Mazedonisch ist eine Sprache aus der südslawischen Untergruppe der slawischen Sprachen, die ihrerseits zu den indogermanischen Sprachen zählen. Es wird überwiegend in der Republik Mazedonien gesprochen. Verwandt ist es mit dem Bulgarischen und dem Serbischem. Die mazedonische Schriftsprache, geschrieben mit kyrillischem Alphabet serbischen Typs, wurde 1944 geschaffen.
Mazedonisch (Македонски) | ||
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Gesprochen in |
Mazedonien, Bulgarien, Albanien, Griechenland, Westeuropa | |
Sprecher | ca. 2 Millionen | |
Linguistische Klassifikation |
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Offizieller Status | ||
Amtssprache in | Mazedonien | |
Sprachcodes | ||
ISO 639-1 |
mk | |
ISO 639-2 | (B) mkd | (T) mac |
Verbreitung
Mazedonisch wird von ca. 2 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen. Die Mehrzahl der Sprecher betrachtet sich als Angehörige des mazedonischen Volkes. Von den Sprechern leben knapp 1,4 Millionen in Mazedonien, wo es Amtssprache ist.
Kleinere Gruppen leben in Albanien, Bulgarien und Griechenland, wobei die genauen Zahlen aufgrund von Klassifikationsproblemen und Mangel an genauen Statistiken umstritten sind. Die im Südwesten Bulgariens gesprochenen ostsüdslawischen Varietäten werden von Linguisten aus der Republik Mazedonien als Mazedonisch, von solchen aus Bulgarien als Bulgarisch klassifiziert. Als Standardsprache ist dort das Bulgarische im Gebrauch. Im Nordwesten des griechischen Makedoniens gibt es eine Minderheit, die ostsüdslawische Varietäten spricht, die von vielen Slawisten dem Mazedonischen zugerechnet werden. Andere Slawisten rechnen sie den bulgarischen Dialekten zu. Die mazedonische Standardsprache ist dort jedoch nicht gebräuchlich, so dass es sich um "dachlose Außenmundarten" handelt. In Griechenland werden diese Varietäten gewöhnlich einfach als Slawisch oder als Slawomazedonisch bezeichnet. Im Südosten Albaniens gibt es eine kleine mazedonischsprachige Minderheit.
Durch jüngere Auswanderung leben Sprecher auch in Slowenien, Kanada, USA, Australien, Ungarn sowie in Deutschland (61.000 Quelle).
Klassifikation
Das Mazedonische wird in der Linguistik zusammen mit dem Bulgarischen zur östlichen Gruppe der südslawischen Sprachen gerechnet, die sich durch zahlreiche Merkmale von der westlichen Gruppe und teilweise auch von den übrigen slawischen Sprachen unterscheidet.
Aufgrund der großen Ähnlichkeit zum Bulgarischen wurde das Mazedonische, solange keine eigenständige mazedonische Schriftsprache bestand, meist als bulgarischer Dialekt angesehen. In Bulgarien ist diese Betrachtungsweise noch heute verbreitet. Dagegen betonen viele Mazedonier, dass ihr Gebiet Ausgangspunkt für die Entwicklung des Altkirchenslawischen bzw. Altbulgarischen vor über 1.000 Jahren gewesen sei. Diese Argumentationen dienten in der Vergangenheit auch als Argumente für gegenseitige Gebietsansprüche Jugoslawiens und Bulgariens.
Im Rahmen der nicht auf genealogischer Sprachverwandtschaft, sondern auf Sprachkontakt durch räumliche Nähe begründeten Sprachbund-Theorie gehört Mazedonisch zum Sprachbund der Balkansprachen.
Schriftsprache und Dialekte
Erst 1944 wurde das Mazedonische zur Schriftsprache erhoben. Es verwendet das kyrillische Alphabet in einer zum großen Teil von der serbischen Variante des Alphabetes übernommenen Fassung.
Das Mazedonische ist mittlerweile eine voll ausgebaute, für Äußerungen in allen Lebensbereichen gerüstete Sprache. Auch wenn eine Verständigung mit den Sprechern des Bulgarischen problemlos möglich ist, werden mittlerweile beide Idiome als eigenständige Sprachen angesehen. Da die mazedonische Schriftsprache auf den Dialekten der Region um die Städte Kičevo, Bitola, Struga und Ohrid im westlichen Mazedonien basiert, die bulgarische hingegen überwiegend auf den Dialekten des östlichen Bulgarien, erscheint der Unterschied zwischen Mazedonisch und Bulgarisch in der Schriftsprache größer als in der gesprochenen Sprache. Tatsächlich ist zwischen beiden Sprachen ein deutliches Dialektkontinuum festzustellen, so dass die Mundarten der östlichen Republik Mazedonien den Mundarten des westlichen Bulgariens ähnlicher sind als beispielsweise den Mundarten in der Region von Ohrid und Skopje.
In Griechenland wird die Sprache Slawisch oder auch Slawomazedonisch genannt. Einige Griechen sehen in dem Namen Mazedonisch einen Angriff auf ihre nationale Integrität. Das hat damit zu tun, dass Mazedonien (oder Makedonien) auch der Name einer Region in Nordgriechenland ist.
Einige dialektale Unterschiede zwischen der westlichen und der östlichen Dialektgruppe:
Eigenschaft | W | O | Beispiel |
Hilfsverb bei der 3. Person des resultativen Perfekts | fehlt | obligatorisch | тој бил vs. он е бил (er war) |
deiktischer Artikel | vorhanden | fehlt | куќата, -на, -ва vs. куќата (das Haus, vgl. kärntnerisch dås dege/sege Haus) |
obliquer Kasus | vorhanden | fehlt | го видам Ивана vs. го видам Иван (ich sehe Iwan) |
satzinitiale Klitika | erlaubt | ungrammatisch | ги имам видено (ich habe sie gesehen) |
Vergangenheitsform mit има | vorhanden | fehlt | имам речено vs. реков (ich habe gesagt) |
Grammatik
Mit dem Bulgarischen teilt das Mazedonische viele für slawische Sprachen untypische Merkmale, so z. B. die Existenz eines bestimmten Artikels, der dem Wort nachgestellt wird (vgl. книга Buch, книгата das Buch, новата книга das neue Buch), und den vollständigen Entfall des Genitivs.
Im Mazedonischen und im Bulgarischen gibt es den fürs Slawische untypischen Renarrativ.
Weblinks
- Makedonische Grammatik (PDF) von Victor Friedmann, 2001 (in englischer Sprache)
- weitere Informationen in der Internetversion des Lexikons der Sprachen des europäischen Ostens
- Deutsch-Makedonisches Wörterbuch