Hoffmann, Stuttgart 1931. Neuauflage: Vitra Design Museum, Weil am Rhein 1990. ISBN 3-9802539-2-9.
  40. a b Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 6–7. Zitat: „Our home was constantly filled with all kinds of interesting people, mostly impoverished artists whom my father partially supported by buying their "crazy" pictures which the art world had not as yet recognized.“
  41. Claude P. Bamberger: ART – A Biographical Essay. Verlagshaus Meisenbach, Bamberg 1989, S. 6.
  42. Claude P. Bamberger: ART – A Biographical Essay. Verlagshaus Meisenbach, Bamberg 1989, S. 12.
  43. Meinhard Meisenbach: Reminiscences with Claude. In: Claude Bamberger, George McCauley: Celebrating Friends – A Memoir (PDF-Datei; 4,4 MB), 2000/2012, S. 48.
  44. Claude P. Bamberger: ART – A Biographical Essay. Verlagshaus Meisenbach, Bamberg 1989, S. 26.
  45. a b Klaus Bamberger: Meine Ferien [Tagebuch], handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [eindeutig Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitennummerierung [S. 2].
  46. Klaus Bamberger: Erinnerungen, gewidmet Meiner Mutter zum 46. Geburtstag [14. Juli 1937], unveröffentlichtes Schreibmaschinen-Manuskript, 18 Seiten, Lichtenfels, undatiert [Juni/Juli 1937], S. 3.
  47. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, Chapter Ten, II.
  48. Claude Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 6–15.
  49. Klaus Bamberger: Meine Ferien [Tagebuch], handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [definitiv Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitennummerierung [S. 2, 8, 13, 16, 21].
  50. Mercedes-Benz 170 (W15) Cabriolet C (Bj. 1931 bis 1936), anhand eines Fotos des Fahrzeugs der Henriette Bamberger aus dem Jahr 1935 [siehe Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, unnummerierte Seite vor dem Prolog auf S. i.; siehe Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, Chapter 10, II.] und eines Vergleichsmodells auf zeitgenössischen Fotos identifiziert.
  51. Claude Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 6–15, 64.
  52. Klaus Bamberger: Meine Ferien [Tagebuch], handschriftliche Eintragungen, teils gereimt, mit 3 eingeklebten Fotos, undatiert [definitiv Sommer 1935], unveröffentlicht, 43 Seiten plus Titelblatt, ohne Seitennummerierung [S. 10]. Zitat: „Nun ist das Sonnenhaus schon 1 Woche ohne jeglichen Besucher.“
  53. Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Schulze Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 18.
  54. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 64.
  55. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 16.
  56. Faksimile eines Schreibens von Senta, Justus und „Bobby“ Bier an Klaus Philipp Bamberger, signiert „Ihre drei Biers“, undatiert [Ende der 1930er Jahre].
  57. Justus Bier, auf: helga-pape-stiftung.de
  58. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 23–24.
  59. Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, H. O. Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 44.
  60. Alfred Thieret: „Der Anfang des furchtbaren Endes“, 10. November 2013, auf: obermain.de
  61. Dr. Herbert Loebl OBE: The Holocaust – 1800 Years in the Making. Exemplified since ca. 1030 by the Experience of the Jewish Community of Bamberg in Franconia. A course of 9 lectures. Department of Religious Studies, University of Newcastle upon Tyne, Winter Term 1989. Selbstverlag, Newcastle upon Tyne 1989. OCLC 630421121 Darin nicht enthalten: Chapter IV The Bamberger Families of Burgkunstadt and Mitwitz, unvollendet, unveröffentlicht, S. 56.
  62. Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 22.
  63. a b Klaus Bamberger: Aus der Geschichte der Familie Bamberger. Kindheitserinnerungen an Lichtenfels (= Kleine CHW-Schriften, Colloquium Historicum Wirsbergense, Heft 2; Lichtenfelser Hefte zur Heimatgeschichte, Sonderheft 3), hrsg. v. Stadtarchiv Lichtenfels, Schulze, Lichtenfels 2005, ISBN 3-87735-177-8, S. 48–50.
  64. Schreiben des Otto Modersohn an die Geschwister Ilse und Lena Wolff vom 11. Februar 1939. Zitat: „Fischerhude 11.II.39. Sehr geehrtes Fräul. Wolff! Auf Ihre Anfrage teile ich Ihnen folgendes mit: die Bilder m. verstorbenen Frau Paula Modersohn-Becker wurden offiziell nicht als entartete Kunst bewertet. Es befand sich nur kurze Zeit ein Bild von ihr in der Entartetenausstellung in München u. wurde dann bald zurückgezogen. In den Ausstellungen in Berlin u. Hamburg der „Entarteten“ befand sich kein Bild von ihr. In der Kunsthalle in Bremen hängen ihre Bilder, ebenso eine große Anzahl in der Sammlung Roselius i. Bremen, die auch der Öffentlichkeit zugänglich ist. Es befindet sich das Bürgermeisteramt in Lichtenfels also im Irrtum, wenn es das fragl. Bild von Paula M.-B. der entarteten Kunst zuordnet, das können Sie resp. Ihre Frau Schwester dem Bürgermeisteramt mitteilen. Hochachtungsvoll Otto Modersohn.“
  65. a b c d Claude P. Bamberger: ART – A Biographical Essay. Verlagshaus Meisenbach, Bamberg 1989, S. 12.
  66. Suzanne Loebl: Flucht nach Belgien – Jugend am Rande des Holocaust. Epubli, Berlin 2014, ISBN 978-3-7375-0002-9, S. 244.
  67. Gerhard Bamberger (* 20. September 1920 in Hannover; † 2. Dezember 2013 in Sarasota, Florida), war ein Sohn von Otto Bambergers Bruder Anton (* 4. April 1886 in Mitwitz; † 28. Dezember 1950 in New York City) und dessen Ehefrau Else (* 11. April 1894 in Bocholt; † 24. August 1986 in New York City), geborene Magnus, und ein Cousin von Ruth und Klaus (Claude) Bamberger. Gerhard (Gerald) und Klaus waren von klein auf eng befreundet und trafen sich regelmäßig in Hannover und Lichtenfels. Auf den Wunsch von Klaus besuchte Gerhard ab 1935 ebenfalls das Institut auf dem Rosenberg in St. Gallen. Henriette Bamberger hatte dies mit Gerhards Eltern ausgehandelt. In den USA trafen sie sich nach ihrer Emigration in New York City wieder, wo es dann aber auch zu Meinungsverschiedenheiten über ihre berufliche Orientierung kam. Beide änderten ihre Vornamen zu Gerald bzw. Claude. Gerald arbeitete zunächst im Unternehmen seines Vaters in New York City. Nach dem Kriegseintritt der USA 1941 meldeten Claude und Gerald sich zum Dienst in der US-Armee und wurden 1942 eingezogen. Während Claude aufgrund einer zuvor beim privaten Skifahren zugezogenen schweren Knieverletzung nach einem Dreivierteljahr aus dem Dienst entlassen werden musste, wurde Gerald aufgrund seiner guten Sprachkenntnisse (Deutsch-Muttersprachler, Französisch) einer Einheit zur psychologischen Kriegsführung zugeteilt. Als ermittelnder Offizier des Military Intelligence Staff (siehe: Ritchie Boys) war er bei Kriegsende im Deutschen Reich eingesetzt und verhörte dort Opportunisten, Karrieristen und Täter bzw. Bürger, Militärs und sonstige Funktionsträger. Mit der 8th Infantry Division gelangte er dabei nach Bamberg und nahm von dort aus die Gelegenheit wahr, einen Abstecher nach Lichtenfels zu machen, das er aus seiner Kindheit sehr gut kannte. Er besuchte das vom US-Generalstab requirierte „Sonnenhaus“ und wurde im Rathaus Lichtenfels auf im Keller aufgefundene Kisten aufmerksam gemacht, die den Schriftzug „Bamberger – Jüdischer Besitz“ trugen. Diese konfiszierte er, wozu er aufgrund seiner Befehlsgewalt berechtigt war, und ließ sie an die Anschrift seiner Tante Henriette in die USA verschiffen. Im Lichtenfelser Rathaus fand er auch Teile der Kunst- und Bücherkollektion seines anderen Onkels Ludwig (1893–1964), des jüngsten Bruders von Otto Bamberger, ebenfalls Mitinhaber des Lichtenfelser Unternehmens "D. Bamberger". Bis 1954 arbeitete er dann erneut im Kunststoffverwertungsunternehmen seines Vaters, bis dieses verkauft wurde. Anschließend bei diversen Unternehmen dieser Branche tätig, gründete er 1967 sein eigenes Unternehmen Bamberger Polymers, Inc., aus dem er sich 1984 zurückzog. Zitiert nach: Claude P. Bamberger: History of a Family – The Bambergers of Mitwitz and Lichtenfels 1770–1992. Selbstverlag, Tenafly, New Jersey, USA, 1993, S. 55. Zitiert nach: Obituary Gerald F. Bamberger. In: The New York Times, 5. Dezember 2013.
  68. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 123.
  69. Ramona Popp: Striwa-"S" steht für Industriegeschichte am Obermain, 17. Juni 2019, auf: infranken.de [Der Artikel lässt sämtliche NS-Bezüge des Unternehmens und der Familie Conrad und Grete Wagner unerwähnt und beschränkt sich stattdessen auf die unverfänglicher erscheinende Produktion für die Luftwaffe der Wehrmacht.]
  70. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, S. 118–119.
  71. Schreiben der Corinna Wagner [später verheiratete Wagner-Sorg], auch im Namen ihrer Schwester Yvonne, vom 30. Mai 1994 an Claude P. Bamberger, maschinenschriftlich, 1 Seite, unveröffentlicht
  72. Schreiben der Corinna Wagner [später verheiratete Wagner-Sorg] vom Oktober 1994 an Claude P. Bamberger. In: Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 271.
  73. Claude P. Bamberger: Breaking the Mold – A Memoir. C. Bamberger Molding Compounds Corp., Carlstadt, New Jersey, USA, 1996, ISBN 0-9653827-0-2, S. 118–119.

Koordinaten: 50° 8′ 49″ N, 11° 4′ 0,5″ O