Eimbeckhausen

Ortsteil der Stadt Bad Münder
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Eimbeckhausen ist ein Ortsteil der Stadt Bad Münder am Deister im Landkreis Hameln-Pyrmont in Niedersachsen. Er liegt an der B 442 zwischen Deister und Süntel.

Eimbeckhausen
Wappen von Eimbeckhausen
Koordinaten: 52° 14′ N, 9° 25′ OKoordinaten: 52° 13′ 57″ N, 9° 25′ 28″ O
Höhe: 134 m
Fläche: 2,8 km²
Einwohner: 2235 (2012)
Bevölkerungsdichte: 798 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1973
Postleitzahl: 31848
Vorwahl: 05042
Eimbeckhausen (Niedersachsen)
Eimbeckhausen (Niedersachsen)
Lage von Eimbeckhausen in Niedersachsen

Durch die Lage zwischen Deister und Süntel findet man hier viele Wander- und Radwege. Im erneuerten Dorfkern befindet sich der Heinrich-Buddensiek-Platz mit einer der seltenen Süntelbuchen.

Geographie

 
Evangelische Kirche St. Martin in Eimbeckhausen

Durch Eimbeckhausen führt die Bundesstraße 442. Der Ort ist umgeben von den bewaldeten Gebirgszügen Deister und Süntel im Weserbergland, nördlich von Hameln. Durch den Ort fließt der Eimbeckhäuser Bach, ein Nebenfluss der Rodenberger Aue.

Geologie

Eine geologische Erdschicht des Oberjura trägt den Namen „Eimbeckhäuser Plattenkalk“.

Geschichte

In Eimbeckhausen wurden 1624 Hexenverfolgungen durchgeführt: Fünf Personen wurden in Hexenprozessen angeklagt, alle Verfahren endeten mit einer Hinrichtung.[1]

Die Gemeinde Eimbeckhausen wurde am 1. Januar 1973 in die Stadt Bad Münder am Deister eingegliedert. Bei den letzten Volkszählungen vor der Eingemeindung hatte Eimbeckhausen 2385 (6. Juni 1961) bzw. 2458 Einwohner (27. Mai 1970).[2]

Religion

Die evangelische St.-Martin-Kirche (siehe auch Kultur und Sehenswürdigkeiten) gehört zum Kirchenkreis Hameln-Pyrmont im Sprengel Hildesheim-Göttingen der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.

Die katholische St.-Godehard-Kirche wurde 1960 erbaut und 1993 wieder geschlossen.

Politik

Ortsbürgermeister ist seit 2016 Bernd Schöbel (SPD).[3]

Eimbeckhausen trägt ein Stuhlsymbol im Wappen.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Wirtschaft und Infrastruktur

Unternehmen

  • Hytera Mobilfunk GmbH (ehemals Rohde & Schwarz Professional Mobile Radio GmbH) ist Hersteller und Lieferant für Funksysteme und Funkendgeräte (TETRA, Digital Mobile Radio, Analog). Zu den Kunden zählen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben ebenso wie die Öl- und Gaswirtschaft, Verkehrsunternehmen, Flughafenbetreiber und militärische Nutzer.
  • Der Büromöbelhersteller Wilkhahn mit weltweit 600 Mitarbeitern hat hier seinen Hauptsitz.

Historische Unternehmen der Stuhlindustrie

Auf Grund des Holzreichtums der umliegenden Wälder von Deister und Süntel gab es in Eimbeckhausen viele handwerkliche Stuhlbauer, die im 19. Jahrhundert auch in sogenannten Stuhlbauergenossenschaften organisiert waren. Zur Zeit der Industrialisierung haben sich hier mehrere Stuhlfabriken angesiedelt, wovon nur noch ein Büromöbelhersteller (Wilkhahn) übrig blieb.

 
Stammhaus der Fa. Benze ca. 1870
 
Dampfsägerei Benze ca. 1910
 
Benze Sitzmöbelfabrik Eimbeckhausen 1977 (von Süd-Westen)
  • Wilhelm Benze Sitzmöbel GmbH & Co KG (ca. 1830-1997) zuletzt benze collection, Sitzmöbelwerk Hüls & Co (Hülsta), Mündersche Straße 26

Die Anfänge der Firma Benze liegen in der Nienstedter Straße, wo Johann Wilhelm Benze (ca. 1790 bis 1840) wie so viele im Dorf neben der Kleinstlandwirtschaft auch seit etwa 1830 Stuhlbau auf handwerklicher Basis betrieb. Sein sehr geschäftstüchtiger Sohn Fritz Benze (1820-1896) baute ca. 1890 einen größeren landwirtschaftlichen Betrieb an der Münderschen Straße, der zunehmend zur Dampfsägerei umgebaut wurde. Sein Sohn Wilhelm (I.) Benze (1857-1917) und dessen Sohn Wilhelm (II.) Benze (1890-1951) stiegen schließlich selber nach 1900 sukzessive in den kompletten Stuhlbau ein. Diese vertikale Integration erlaubte es, die gesamte Marge der Prozesskette des Stuhlbaus (Sägen, Trocknen, Schleifen, Leimen, Lackieren und Polstern) zu vereinnahmen. Dies und der Handel mit Stühlen gerade nach Holland, was sich besonders in der Inflationszeit von 1923 als außerordentlich profitabel und ertragreich herausstellte, waren die Grundlage für den außerordentlichen Aufschwung in den 1930er bis 1960er Jahren. In dieser Zeit beschäftigte Benze teilweise mehr als 300 Mitarbeiter und stellte die größte Stuhlfabrik im Ort dar. Besonders Wilhelm (II.) besaß die Kombination aus unternehmerischem und erfinderischem Talent und industrialisierte die Stuhlproduktion so früh wie kaum ein Zweiter in der Region. Außerdem pflegte er zu seinen Mitarbeitern ein äußerst herzliches und soziales Verhältnis. So ermöglichte er Ihnen durch Ankauf verbilligter Baugrundstücke ( Siedlung Im Sonnenwinkel) und durch Verfügungstellung zinsgünstiger Kredite den Bau eigener Häuser. Die zunehmende Konkurrenz aus Ost-Europa und China drückte Anfang der 1970er Jahre auf die Margen und auch der Einstieg in die Tischproduktion 1974 und ein modernes Marketing-Konzept konnten den Margenverfall nicht aufhalten. 1977 musste Benze, wie so viele andere später auch, Konkurs anmelden und wurde von Hülsta übernommen und fortan als benze collection Sitzmöbelwerk fortgeführt. Auch Hülsta reduzierte über die Zeit die Fertigungstiefe und stellte schließlich den Benze-Stuhlbau nach fast 170 Jahren am 31. Dezember 1997 ganz ein.

  • Friedrich Bormann ohG Sitzmöbelfabrik (bis ca. 1978), Unter dem Thie
  • Wilhelm Wellner Stuhlfabrik (bis ca. 2000), Am Bach
  • Wente & Söhne Stilmöbelfabrik (bis ca. 1995), Fritz Hahne Straße

Bildung

In Eimbeckhausen befinden sich eine Grundschule, ein DRK-Kindergarten und eine Musikschule.

Verkehr

Die Bundesstraße 442 führt nun um den Ort herum und bietet eine Verbindung zur Bundesautobahn 2. Der etwa 7 Kilometer entfernte Bahnhof Bad Münder (Deister) an der Bahnstrecke Hannover–Altenbeken wird von der S-Bahnlinie 5 PaderbornHamelnHannover HbfHannover Flughafen bedient.

Persönlichkeiten

 
Wilhelm (II.) Benze (1890-1951)
  • Adelheid Tileken (–1624), mit ihrer Hinrichtung begannen in Eimbeckhausen die Hexenprozesse.[7]
  • Cordt von Brandis (1888–1972), Freikorpsführer und Verfasser mehrerer Bücher
  • Hans Piepho (1909–1996), Zoologe, Entomologe und Hochschullehrer
  • Fritz Hahne (1920-2008), Unternehmer, langjähriger geschäftsführender Gesellschafter der Wilkhahn GmbH & Co KG
  • Wilhelm (II.) Benze (1890-1951), Unternehmer

Literatur

Commons: Eimbeckhausen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Gerhard Schormann: Hexenverfolgung in Schaumburg, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 45, Hildesheim 1973, S. 149–151.
  2. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27. 5. 1970 bis 31. 12. 1982. W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart und Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 202.
  3. www.ndz.de Ortsrat Eimbeckhausen: Fliegender Wechsel mit viel Freude, abgerufen 11. Dezember 2016
  4. Wappen von Eimbeckhausen@1@2Vorlage:Toter Link/www.deutsches-stuhlmuseum.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. Deutsches Stuhlmuseum Eimbeckhausen e.V.
  6. Helmut Zimmermann: Knochenhauerstraße 34, in ders.: Hannover in der Tasche. Bauten und Denkmäler von A bis Z. 2. Auflage, Feesche, Hannover 1988, ISBN 3-87223-046-8, S. 62f.
  7. Gerhard Schormann: Hexenverfolgung in Schaumburg, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte, Band 45, Hildesheim 1973, S. 149–151.