Visionäre und Vordenker
Die Geschichte der Raumfahrt beginnt im frühen 20. Jahrhundert. Der Russe Konstantin Ziolkowsky entwickelte in den 1900er Jahren die Theorie des Raketenantriebs und hatte unter anderem die Idee zur Flüssigstoffrakete und zur Mehrstufenrakete. Es blieb jedoch bei der Theorie - er unternahm niemals irgendwelche Versuche tatsächlich Raketen zu entwickeln.
Der US-Amerikaner Robert Goddard begann in den 1910er Jahren erste Überlegungen zum Bau von Raketenmotoren und über Raumflüge zum Mond und zum Mars. 1926 konnte er eine durch ihn entwickelte Flüssigkeitsrakete erstmals erfolgreich testen. Er wurde wegen seiner Visionen als Phantast abgetan und geriet fast vollständig in Vergessenheit. Erst im Zuge der Raketenentwicklung nach dem 2. Weltkrieg wurde ihm die verdiente Anerkennung zu teil.
1923 veröffentlichte der Deutsche Hermann Oberth sein bekanntestes Werk Die Rakete zu den Planetenräumen, in der er den Deutschen versuchte die Idee der Raumfahrt schmackhaft zu machen. Das Buch wurde in den meisten Kreisen nicht ernst genommen und als Science-Fiction Literatur abgetan. Oberth experimentierte mit dem Bau von Raketen und erkannte, dass nur Flüssigtreibstoff genügend Leistung entwickeln könne, um große Höhen zu erreichen.
Die A4/V2-Rakete
Wernher von Braun wurde ab 1929 ein Mitarbeiter Oberths und wurde ab 1937 der technische Leiter des Entwicklungsprogramms für militärische Raketen in Kummersdorf und später in Peenemünde. 1939 stellt von Braun in Kummersdorf die A1-Rakete fertig, die aufgrund einer Fehlkonstruktion nicht flugfähig war. Das Nachfolgermodell, die A2, startet erfolgreich und erreicht bereits einige Kilometer Höhe. Die A3 (1936 entwickelt) ist bereits so groß, dass der Umzug nach Peenemünde zwingend erforderlich wird, um sie testen zu können, stellt sich aber ebenfalls als Fehlschlag heraus.
1942 schließlich ist die erste A4-Rakete fertiggestellt. Nach einem fehlgeschlagenen Startversuch hebt die A4 (die später auch als V2 für Vergeltungswaffe 2 bekannt wurde) schließlich im März 1942 vom Boden ab. Über die nächsten Monate wird die Flugleistung der A4 kontinuierlich gesteigert, bis sie schließlich als Waffe einsatzbereit ist.
Gegen Ende des zweiten Weltkriegs stellte sich Braun den US Truppen und stieg schnell auf vom technischen Berater des US Raumfahrtprogramms zu einem leitenden Angestellten der NASA.
Sowohl die Sowjetunion, als auch die USA intensivierten nun ihre Raketenforschungsprogramme und experimentierten zu diesem Zweck auch mit erbeuteten V2-Raketen.
Sputnik und die frühe Raumfahrt in der Sowjetunion
Sergej Koroljow begann den 30er Jahren in der Sowjetunion mit dem Bau von Raketen. Im Zuge der Stalinschen Säuberungen wurde auch er verhaftet, aber 1944 freigelassen und konnte wieder an Raketenentwicklungen mitarbeiten. Er wurde später der Chefkonstrukteur des sowjetischen Raketenprogramms. Koroljows Name wurde lange vor der Öffentlichkeit geheimgehalten - offizielle Verlautbarungen sprachen nur von "der Chefkonstrukteur".
Zu seinem ersten großen Erfolg gehört der Start von Sputnik 1 im Jahr 1957 - das erste mal war ein künstlicher Satellit in die Erdumlaufbahn geschossen worden. Da Sputnik fortwährend Funksignale von sich gab, fand dieses Ereignis weltweite Beachtung und versetzte dem Westen den so genannten Sputnik-Schock.
Die sowjetische Raumfahrt schritt weiter zügig voran. Sputnik 2 brachte noch im selben Jahr die Hündin Laika, das erste von Menschen gestartete Lebewesen, in den Weltraum, Sputnik 5 brachte schließlich 1960 eine ganze Reihe von Lebewesen in den Orbit und erstmals sicher wieder zurück auf die Erdoberfläche.
Der nächste entscheidende Schritt kam am 12. April 1961 als Juri Gagarin mit der Wostok 1 als erster Mensch die Erde umkreiste. Zum Vergleich: Der erste US-Amerikaner im Weltall, Alan Shepard führte am 5. Mai 1961 im Rahmen des Mercury Projekt, also einige Wochen später, einen lediglich 16 minütigen suborbitalen Flug durch, d.h. er erreichte keine Umlaufbahn um die Erde.
Der erste Weltraumspaziergang, also das Verlassen einer Raumkapsel, lediglich geschützt durch einen Raumanzug, gelang schließlich Alexej Leonow am 2. März 1965, wobei er bei dem Versuch allerdings nur knapp mit dem Leben davon kam.
Die Aufholjagd der USA und die Reise zum Mond
Das Blatt begann sich langsam zu wenden. Am 25. Mai 1961 hielt US-Präsident John F. Kennedy seine berühmt gewordene Rede, in der er versprach: "noch vor Ende dieses Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und sicher zur Erde zurückzubringen."
1962 gelang es den USA schließlich mit John Glenn den ersten US-Amerikaner sicher in den Orbit und zurück zu bringen.
Das Mercury Projekt erhielt nun einen Nachfolger, das Gemini Projekt. Im Rahmen dieses Programms wurden verschiedene Techniken erprobt, die alle für die spätere Mondlandung notwending sein würden.
Ein wichtiger Schritt waren die Missionen Gemini 6 und 7, die kurz aufeinanderfolgend gestartet wurden, um die Annäherung zweier Raumfahrzeuge zu erproben - ein Ankopplungsmanöver fand allerdings noch nicht statt, dies wurde erstmals mit Gemini 8 erfolgreich erprobt.
Das Apollo Programm konnte nun seinen Lauf nehmen. Als Trägersystem für die Apollomission wurde die Saturn-Rakete entwickelt, die am 17. Oktober 1967 ihren Jungfernflug hatte. Mit der Apollo 7 Mission wurde das vollständige System erstmal im bemannten Einsatz (wieder einmal eine Erdumkreis) getestet, und schon mit der Apollo 8 Mission 1968 wurde erstmals der Mond umkreist.
Am Abend des 20. Juli 1969 endlich landete Apollo 11 auf dem Mond. Neil Armstrong verließ um 3 Uhr 56 MEZ die Landefähre und betrat als erster Mensch den Mond mit dem legendär gewordenen Zitat:
That's one small step for [a] man, one giant leap for mankind.
(Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein gewaltiger Sprung für die Menschheit).
Original Tonaufzeichnung der NASA (.wav Format, 260kb)
Am 7. Dezember 1972 fand mit Apollo 17 die vorerst letzte bemannte Reise zum Erdtrabanten statt.
Weitere wichtige Schritte
Die Apollomissionen waren ohne Zweifel bislang die größten Unternehmungen im Bereich der bemannten Raumfahrt der Menschheit. Nach dem Ende von Apollo verließ kein Mensch mehr die Erdumlaufbahn.
Die Anstrengungen konzentrierten sich nun verstärkt auf die umbenannte Raumfahrt, auf die kommerzielle Nutzung des Orbits sowie auf die permanente Etablierung der Menschheit im Orbit.
Mit Saljut 1 wurde ab dem 19. April 1971 die erste Raumstation in den Orbit gebracht.
1981 erfolgte der erste Start einer Raumfähre, dem US-amerikanischen Space Shuttle Columbia. Zwei tragische Unfälle trübten die ansonsten so gute Erfolgsbilanz der Shuttles: Die Explosion der Challenger am 28. Januar 1986 kurz nach dem Start und der Absturz der Columbia am 1. Februar 2003 kurz vor der Landung.
Im Frühjahr 1986 startete die Sowjetunion die Raumstation Mir, die 15 Jahre lang im Orbit blieb und damit die bislang erfolgreichste Raumstation war.
Seit November 2000 wird die Internationale Raumstation ISS permanent durch Menschen bewohnt. Der weitere Ausbau der Station wurde aber nach dem Columbia-Unglück eingestellt und die Besatzung auf 2 Mann reduziert.
Siehe auch: Raumfahrt, Liste der bemannten Raumfahrtmissionen, Liste der unbemannten Raumfahrtmissionen, Russische Raumfahrt, Europäische Raumfahrt