Heinrich von Sybel

deutscher Historiker
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Heinrich von Sybel (* 2. Dezember 1817 in Düsseldorf; † 1. August 1895 in Marburg) war ein deutscher Historiker. Er stammt von einer lange bekannten protestantischen Familie aus Soest, Westfalen, ab.

Zur Bedeutung Heinrich von Sybels für die deutsche Geschichtswissenschaft

Sybel ist der älteste Schüler des Begründers der modernen Geschichtswissenschaft Leopold von Ranke. In der Geschichtswissenschaft im Deutschen Reich gilt er neben Ranke als einer der wichtigsten und einflußreichsten Historiker. Seine Stimme hat wohl bei nahezu allen Berufungen auf historische Lehrstühle Gewicht. Wichtig ist seine im Auftrag der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften zu München herausgegebenen Reichstagsakten (RTA). Den Entwurf für den Gesamtplan der RTA liefert Georg Voigt. Sybel begründet 1859 auch die Historische Zeitschrift.

Zu seinen Mitarbeitern sowohl in der Historischen Kommission als auch in der Historischen Zeitschrift zählen u.a. Georg Voigt und Wilhelm Maurenbrecher. Maurenbrecher ist übrigens sowohl bei Ranke in Berlin als auch Sybel in München und Bonn Schüler gewesen. Seine Arbeitsschwerpunke liegen in der Kaisergeschichte des Mittelalters und den damit verbundenen Quellenkunden. Die Gründung des Deutschen Kaiserreiches hat schließlich hierin ihre Legitimationsbasis. Sybel ist ein Paradebeispiel, daß Objektivität in der Geschichtsschreibung keineswegs im Sinne politischer Neutralität verstanden werden darf, was übrigens auch für Ranke nicht ganz zutrifft. Die Aufgabe mittelalterlicher deutscher Geschichtsforschung liegt zu dieser Zeit nicht unwesentlich eben in der Legitimation des deutschen Kaisertums. Sybel schreibt auch eine Geschichte der Gründung des Deutschen Reiches. Diese ist gleichsam als Bestätigung der Frage nach der Legitimation des deutschen Kaisertums aufzufassen. Für ihn liegt eine Aufgabe des Geschichtsstudiums in der erzieherischen Bedeutung des Berufes sowohl als Fachhistorikers als auch als Geschichtslehrer für den Staat und die Nation.

Betrachtet man sein Geschichtswerk, so stellt man leicht fest, daß keines seiner Werke den Verfasser wirklich überdauert. Seine Bedeutung in der Geschichtswissenschaft liegt stärker in der Rolle eines Wissenschaftsorganisators als in der eines Fachhistorikers. Ein nicht unwichtiger Beitrag von ihm ist eine im Zuge der Professionalisierung der Geschichtsausbildung an den Universitäten, die mit dem Aufbau einer Seminarstruktur einhergeht, parallele Strukturierung der Ausbildung von Fachhistorikern und Geschichtslehrern.