Nasriden, Dynastie im Sultanat Granada in Andalusien (1232 – 1492)
Herrscher:
- Muhammad I. ibn Yusuf (1232 – 1272)
- Muhammad II. al-Faqih (1272 – 1302)
- Muhammad III. (1302 – 1309)
- Nasr (1309 – 1314)
- Ismail I. (1314 – 1325)
- Muhammad IV. (1325 – 1333)
- Yusuf I. (1333 – 1354)
- Muhammad V. (1354 – 1391)
- Ismail II. (1360 – 1361)
- Muhammad VI. (1361 – 1362)
- Yusuf II. (1391 – 1392)
- Muhammad VII. (1392 – 1408)
- Yusuf III. (1408 – 1417)
- Muhammad VIII. (1417 – 1419)
- Muhammad IX. (1419 – 1454)
- Said (1454 – 1464)
- Abul-Hasan Ali (1464 – 1482)
- Muhammad XII. Boabdil (1482 – 1492)
Nach der Schlacht bei Las Navas de Tolosa (1212) begann die Herrschaft der Almohaden über Andalusien/ al-Andalus schnell zu zerfallen. Mit dem Aufstand des Ibn Hud in Murcia und dessen Ausweitung auf alle muslimischen Gebiete in Andalusien (mit Ausnahme von Valencia), brach die Almohadenherrschaft endgültig zusammen. Allerdings konnte Ibn Hud Andalusien nicht gegen Kastilien und Leon verteidigen, gegen die er mehrere Niederlagen (1230, 1231) erlitt und Tribut zahlen musste.
Zu diesem Zeitpunkt ließ sich Muhammad ibn Yusuf ibn Nasr 1232 in Arjona zum Sultan ausrufen und konnte nach dem Tod von Ibn Hud die Kontrolle über Granada, Almeria und Malaga erringen. 1246 musste aber auch die Nasriden die Lehnshoheit von Kastilien anerkennen. Bis zu seinem Tod konnte Muhammad I. sein Reich konsolidieren und durch die Aufnahme vieler muslimischer Flüchtlinge auch die Wirtschaft beleben.
Unter Muhammad II. al-Faqih (1272 – 1302) begannen die Meriniden von Marokko Truppen nach Andalusien zu schicken, so dass die Nasriden die Meriniden als Oberherren anerkennen mussten. Auch wirtschaftlich geriet das Reich, betreffs seines Außenhandels, bald in die Abhängigkeit von Aragon und Genua. Erst 1340 wurden die Meriniden von Kastilien am Rio Salado entscheidend geschlagen und mussten sich nach Afrika zurückziehen. Seit diesem Zeitpunkt konnten die Nasriden von Granada keine Unterstützung aus Nordafrika im Kampf gegen Kastilien mehr erwarten.
Der Höhepunkt des Reiches erfolgte unter Yusuf I. (1333 – 1354) und Muhammad V. (1354 – 1391). In dieser Zeit konnten die Nasriden die Kontrolle über die Meerenge von Gibraltar zurückgewinnen und den Handel ausbauen. Gleichzeitig wurde Granada stark ausgebaut und mehrere Paläste in der Alhambra u.a. der Löwenhof errichtet.
Im 15. Jahrhundert begann der Niedergang des Sultanats durch die Machtkämpfe mehrerer Sippen um die Macht. Auch wenn einige Angriffe von Kastilien abgewehrt werden konnten, z.B. 1431 bei der Schlacht in der Vega, ging doch 1462 Gibraltar endgültig verloren. Zwar konnte das Reich unter Abu l-Hasan Ali (1464 – 1482) zeitweise wieder konsolidiert werden, doch gewann Kastilien nach der Vereinigung mit Aragon 1479 ein erdrückendes Übergewicht. 1485 begann das vereinigte Kastilien und Aragon mit der systematischen Eroberung des Sultanats während unter den Muslimen wieder ein Bürgerkrieg um die Macht ausbrach. Granada musste 1492 kapitulieren, was das Ende der muslimischen Staatlichkeit auf der Iberischen Halbinsel bedeutete.
Die Muslime bekamen zwar die Religionsfreiheit zugesichert, doch wanderte die politische, wirtschaftliche und religiöse Führungsschicht nach Afrika aus. Die restlichen, teilweise zwangsbekehrten, Muslime (Morisken) wurden nach den Aufständen in Granada (1499 und 1569 – 1571) aus Spanien ausgewiesen (1609, 1611).
Literatur: Ulrich Haarmann, Geschichte der Arabischen Welt, C.H. Beck München, 2001