Wilde Schafsjagd

Buch von Haruki Murakami
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Wilde Schafsjagd (japanisch 羊をめぐる冒険 Hitsuji o Meguru Bōken) ist ein Roman von Haruki Murakami. Er erschien erstmals 1982 auf Japanisch, die deutsche Übersetzung erschien erstmals 1991 im Insel-Verlag.

Inhalt

Der Roman beginnt im Tokio des Jahres 1970. Der Ich-Erzähler führt eine erotische Beziehung mit einer studentischen Freundin. Als er sie fragt, ob sie jemanden umbringen würde, verneint sie, verrät aber, dass sie mit 25 Jahren sterben werde. Sie stirbt dann tatsächlich 1978 im Alter von 26 Jahren.

Die restliche Geschichte spielt im Jahre 1978. Erneut lernt der Erzähler eine Frau kennen, diesmal eine mit auffallend schönen Ohren, auf die er auf einem Foto aufmerksam geworden ist. Gleichzeitig veröffentlicht er selbst für eine Werbeagentur das Bild einer Schafweide auf Hokkaido, was der Agentur einen Besuch eines Agenten beschert. Dessen Auftraggeber, der sogenannte merkwürdige Mann so stellt der Erzähler fest, hat eine besondere Beziehung zu Schafen, da auch auf dessen Feuerzeug eines abgebildet ist. Ebenfalls trifft ein Brief eines Schulfreundes, der sich Ratte nennt, ein, in dem dieser verrät, dass dieser nun in Hokkaido wohnt. Zudem ist dem Brief eine Fotografie einer Schafsweide beigelegt.

Als sich der Erzähler näher mit dem merkwürdigen Mann beschäftigt, erfährt er, dass dieser in den 1930er Jahren während seiner Militärzeit in der Mandschurei von einem „Schaf in Besitz genommen wurde“, wie es in der dortigen Volksüberlieferung häufig geschieht. Die japanische Kultur hat hingegen kaum Bezug zum Schaf, da es dort erst im 19. Jahrhundert als Nutztier eingeführt worden ist. Der merkwürdige Mann beauftragt den Erzähler damit, die im Foto dargestellte Weide auf Hokkaido aufzusuchen. Im Gegenzug kümmert dieser sich auch um den altersschwachen Kater des Erzählers.

Zusammen mit seiner Freundin reist der Erzähler nach Hokkaido. In Sapporo übernachten sie im Hotel Delfin, das auf sie einen düsteren, heruntergekommenen Eindruck macht. Dort werden die beiden auf den Schafsprofessor aufmerksam gemacht, eine Person die ebenfalls „von einem Schaf in Besitz genommen wurde“ und für die dies das Karriereende bedeutete. Der Erzähler gibt eine Anzeige in der dortigen Zeitung auf, mit der er nach dem Schulfreund Ratte suchen lässt. Zudem begibt sich der Erzähler ohne seine Freundin, die im Hotel auf ihn wartet, in das entlegene Anwesen Rattes, in dem dieser Whiskey trinkt und für sich kocht. Er wird dort von einem Mann im Schafsmann besucht, anschließend von Ratte selbst, der erzählt, dass er in seiner Kindheit einen Bezug zu diesem Anwesen hatte und deshalb zurückgekehrt sei. Außerdem verrät ihm Ratte, dass er bereits seit rund einer Woche tot sei.

Als der Erzähler nach Sapporo zurückkehrt, erfährt er, dass seine Freundin bereits alleine zurückgereist sei. Auch den Kater bekommt der Erzähler nicht mehr zurück, da der merkwürdige Mann in der Zwischenzeit dessen Namen geändert hat. Nach einem Barbesuch in Tokio geht der Erzähler zum Meer und weint.

Kritik

„Dies ist, wie gesagt, ein Buch aus den kritischen Jahrzehnten vor der Jahrtausendwende, aber eben kein gesellschaftskritischer ökologiebewusster oder gar politikkritischer Roman. Der Held strampelt am Gängelband übermächtiger Kräfte, wie in anderen Romanen von Murakami gibt es eine zynische Turmgesellschaft, deren Verwicklungen in mafiöse Wirtschafts- und Politikhändel ohne tieferes Interesse gestreift werden, was nur ein Zeichen dafür ist, dass keinerlei Aussicht besteht, die Verhältnisse aufzuklären oder gar zu wenden. […] Nun, es ist so: Murakami zu lesen wirkt selbst tröstlich auf Leute, die noch gar nicht traurig sind, vielleicht ist das Murakamis Geheimnis.“

Susanne Mayer: Wenn der Schnee schmilzt in: Die Zeit[1]

Fortsetzung

Der Roman Tanz mit dem Schafsmann setzt die Handlung von Wilde Schafsjagd fort und beginnt vier Jahre nach dem Ende der ersten Erzählung.

Literatur

  • Haruki Murakami: Wilde Schafsjagd. Aus dem Japanischen von Annelie Ortmanns. btb, München 2006, ISBN 3-442-73474-6.

Einzelnachweise

  1. zeit.de