Tertiärer Bildungsbereich in den Vereinigten Staaten

Überblick über den tertiäreren Bildungsbereich in den Vereinigten Staaten
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 24. Oktober 2019 um 16:26 Uhr durch Stilfehler (Diskussion | Beiträge) (Öffentliche vs. private Hochschulen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Der tertiäre Bildungsbereich umfasst in den Vereinigten Staaten 4298 Hochschulen (Stand: 2017), die teils als Universities, teils als Colleges bezeichnet werden. Mehr als die Hälfte davon sind private Hochschulen; die übrigen befinden sich in öffentlicher Hand.

Stanford University, eine der renommiertesten Hochschulen der Vereinigten Staaten

Hintergrund

Die erste Hochschule auf dem Gebiet der heutigen Vereinigten Staaten war das 1636 gegründete New College (ab 1639: Harvard College), aus dem nach der Gründung der Harvard Medical School (1782) die Harvard University hervorging. Im Jahre 2017 existierten in den USA 4298 Hochschulen (in Deutschland: 429), darunter 2672 Privathochschulen (Deutschland: ca. 160).[1][2][3]

 
Anteil der über 25-Jährigen mit College-Abschluss

An öffentlichen Hochschulen waren im Jahre 2017 14,56 Mio Studierende und an privaten Hochschulen 5,1 Mio Studierende eingeschrieben (Deutschland: insgesamt 2,84 Mio).[4][5] Der Anteil der 18- bis 24-Jährigen, die an Hochschulen eingeschrieben waren, betrug im Jahre 2017 40 %.[6] Am höchsten war der Anteil bei asiatischstämmigen Amerikanern (65 %), am niedrigsten bei solchen indianischer (20 %), hispanischer oder afroamerikanischer Herkunft (je 36 %). Bei Frauen (44 %) war der Anteil höher als bei Männern (37 %).[6] Da viele Studiengänge nach zwei oder vier Jahren beendet sind, ist die Studienanfängerquote in den Vereinigten Staaten noch höher; im Jahre 2018 betrug sie 69,1 % (Deutschland: 55,5 %).[7][8] Die Studienanfängerquote berücksichtigt nur junge Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung. Wenn man den gesamten Jahrgang zugrundelegt, also auch Jugendliche, die kein High School Diploma erworben haben, beträgt der Anteil der Studienanfänger 59,7 % (Deutschland: 28,5 %).[9][10]

Zu verstehen ist dieser hohe Studierendenanteil vor dem Hintergrund, dass in den USA weniger Formen der Berufsausbildung bestehen als im deutschsprachigen Raum. So fehlt insbesondere das Konzept der dualen Ausbildung. Im Jahre 2018 waren 35,1 % der 16- bis 19-Jährigen und 71,1 % der 20- bis 24-Jährigen bereits erwerbstätig, wobei auch mehr als zwei Drittel der Studierenden, um ihr Studium finanzieren zu können, jobben oder arbeiten müssen.[11][12] Die mittleren Studienkosten (Studiengebühren, Unterkunft und Verpflegung; ohne persönlichen Bedarf) haben sich im Schuljahr 2017/2018 an öffentlichen Hochschulen auf 20.770 US-Dollar und an privaten Hochschulen auf 46.950 US-Dollar pro Jahr belaufen (Deutschland: einschließlich persönlichem Bedarf 9.528 Euro).[13][14] Eine viel genutzte Alternative zum Collegestudium ist der Besuch einer Vocational School (Trade School, Technical School, Career College), an der in zweijährigen Ausbildungsgängen praktisches Können für individuelle Berufe vermittelt wird; die mittleren Kosten betragen hier nur 16.500 US-Dollar pro Jahr.[15] Im Jahre 2014 waren an den Vocational Schools 16 Mio Schüler eingeschrieben.[16] Obwohl die Rekruteure der United States Army an den High Schools starke Präsenz haben, ist das Interesse der Absolventen an einer Militärlaufbahn derzeit gering.[17] Nach einer Untersuchung aus dem Jahre 2017 kamen von den zum Befragungszeitpunkt 17- bis 24-Jährigen für eine Aufnahme ins Militär nur 0,4 % in Frage.[18]

Studiengänge und Abschlüsse

Übersicht

Amerikanische Hochschulen bieten Studiengänge mit bis zu vier verschiedenen Abschlüssen an:[19]

Abschluss Art des Studienganges Studiendauer Zulassungsvoraussetzungen Studierendenzahl 2019/2020[20]
Associate degree (Intermediate degree) undergraduate programs 2 Jahre High School Diploma oder gleichwertiger Abschluss 989.000
Bachelor’s degree 4–5 Jahre 1.975.000
Master’s degree graduate programs 1½–2 Jahre[21] Bachelor's degree 820.000
Doctoral degree Ph.D. programs 2+ Jahre Master's degree; vereinzelt genügt ein Bachelor's degree 184.000

Zweijährige Programme (Associate degree) werden heute hauptsächlich an Community Colleges angeboten. In den meisten Bundesstaaten handelt es sich bei den Community Colleges um Zweigstellen der jeweiligen Staatsuniversität, die neben anderen Aufgabengebieten den speziellen Auftrag haben, hochwertige Bildung für relativ wenig Geld anzubieten.[22][23] Aus finanziellen Gründen studieren viele junge Amerikaner erst zwei Jahre lang an einem Community College und wechseln dann für den Erwerb des Bachelorgrades an eine reguläre Hochschule.[24]

Die große Mehrzahl der amerikanischen Hochschulen bietet vierjährige Studiengänge an. Nur in wenigen Fächern, etwa Architektur, sind fünfjährige Programme die Regel. Vier- und fünfjährige Programme werden mit dem Bachelorgrad abgeschlossen, wobei hier B.A. degrees (Bachelor of Arts) und B.S. degrees (Bachelor of Science) unterschieden werden. Daneben existieren auch spezielle Abschlüsse wie Bachelor of Engineering (B.Eng.), Bachelor of Philosophie (B.Phil.), Bachelor of Fine Arts (B.F.A.), Bachelor of Architecture (B.Arch.), Bachelor of Design (B.Des.), Bachelor of Science in Nursing (B.S.N.) u. a. m.[22]

Während viele – vor allem private – Hochschulen ganz auf undergraduate-Studenten spezialisiert sind (Beispiele: Colgate University, Swarthmore College, Williams College), bieten die meisten Schulen auch Masterstudiengänge an. Die beiden am häufigsten verliehenen Mastergrade sind der Master of Arts (MA/M.A./A.M) und der Master of Science (MSc/M.S./S.M.); daneben bestehen zahlreiche weitere.[25] Auf den Masterstudiengang kann ein Doktorat aufgebaut werden, das in den USA stets im Rahmen eines strukturierten Programms erfolgt.[26]

Berufsqualifizierende und wissenschaftliche Abschlüsse

In den USA entscheiden spätere Studenten schon vor Beginn des Studiums, ob sie das berufsqualifizierende oder das forschungsorientierte akademische Schulmodell wählen. Wird das berufsqualifizierende College-Modell gewählt, ist in der Praxis ein späterer Umstieg zum universitären wissenschaftlichen Modell sowie der Zugang zu research-based Master- bzw. PhD-Studiengängen nur in seltenen Ausnahmefällen und unter Nachholung umfangreicher Studienleistungen möglich. Darüber hinaus hängen die späteren beruflichen Chancen sehr stark vom Hochschulranking und damit vom Ruf des gewählten Colleges bzw. der Universität ab.

Als häufigste Grundformen des berufsqualifizierenden Modells, das großteils an Colleges angeboten wird, können genannt werden:

  • Associate Degree – Studiumsberechtigung + 2 Jahre
  • Three-year Bachelor – Studiumsberechtigung + 3 Jahre (häufiger)
  • Four-year Bachelor – Studiumsberechtigung + 4 Jahre (seltener)
  • (Ein-)Fach-Master als Aufbaustudium (course-based; coursework, paper oder project anstelle einer wissenschaftlichen Thesis) – Bachelor + häufiger 1 bis seltener 2 Jahre

Mit solchen College-Abschlüssen ist in der Praxis der Zugang sowohl zu Eliteuniversitäten und also auch zu research-based Master- bzw. PhD-Studiengängen verschlossen, oft schon aufgrund der einschlägigen Zulassungsbedingungen. Aus diesem Grund gibt es an zahlreichen staatlichen und privaten Bildungseinrichtungen für ein Anschlussstudium andere Angebote, zum Beispiel einen Four-year Bachelor plus einen (Ein-)Fach-Master in einer Gesamtstudienzeit von 5 Jahren, oder einen Three-year Bachelor plus einen (Ein-)Fach-Master in sogar nur viereinhalb Jahren zu erwerben[27], wenn schon vor Erreichen des Bachelors Veranstaltungen für diese Master-Variante belegt wurden. Der Großteil der Studenten in den USA ergreift aber direkt nach einem berufsqualifizierenden College-Undergraduate-Studiengang einen Beruf.

Häufigste Grundformen des wissenschaftlichen Modells, das großteils an Universitäten, selten und teilweise auch an Top-ranked Elite-Colleges, angeboten wird:

  • Bachelor Honours (wissenschaftliches Diplomstudium mit Bachelor Thesis) – Studiumsberechtigung + häufiger 4 bis seltener 5 Jahre
  • research-based Master (Thesis) – Bachelor Honours + 2 bis 3 Jahre
  • Doctoral Degree/PhD – Bachelour Honours (seltener) oder research-based Master (häufiger), + 3 bis 4 Jahre

In aller Regel wird – im Gegensatz zu berufsqualifizierenden Bachelor-Varianten – mit dem universitären Bachelor Honours eine wissenschaftliche Qualifikation erworben und damit der Zugang für ein research-based Graduate-Anschlussstudium oder generell für ein Postgraduate-Studium an Eliteuniversitäten eröffnet. Wer das wissenschaftliche Modell wählt, hat in der Praxis später die reale akademische Aufstiegschance zum staatlich anerkannten Universitätsprofessor.

Sondermodelle

Neben den üblichen Bachelor-, Master und PhD-Studiengängen existieren auch noch Sonderformen, wie die häufiger drei bis seltener vierjährigen doctor-Studiengänge an sogenannten professional schools für beispielsweise Rechtswissenschaften, Medizin und Theologie. Zugangsvoraussetzung für diese Studiengänge ist in der Regel mindestens ein Four-year Bachelor, an Spitzeninstitutionen ein Bachelor Honours. Zudem sind nach einem Rechtswissenschafts-doctor jeweils einjährige Fachspezialisierungen möglich, die mit einem Master of Laws abschließen. Solche einjährigen Spezialisierungs-Master werden auch häufig von Ausländern erworben, die bereits ein Rechtswissenschaftsstudium in ihren Heimatländern abgeschlossen haben.

Schulformen

Der Erwerb des High School Diploma in Verbindung mit einigen Aufnahmeprüfungen (Advanced Placement, ACT, SAT I, SAT II) sowie Empfehlungsschreiben von Lehrern und einem entsprechenden Stand im Jahrgang (z. B. oberste 10 % – dem Numerus-clausus-System ähnlich) berechtigt zum Besuch einer tertiären Bildungseinrichtung (Postsecondary Education), die allgemein unter der Bezeichnung College zusammengefasst werden, aber auch Universitäten sein können. Über verschiedene Stufen können die Studenten dabei bis zur Promotion gelangen, in den meisten Fällen wird die Undergraduate-Ausbildung jedoch mit einem berufsqualifizierenden Grundabschluss (z. B. Bachelor) oder mit einem wissenschaftlichen Abschluss (z. B. Bachelor Honours) vollendet. Beim vier- bis seltener fünfjährigen Bachelor Honours wird auch eine wissenschaftliche Diplomarbeit (Bachelor Thesis) angefertigt und öffentlich verteidigt. Der Bachelor Honours wird z. B. mit B.A. hons. abgekürzt. Für besonders gute Leistungen (einfacher Bachelor oder Bachelor Honours) werden Bezeichnungen wie summa cum laude, magna cum laude, cum laude und with distinction verliehen.

Es gibt folgende Collegetypen in den USA, wobei eine Hochschule auch mehrere davon vereinigen kann:

  • Undergraduate Schools, z. B. drei- oder vierjährige Colleges, Community Colleges, Junior Colleges, Vocational Institutes, Technical Institutes (Abschluss: Associate Degree, Bachelor u. a.)
  • Graduate Schools (Abschlüsse: den deutschen Forschungsgraden gleichwertigen Master’s Degrees und Philosophiae Doctors, Ph. D. genannt)
  • Professional Schools (Abschluss: Professional Degree)

In den USA bestanden im Jahre 2005:

  • 3197 Senior Colleges (4-jährige Colleges und Graduate Colleges)
  • 2526 Junior/Community/Technical Colleges (Junior Colleges sind 1-, 2- und 3-jährige Colleges)

Unterscheidung von College und University

Die Begriffe „College“ und „University“ haben im Englischen mehrere Gebrauchsebenen. Umgangssprachlich ist College ein Sammelbegriff für jede Art von Hochschule. Go to college („zum College gehen“) ist in etwa gleichbedeutend mit dem kolloquialen deutschen Ausdruck studieren, der ebenfalls keine Information darüber einschließt, ob z. B. eine Kunstakademie, eine Universität oder eine Fachhochschule besucht wird.[28]

Historisch ist ein College (von latein. collegium) eine individuelle Hochschule. Die älteste höhere Bildungseinrichtung der USA, Harvard College, wurde 1636 gegründet, um den Priesternachwuchs der Massachusetts Bay Colony sicherzustellen. 1782 kam die Harvard Medical School hinzu; weitere Schulen folgten. Der offizielle Name des Zusammenschlusses lautet bis heute The President and Fellows of Harvard College.[29] Erst im Laufe des 19. Jahrhunderts setzte sich daneben nach und nach die Bezeichnung „Harvard University“ durch.[30] Auch die britischen Universitäten, nach deren Vorbild Harvard errichtet worden war – Oxford und Cambridge –, bilden Zusammenschlüsse von Colleges.

Obwohl Schulen, die sich als „University“ bezeichnen, im allgemeinen größer sind als solche, die den Ausdruck „College“ im Namen führen, gibt es auch sehr kleine Universitäten (Faith International University & Seminary in Tacoma, knapp 400 Studierende) und sehr große Colleges (Broward College in Fort Lauderdale, 67.000 Studierende). Manche Einrichtungen verwenden gar keinen der beiden Namensbestandteile (MIT).

Im allgemeinen bezeichnen sich solche Hochschulen als „College“, deren Angebote sich weitgehend auf Associate- und Bachelorstudiengänge beschränken, während solche, die sich „University“ nennen, darüber hinaus meist auch umfangreiche Master- und Doktoratsstudiengänge anbieten. Jedoch findet man auch an vielen Schulen, die das Wort „College“ im Namen tragen, Masterstudiengänge und Promotionsmöglichkeiten (Beispiele: Dartmouth College, Boston College, College of Wisconsin in Milwaukee.[31][32]

Auch besonders forschungsstarke Hochschulen tragen meist den Namen „University“. Ausnahmen von dieser Regel sind erstens Einrichtungen wie das MIT, Dartmouth College und die Colorado School of Mines, die faktisch Universitäten sind, dieses Wort aber nicht in ihren Namen aufgenommen haben.[33] Zweitens bieten auch viele reine Undergraduateschulen ihren Studierenden hochrangige Forschungsprogramme an (Beispiele: College of Wooster, Davidson College).[34]

Oft steht der Namensbestandteil „University“ auch für Qualität der Lehre.[35] Tatsächlich gibt es neben guten „Universities“ aber auch solche, die höchstens ein Drittel ihrer Studienanfänger bis zum Studienabschluss führen und damit zu den schlechtesten Hochschulen des Landes gerechnet werden (Beispiele: Fayetteville State University, University of the District of Columbia, Shaw University).[36]

Öffentliche vs. private Hochschulen

 
Entwicklung der Studierendenzahlen (in Mio) an öffentlichen und privaten Hochschulen, 1965–2017

Das Zählen von Hochschulen ist in den USA eine komplexe Aufgabe, weil viele Schulen in mehr oder weniger selbstständige Teilschulen gegliedert sind.[37] Das National Center for Education Statistics hat in den Vereinigten Staaten im Jahre 2017 jedoch 1626 öffentliche und 2672 private Hochschulen gezählt. Bei den privaten wiederum hat sie zwischen 1687 nichtkommerziellen (nonprofit schools) und 985 kommerziellen Hochschulen (for-profit schools) unterschieden.[37]

Jeder der 50 amerikanischen Bundesstaaten sowie die Hauptstadt Washington, D.C., Guam, Puerto Rico, die Nördlichen Marianen und die Jungferninseln haben entweder ein System von Staatsuniversitäten oder andere vernetzte oder individuelle öffentliche Hochschulen oder Kombinationen daraus. So existieren im bevölkerungsreichsten Bundesstaat Kalifornien z. B. parallel die Netze der University of California (10 Campus) und der California State University (23 Campus). Die größte öffentliche Hochschule der USA ist derzeit die University of Central Florida in Orlando mit 68.569 Studenten. Einige der öffentlichen Einrichtungen – z. B. UC Berkeley, UCLA und University of Michigan, Ann Arbor – zählen zu den angesehensten Hochschulen des Landes.[38]

Unter den nicht kommerziellen Privathochschulen befinden sich sowohl konfessionelle (z. B. Liberty University, Grand Canyon University, Brigham Young University) als auch weltliche (z. B. Stanford, CalTech, MIT).[39] Auch die acht hoch renommierten Ivy-League-Universitäten befinden sich sämtlich in privater Hand: Brown, Columbia, Cornell, Dartmouth, Harvard, UPenn, Princeton und Yale.

Kommerzielle Hochschulen werden insbesondere von solchen Studierenden genutzt, die auf ein Fernstudium angewiesen sind; zu den Marktführern zählen u. a. die University of Phoenix (103.975 Studierende)[40], Strayer University (52.253), Walden University (49.680), American Public University System (46.420), Capella University (38.392), Colorado Technical University (25.797) und Brightwood College (20.000). Andere kommerzielle Anbieter haben Nischenexpertise wie z. B. DigiPen, das dem Unternehmen Nintendo nahesteht und spezielle Bachelor- und Masterstudiengänge für Entwickler von Computerspielsoftware anbietet.

Hochschulart Zahl der Schulen
(Stand: 2017)
Studierenden­zahl
(Stand: 2017)
Mittlere jährliche Studiengebühren Mittlere jährliche Studienkosten
(incl. Wohnheim und Mensa)
Quellen und Anmerkungen
Associate-/Bachelorstudium; Stand: 2018/2019
öffentliche Hochschulen 1626 14,56 Mio in-state: 9.970 US$
out-of-state: 25.620 US$
in-state: 25.290 US$
out-of-state: 40.940 US$
[37][41][42]
private Hochschulen nicht kommerziell 1687 3,4 Mio 35.830 US$ 46.950 US$ [37][41][42][43][44]
kommerziell 985 1,7 Mio 15.677 US$ 31.137 US$ [37][41][45]
Begriffserklärung: in-state: für Studierende, die in dem betreffenden Bundesstaat bereits ihre gesamte High-School-Zeit verbracht haben; out-of-state: für Studierende, die zum Studieren aus einem anderen Bundesstaat einreisen. Unabhängig von ihrem Wohnort werden auch Kindern von Angehörigen der United States Army häufig die höheren out-of-state-Gebühren berechnet.[46]

Undergraduate School, Professional Schools und Graduate Schools

Im ersten Jahr werden die Studierenden mancherorts freshmen (inzwischen manchmal politisch korrekt first year students) genannt, im zweiten Jahr sophomores, im dritten juniors und im vierten seniors.

Das akademische Jahr gliedert sich in den USA je nach College bzw. Universität in Semester, Trimester oder Quartale.

Undergraduate Schools

Unter Undergraduate Schools versteht man diejenigen Hochschulen, die unmittelbar nach Abschluss der High School besucht werden können.

Zulassungsvoraussetzungen und Bewerbung

Es können aber von den Bewerbern, je nachdem, ob ein übliches College, eine Universität oder eine Spitzeninstitution gewählt wurde, neben dem High School Diploma bestimmte Mindestnoten, gute Empfehlungsschreiben, Exemplare schriftlicher Arbeit, und manchmal sogar auch Aufnahmegespräche verlangt werden. Auch Tests sind mancherorts üblich.

Jedoch ist es an US-amerikanischen Colleges eher die Ausnahme, dass ein echtes Auswahlverfahren stattfindet, da die Colleges zumeist über weniger qualifizierte Bewerber verfügen. Nur geschätzte 20 % der Colleges können unter den qualifizierten Bewerbern auswählen. Das hat u. a. zur Folge, dass eine Förderung sozialer Minderheiten über eine Bevorzugung oder Quotierung bei der Zulassung nur schwer möglich ist.[47]

Arten von Undergraduate Schools

Zu unterscheiden sind häufiger zweijährige, dreijährige und vierjährige Schulen, seltener auch bis fünfjährige (Bachelor Honours).

Die größte Gruppe unter den zweijährigen Undergraduate Schools bilden die in den meisten Städten vorhandenen Community Colleges, die staatlich gefördert werden und darum nur vergleichsweise geringe Studiengebühren erheben. Community Colleges bieten meist berufsbildende Programme und Abschlüsse wie ein Certificate, ein Diploma oder ein Associate Degree, wobei Associate-Programme als Vorstufe zum Besuch eines dreijährigen oder vierjährigen Colleges konzipiert sind. Studenten können deshalb nach dem Abschluss eines zweijährigen Programms als Quereinsteiger auf eine dreijährige oder vierjährige Schule wechseln, die sie auch von Anfang an hätten besuchen können, jedoch bei deutlich höheren Studiengebühren und – wegen der meist größeren Entfernung zum Heimatort – auch Lebenshaltungskosten.

Aufgaben und Charakter des Studiums

Anders als später an den Graduate Schools wird von den Undergraduate-Studenten eines Four-year Bachelor erwartet, dass sie, um ihren geistigen Horizont zu erweitern, unabhängig von ihrem Berufswunsch zunächst Fächer verschiedener Disziplinen studieren. So müssen Studenten sich erst nach einem Jahr für ein Hauptfach (Major) entscheiden. Von den üblicherweise drei- und vierjährigen berufsqualifizierenden Bachelor-Varianten ist der seltenere universitäre Bachelor Honours zu unterscheiden, der dem traditionellen europäischen Diplomstudium gleichkommt, mit einer wissenschaftlichen Diplomarbeit (Bachelor-Thesis) abschießt, und dessen Studiendauer vier bis fünf Jahre betragen kann. Der Bachelor Honours ist in aller Regel Zulassungsvoraussetzung für ein Anschlussstudium an Spitzeninstitutionen. Im Gegensatz zum einfachen Bachelor berechtigt der Bachelour Honours in bestimmten Fällen auch direkt zum PhD-Studium.

Drei- und vierjährige Undergraduate Schools werden als Bachelor abgeschlossen. Eine Abschlussprüfung (exit examination) gibt es an den zweijährigen Colleges im Gegensatz zu den drei- oder vierjährigen Schulen nicht, die Absolventen müssen jedoch einen umfangreichen Katalog von Wahl- und Pflichtkursen absolviert haben und eine bestimmte Mindestdurchschnittsnote erreichen. Das Studium am College bzw. an der Universität ist stärker strukturiert als an deutschen Universitäten.

Professional Schools

Professional Schools sind Spezialhochschulen und -Fakultäten, die in den Bereichen Recht, Medizin, Theologie, Zahnmedizin, Tiermedizin und Business/Management verschiedene Abschlüsse (z. B. Associate, Bachelor, Master, doctor) anbieten. Zulassungsvoraussetzung ist in der Regel ein vierjähriger Bachelor oder ein Bachelor Honours. Die Studiendauer kann nur ein Jahr (z. B. Master of Law) oder bis zu vier Jahre betragen (z. B. Medizin).

Graduate Schools

Graduate Schools bieten Studienmöglichkeiten für Studenten, die ihr Bachelor’s Degree bereits erreicht haben. Weitere Eingangsvoraussetzungen sind, je nachdem, welches Hochschulranking die Bildungseinrichtung hat, der Abschluss einer bestimmten Bachelor-Variante, ein guter Notendurchschnitt, Empfehlungen der bisherigen Professoren und oft auch Aufnahmetests.

Graduate Studies umfassen, wie Undergraduate Studies, in der Regel zwei Schulmodelle: das berufsqualifizierende, z. B. Master (course-based, Non-Thesis), und das wissenschaftliche, z. B. Master (research-based Thesis); sowie zwei Ausbildungsstufen: Die erste Stufe führt nach einem ein- bis zweijährigen Studium zum Master’s Degree. Die zweite Stufe führt nach einem auf den Master’s Degree aufbauenden drei- bis vierjährigen Studium zum PhD/Doktorat. Beide Stufen beinhalten ein umfangreiches Programm an Wahl- und Pflichtkursen. Die Kurse, die zur Anfertigung der Master-Thesis eines Top-ranked-Elitestudienganges und der üblichen PhD-Dissertation führen, sind forschungsintensiver als in Deutschland und bereiten die Studenten darauf vor, im Berufsleben als universitäre Lehrkräfte und vor allem Forscher zu arbeiten, die eine Reihe von Kursen unterrichten und konzipieren können. Die Anfertigung der schriftlichen wissenschaftlichen Abschlussarbeit (Master-Thesis, Dissertation) dauert zwei bis drei Jahre und darf erst nach erfolgreichem Bestehen einer ausführlichen Prüfung (candidacy examination), die das Allgemeinwissen im Hauptfach sowie den Schwerpunkt des Promovierenden testet, angefangen werden. Die Anfertigung der Top-ranked Master-Thesis und der PhD-Dissertation wird ständig von einer Kommission beobachtet. Dies schließt Plagiat in den meisten Fällen aus. Zusätzlich stehen die Studenten in den ersten Jahren aufgrund der simultan zu absolvierenden Forschung, Lehraufgaben und Coursework unter einem höheren Leistungsdruck als im deutschsprachigen Raum. Die Abschlussarbeit bei US-amerikanischen Top-ranked Master-Graden in den Geisteswissenschaften wird am Ende häufig publiziert.

Master-Studiengänge können course-based oder research-based ausgerichtet sein. Viele Master beinhalten keine wissenschaftliche Thesis, sondern lediglich eine coursework, ein paper oder ein project. Ein Master’s Degree kann sogar schon nach einem ein- oder zweijährigen Studiengang und allein auf Grundlage von Veranstaltungen vergeben werden: In many programs, students can elect options that will permit them to study one aspect of a discipline in depth by preparing a thesis or to gain a broader mastery of a discipline by electing to take coursework in lieu of a thesis.[48] Solche ein- bis zweijährigen (Ein-)Fach- und Non-Thesis-Master-Grade sind in den seltensten Fällen dem deutschen universitären Magister/Diplom bzw. dem Bologna-Master gleichwertig, da keine Forschung durchgeführt wird und die wissenschaftliche Abschlussarbeit fehlt.

Direkt zum Doktorat (ohne die Zwischenstufe des Master’s Degree) führen die Studiengänge einiger Graduate Professional Schools, v. a. an den spezialisierten Hochschulen für Recht und für Medizin. Diese Abschlüsse sind sogenannte Berufsdoktorate (First Professional Degrees), sie dürfen aber in Deutschland nicht als Dr. geführt werden, da sie nicht einem traditionellen Doktoratsstudium gleichkommen.

Studiengebühren

An amerikanischen Hochschulen werden grundsätzlich Studiengebühren (Tuition fees) erhoben. Vor allem an privaten Universitäten und Colleges können diese Gebühren sehr hoch sein, aber auch an staatlichen Hochschulen sind die Gebühren wesentlich höher als die deutschen Studiengebühren. Die Höhe der Studiengebühren hängt auch von der Spezialisierung des Colleges oder der Universität ab. So werden z. B. an Fachschulen für Zahnmedizin erheblich höhere Gebühren erhoben als an Kunst- oder Musikhochschulen.

Viele amerikanische Familien legen bereits bei der Geburt eines Kindes ein Ausbildungskonto (College Plan) an. Soziale Härten werden in vielen Fällen jedoch durch ein umfangreiches Netz von Stipendien (Grants, Tuition Waivers) und festverzinsten Darlehen abgefangen. Staatliche Ausbildungsförderung (Federal Student Aid, dem deutschen BAföG entsprechend) ist in den USA weiter verbreitet und leichter erreichbar als in Deutschland, sodass manche Studenten eine teure Ausbildung ausschließlich auf Kosten des Staates unternehmen können. Staatliche Zuschüsse (Grants) müssen nie zurückgezahlt werden.

Nicht nur sozial benachteiligte Studenten haben eine Chance auf ein Stipendium. Besonders gute Studenten können auf ein akademisches Stipendium hoffen, besonders sportliche auf ein Sportstipendium. Dessen Empfänger treten dann in ihrer Sportart für die jeweilige Universitätsmannschaft an. Für die Universitäten ist eine gute Sportmannschaft wichtig, um ihren Bekanntheitsgrad zu fördern und damit an Prestige zu gewinnen. Gerade Sportstipendien eröffnen auch vielen ausländischen Studenten die Möglichkeit, sich ein Studium in den USA zu finanzieren. Eine gute Gelegenheit, ein solches Stipendium zu ergattern, bieten so genannte Sportcamps.

Alle öffentlichen Universitäten in den Vereinigten Staaten werden staatlich unterstützt. Die Tuition beträgt etwa 20–30 % der Gesamtkosten der Ausbildung. Den Rest trägt der Bundesstaat.

Einen großen Teil der Kosten können die Universitäten auch über Spenden von Ehemaligen decken. In den USA ist es üblich, dass die so genannten Alumni aus Verbundenheit zu ihren ehemaligen Universitäten noch Jahrzehnte später große Beiträge spenden.

Es besteht auch die Möglichkeit, sich im Rahmen des Reserve Officer Training Corps zum Reserveoffizier ausbilden zu lassen. In diesem Fall übernimmt das Militär üblicherweise einen großen Teil der Ausbildungskosten.

Superlative

Berühmte amerikanische Universitäten und Colleges

 
Die Hochschulen, an denen die amerikanischen Präsidenten studiert haben
Private Hochschulen
Öffentliche Hochschulen

Siehe auch

Literatur

  • Frederick Rudolph: The American College and University: A History. 2. Auflage. University of Georgia Press, 1991, ISBN 978-0-8203-1284-2.
  • John R. Thelin: A History of American Higher Education. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, 2019, ISBN 978-1-4214-2883-3.

Einzelnachweise

  1. A Guide to the Changing Number of U.S. Universities. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  2. Anzahl der Hochschulen in Deutschland in den Wintersemestern 2014/2015 bis 2018/2019 nach Hochschulart. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  3. Privathochschulen in Deutschland. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  4. U.S. college enrollment statistics for public and private colleges from 1965 to 2016 and projections up to 2028. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  5. Anzahl der Studierenden an Hochschulen in Deutschland in den Wintersemestern von 2002/2003 bis 2018/2019. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  6. a b College Enrollment Rates. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  7. College Enrollment and Work Activity of Recent High School and College Graduates Summary. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  8. Entwicklung der Studienanfängerquote* in Deutschland von 2001 bis 2018. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  9. High School Graduation Rates By State 2019. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  10. Weniger Schüler machen Abitur. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  11. Civilian labor force participation rate by age, sex, race, and ethnicity. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  12. More college students are working while studying. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  13. Beim Besuch einer öffentlichen Schule außerhalb des eigenen Bundesstaates kommen zusätzliche Studiengebühren hinzu, die in dieser Zahl nicht berücksichtigt sind; Average Cost of College in America: 2019 Report. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  14. Studienkosten von der Steuer absetzen. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  15. Why You Should Consider Trade School Instead of College. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  16. Trade Schools On the Rise. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  17. Should Military Recruiters Be Allowed in High Schools? Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  18. Top recruiter: Just 136,000 out of 33 million young Americans would join the Army. Abgerufen am 15. Oktober 2019.
  19. Types of Different Degree Levels. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  20. Back to school statistics. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  21. How Long Does it Take to Receive a Master’s Degree? Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  22. a b Undergraduate Education System. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  23. What is the Difference Between Community College and Junior College? Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  24. Begin Your Bachelor’s Degree at a Community College: 2 + 2 Agreements. Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  25. What is the Difference Between a Master of Arts Degree and a Master of Science Degree? Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  26. What Are PhD Programs? Abgerufen am 16. Oktober 2019.
  27. Kombinierter Bachelor und Master (Memento vom 23. Juli 2008 im Internet Archive) an der University of South California
  28. Ben Kaplan: How to go to college almost for free. Collins Reference, 2001, ISBN 978-0-06-093765-2.
  29. What is the President and Fellows of Harvard College? Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  30. „Harvard University“ im Google Books Ngram Viewer. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  31. mastersportal.com. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  32. phdportal.com. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  33. The top 50 research universities. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  34. Undergraduate Research/Creative Projects. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  35. Universities of Excellence. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  36. The 10 worst colleges in America. Abgerufen am 23. Oktober 2019.
  37. a b c d e A Guide to the Changing Number of U.S. Universities. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  38. Top Public Schools. Abgerufen am 20. Oktober 2019.
  39. Accredited Non-Profit Online Colleges & Schools. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  40. Student Population at University of Phoenix-Arizona. Abgerufen am 20. Oktober 2019.
  41. a b c U.S. college enrollment statistics for public and private colleges from 1965 to 2016 and projections up to 2028 (in millions). Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  42. a b Average Cost of College in America: 2019 Report. Abgerufen am 20. Oktober 2019.
  43. Average tuition at private colleges is $35,830 a year—but here’s how much students actually pay. Abgerufen am 22. Oktober 2019.
  44. Don't forget private, non-profit colleges. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  45. Private (for-profit) Colleges 2019 Average Tuition. Abgerufen am 19. Oktober 2019.
  46. Where Do Military Kids Get In-State Tuition? Abgerufen am 20. Oktober 2019.
  47. Vgl. Johannes Kopp: Bildungssoziologie. Eine Einführung anhand empirischer Studien, Wiesbaden 2009, S. 175.
  48. Graduate School. University of New Hampshire
  49. Most expensive colleges in the United States for the academic year of 2018-2019, by total annual cost. Abgerufen am 21. Oktober 2019.
  50. a b 10 Most, Least Expensive Private Colleges. Abgerufen am 21. Oktober 2019.