Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn
Die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn (M.F.F.E) war eine Eisenbahngesellschaft in Mecklenburg. Von ihrer 2.Verstaatlichung 1890 bis zum Übergang der Länderbahnen auf das Deutsche Reich 1920 war sie unter Leitung der Großherzoglichen GeneralEisenbahndirection in Schwerin die Staatsbahn Mecklenburgs.
Erste Eisenbahnen in Mecklenburg
Die erste Eisenbahnstrecke in Mecklenburg war die preußische Berlin-Hamburger Bahn (1846). Bahnhöfe entstanden u.a. in Ludwigslust und Hagenow. Private Bahngesellschaften bauten von Hagenow (heute: "Hagenow Land") ausgehend, erste mecklenburgische Strecken nach Schwerin, Wismar, Güstrow und Rostock (1850).
Die Friedrich-Franz-Eisenbahn
Die großen Städte Mecklenburgs ( Rostock, Schwerin, Wismar, Güstrow) waren durch die privaten Bahngesellschaften an das deutsche Eisenbahnnetz angebunden worden, was fehlte war eine West-Ost-Verbindung die auch das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz erschließen sollte.
Da finanzkräftige Investoren fehlten, wurde die Strecke Güstrow-Teterow-Malchin-Neubrandenburg auf Initiative des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin als landesherrliches Eigentum gebaut. Die Eröffnung der Strecke erfolgte 1864 auf dem Bahnhof Teterow in Anwesenheit beider mecklenburgischer Großherzöge. 1867 erfolgte die Anbindung der Bahn über die preußische Grenze nach Strasburg (Uckermark), 1870 der Anschluss von (Bad)Kleinen nach Lübeck.
Direktion und Bahnwerkstatt der Friedrich-Franz-Eisenbahn wurden auf dem Bahnhof Malchin eingerichtet.
Die erste Verstaatlichung
Der Wunsch nach staatlicher Lenkung des Bahnbaus und Bahnbetriebes führten 1873 zur 1. Verstaatlichung der Eisenbahnen in Mecklenburg. Auch wollte die Großherzoglich Mecklenburgische Regierung einem Ankauf der mecklenburgischen Bahnen durch Preußen zuvorkommen. Die Mecklenburgische Eisenbahngesellschaft mit den Strecken:
- Hagenow - Schwerin -(Bad) Kleinen- Wismar,
- (Bad)Kleinen - Bützow - Rostock
- Bützow - Güstrow (ursprünglich: "Bützow-Güstrower-Eisenbahn")
wurde vom Staat erworben und mit der "Friedrich-Franz-Eisenbahn" vereinigt. Der Sitz der Direktion wurde von Malchin in die Landeshauptstadt Schwerin verlegt.
Erneut Privatbahn
1875 wurde die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn reprivatisiert. Grund war ein Streit zwischen den ehemaligen Eisenbahnaktionären und der Regierung. Aus ihr ging am 2. April 1875 die Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahngesellschaft (M.F.F.E.) als Aktiengesellschaft hervor. Diese privatwirtschaftliche Eisenbahngesellschaft bestand bis zur 2. Verstaatlichung am 1. Februar 1890 .
Zwischen 1875 und 1890 entstanden durch private Bahngesellschaften eine Vielzahl neuer Eisenbahnstrecken u.a.:
- Malchin - Waren/Müritz,
- Teterow - Gnoien,
- Parchim - Neubrandenburg,
- Neustrelitz - Rostock - Warnemünde.
Die Großherzoglich Mecklenburgische-Friedrich-Franz-Eisenbahn als Staatsbahn Mecklenburgs
Mit der 2. Verstaatlichung ging die Verwaltung der Staatseisenbahn auf die Großherzogliche GeneralEisenbahn-Direction (GGED) über. Die Bahn hieß seitdem Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn (M.F.F.E.)
1890 und später wurden weitere Privatbahnen vom Staat erworben. Die wichtigsten waren:
- die Lloyd-Bahn Neustrelitz - Rostock - Warnemünde,
- die Rostock-Wismarer-Eisenbahn,
- die Gnoien-Teterower-Eisenbahn,
- die Doberan-Heiligendammer-Eisenbahn (Schmalspurbahn 900mm).
Die M.F.F.E. übernahm auch die Beriebsführung der Wismar - Karower - Eisenbahn ( (Wismar)-Hornstorf - Neukloster - Warin - Blankenberg (Mecklenburg) - Brüel - Sternberg - Goldberg - Karow) und der Güstrow-Plauer-Eisenbahn (Güstrow - Plau -Wendisch Priborn - preußische Landesgreze - Meyenburg (meckl. Bhf.)) mit Anschluss an das Prignitzer Bahnnetz.
Neue Strecken ergänzen das Netz
Die Großherzoglich Mecklenburgische Friedrich-Franz-Eisenbahn baute eine Reihe von Strecken neu, um das Land noch besser durch die Eisenbahn zu erschließen:
- Rostock - (Bad)Sülze - Tribsees (mit Anschluss an die Franzburger Kreisbahnen und die Tribsees-Grimmener Eisenbahn),
- Schwerin - Rehna,
- Grevesmühlen - Klütz,
- Schönberg - Dassow,
- Malchin - Dargun,
- Heiligendamm - Arendsee (heute: Ostseebad Kühlungsborn-West).
Lokomotiven in Mecklenburg
Mecklenburg orientierte sich bei der Beschaffung von Lokomotiven am großen Nachbar Preußen. Im Gegensatz zu anderen deutschen Bahnverwaltungen wurden von der M.F.F.E. keine Schnellzuglokomotiven beschafft. Die Beförderung der internationalen Schnellzüge Berlin-Warnemünde-Gedser-Kopenhagen und der Schnellzüge Rostock-Hamburg übernahmen P8, die mit 100 km/h eine ausreichend hohe Geschwindigkeit erreichten. Eine (unvollständige) Übersicht der in Mecklenburg eingesetzten Maschinen finden Sie hier.
Mecklenburgische Eisenbahnfährschiffe auf der Ostsee
1903 Wurde die seit 1886 bestehende Postdampfer-Verbindung Warnemünde - Nykøbing/Falster durch eine Eisenbahnfähre von Warnemünde nach Gedser ersetzt.
Die M.F.F.E. baute dafür einen neuen Bahnhof in Warnemünde und einen Hafen mit zwei Fährbetten. Für den Fährverkehr wurden die beiden Fährschiffe "Friedrich-Franz IV." und "Mecklenburg" angeschafft.
Die Fährlinie wurde gemeinsam mit den Dänischen Staatsbahnen betrieben. Die Fährverbindung machte direkte, durchgehende Züge von Berlin nach Kopenhagen möglich.
Krieg, Novemberrevolution, Reichseisenbahn
Mit dem 1. Weltkrieg beginnt das letzte Kapitel der M.F.F.E.. Der Zugverkehr wird auf die Anforderungen des Krieges umgestellt. Bahnbedienstete werden in noch nie gekannten Maßen zum Kriegsdienst einberufen. Eisenbahnmaterial muss an andere Bahnverwaltungen abgegeben werden, und der Bahnbetrieb wird unter Aufsicht des Militärs länder- und damit bahnübergreifend koordiniert.
Nach der Novemberrevolution und der Abdankung des Großherzoges am 13.11.1918 wurde die Bahn in Mecklenburgische Landeseisenbahn umbenannt und ging, nach den Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung, in den Reichseisenbahnen auf. Verwaltungsbehörde für die Reichseisenbahnen in Mecklenburg wurde die Reichsbahndirektion Schwerin.
Kurioses
Der Bahnhof Tribsees der Großherzoglich Mecklenburgischen-Friedrich-Franz-Eisenbahn lag, wie die Stadt Tribsees, in der preußischen Provinz Pommern. Da nur Mecklenburger mecklenburgische Eisenbahnbeamte werden konnten, mussten Preußen, die auf dem Tribseer Bahnhof als Beamte arbeiten wollten, die mecklenburgische Staatsangehörigkeit erwerben.
Erinnerung an die M.F.F.E. heute
Nur noch weniges erinnert heute an Mecklenburgs einstige Eisenbahn. In Schwerin das Gebäude der Großherzoglichen General-Einsenbahn-Direction, welches bis zu ihrer Auflösung die Reichsbahndirektion Schwerin beherbergte, an den Strecken einige Neigungsanzeiger mit dem charakteristischen M.F.F.E. in der Mitte und die funktionalen und doch ansprechenden alten Bahnhofsgebäude aus der Gründerzeit der Eisenbahn, zum Beispiel in Teterow, Malchin und Stavenhagen. Erinnerungsstücke an die Großherzoglich Mecklenburgische-Friedrich-Franz-Eisenbahn beherbergt auch das Molli-Museum der Mecklenburgischen Bäderbahn "Molli" auf dem Bahnhof Kühlungsborn-West (ehemals: Arendsee).