Kurgan-Hypothese

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Die Kurgan-Hypothese ist ein von der Archäologin Marija Gimbutas entwickeltes Erklärungsmodell, das die Frage beantworten soll, wer die proto-indoeuropäischen Ankömmlinge in Ost- und Südosteuropa waren und woher sie kamen.

Vorstoß der Kurganvölker nach Ostmitteleuropa in der Zeit zwischen 4300 und 3500 v.Chr.

Gimbutas beschrieb einige Kriterien, welche die proto-indoeuropäischen Kulturen des mittleren Wolga-Beckens, der Bergregionen des Ural und Kaukasus, des Don-Beckens und des unteren Dnjepr-Beckens gemeinsam hatten.

Als Projektleiterin von fünf großen Ausgrabungen in Südosteuropa und nach intensiven Studien eines weiten Spektrums von archäologischen Originalberichten und linguistischen Forschungen glaubt Gimbutas ab 1977, nachweisen zu können, dass die Proto-Indoeuropäer das "Alteuropa" der Kupferzeit, d.h. das vorindogermanische jungsteinzeitliche Europa, infiltriert hatten, und zwar in drei Wellen: von 4400-4200, von 3400-3200 und von 3000-2800 v.Chr.

Die verschiedenen berittenen Kurgan-Kulturen mit einem patriarchalen Sozialsystem wanderten aus der Steppenregion des nördlichen Schwarzmeer-Wolga-Gebietes, wahrscheinlich aus klimatischen Gründen, aus. Sie zogen gen Westen nach Europa, gen Südwesten nach Anatolien (die heutige Türkei), gen Südosten in den heutigen Iran und das heutige Indien, gen Nordwesten in das Baltikum und gen Osten in das heutige chinesische Turkestan. Ihre Ankunft brachte eine drastische "Kurganisierung" mit sich, die sich auf die Ackerbaukulturen auswirkte, in die sie eindrangen. Dieser Begriff ist gleichbedeutend mit dem der Indoeuropäisierung. In der Hippologie ist allerdings sehr umstritten, ob zu jener Zeit Pferde schon so weit domestiziert waren, dass diese geritten werden konnten.

Marija Gimbutas war die erste Wissenschaftlerin in den USA, die ein Gesamtbild der vorindoeuropäischen Zivilisation ausformulierte. Sie veröffentlichte es in The Prehistory of Eastern Europe: Part I. Ihre Ausführungen sind in Europa umstritten.

Literatur

  • Marija Gimbutas: Das Ende Alteuropas. Der Einfall von Steppennomaden aus Südrussland und die Indogermanisierung Mitteleuropas. Universität Innsbruck, Innsbruck 1994. ISBN 3-85124-171-1
  • A. R. Dexter, K. Jones-Bley (Hrsg.): The Kurgan Culture and the Indo-Europeanization of Europe. Selected Articles Form 1952 to 1993. Institute for the Study of Man. Washington DC 1997. ISBN 0-941694-56-9.
  • R. D. Gray, Q. D. Atkinson: Language-tree divergence times support the Anatolian theory of Indo-European origin. in: Nature. Macmillan Journals, London 426.2003, 435-439. ISSN 0028-0836
  • J.P. Mallory: In Search of the Indo-Europeans. Language, Archaeology and Myth. Thames & Hudson, London 1989. ISBN 0-500-27616-1.

Siehe auch