Country Blues (auch: Folk Blues) gilt allgemein als Oberbegriff für eine Stilrichtung des Blues, die ihren Ursprung in ländlichen Regionen der amerikanischen Südstaaten hat und vorwiegend mit akustischer Gitarrenbegleitung vorgetragen wird. In den Südstaaten der USA fand der Country Blues ab den 1920er Jahren weitere Verbreitung, nachdem amerikanische Plattenfirmen damit begonnen hatten, Schellackplatten afroamerikanischer Künstler für ein afroamerikanisches Publikum zu produzieren.
Die Abgrenzung zum Folk Blues ist nicht eindeutig. Teilweise bezieht sich Country Blues auf einen Stil, der als ursprünglicher, authentischer und näher an den afroamerikanischen Ursprüngen angesehen wird als der Folk Blues. Letzterer gilt im Gegensatz dazu als "geglättet" und an die Hörgewohnheiten eines weißen Publikums angepasst oder auch als Mischung aus "schwarzer" und "weißer" Volksmusik. So würden Musiker wie Son House und Mississippi Fred McDowell als Vertreter des Country Blues, ein Musiker wie Brownie McGhee aber als Vertreter des Folk Blues gelten. Diese Unterscheidung wird aber keineswegs durchgängig vertreten und erscheint oft willkürlich und damit nicht sinnvoll. Häufig werden die beiden Begriffe daher auch synonym verwendet.
Die regionalen Ausprägungen des Country Blues, wie bspw. Delta Blues und Texas Blues, unterscheiden sich deutlich und weisen viele lokale Besonderheiten auf. Dennoch gab es bereits früh Musiker, wie u.a. der aus Texas stammende Blind Lemon Jefferson oder auch Mississippi John Hurt, die sehr persönliche und für ihre Heimatregion eher untypische Stile entwickelten. Eine Sonderstellung nimmt aufgrund seines sehr individuellen Stils und großen Einflusses auf andere Musiker Robert Johnson ein.
In den 1930er Jahren entwickelte sich in den größeren Städten aus dem Country Blues der Urban Blues (später Rhythm and Blues), wiederum mit verschiedenen lokalen Ausprägungen, wie Memphis, Detroit, Chicago, Louisiana, West Coast, Atlanta, St. Louis, East Coast, Swamp, New Orleans und Kansas City Blues. Letztendlich hat der Country Blues auch den Rock'n'Roll und über den British Blues auch die Rock Musik und den Hard Rock beeinflusst.
Doch weder die Entwicklung hin zum städtischen und elektrischen Blues, noch das Aussterben der ersten Generation, die größtenteils bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Aufnahmen gemacht hatte, haben bisher zu einem Verschwinden des Country Blues geführt. Seit den 1960er Jahren fühlen sich neben Taj Mahal weiße Künstler wie die einzigartige Rory Block, John Hammond Jr. und auch Bonnie Raitt diesem Stil verpflichtet. Und seit den 1990er Jahren prägt heute eine neue Generation den zeitgenössischen Country Blues. Dies sind neben Kelly Joe Phelps vor allem afroamerikanische Musiker wie Alvin Youngblood Hart, Corey Harris, Guy Davis und, mit etwas kommerziellerer Orientierung, Keb' Mo', die sich den Country Blues zu eigen gemacht und auf innovative Weise neu belebt haben.
Typische Vertreter
- Blind Blake (ca.1893 - ca.1933)
- Elizabeth Cotten (1895-1987)
- Reverend Gary Davis (1896-1972)
- Sleepy John Estes (1904-1977)
- Blind Boy Fuller (1907-1941)
- Son House (1902[?]-1988)
- Mississippi John Hurt (1892-1966)
- Nemiah "Skip" James (1902-1969)
- Blind Lemon Jefferson (1893-1929)
- Robert Johnson (1911-1938)
- Tommy Johnson (1896-1956)
- Blind Willie Johnson (1902[?]-1945[?])
- Lonnie Johnson (1899 oder 1900-1970)
- Leadbelly (1899-1945)
- Mississippi Fred McDowell (1904-1972)
- Brownie McGhee (1915-1996)
- Blind Willie McTell (1901-1959)
- Charlie Patton (1891-1934)
- Sonny Terry (1911-1986)
- Bukka White (1909-1977)
- Robert Pete Williams (1914-1980)