Der Wiener Athletiksportclub, kurz Wiener AC oder WAC war ein bekannter österreichischer Fußballverein aus der Bundeshauptstadt Wien und zählte über Jahrzehnte zur Elite des österreichischen Fußballs. Seine größten Erfolge waren der Gewinn des österreichischen Meistertitels 1915 und die Pokalsiege in den Jahren 1931 und 1959. Dazu gewannen die Athletiker je drei Mal den Challenge-Cup und den Tagblatt-Pokal. Beide Bewerbe werden heute als inoffizielle Vorreiter der österreichischen Meisterschaft bzw. des österreichischen Pokalbewerbs angesehen.
Geschichte
Gegründet wurde der Wiener AC als reiner Athletiksportverein bereits im Jahr 1896, die Fußballabteilung wurde am 14. Oktober 1897 ins Leben gerufen. Seit Anbeginn spielten die Athletiker auf ihrem vereinseigenem Fußballplatz im Prater, dem WAC-Platz. Als Vereinsfarben dienten Schwarz und Rot.
Gründungsgeschichte
Bereits vor Gründung der Fußballsektion gab es im sogenannten „Schüttel“-Gebiet rund um die Sportanlage des Vereins mehrere Jugendmannschaften, die dem Fußballspiel huldigten. Eine, deren junge Spieler durch besonderen Einsatz und bereits hervorragender Technik glänzten, war die sogenannte Gassenmannschaft Jugendhort. Diese Mannschaft wurde zur Gänze in die neugegründete Fußballsektion des WAC aufgenommen und stellte alsbald auch das Gros der Kampfmannschaft. Die Fußballspieler der ersten Stunde rekrutierten sich daher vor allem aus dieser ehemaligen Gassenmannschaft sowie weiteren sportbegeisterten Jugendlichen aus der Umgebung, denen der Verein die Möglichkeit bot in die Mannschaft hineinzuwachsen . Unter diesen Jugendlichen befand sich auch der damalige Mechanikerlehrling Jan Studnicka. Ursprünglich bei Jugendhort nur als Verteidiger zum Einsatz gekommen, wandelte er sich in der Kampfmannschaft des Wiener AC zum trickreichsten Stürmer seiner Zeit und wurde alsbald der erste Stürmerstar der Athletiker. Erstmals wurde bei einem Wiener Verein auf jeden englischen Einfluss verzichtet und es entstand ein Team das sich (unmittelbar nach der Gründung) ausschließlich aus Wiener Spielern zusammensetzte.
Als Nebenmann Studnickas fungierte in den Anfangsjahren bis 1901 der spätere Star-Karikaturist Max Johann Leuthe (Mac John), der vom ebenfalls im Prater beheimateten Vienna Cricket and Football-Club zu den Athletikern wechselte. Nach einem erneuten Wechsel zu den Cricketern für das Spieljahr 1902 kehrte Mac John bereits ein Jahr später wieder zu den Athletikern zurück. Der zweite bereits arrivierte Fußballer der ab Herbst 1898 den schwarz-roten Dress überzog war der, ob seiner ruppigen Spielweise berüchtigte, Remplerkönig William Flavin. Der Ire, ebenfalls von den Cricketern gekommen, schuf 1897 einen Präzedenzfall in Bezug auf Sportunfälle, als er einen Gegenspieler derart schwer foulte, dass sich dieser einen Schlüsselbeinbruch zuzog, und das Gericht ihn im Prozess mit der Begründung, dass Fußball eben Sport sei, von jeglicher Schuld und Verantwortung freisprach.
Mit dieser Mischung aus hungrigen, technisch versierten Jugendlichen und einigen wenigen arrivierten und erfahrenen Führungsspielern, wuchsen die Athletiker neben der Vienna und den Cricketern bald zur dritten Kraft im Wiener Fußballgeschehen. In weiterer Folge konnte der Wiener AC sogar die Vormachtstellung der beiden großen Konkurrenten brechen und avancierte zum führenden Wiener Fußballklub der Jahrhundertwende.
Die ersten Spiele
Am 15. November 1898 trug der Wiener AC sein erstes Bewerbsspiel im Challenge-Cup aus. In der ersten Runde kam es gleich zum Duell mit dem Vienna Cricket and Football-Club. Die Mannschaft der Athletiker setzte sich aus den Spielern, Nauss (Torwart), Leuthe, Schön, Haller, Flavin, Sokol, Dettelmeyer, Gössing, Starrach, Albrecht und Zimmy zusammen und kämpfte den Cricketern, nach einem Pausenstand von 0:2 immerhin ein 2:2 Remis ab; ein Umstand der zur damaligen Zeit ein Wiederholungsspiel erforderte, da eine Verlängerung bzw. Elfmeterentscheidung noch unbekannt war. Als Torschützen trugen sich Starrach und Gössing bzw. bei den Cricketern Redfern und Shires ein. Das Wiederholungsspiel wurde am 20. November 1898 am WAC-Platz ausgetragen und endete mit einer knappen 2:3 Niederlage für die Athletiksportler. Das erste Tor in diesem Spiel erzielte übrigens Jan Studnicka.
Im April 1899 errang der Wiener AC in einem Freundschaftsspiel auswärts gegen den Budapesti TC ein 1:1. Das ebenfalls freundschaftliche „Rückspiel“ am WAC-Platz im November gewannen die Schwarz-Roten dann schon mit 3:0. Mit diesem moralischem Erfolg im Rücken ging die Mannschaft in das Semifinalspiel des Challenge-Cup der Saison 1899/1900. Allerdings unterlag man darin beim Vorjahresgegner Cricket in einem spannenden Match erneut äußerst knapp mit 1:2.
Die ersten Erfolge im Challenge-Cup und Tagblatt-Pokal
Nachdem die junge Mannschaft des WAC in den vorangegangenen Saisonen noch Lehrgeld bezahlen musste, konnte sie im Spieljahr 1900/1901 im Challenge-Cup erstmals so richtig auftrumpfen: Im Viertelfinalspiel kamen die Athletiker mühelos mit einem 4:2 über den Wiener FC 1898 hinweg und im Semifinale schlug man am 21. Oktober 1900 auf eigener Anlage den Vienna Cricket and Football-Club mit 5:3. Das Finale am21. April 1901 gewannen die Wiener nach einem guten Spiel knapp mit 1:0 gegen eine sehr abwehrstarke Slavia Prag. Das spielentscheidende Tor fiel bereits in der ersten Hälfte durch Josef Taurer.
Im selben Jahr spielte der Wiener AC auch im erstmals ausgetragenen Wiener Tagblatt-Pokal, dessen Trophäe vom Neuen Wiener Tagblatt, einer der auflagenstärksten Zeitungen der Monarchie, gestiftet worden war. Bereits das Auftaktspiel am 7. Oktober 1900, gewannen die Praterkicker mit 3:1 gegen die Vienna. Am 21. Oktober besiegten die Athletiker den Vienna Cricket and Football-Club ebenso klar mit 3:0, wobei das Spiel in der zweiten Hälfte aufgrund einbrechender Dunkelheit abgebrochen werden musste und die restlichen fünfzehn Minuten zwei Tage später nachgespielt wurden. Auch im dritten Heimspiel gegen den Wiener FC 1898 blieb der WAC mit 1:0 erfolgreich. Die Athletiker präsentierten sich aber auch auswärts enorm stark und blieben in der Herbstrunde ungeschlagen; so bezwangen in den Rückspielen jeweils auswärts die Cricketer mit 1:0 sowie den WFC 1898 mit 6:1. Nur beim 2:2 Remis gegen den First Vienna FC 1894 gab man einen einzigen Punkt ab. In der Frühjahrsrunde verlor man jedoch gleich das Auftaktspiel gegen den Wiener FC 1898 und gab auch gegen die beiden anderen Konkurrenten mehrere Punkte ab. Trotz einer Negativserie reichte es bei zwei Siegen im Frühjahr und den erspielten Punkten aus dem Herbstdurchgang, nach einem 1:1 Remis im letzten Spiel gegen die Cricketer knapp zum zweiten Titelgewinn nach dem Erfolg im Challenge-Cup desselben Jahres.
Der Aufstieg zum Spitzenverein
Im Tagblatt-Pokal-Bewerb der Saison 1901/02 platzierten sich die Athletiker nach dem Herbstdurchgang nur an zweiter Stelle hinter der Vienna. In der Frühjahrsrunde gelangen den Praterleuten zwei Siege über die Vienna (2:0) und Graphia (5:0). Zudem profitierten sie vom zweimaligen Nichtantreten des Gegners in den Rückspielen (Vorwärts Hernals und Graphia), wodurch dem WAC die Punkte durch den Verband automatisch zugesprochen wurden. Aufgrund dieser „sicheren“ Punkte lag der Wiener AC am Saisonende auch knapp vor dem First Vienna FC 1894 und konnte den Tagblatt-Pokal damit erfolgreich verteidigen. Im Challenge-Cup durften die Athletiker erst gar nicht zur Titelverteidung antreten, da der Vienna Cricket and Football-Club als Veranstalter in dieser Saison allen (!) Wiener Vereinen die Teilnahme am Bewerb verweigerte.
Den Tagblatt-Pokal der Saison 1902/03 gewann der Wiener AC erneut mit nur einem Punkt Vorsprung vor der Vienna. Die Döblinger erwiesen sich in diesem Spieljahr als der einzig ernstzunehmende Konkurrent und nahmen dem WAC auch als einzige Mannschaft des gesamten Teilnehmerfeldes drei Punkte (2:1 Sieg; 2:2 Remis) weg. Die übrigen Gegner mussten zumeist hohe Niederlagen in den Spielen gegen die Athletiker hinnehmen (Graphia 1:5, Wiener FC 1898 0:6, Cricket 1:4) oder traten, wie der Deutsche SV Wien, erst gar nicht zu den Begegnungen an. Nachdem der Wiener AC den Bewerb dreimal in Folge gewinnen konnte, ging die Trophäe vereinbarungsgemäß in den Besitz des Vereins über.
Im Challenge-Cup stieg der WAC erst in der zweiten Runde in den Bewerb ein setzte sich mühelos über den Fußballclub aus Mödling mit 14:0 Toren durch. Im Semifinale fertigten die Praterspieler den Wiener FC 1898 mit 5:0 ab und standen damit im Finale der Österreich-Ausscheidung. Am 29. März 1903 trafen die Schwarz-Roten auf die Cricketer und qualifizierten sich mit einem 2:1 Erfolg für das Finalturnier. Gegner war der Fercencvárosi TC aus Budapest, der sich den Wienern mit 1:5 geschlagen geben musste. Das Finalspiel am 24. Mai 1903 gewann der Wiener AC ohne zu spielen, da der zweite Finalist, der CAFC Vinohrady aus Böhmen nicht antrat.
Die Saison 1903/04 brachte das Ende für den Tagblattpokal. Entscheidend war jedoch nicht der Rückzug des Neuen Wiener Tagblattes, das nachdem der Pokal durch den dreimaligen Titelgewinn des WAC in den Besitz des Vereins übergegangen war, keine neue Trophäe stiften wollte, sondern der Austritt der beiden Spitzenvereine Vienna und Cricket aus der Fußball-Union, die den Bewerb veranstaltete. Die Meisterschaft fand ihren Auftakt am 18. Oktober 1903 mit einem 2:0 Erfolg des Wiener AC über die Vienna. Nach einem 15:2 Sieg des WAC über den noch jungen Verein SK Rapid Wien lagen die Athletiker punktegleich mit Graphia an der Tabellenspitze, als am 17. Januar 1904 sowohl Vienna als auch Cricket aus der Fußball-Union austraten und mit dem ÖFV einen eigenen Verband zu gründeeten. Am 24. Januar wurde in einer einberufenen Sitzung die Auflösung der Fußball-Union beschlossen und die Meisterschaft endgültig abgebrochen.
Im Challenge-Cup zog der Wiener AC nach einem Semifinal-Sieg über Graphia in das österreichische Finale ein und bezwang dort am 10. April 1904 den Vienna Cricket and Football-Club mit 7:0. Durch den Rückzug der böhmischen und ungarischen Vereine (CAFC Vinohrady, SK Union Prag, 33 FC Budapest) wurde das Finalspiel der Österreich-Ausscheidung zum Endspiel erhoben und der WAC feierte seinen dritten und letzten Erfolg in diesem Bewerb.
Länderspiele gegen Deutschland
(Ergebnisse aus österreichischer Sicht)
1. 07.06.1908 in Wien 3:2 (3:2) 2. 10.09.1911 in Dresden 2:1 (1:1) 3. 29.06.1912 in Stockholm 1:5 (1:0) Olympische Spiele 4. 26.09.1920 in Wien 3:2 (0:0) 5. 05.05.1921 in Dresden 3:3 (1:2) 6. 23.04.1922 in Wien 0:2 (0:0) 7. 13.01.1924 in Nürnberg 3:4 (0:3) 8. 24.05.1931 in Berlin 6:0 (3:0) 9. 13.09.1931 in Wien 5:0 (2:0) 10. 07.06.1934 in Neapel (ITA) 2:3 (1:3) WM-Spiel um Platz 3 11. 23.09.1951 in Wien 0:2 (0:0) 12. 22.03.1953 in Köln 0:0 (0:0) 13. 30.06.1954 in Basel 1:6 (0:1) WM-Halbfinale 14. 10.03.1957 in Wien 2:3 (0:2) 15. 19.11.1958 in Berlin 2:2 (1:1) 16. 09.10.1965 in Stuttgart 1:4 (1:1) 17. 13.10.1968 in Wien 0:2 (0:1) WM-Qualifikation 18. 10.05.1969 in Nürnberg 0:1 (0:0) WM-Qualifikation 19. 21.09.1969 in Wien 1:1 (1:1) 20. 10.10.1973 in Hannover 0:4 (0:2) 21. 03.09.1975 in Wien 0:2 (0:0) 22. 21.06.1978 in Cordoba (Argentinien) 3:2 (0:1) WM-2. Finalrunde 23. 02.04.1980 in München 0:1 (0:1) 24. 29.04.1981 in Hamburg 0:2 (0:2) WM-Qualifikation 25. 14.10.1981 in Wien 1:3 (1:2) WM-Qualifikation 26. 25.06.1982 in Gijon (Spanien) 0:1 (0:1) WM-Vorrunde 27. 27.04.1983 in Wien 0:0 (0:0) EM-Qualifikation 28. 05.10.1983 in Gelsenkirchen 0:3 (0:3) EM-Qualifikation 29. 29.10.1986 in Wien 4:1 (0:0) 30. 18.11.1992 in Nürnberg 0:0 (0:0) 31. 02.06.1994 in Wien 1:5 (0:1) 32. 18.05.2002 in Leverkusen 2:6 (1:3) 33. 18.08.2004 in Wien 1:3 (1:1)
Länderspiele gegen die Schweiz
(Ergebnisse aus österreichischer Sicht)
Nr. | Datum | Ort | Ergebnis | Torschützen | Anmerkung |
---|---|---|---|---|---|
1 | 23.12.1917 | Basel | 1:0 | Bauer | |
2 | 26.12.1917 | Zürich | 2:3 | Neubauer, Bauer |
1. 23.12.1917 in Basel 1:0 2. 26.12.1917 in Zürich 2:3 3. 09.05.1918 in Wien 5:1 4. 01.05.1921 in St. Gallen 2:2 5. 11.06.1922 in Wien 7:1 6. 21.01.1923 in Genf 0:2 7. 22.03.1925 in Wien 2:0 8. 08.11.1925 in Bern 0:2 9. 10.10.1926 in Wien 7:1 10. 29.05.1927 in Zürich 4:1 11. 29.10.1928 in Wien 2:0 12. 27.10.1929 in Bern 3:1 13. 16.06.1931 in Wien 2:0 14. 29.11.1931 in Basel 8:1 15. 23.10.1932 in Wien 3:1 16. 25.03.1934 in Genf 3:2 17. 11.11.1934 in Wien 3:0 18. 08.11.1936 in Zürich 3:1 19. 19.09.1937 in Wien 4:3 20. 10.11.1946 in Bern 0:1 21. 18.04.1948 in Wien 3:1 22. 03.04.1949 in Lausanne 2:1 23. 19.03.1950 in Wien 3:3 24. 22.06.1952 in Genf 1:1 25. 26.06.1954 in Lausanne 7:5 WM - Viertelfinale 26. 01.05.1955 in Bern 3:2 27. 14.04.1957 in Wien 4:0 28. 22.09.1968 in Bern 0:1 29. 22.09.1976 in Linz 3:1 30. 04.04.1978 in Basel 1:0 31. 27.08.1986 in Innsbruck 1:1 32. 18.08.1987 in St. Gallen 2:2 33. 05.02.1988 in Monaco 1:2 34. 21.08.1990 in Wien 1:3 35. 27.03.1996 in Wien 1:0 36. 10.03.1999 in St. Gallen 4:2 37. 15.08.2001 in Wien 1:2 38. 21.08.2002 in Basel 2:3
Länderspiele gegen Liechtenstein
(Ergebnisse aus österreichischer Sicht)
2. 02.06.1998 in Wien 6:0 (2:0) 3. 07.10.2000 in Vaduz 0:1 (0:1) WM Qualifikation 4. 25.04.2001 in Innsbruck 2:0 (1:0) WM Qualifikation