Rugby-Union-Weltmeisterschaft

internationaler Wettkampf im Rugby Union
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Juli 2006 um 16:37 Uhr durch Voyager (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Rugby-Weltmeisterschaft (englisch Rugby World Cup / auch Webb Ellis Cup nach dem angeblichen „Erfinder“ des Rugbysports William Webb Ellis) ist der wichtigste internationale Wettkampf im Rugby-Union-Sport und wird seit 1987 alle vier Jahre unter derzeit zwanzig teilnehmenden Männer-Nationalmannschaften ausgetragen. Der verliehene Pokal, die William-Webb-Ellis-Trophäe, ist nach dem Schüler der Public School im englischen Ort Rugby benannt, der der Legende nach das Spiel erfunden hat. Die Rugby-Weltmeisterschaft ist nach der Fußball-Weltmeisterschaft und den Olympischen Sommerspielen eines der größten internationalen Sportturniere der Welt. Amtierender Weltmeister ist England, das Australien im Oktober 2003 in Sydney nach Verlängerung bezwang. Die nächste Rugby-Weltmeisterschaft wird im September und Oktober 2007 in Frankreich stattfinden.

Format

Qualifikation

Eine Qualifikation wurde erstmals bei der zweiten Rugby-Weltmeisterschaft 1991 ausgetragen, als 32 Nationen um acht der 16 Weltmeisterschaftsplätze spielten. In der ersten Weltmeisterschaft waren sieben Mannschaften als Mitglieder des Weltverbandes IRFB (International Rugby Football Board, heute IRB) automatisch qualifiziert, die übrigen neun Mannschaften wurden eingeladen.

Derzeit nehmen die acht Viertelfinalisten des vorhergehenden Turniers ohne Qualifikation teil, die übrigen zwölf Plätze werden nach Kontinenten ausgespielt. Drei Mannschaften kommen hierbei aus Amerika, eine aus Asien, drei aus Europa und zwei aus Ozeanien. Die verbleibenden zwei Qualifikationsplätze werden zwischen den Mannschaften, die die Qualifikation verpasst haben, ausgespielt. Der beste aus dem Qualifikationsturnier für Afrika und Europa spielt gegen den besten aus Amerika, ebenso spielt der beste aus Asien gegen den besten aus Ozeanien.

Endrunde

Im derzeitigen Modus wird das Turnier unter zwanzig Mannschaften über einen Monat in einem oder mehreren gastgebenden Ländern ausgetragen. In der anfänglichen Gruppenphase gibt es vier Gruppen mit je fünf Mannschaften. Die vier Halbfinalisten des vorherigen Wettbewerbs werden dabei auf die vier Gruppen verteilt, die übrigen vier Viertelfinalisten ebenso. Die Mannschaften, die über die Qualifikation zur Teilnahme gekommen sind, füllen die übrigen Plätze auf.

In der Gruppenphase spielt jede Mannschaft einmal gegen jeden ihrer Gruppengegner, wobei vier Punkte für einen Sieg und zwei Punkte für ein Unentschieden verliehen werden. Bonuspunkte können durch vier und mehr Versuche oder eine Niederlage mit sieben oder weniger Punkten erreicht werden. Die beiden besten Mannschaften jeder Gruppe kommen ins Viertelfinale, wobei jeweils der Gewinner der einen Gruppe gegen den Zweiten einer anderen spielt. Die Viertelfinalsieger spielen unter sich die Halbfinals aus, in denen die Finalgegner bestimmt werden. Die Halbfinalverlierer spielen um den dritten Platz.

Geschichte

Vor der Rugby-Weltmeisterschaft gab es im Rugby-Union-Sport mehrere Wettbewerbe, in denen Nationalmannschaften um Titel spielten. Das älteste bestehende Rugbyturnier ist das Six-Nations-Turnier und seine Vorgänger, das zwischen England, Irland, Wales, Schottland, später Frankreich und seit 2000 Italien ausgespielt wird. Dieses Turnier war zwar eine rein europäische Angelegenheit, jedoch war es einer der wenigen regelmäßig ausgetragenen Wettkämpfe. Viermal, 1900, 1908, 1920 und 1924, war Rugby Teil der Olympischen Sommerspiele. Frankreich gewann die erste Goldmedaille, es folge Australasien, und die letzten beiden Male gewannen die USA. Danach wurde wurde Rugby vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) aus dem Kanon der Sportarten entfernt.

Die Idee einer Rugby-Weltmeisterschaft geht zurück bis in die 1950er Jahre, jedoch verbot der Rugbyweltverband (IRFB, heute IRB) seinen Mitgliedsländern die Teilnahme an einem solchen Wettbewerb [1]. Zu Beginn der 1980er kam die Idee wieder zum Vorschein und wurde 1983 auf einer IRFB-Sitzung erneut abgelehnt. Der australische (ARU) und neuseeländische (NZRFU) Verband verfassten daraufhin unabhängig voneinander einen Brief, der das IRFB aufforderte, eine Weltmeisterschaft durchzuführen. 1985 wurde diese Idee trotz Widerstandes, besonders von den irischen und britischen Delegationsmitgliedern, angenommen und die erste Weltmeisterschaft wurde folgerichtig von Australien und Neuseeland veranstaltet. Die entscheidende Stimme kam von den Südafrikanern, die das Projekt befürworteten, obwohl sie wussten, dass ein Boykott wegen der Apartheid es ihnen unmöglich machen würde, an dem Wettbewerb teilzunehmen.

Unter den 16 teilnehmenden Nationen gingen die All Blacks aus Neuseeland als Sieger hervor, indem sie Frankreich im Finale mit 29-9 besiegten. England veranstaltete die folgende Weltmeisterschaft, einzelne Spiele wurden jedoch auch in Wales, Schottland, Irland und Frankreich ausgetragen. Australien siegten im Finale mit 12-6 über den Gastgeber England. 1995 kehrten die Springboks aus Südafrika nach dem Ende der Apartheid auf die internationale Bühne zurück. Als Gastgeber gewannen sie auch das Turnier, indem sie Neuseeland besiegten. Nelson Mandela, bekleidet mit einem Springboks-Trikot und einer passende Schildmütze, überreichte dem Kapitän Francois Pienaar die Trophäe. Diese Szene ist eine der berühmtesten der Sportgeschichte [2].

 
Die englische Weltmeistermannschaft feiert ihren Sieg in London.

Wales war Gastgeber im Jahr 1999, weitere Spiele fanden im Rest des Vereinigten Königreiches und in Frankreich statt. In diesem Jahr wurde die Zahl der Teilnehmer von 16 auf zwanzig erhöht. Australien gewann mit einem Sieg über Frankreich zum zweiten Mal die William-Webb-Ellis-Trophäe. Das folgende Turnier sollte ursprünglich gemeinsam von Australien und Neuseeland ausgetragen werden; Differenzen zwischen dem IRB und der NZRFU über das Sponsoring, Werbung und den Kartenverkauf führten dazu, dass Australien zum alleinigen Ausrichter bestimmt wurde. England gewann den Titel mit einem Sieg über Australien durch ein drop-goal von Jonny Wilkinson in der Verlängerung und damit kam erstmals ein Weltmeister aus der nördlichen Hemisphäre. 750 000 Menschen versammelten sich in London, um das heimkehrende Team zu feiern [3].

Die Weltmeisterschaft 2007 findet in Frankreich statt, einige Spiele werden auch in Wales und Schottland ausgetragen werden. Im November 2005 wurde Neuseeland zum Gastgeber 2011 gewählt. Japan und Südafrika hatten sich ebenfalls für die Ausrichtung beworben.

Pokal

Der Pokal ist nach William Webb Ellis benannt, dem die Erfindung des Rugbyspiels zugeschrieben wird. Scherzhaft wird die Trophäe auch Bill (englische Koseform für William) genannt. Auf der Vorderseite sind die Worte International Rugby Board und Williams Webb Ellis Cup eingraviert. Zwei Griffe befinden sich an den Seiten, einer trägt den Kopf eines Satyrs, der andere den Kopf einer Nymphe. Hergestellt wurde der 38 Zentimeter hohe, aus vergoldetem Silber bestehende Pokal bereits 1906 [4]. Zur Zeit befindet sich die William-Webb-Ellis-Trophäe im Museum of Rugby in London.

Bestimmung des Ausrichters

Das gastgebende Land wird von den IRB-Mitgliedern ausgewählt. Organisiert wird das Turnier durch das Rugby World Cup Ltd (RWCL). Der Wahlvorgang wird von unabhängigen Veranstaltern durchgeführt, die Wahl bleibt geheim. Bisher fanden alle Meisterschaften in Ländern statt, in denen der Rugbysport sehr populär ist. Mit der Wahl von Neuseeland zum Ausrichter 2011 setzt sich dies fort; Japan, eine traditionell schwächere Rugbynation, konnte sich nicht durchsetzen. Mittlerweile wird der Ausrichter fünf oder sechs Jahre vor dem Beginn der Veranstaltung bestimmt.

Die Wahl der Gastgeber ist ein kontrovers diskutiertes Thema; es wird vermutet, dass die Bewerber, um Gastgeber zu werden, mit den stimmberechtigten IRB-Mitgliedern geheime Abmachungen treffen. So gab es im Jahr 2006 Vermutungen, dass der argentinische Rugbyverband für Neuseeland gestimmt habe, um als Gegenleistung an einem regelmäßig stattfindenden Turnier außerhalb der Weltmeisterschaft teilnehmen zu dürfen [5].

Ergebnisse

Turniersieger

Vorlage:Rugby-Union-Weltmeisterschaft/Tabelle

Länderspezifischer Erfolg

Insgesamt haben 22 Nationalmannschaften an Endrunden der Rugby-Weltmeisterschaft teilgenommen. Zwischen den wenigen starken Nationen und dem Rest der Welt besteht allerdings ein beträchtlicher Leistungsunterschied, so dass die "Großen Fünf" England, Frankreich, Neuseeland, Australien und Südafrika üblicherweise zunächst Kantersiege feiern und dann den Titel unter sich ausmachen.

Von allen fünf bisherigen Turnieren wurde nur eines, das letzte im Jahr 2003, von einer Mannschaft aus der nördlichen Hemisphäre gewonnen. Jedoch stellte der Norden bisher jedes Mal - abgesehen von 1995 - einen Endspielteilnehmer, und von den Mannschaften, die im kleinen Finale um den dritten Platz spielten, kam ebenfalls die Hälfte aus Europa.


Zahlen und Rekorde

Der Leistungsunterschied zwischen den Topmannschaften der Welt und den schwächeren Teams trat 1987 offen zu Tage; die All Blacks erzielten 74 Punkte im Spiel gegen Fidschi und Frankreich legte 13 Versuche gegen Simbabwe. Die meisten Punkte in einem WM-Spiel erzielten ebenfalls die All Blacks mit 145 im Jahr 1995 gegen Japan. Der größte Punktunterschied bestand dagegen mit 142 zwischen Australien und Namibia beim Turnier 2003 in Australien.

Bei seinem internationalen Durchbruch im Jahr 1995 brach der Neuseeländer Jonah Lomu mehrere individuelle Rekordmarken. Er hält immer noch den Rekord für die meisten Versuche in WM-Endrunden - 15 in den beiden Turnieren 1995 und 1999 - und die meisten Versuche in einer Endrunde - acht im Jahr 1999. Weitere neuseeländische Spieler halten WM-Weltrekorde - unter anderem erzielte Grant Fox 1987 mit 126 die meisten Punkte in einem Turnier, Simon Culhane erzielte die meisten Punkte in einem Spiel mit 45 in dem Rekordmatch gegen Japan; im selben Spiel brach er auch den Rekord für die meisten Erhöhungen in einem Spiel, indem er zwanzigmal traf, während Marc Ellis mit sechs die meisten Versuche in einem einzelnen Spiel legte. Sean Fitzpatrick, der langjährige All-Blacks-Kapitän, spielte die meisten WM-Spiele mit 17 zwischen 1987 bis 1995. Im selben Zeitraum erzielte der Schotte Gavin Hastings die Rekordzahl von 227 Punkten.

Quellen

  1. www.Worldcupweb.com: The History of RWC (englisch)
  2. Paul Ackford: Wilkinson's moment after meeting doubts head-on, 24. November 2003 (englisch)
  3. BBC Sport Rugby Union: England honours World Cup stars, 9. Dezember 2003 (englisch)
  4. PlanetRugby.com: The History of the Webb Ellis Cup, 17. November 2003 (englisch)
  5. PlanetRugby.com: Argentina spills the beans on 2011, 10. Januar 2006 (englisch)

[[Kategorie:]]