Bücherverbrennung

demonstrative Zerstörung von Büchern oder anderen Schriften durch Feuer
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Dort, wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
Heinrich Heine

Der Begriff der Bücherverbrennung bezeichnet die "feierliche" Zerstörung eines Buches oder mehrerer Kopien oder anderen schriftlichen Materials durch Feuer.

Die meist öffentlich durchgeführte Verbrennung wird i.d.R. mit moralischen, politischen oder religiösen Einwänden zu begründen versucht. Nicht nur Bücher werden so vernichtet, man entledigt sich durch Feuer auch anderer missliebiger Medien wie Tonbänder, CDs und Videobänder.

Der utopische Roman Ray Bradburys Fahrenheit 451 beschreibt eine Gesellschaft, die die Bücherverbrennung institutionalisiert hat.

Bücherverbrennungen in der Geschichte

  • Der chinesische Kaiser Shih Huang Ti griff im Zuge der Reichseinigung zu rigorosen Maßnahmen. So wird auch die Vielfalt widerstreitender philosophischer Schulen abgeschafft und verboten. Lediglich die staatstragende Philosophie wird gebilligt. 213 v. Chr. wurden die Bücher aller anderen Schulen verbrannt.
  • Die Bibel schildert eine Bücherverbrennung, mit der bestimmte Kirchen und Christengruppen bis zur Gegenwart ihr gewaltsames Vorgehen gegen abweichende Meinungsdarstellungen verglichen und begründet haben: "Viele aber, Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und berechneten, was sie wert waren und kamen aus fünfzigtausend Silbergroschen". (Apostelgeschichte 19,19 ) Die spektakuläre Aktion zeichnete sich offenkundig durch eine gewisse Freiwilligkeit aus.
  • 1497 verzehrten die Flammen des von Girolamo Savonarola gepredigten "Freudenfeuers der Eitelkeiten" pornographische Schriften, obszöne Bilder, heidnische Bücher, Glücksspiele, Kosmetik, Kopien von Boccaccios Decamerone und alle Werke des Ovid, die in Florenz gefunden werden konnten.
Zu den lebenden und später auch verfolgten Autoren gehörten u.a. Walter Benjamin, Bertolt Brecht, Lion Feuchtwanger, Leonard Frank, Erich Kästner (der unerkannt in der Menschenmenge zusieht), Alfred Kerr, Heinrich Mann, Thomas Mann, Robert Musil, Carl von Ossietzky, Erich Maria Remarque, Joseph Roth, Nelly Sachs, Ernst Toller, Kurt Tucholsky, Franz Werfel.
Liste aller betroffenen Autorinnen und Autoren:
http://www.writers-block.org/authors.html
Viele Schriftsteller und andere Künstler und auch Wissenschaftler erhielten in der Folge Arbeitsverbot oder entziehen sich weiteren Verfolgungen durch die Emigration.
  • Anfang 2001 kam es in Indonesien zu einer Reihe von "Sweepings" ("Fegefeuer") genannten Verbrennungen von als links geltender Literatur, japanischen Comics, Popmusik-CDs, aber auch von Khalil Gibrans Gedichtband Chicken Soup. Sie entsprangen studentischem Protest gegen sinkendes Ausbildungsniveau, wie auch fundamentalistischem westliche Vorstellungen negierendem Moralismus.

Siehe auch: Index librorum prohibitorum, Zensur; Meinungsfreiheit; Pressefreiheit Liste der verbrannten Bücher